Der Waldschadensbericht 2004 hat die Öffentlichkeit wieder einmal bewegt. Der Ausgangspunkt Ihres Antrages war der so genannte Info-Brief „Optimierung der Landesforstverwaltung Sachsen-Anhalt“. Das ist ja nicht schlecht; das ist gut. Wir müssen darüber debattieren.
Der Wald ist ein sehr sensibles Thema in unserer gesamten Gesellschaft und das ist gut so. Die Waldzustandserhebung ist eine jährlich wiederkehrende momentane Bestandsaufnahme. Je nach Witterung und entsprechendem Schädlingsbefall ist der Bergwald, vor allem in Form von Nadelbäumen, oder der Auenwald, vor allem in Form von Laubbäumen, betroffen. Die Schadschwellenbetroffenheit hat weder mit der Eigentums- noch mit der Wirtschaftsform das Geringste zu tun. Das möchte ich betonen.
Die FDP ist angesichts des ausstehenden forstwirtschaftlichen Gutachtens in keiner Weise bereit, hier Zusammenhänge jedweder Art herzustellen, noch über ein ausstehendes Gutachten vorab zu diskutieren. Zuerst wollen wir das Gutachten haben und dann diskutieren wir darüber.
Was bei diesem Waldschadensbericht angebracht ist, geht vor allem in Richtung Klimaschutz. Es geht um Treibhausgase, Reduzierung der Rußpartikel in der Luft, also um eine drastische Immissionsminderung, was natürlich auch die Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs einschließt. Zum Beispiel im Dieselmotorenbereich wurde im letzten Jahrzehnt durch Forschung, Technologie und praktische Fortschritte eine 35-prozentige Einsparung des Verbrauchs erzielt.
Genau in diese Richtung geht es. Es geht um generelle forstwirtschaftliche Konsequenzen bei der zukünftigen
nachhaltigen Bewirtschaftung, die sich natürlich über Zeiträume von Generationen erstreckt. Es ist ja nicht so, dass der Wald dieses Jahr gepflanzt wird und in zehn Jahren gefällt wird. Das geschieht je nach Baumart, nach Bodenart, nach Zuwächsen in Zeitspannen von längstens 80 bis 120 Jahren, bis der Baum einschlagreif ist.
Was speziell momentan als Gegenmaßnahmen - außer der Reduzierung der Immissionen aus der Luft - bewerkstelligt werden sollte - das ist auch eine Aufgabe der Allgemeinheit -, sind Maßnahmen für den Boden. Ich denke dabei vor allem daran, den durch sauren Regen übermäßig versäuerten Böden durch Kalkungsmaßnahmen aus der Luft, die sehr problematisch und kostspielig sind, entgegenzuwirken. Speziell diese Maßnahmen können die Waldbesitzer unmöglich allein schultern.
Waldumbau - das stimmt -, vor allem hinsichtlich der Nutzungsart, weg von der Monokultur, hin zum Mischwald, soweit es der Boden erlaubt und hergibt, weg vom Kahlschlag, hin zur Naturverjüngung würde bedeuten, dass keine ausgedehnten Kahlflächen mit reduzierter Bodenbedeckung und entsprechenden Vegetationsunterbrechungen entstehen, was für die Wasserhaltung und Wasserbevorratung im Boden entscheidend ist und bleibt. Die Waldbestände können somit erheblich bessere Abwehrkräfte gegen Schädlinge und Witterungsschwankungen entwickeln.
Nun einige wichtige Fakten in Sachen fachliche Bewirtschaftung des Waldes. Eine Forstfläche muss wie eine Agrarfläche nach ökonomischen und ökologischen Fakten neuesten Standes und entsprechend den Realitäten bewirtschaftet werden. Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie und Zielsetzung. Nur ein gut bewirtschafteter Wald mit strategischen Nutzungszielen, was bei diesen Zeiträumen, bei Einschlagspannen von bis zu 20 Jahren nicht ganz einfach ist - - Wer hat schon vor 20 oder 30 Jahren gewusst, dass in Arneburg ein Zellstoffwerk und damit für Schwachholz mit einem Alter von 20 bis 40 Jahren, also so genannte Durchforstungsbestände, in der Region ein Markt entstehen würde? Das wusste ja niemand.
Es ist entscheidend, dass die entsprechende Wertschöpfung und somit auch die Erholungsfunktion des Waldes für die Allgemeinheit beibehalten wird und von allergrößter Bedeutung bleibt. Es gibt viel zu tun - packen wir es hier gemeinsam an. - Vielen Dank.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die für den Antrag auf diese Aktuelle Debatte von der PDS ursprünglich gewählte Überschrift „Hilft die Privatisierung dem Wald in Sachsen-Anhalt?“ musste geändert werden. Schade eigentlich, denn ich denke, die Betrachtungsweise dieser zugegebenermaßen etwas provozierenden Formulierung hätte nicht zu eng gesehen werden dürfen.
