Auch das stelle man sich einmal für andere Unterrichtsfächer vor. Wenn man Mathebücher privat finanzieren müsste, wäre der Aufschrei zu Recht riesengroß.
Deshalb muss das Land für die entsprechenden Rahmenbedingungen sorgen. Lehrmaterial muss erarbeitet werden. Für dessen Erarbeitung müssen Abordnungsstunden zur Verfügung gestellt werden. Es müssen Personen oder Institutionen benannt werden, die für die Erarbeitung zuständig sind. Die Finanzierung dieses Materials muss über den Landeshaushalt gewährleistet werden. All das gibt es derzeit nicht. Deshalb muss hier schnell etwas geschehen.
Auch bei den Schulen selbst müssen wir ansetzen. Mit reiner Freiwilligkeit werden wir hier nichts. Es muss schon ein bisschen mehr sein. Lehrer müssen während des Studiums einen sicheren Referendariatsplatz angeboten bekommen. Nach Abschluss ihres Studiums brauchen sie eine Jobgarantie - wie bei den Sorben - und eine entsprechende Planstelle in Nordfriesland oder auf Helgoland.
Wie bei den Lehrern, die eine Prämie bekommen, damit sie an Schulen im ländlichen Raum unterrichten, muss es auch eine entsprechende Gehaltszulage für die Friesischlehrer geben. Erst dann ist der Beruf des Friesischlehrers wirklich attraktiv.
Nur wenn wir wirkliche Modellschulen für Friesisch einrichten, haben wir eine Chance, dass sich hier etwas Nachhaltiges entwickeln kann. Deshalb muss an solchen Schulen Friesisch fester Bestandteil der Stundentafel in den Klassen 1 bis 6 werden. Friesisch muss als richtiges Fach unterrichtet werden. Ja, dazu gehört auch, dass für die Leistungen im Friesischunterricht reguläre Zeugniseinträge erfolgen; denn auch das erhöht den Stellenwert des
Also, meine Damen und Herren, wir haben hier recht viel zu tun. Eine große, wichtige Aufgabe gilt es zu lösen. Wir haben Verantwortung für eine in Schleswig-Holstein beheimatete Minderheitensprache. Wenn wir nicht jetzt anpacken, sondern weitere zehn Jahre warten, dann werden wir einen weiteren Niedergang des Friesischunterrichts erleben. Wir brauchen feste, sichere Strukturen sowie sichere rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen für den Friesischunterricht.
Deshalb bitte ich darum, dass wir darüber im Ausschuss in Ruhe beraten können. Ich bitte um Überweisung in den Bildungsausschuss und hoffe, dass wir dort zu vernünftigen Lösungen kommen können. - Vielen Dank.
Sehr geehrte Frau Landtagspräsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kollegen! Bemerkenswert ist, dass die AfD in der gestrigen FördeRunde des Offenen Kanals, als es um dieses wichtige Thema ging, keine Zeit hatte. Das zeigt wieder einmal, welche Schwerpunkte sie bei bestimmten Themen setzt. Auch das wollte ich einmal angesprochen haben.
Die nordfriesische Sprache gehört zur schleswigholsteinischen Identität; ich glaube, das können wir hier festhalten. Gleiches gilt für Dänisch und selbstverständlich - Hochdeutsch, aber auch für Niederdeutsch und Romanes. Das sind alles Teile unserer Heimat. Friesisch ist von der Westküste nicht wegzudenken.
Es wird geschätzt, dass auch heute noch etwa 10.000 Menschen im Kreis Nordfriesland die nordfriesische Sprache beherrschen. Nicht umsonst ist sie deshalb als Minderheitensprache geschützt. Als autochthone Sprache Schleswig-Holsteins trägt das Friesische ganz erheblich zur kulturellen Vielfalt
Mit der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen verpflichten wir uns dazu, Friesisch als Ausdruck unseres kulturellen Reichtums anzuerkennen, zu schützen, zu fördern und die Menschen zu ermuntern, diese Sprache zu nutzen. Im Bildungsbereich haben wir uns dazu verpflichtet, geeignete Formen und Mittel für das Lehren und Lernen der Minderheitensprache bereitzustellen.
Lieber Lars Harms, bei allem Respekt und der Richtigkeit bei vielen Themen finde ich, dass wir nicht alles schlechtreden müssen. Friesisch wird an Schulen beigebracht. Klar ist, auch da gibt es noch Luft nach oben. Aber es ist nicht nur alles schlecht.
