und damit auch einem menschlichen Naturell entsprechen, indem man die schlechten Dinge schnell vergisst, aber das Gute behÀlt. Es ist gut so, dass der Mensch so angelegt ist.
Ich habe gehört, dass irgendwann noch eine offizielle Verabschiedung stattfindet. Gestatten Sie mir, dass ich dann etwas tiefer in die Materie eindringe. Aber heute möchte ich ĂŒber Sie sprechen, bevor Sie in die verdiente Sommerpause gehen. Ich möchte die fĂŒr mich letzte Gelegenheit wahrnehmen, nach 1994, nach 1999 und nach 2004 einige Worte an Sie zu richten.
Was war das Besondere der 4. Wahlperiode? Zum ersten Mal musste die regierungstragende Arbeit auf zwei Fraktionen verteilt und die Regierungsarbeit, wenn auch nicht zu gleichen Teilen, geteilt werden. Der Landtag vergröĂerte sich von drei auf sechs Fraktionen, was zweifelsfrei die Auseinandersetzung lebhafter, bunter, aber auch komplizierter machte. Organisatorisch wurden
erhöhte Anforderungen an die Verwaltung gestellt bei gleichzeitiger Streichung von ArbeitsplÀtzen.
Neben den ĂŒblichen AblĂ€ufen bei der Bearbeitung parlamentarischer BeratungsgegenstĂ€nde erhöhten sich die Anforderungen an die Abgeordneten und das Personal durch die Einsetzung von zwei UntersuchungsausschĂŒssen und der Enquete-Kommission, die eine hervorragende Arbeit geleistet hat. Diese war zukunftsweisend. Die anderen AusschĂŒsse waren natĂŒrlich auch nötig, aber die Einsetzung der Enquete-Kommission war eine Aufgabe, die dem Landtag sehr gut zu Gesicht stand und deutlich machte, dass sich der Landtag mit Zukunftsfragen beschĂ€ftigt und nicht nur mit sich selbst.
Die ĂŒblichen zwei Plenartage im Monat mussten auf drei Plenartage erweitert werden, um die in der GeschĂ€ftsordnung vorgesehenen erweiterten Initiativen der Fraktionen abarbeiten zu können. Ich muss sagen, die GeschĂ€ftsordnung ist ausgearbeitet worden, bevor das Wahlergebnis feststand.
Das sichtbare Ergebnis der Arbeit der Abgeordneten sowie der mitarbeitenden Fraktionen waren 16 000 registrierte parlamentarische Initiativen, davon allein 12 000 Kleine Anfragen an die Staatsregierung und ihre nachfolgenden Verwaltungen und Ămter. FĂŒr diese Arbeit möchte ich der Staatsregierung und allen, die daran beteiligt waren, ganz herzlich danken.
Kleine Anfragen sind sozusagen das individuelle Recht des Abgeordneten. Ich weiĂ, dass das viel Arbeit macht, aber es ist die besondere Beziehung des Abgeordneten zu seinem Wahlkreis, zu seinen WĂ€hlerinnen und WĂ€hlern. Von daher ist es ein Instrument, das in einer parlamentarischen Demokratie und Gesellschaft unverzichtbar ist.
Besonders die Vielzahl Kleiner und GroĂer Anfragen beanspruchte viel Zeit bei der Behandlung im Parlament, besonders aber in den Verwaltungen. Mit der gröĂeren Anzahl der Fraktionen mussten dann auch Teile der Landtagsverwaltung neu untergebracht werden, was zu einer zusĂ€tzlichen Belastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fĂŒhrte, ohne dass die QualitĂ€t der Arbeit darunter litt.
Mein besonderer Dank gilt deshalb allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Landtagsverwaltung, in den Fraktionen sowie in den Ministerien und Ămtern und natĂŒrlich, wie immer, unseren fleiĂigen Stenografen und allen am Plenarbetrieb Beteiligten. Ich sage das mit allem Nachdruck; denn â Sie wissen das sicher â wenn hier die Plenarsitzung 23 Uhr beendet ist, arbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mindestens noch bis 1 oder 2 Uhr, sodass diese Leistung wirklich nicht hoch genug einzuschĂ€tzen ist, die sie fĂŒr das Parlament erbringen.
In der zurĂŒckliegenden Wahlperiode erinnerte sich der Landtag nicht nur, wie es schon Tradition ist, am 3. Oktober an die glĂŒckliche Wiedervereinigung unseres Landes mit einem Festakt und einem Tag der offenen TĂŒr, sondern beging in feierlicher Form den 175. Jahrestag der Verabschiedung der ersten SĂ€chsischen Verfassung am 4. September 2006 und den 15. Jahrestag der Verabschiedung der vierten SĂ€chsischen Verfassung am 24. Mai 2007.
In FestvortrĂ€gen im Parlament und in RedebeitrĂ€gen auf Foren wurde parteiĂŒbergreifend festgestellt, dass sich unsere jĂŒngste SĂ€chsische Verfassung, gemessen an der Lebenswirklichkeit des Alltags, als ein verlĂ€ssliches Fundament fĂŒr die BĂŒrgerinnen und BĂŒrger bewĂ€hrt hat. Ich denke, das war eine Auszeichnung ĂŒber alle Fraktionen hinweg.