Im Umkehrschluss ergibt sich nämlich die Fragestellung: Schadet die Privatisierung dem Wald in Sachsen-An
halt? - Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir in den Dimensionen des Alters der Wälder denken. Wir müssen die Faktoren der Einflüsse auf die Entwicklung des Waldes betrachten und wir sollten auch seine Bedeutung als regenerative Energiequelle für die Zukunft nicht unterschätzen.
Es kommt nicht von ungefähr, dass der Begriff der Nachhaltigkeit seinen Ursprung in der Forstwirtschaft hat. Die Menschheit hat in ihrer Geschichte an vielen Stellen bereits die Erfahrung machen müssen, dass Raubbau an der Natur und hier insbesondere an den Wäldern zu gravierenden Veränderungen der Bodenfruchtbarkeit führt und ganze Landstriche in Wüsten und Steppen verwandelt,
eine Erfahrung, die bereits vor Beginn unserer Zeitrechnung im Mittelmeerraum gemacht wurde und deren Folgen bis heute nicht behoben sind.
In Deutschland wurde vor etwa 300 Jahren durch Hans Graf von Carlowitz in der Forstwirtschaft das Prinzip der Nachhaltigkeit, bezogen auf die mengenmäßige Nutzung des Holzes, formuliert. Etwa 100 Jahre später begründete Johann Heinrich von Cotha die moderne nachhaltige Forstwirtschaft und Forstwissenschaft. Beide sind Söhne des mitteldeutschen Raumes, auf die wir stolz sein können und auf deren Vermächtnis unser Handeln ausgerichtet sein sollte.
Was hat das nun mit der Privatisierung des Waldes zu tun? - Im Rahmen der deutschen Gesetzgebung liegt es im freien Entscheid des Waldbesitzers, für welche Bewirtschaftungsform er sich letztlich entscheidet. Unser Ziel, die Wirtschaftswälder durch ökologische Waldumbaumaßnahmen langfristig zu entwickeln und gegenüber schädlichen Umwelteinflüssen zu stabilisieren, können wir demzufolge in erster Linie in staatlichen Wäldern garantieren.
Der heute im Rahmen der Konvention über biologische Vielfalt verfolgte Ökosystemansatz beinhaltet ein angemessenes Gleichgewicht zwischen dem Schutz und der Nutzung der biologischen Vielfalt. Der Rat der Sachverständigen für Umweltfragen kommt in seiner Veröffentlichung „Waldnutzung in Deutschland“ zu der Aussage:
„Die Gleichrangigkeit von Schutz und Nutzung ist oft nicht gegeben, da der Zwang zum Wirtschaften überwiegt, vor allem im Privatwald. Das Problem liegt darin, dass immer noch 90 % der Einnahmen aus dem Holzverkauf erzielt werden. Die in allen Leitbildern wichtigen Schutz- und Erholungsfunktionen steigen zwar in der gesellschaftlichen Akzeptanz, bringen aber kein direktes Einkommen. So fällt es Waldbesitzern schwerer, Investitionen in die Schutzmaßnahmen zu tätigen.“
Diese Aussagen sprechen leider für sich. Sie stammen von gestandenen und anerkannten Wissenschaftlern. Sie verdeutlichen, dass es sehr wohl gute Gründe gibt, den Staatswald zu erhalten und, wie es im Landeswaldgesetz vorgesehen ist, zu mehren.
Die derzeitigen Strukturen des Forstbereichs in Sachsen-Anhalt bieten gute Voraussetzungen für eine nachhaltige Entwicklung unserer Wälder. Insbesondere die Dezentralität bietet gute Voraussetzungen, denn je en
ger die Bewirtschaftung am Ökosystem ansetzt, desto größer ist die Verantwortung und die Einbindung und Verwendung der lokalen Kenntnisse.
Der Waldschadensbericht 2004 für das Land SachsenAnhalt hält uns in alarmierender Art und Weise vor Augen, wie sensibel Ökosysteme auf witterungsbedingte Veränderungen reagieren.
Insbesondere der dramatische Zuwachs bei der Zahl geschädigter Buchen und Eichen sollte uns zu denken geben. Von den im Jahr 2004 deutlich geschädigten Bäumen wird, so hoffen wir jedenfalls, der überwiegende Teil der Schädigungen reversibel sein. Abhängig ist dies allerdings in ganz erheblichem Maße vom Witterungsverlauf der nächsten Monate. Das derzeitige winterliche Wetter dürfte zumindest ein bisschen Hoffnung geben.
Dennoch werden die Wälder wohl mehrere Jahre brauchen, um sich von diesem Tiefstand wieder zu erholen. Der Wald hat ein langes Gedächtnis.
In Ihrer Pressemitteilung vom 13. Dezember 2004, werte Ministerin, haben Sie zu Recht darauf verwiesen, dass es auf das Verhalten jedes Einzelnen ankommt; denn der Verbrauch fossiler Brennstoffe heizt den Klimawandel an. Wir brauchen also ein Umdenken in der Bevölkerung, und wir tun gut daran, den eingeschlagenen Weg, die externen Kosten des Verbrauchs fossiler Energieträger umzulegen, verbunden mit dem Ausbau regenerativer Energien, fortzusetzen.
