„Bei Abweichungen der Halbjahresnoten wird die Jahresnote gemäß dem Mittel der beiden Noten gebildet oder, wenn dies nicht möglich ist, nach pädagogischem Ermessen. Dieses Ermessen wird bestimmt durch die Leistungsentwicklung.“
Ich spare es mir aus Zeitgründen, das gesamte Zitat wiederzugeben. An keiner anderen Stelle kommt das Ermessen der Lehrerinnen und Lehrer vor. Das finde ich schon problematisch.
Meine Damen und Herren! Wenn das die Antwort auf die enttäuschenden Pisa-Ergebnisse des Landes sein soll, dann würde ich als Lehrerin sagen: Thema verfehlt. Nicht mehr Prüfungen werden die Ergebnisse verbessern, sondern mehr Zeit zum Lernen, zum Üben und zum Wiederholen, mehr Systematisierung, mehr fächerübergreifendes, mehr problemorientiertes Arbeiten, mehr Kompetenzentwicklung, aber nicht mehr Klausurenstress.
Abfragbares Wissen ist noch kein anwendungsorientiertes Wissen. Die Praxis der Leistungsbewertung führt aber zu einem verstärkten Faktenlernen auf Abprüfbarkeit hin. Dafür haben Sie Ihre Gründe, wie ich sehe. Diese Abfragbarkeit von Faktenwissen - das belegen genügend Untersuchungen - hält genau bis zum Ende der Klausur, wenn sie diese überhaupt erreicht. Dann ist das Wissen nämlich wieder vergessen.
Ich finde, mit den Leistungsbewertungserlassen ist dem Ministerium kein großer Wurf gelungen, bestenfalls ein Weitwurf, ein Wurf weit weg vom Leben, weit weg von den Erfordernissen modernen Lernens. Dieser vermeintliche Weitwurf landet darum auch im Aus. Wir befürworten den Antrag der SPD-Fraktion.
Vielen Dank, Frau Dr. Hein. - Nun hat als letzte Rednerin noch einmal die Abgeordnete Frau Mittendorf das Wort. Bitte sehr, Frau Mittendorf.
Vielen Dank, Herr Präsident. - Meine Damen und Herren! Es ist so, dass der Leistungsbewertungserlass uns eigentlich das gesamte halbe Jahr, seit er gilt, bewegt. Aber um nicht in den Verruf zu kommen, ohne den Prüfstein der Praxis etwas, was in der Theorie entstanden ist, zu kritisieren, haben wir ganz bewusst gewartet.
Wir kennen die Kritiken, die im Vorfeld des Erlasses gekommen sind und die überwiegend nicht aufgenommen worden sind, und wir haben die Rückkopplungen zu allen Schulformen und wissen, dass dieser Leistungsbewertungserlass nicht das leistet, was er eigentlich leis
ten sollte. Wir wissen auch, dass es eigentlich von allen Interessenvertretern ganz konkret Bitten und Wünsche gibt, was zu verändern wäre.
Ich glaube, es ist ganz deutlich zu verstehen, was ich Ihnen mitteilen will. Es geht darum, diesen Leistungsbewertungserlass zu verändern, und zwar zu verändern an den Kritikpunkten, die von vielen eingebracht werden, und darum, dass nicht erst irgendwann im Herbst darüber von Ihnen berichtet wird, sondern im Vorfeld des neuen Schuljahres. Deshalb kann man Ihren Alternativantrag auch nur ablehnen.
Meine Damen und Herren! Wir sind nicht auf etwas aufgesprungen, sondern wir haben etwas bewusst gemacht, was im Schulalltag eine große Rolle spielt, was bei dem Philologenverband eine Rolle spielt, was bei der GEW eine Rolle spielt. Heute Mittag in einer Diskussionsrunde mit jungen Referendarinnen und Referendaren - Herr Tullner war dabei, Herr Dr. Volk war dabei, Frau Tiedge war auch dabei - war ein Thema der Leistungsbewertungserlass. Das ist doch wohl nicht etwas, was wir uns aus den Fingern saugen. Vielmehr fordern wir Sie auf, Dinge zu verändern, die die Personen, die mit Schule befasst sind, hart und nachdrücklich kritisieren. - Vielen Dank.
Vielen Dank, Frau Mittendorf. - Meine Damen und Herren! Wir sind am Ende der Debatte angelangt und treten in das Abstimmungsverfahren ein. Es liegen ein Antrag und dazu ein Alternativantrag vor. Zunächst stimmen wir über den Antrag ab. Sollte dieser keine Zustimmung finden, stimmen wir über den Alternativantrag ab.
Wer also dem Antrag der SPD-Fraktion in der Drs. 4/1453 seine Zustimmung gibt, den bitte ich das Zeichen mit der Stimmkarte. - Zustimmung bei der PDS- und der SPD-Fraktion. Gegenstimmen? - Bei der CDU- und der FDP-Fraktion. Damit ist dieser Antrag abgelehnt.
Wir stimmen nun über den Alternativantrag der CDU- und der FDP-Fraktion ab. Wer diesem Antrag seine Zustimmung gibt, den bitte ich um das Zeichen mit der Stimmkarte. - Zustimmung bei der CDU- und der FDPFraktion. Gegenstimmen? - Bei der PDS- und der SPDFraktion. Enthaltungen? - Keine. Damit ist dieser Antrag mehrheitlich angenommen und der Tagesordnungspunkt 17 erledigt.
Meine Damen und Herren! Bitte bleiben Sie noch einen Augenblick sitzen. Wir sind am Ende der 37. Sitzung des Landtages angelangt. Die morgige Sitzung beginnt bereits um 9 Uhr. Dann beginnen wir, wie vereinbart, mit dem Tagesordnungspunkt 2 und fahren fort mit den Tagesordnungspunkten 7, 8 und 21. Nach der Mittagspause setzen wir mit den Tagesordnungspunkten 18, 14 und 19 fort und werden voraussichtlich gegen 16.10 Uhr die morgige Sitzung beenden können.
Meine Damen und Herren! Ich möchte Sie nochmals einladen zu der jetzt in unserem Haus stattfindenden parlamentarischen Begegnung mit der Liga der Freien Wohlfahrtspflege im Land Sachsen-Anhalt e. V. Diese Begegnung findet im Fraktionsraum der CDU statt.