Viele setzen sich dafür ein. Der SSW macht es heute zum Thema. Aber auch wir von der CDU haben auf dem vergangenen Parteitag im November über das Friesische diskutiert. Bestimmte Themen, die sich im Antrag wiederfinden, haben wir benannt. Wir haben über Friesisch als Schulfach in Klasse 5 und 6 diskutiert. In Nordfriesland - das wissen alle hat sich der Kreistag mit diesem Thema beschäftigt. Unsere Bildungsministerin war zur Sommertour auch beim Friesenrat. Viele Themen, die sich im Antrag wiederfinden, hat sie aufgeschrieben. Sie kümmert sich darum, dass sie umgesetzt werden. Sie wird selbst noch dazu sprechen.
Ich will an dieser Stelle der Oppositionsarbeit des SSW, insbesondere des heimlichen Oppositionsführers Lars Harms, Respekt zollen, weil hier von der Opposition tatsächlich ein Thema gesetzt wird, um das sich die Regierung zwar kümmert, aber Sie versuchen, die Themen für sich einzunehmen. Im Grundsatz eint uns, glaube ich, dass wir vorankommen wollen. Herzlichen Glückwunsch zu diesem Antrag, lieber SSW!
Zu Ihrem Antrag will ich - wir wollen ihn auch im Ausschuss diskutieren - hier zumindest sagen: Ja, wir brauchen mehr Lehrer, die die friesische Sprache unterrichten können, wenn wir die Sprache langfristig erhalten wollen. Allerdings ist das Problem meist nicht, dass Lehrer den Weg im Landesdienst nicht finden. Ein entsprechender Lehrer fin
det den Weg. Das Problem besteht darin, dass zu wenige Friesisch studieren und später lehren wollen. An diesem Punkt muss man eigentlich ansetzen.
Wir wollen mehr friesisches Unterrichtsmaterial. Darum wollen wir uns kümmern. Das Problem ist weniger die Freistellung - darüber kann man auch diskutieren -, sondern dass es viel zu wenig Menschen gibt, die friesisches Unterrichtsmaterial erstellen können. Verlage und bestimmte Institutionen - das ist vorhin angesprochen worden - sehen da keinen Markt. Deswegen kümmern sie sich nicht darum. Es muss eventuell um andere Modelle gehen als die, die im Antrag genannt sind. Darüber wollen wir am Ende auch im Bildungsausschuss diskutieren.
Reisen bildet. Das wissen wir alle im Landtag. Wir sind mit dem Europaausschuss in Südtirol gewesen. Dort haben wir das Ladinische Kulturinstitut besucht. Ladinisch ist eine Minderheitensprache. In Südtirol sind es eher Täler - weniger Inseln -, die zu diesen Sprachinseln führen. Es gibt aber ähnliche Themen wie die, die wir angehen sollten. Wir haben dort eine App kennengelernt, in der Kinder verschiedene Kinderlieder in unterschiedlichen Sprachen - auf Italienisch, auf Deutsch, auf Ladinisch kennenlernen; denken Sie an das Lied „Bruder Jakob“, Sie können es sich vorstellen. Das Gleiche könnten wir vielleicht auch für Friesisch, Dänisch und andere Sprachen anbieten. Das sind, glaube ich, Ansätze, bei denen wir von anderen lernen können. Damit können wir über das hinaus, was schon angesprochen wurde, noch mehr tun, um Friesisch zu unterstützen.
In einer globalisierten Welt ist es wichtiger denn je, dass wir relativ kleine Sprachen wie das Friesische stärker unterstützen. Viele Sprachen sind heute bedroht. Ich will dem Friesischen Verein, dem Nordfriisk Instituut, aber auch der Ferring Stiftung - die wurde eben auch schon genannt - ausdrücklich für ihr Engagement danken; denn am Ende sind es solche Institutionen, die den Erhalt dieser Sprachen möglich machen. Das gehört auch in dieses Plenum.
Zum Schluss, meine Damen und Herren: Mit fünf rechtlich anerkannten Sprachen ist Schleswig-Holstein innerhalb des deutschsprachigen Raums in Europa die Region mit den meisten Sprachen. Das wissen die wenigsten. Diese Vielfalt prägt unser schönes Bundesland.
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Nach Angaben des Nordfriesischen Instituts hat sich die Zahl der Menschen, die Nordfriesisch in einem seiner zahlreichen Dialekte sprechen, in den letzten 100 Jahren auf geschätzte 8.000 halbiert. Das bedeutet, dass der Verfassungsauftrag in Artikel 6, wonach die friesische Volksgruppe den Anspruch auf Schutz und Förderung hat, und in Artikel 12, wonach das Land den Friesischunterricht schützt und fördert, eine ständige Aufgabe ist und bleibt.