Neben einer Reihe von wichtigen Gedenktagen, die wir begangen haben, möchte ich insbesondere den 27. Januar hervorheben. Seit wenigen Jahren begeht der Landtag gemeinsam mit der Staatsregierung diesen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust in AuschwitzBirkenau, stellvertretend fĂŒr die vielen Lager und die vielen Millionen Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft. Ich danke an dieser Stelle allen Abgeordneten, die sich mit mir gemeinsam auf den Weg gemacht haben, in der Hölle des Grauens der Opfer zu gedenken. Gemein
sam im Gedenken waren wir uns einig, nie wieder solche Verbrechen zuzulassen und ĂŒberall dort Widerstand zu leisten und sich verbal politisch auseinanderzusetzen, wo die Geschehnisse geleugnet oder die Opfer verhöhnt werden.
(Anhaltender Beifall bei der CDU, der Linksfraktion, der SPD, der FDP, den GRĂNEN und der Staatsregierung)
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich möchte meine AusfĂŒhrungen nicht beenden, ohne Ihnen, verehrte Abgeordnete, fĂŒr Ihre Arbeit zu danken. Politik fĂŒr die Menschen zu machen, wenn man sich getragen weiĂ von den BĂŒrgerinnen und BĂŒrgern, von Freunden, dem Partner und von der Familie â deshalb gilt unser Dank allen, die unsere Arbeit unterstĂŒtzen und mittragen. Sie haben eine erhebliche Last mit zu schultern und auf so manche Gemeinsamkeit zu verzichten.
Es ist mir ein besonderes Anliegen, hier und jetzt auch jener Abgeordneten zu gedenken, die im Zeitraum dieser Legislaturperiode verstorben sind. Ich erinnere an Dietmar Jung, Uwe Leichsenring, Dietmar Franke und Werner Klinnert aus der 1. und 2. Legislaturperiode und an unseren ehemaligen AltersprÀsidenten der 1. und 2. Legislatur, Herrn Dr. Heinz Böttrich.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die 5. Legislaturperiode wird dadurch geprĂ€gt sein, dass sie viele neue Gesichter zeigen wird. Eine groĂe Anzahl von Abgeordneten der 4. Wahlperiode haben sich entschlossen, sich nicht erneut um ein Mandat zu bewerben, und stehen deshalb mit ihren bereits langjĂ€hrigen Erfahrungen dem Parlament nicht mehr unmittelbar zur VerfĂŒgung.
Es sind aus der CDU-Fraktion Dr. Fritz HĂ€hle, Prof. Dr. Georg Milbradt, Prof. Gunter Bolick, Heinz Eggert, Helmut Gregert, Georg Hamburger, Steffen Heitmann, Rita Henke, Thomas Hermsdorfer, Dr. Rolf JĂ€hnichen, Dr. Horst Metz, Wolfgang Pfeifer, Angelika Pfeiffer, Horst Rasch, Heiner Sandig, Jutta Schmidt, Volker Schimpff, Christian Steinbach, Gottfried Teubner, Hermann Winkler und auch ich. Aus der SPD-Fraktion sind es Prof. Dr. Weiss, Dr. Gisela Schwarz, Gunther Hatzsch und Johannes Gerlach. Aus der Linksfraktion sind es Prof. Dr. Peter Porsch, Regina Schulz, Elke Altmann, Dr. Cornelia Ernst, Dr. Michael Friedrich, RenĂ© Fröhlich, Heiko Hilker, Caren Lay, Ingrid Mattern, Bettina Simon und Ronald Weckesser, und aus der Fraktion GRĂNE ist es Astrid GĂŒnther-Schmidt.
Sie alle haben einen wesentlichen und unverzichtbaren Anteil beim Aufbau unseres Landes und der Ausgestaltung unserer Demokratie und des Parlamentarismus. DafĂŒr möchte ich Ihnen sehr herzlich danken.
(Beifall bei der CDU, der Linksfraktion, der SPD, der FDP, den GRĂNEN, der Abg. Gitta SchĂŒĂler, NPD, und der Staatsregierung)
Ich bin mir sicher, dass Ihre Erfahrungen in vielfÀltiger Weise nicht nur den Neuen zugute kommen, sondern
unserer Gesellschaft insgesamt. Im Namen aller Abgeordneten, die im Parlament verbleiben, sage ich Ihnen Dank und wĂŒnsche Ihnen im neuen Lebensabschnitt alles Gute und Gottes Segen.
Zu guter Letzt gilt allen, die mich in meiner AmtsfĂŒhrung unmittelbar und mittelbar in den 19 Jahren unterstĂŒtzt haben, mein persönlicher Dank. So meinen Stellvertreterinnen und Stellvertretern im Amt, den Landtagsdirektoren, meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im BĂŒro, meinem Kraftfahrer, der mich all die Jahre unfallfrei in Deutschland und in allen LĂ€ndern chauffiert hat.
Gemeinsam mit meiner Stellvertreterin und meinem Stellvertreter, die zusammen mit mir ausscheiden, möchten wir Ihnen Adieu sagen. Danke schön.
Lassen Sie mich noch zwei SĂ€tze sagen: Meine Damen und Herren, die Tagesordnung der 140. Sitzung des 4. SĂ€chsischen Landtages ist abgearbeitet. Die Sitzung ist geschlossen. Ich wĂŒnsche Ihnen einen schönen Urlaub, einen Wahlkampf, der es in sich haben wird, und heute Abend ein gemeinsames Zusammensein.