Es ist schon kritisch zu hinterfragen, wenn einerseits über die hohen Spritpreise gestöhnt wird und andererseits erst der Motor angelassen wird, um danach die Scheiben vom Eis zu befreien. Ich denke, genau das ist der Punkt. Die Politik muss mit Aufklärungsarbeit ansetzen. Man muss den Menschen klar machen, welche Wirkung ihr Verhalten hat und dass zwischen notwendigen und vermeidbaren Beeinflussungen zu unterscheiden ist.
Leider kommt - das muss ich hier kritisch anmerken - dieser Ansatz zum Schutz des Klimas bei der Landesregierung etwas zu kurz. In Ihrer Regierungserklärung ergießt sich die Ministerin unter der Überschrift „Schutz des Klimas“ lediglich in der Kritik des Emissionsrechtehandels und in der verstärkten Nutzung von Biomasse. Letzteres ist zwar zu begrüßen, greift aber unter dieser Überschrift zu kurz. So fehlen meiner Meinung nach zum Beispiel Aussagen über die Gleichrangigkeit der Schutz- und der Nutzungsfunktion sowie den Bildungsansatz im Umweltbereich, auch in der Forstwirtschaft.
Der alljährliche Waldschadensbericht darf nicht nur zum Ritual verkommen. Es müssen auch Konsequenzen gezogen werden. Die Bundesregierung jedenfalls hat ein Maßnahmenbündel für die Genesung der Wälder geschnürt. Es gibt Gesetze, zahlreiche Verordnungen, strenge Grenzwerte für Öl- und Gasheizungen, Steuervergünstigungen für die Biokraftstoffe sowie inhaltliche
Protokolle wie das von Kyoto. So sagt die Bundesministerin Frau Künast: Ein Patriot ist, wer die Umwelt schont.
- Ja. - Bezüglich der Waldentwicklung tun wir gut daran, uns auf die klimatischen Veränderungen einzustellen. Im Rahmen der genetischen Variabilität der Baumarten ist die Pflanzenzüchtung gefragt. Saatgut mit entsprechenden Resistenzeigenschaften sollte zur Verfügung gestellt werden.
Sowohl die Züchtung als auch der notwendige Waldumbau werden in den kommenden Jahrzehnten mit erheblichen finanziellen Aufwendungen verbunden sein. Mit der Umwandlung der Landesforstverwaltung in einen LHO-Betrieb haben wir in der vergangenen Legislaturperiode für eine zukunftsfähige Entwicklung der Forstwirtschaft in Sachsen-Anhalt gute Voraussetzungen geschaffen. Diese werden sowohl den ökologischen als auch den wirtschaftlichen Belangen gerecht. Es gilt jetzt, diese Struktur optimal zu nutzen und zu entwickeln.
Natürlich muss der Wald auch kräftig verjüngt werden, sodass ein maßvolles Abholzen auch Sinn macht. So könnte die Nutzung des heimischen Holzes als Baumaterial und als Rohstoff gefördert werden. Hier stimmt das ökonomische Interesse der Waldbesitzer mit dem ökologischen Interesse eines auch in Zukunft stabilen Waldökosystems überein.
Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände warnt: Es wäre verkehrt, den Wald aus falscher Anteilnahme zu schonen. Der Wald braucht Pflege statt Mitleid. Nur gute Pflege hilft dem Wald wieder auf die Beine. Beim jetzigen Waldzustand eine Einschränkung der Bewirtschaftung zu fordern, wirkt wie ein Abzug des Pflegepersonals von der Intensivstation, so Dr. Ute Seeling, Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände.
Ob aber eine weitere Privatisierung von Staatswald das Allheilmittel für Sachsen-Anhalt ist, wage ich zu bezweifeln. Wir als SPD-Fraktion lehnen dies sowie eine Zerschlagung des Landesforstbetriebes ab. Wir haben im Forstbereich in Sachsen-Anhalt derzeit gut funktionierende Strukturen und qualifiziertes Personal. Wir müssen dies unbedingt erhalten und für die bevorstehenden Herausforderungen fit machen.
Es wäre fatal, wenn wir für kurzfristig zu erwartende Ausgabensenkungen im Landeshaushalt eine nachhaltige Entwicklung im Forstbereich aufs Spiel setzen. - Danke.
Frau Kollegin Hajek, wo haben Sie das her, dass die Landesforstverwaltung zerschlagen wird? - Das ist Frage 1.
Dann ein Nächstes: Nachhaltigkeit kann nur in staatlichen Wäldern gewährleistet werden. Wirtschaftliche Zwänge im Privatwald lassen das nicht zu. Inwieweit
lassen Sie also im Staatswald oder Landeswald Sachsen-Anhalts wirtschaftliche Zwänge zu? Sie wissen, dass wir Zuschussgeschäfte in Höhe von 36 Millionen € hinter uns haben. Wo sollen die Gelder herkommen?