Wie in vielen anderen Bereichen erleben wir auch hier, dass der Schulunterricht an Bedeutung gewinnt, weil die Sprache immer häufiger in den Familien tagtäglich nicht mehr gesprochen wird beziehungsweise gar nicht gesprochen wird.
Auch deshalb haben wir von der Küstenkoalition den Handlungsplan Sprachenpolitik auf den Weg gebracht, der zum Ziel hat, eine durchgängige Verankerung der Regional- und Minderheitensprachen im gesamten Bildungsgang zu erreichen. Angehörige einer Sprechergruppe sollten im Laufe ihres Lebens jederzeit mit ihrer Sprache und Kultur in Kontakt bleiben. Ein geschlossener Bildungsgang ist deshalb unerlässliche Grundlage für den Fortbestand dieser Sprachen und damit des Friesischen. Unerlässlich ist er natürlich auch für den Fortbestand der Mehrsprachigkeit in Schleswig-Holstein, auf die wir mit Recht stolz sind.
Wir begrüßen es, dass der SSW an dieses Ziel anknüpft und mit seinem Antrag ein umfangreiches Maßnahmenpaket zur Förderung der friesischen Sprache im Unterricht schnürt. Viele der Ideen im Antrag des SSW sind gut und richtig. In jedem Schulfach ändern sich im Zuge der Digitalisierung die Unterrichtsmethoden und die Lehr- und Lern
Ich glaube, dass wir mit dem Nordfriesischen Institut im Zusammenwirken mit den beiden lehrerbildenden Universitäten ein Kompetenzzentrum haben, das zeitgemäße Lernmaterialien erarbeiten kann, auch wenn das möglicherweise kurzfristig nicht gleichzeitig für jeden Dialekt zu erreichen ist. Da verweise ich auch gern auf die App, die Tobias vielleicht noch auf seinem Handy hat; er hat sie sich damals heruntergeladen. Wer sich das vielleicht einmal anschauen möchte, kann sich an den Kollegen Tobias von der Heide wenden. Auch diese Idee ist bereits beim Friesischen Institut angekommen. Das weiß ich.
Die Idee der Modellschulen Friesisch geht in die richtige Richtung. Wir dürfen dabei aber eines nicht übersehen: Modellschulen scheitern, wenn sie gegen den Widerstand der Mehrzahl der Eltern eingerichtet werden. Es ist nun einmal leider so, dass viele Eltern den Wert von Friesischunterricht nicht sehen, vor allem wenn sie selbst und ihre Kinder nicht der friesischen Minderheit angehören. Da müssen wir, glaube ich, noch ganz viel Überzeugungsarbeit leisten. Da sind wir an eurer Seite.
Womit ich allerdings die größten Probleme habe ich hoffe inständig, dass ich das missverstanden habe -, ist der Ansatz des SSW, die Minderheitensprache Friesisch in eine Konkurrenz zu DaZ zu setzen. Das finde ich eine fatale Verbindung, weil wir notwendige Leistungen für Geflüchtete und andere Migrantinnen und Migranten grundsätzlich nicht gegen soziale und kulturelle Leistungen für die einheimische Bevölkerung ausspielen sollten. Wie gesagt, ich hoffe, dass ich das missverstanden habe.
Die vom SSW geforderte bedingungslose Jobgarantie für Absolventen des Friesischen darf nach unserer Überzeugung nicht dazu führen, dass wir Qualitätsstandards übersehen beziehungsweise missachten.
Ich bin dem SSW für diesen Antrag dennoch sehr dankbar, weil er den Ansatz des Handlungsplans Sprachenpolitik aufgreift und weitergehende Vorschläge zur Umsetzung macht.
Der Schutz und die Förderung der Regional- und Minderheitensprachen sind für uns Verfassungsauftrag. Dazu haben wir uns auch mit der Unterzeichnung der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen verpflichtet. Das wird uns demnächst im Europaausschuss beschäftigen. Es ist richtig, daran weiterzuarbeiten und die Förderung
Der Antrag stellt eine gute Diskussionsgrundlage für unsere Beratungen dar. Ich beantrage deshalb, den Antrag federführend an den Bildungsausschuss und mitberatend an den Europaausschuss zu überweisen. Dann lassen Sie uns gemeinsam nach guten Wegen suchen, die friesische Sprache weiter zu sichern und dafür zu sorgen, dass möglichst viele Kinder diese Sprache lernen. - Vielen Dank.