Es stellt sich allerdings schon die Frage, ob der ESBD als Träger geeignet ist, die erforderlichen Anreize zur kritischen Auseinandersetzung mit Videospielen zu setzen und die gebotene objektive Hilfestellung bei der Vermittlung von Medienkompetenz, Suchtprävention und Bewegungs- und Ausgleichsangeboten zu leisten. Ein Konzept liegt dem Parlament jedenfalls bisher nicht vor.
re die Auswertung der mündlichen Anhörung zeigt jedoch, dass wir noch einen erheblichen Klärungsbedarf haben, Herr Harms.
Ist die Altersbegrenzung der USK-Einstufungen allein geeignet, einen ausreichenden Jugendschutz zu gewährleisten? Der ESBD meint ja, unsere Fachleute meinen nein, sie bestreiten das. Sie sagen sogar, dass im Jugendschutzmediengesetz noch eine Änderung erforderlich ist.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, gerade vor dem Hintergrund von Jugendschutz, Sucht- und Gewaltprävention werden wir nicht umhinkönnen, uns verantwortungsvoll dazu zu positionieren, ob wir, dem Wunsch des ESBD folgend, unreflektiert und unkritisch alle Spiele und Spieleinhalte fördern wollen. Ich kann nicht erkennen, dass Ego-Shooter-Spiele, deren realistische Darstellung von Kriegs- und Tötungsszenarien und die angebotenen Problemlösungen das geeignete Mittel sind, um Gewalt und Hass entgegenzuwirken. Darüber werden wir uns unterhalten müssen.
Ich komme zum Schluss und möchte an dieser Stelle - ich freue mich auch auf die weitere Beratung miteinander - Herrn Lüthi von Cross Border Esport zitieren.
Ein letzter Satz. - Ich glaube, der ist unverdächtig, gegen E-Sport zu sein. Er hat im Ausschuss - ich zitiere - gesagt:
„Grundsätzlich muss vor dem Start eines Projektes beziehungsweise einer Förderung geklärt werden, wohin der Weg führen soll.“
Lassen Sie uns im Ausschuss miteinander klären, wohin der Weg jetzt führt. Dann können wir uns über weitere Fördermittel unterhalten, und ich bin gern dabei. - Danke schön.
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Anfang August 2018 nahm das Schicksal seinen Lauf. Ein euphorisierter Ministerpräsident Daniel Günther im Sporttrikot setzte sich mit breitem Lachen an die Spitze der E-Sport-Bewegung in Wacken. Damals hatte er noch leicht schnacken.
Eine E-Sports-Akademie an der Westküste - geschenkt. Ein Landes-E-Sport-Zentrum in Kiel - her damit. 500.000 € für E-Sport-Häuser - raus damit. Hauptsache irgendwas mit Computern, Medienkompetenz und Wirtschaftsförderung.
Meine Damen und Herren, die Latte für jeden, der eine Erwartung an die Etablierung von E-Sport an die Landesregierung hatte, war hoch gehängt worden. Leider wurde sie vom Innenministerium mit diesem Bericht nicht nur gerissen, sondern glatt unterlaufen.
Der Bericht ist eine einzige Enttäuschung. Knapp zehn Seiten ohne konkrete Vorstellungen, Pläne, Zeitschienen, dafür aber neun Zeilen darüber, dass E-Sport im Sportunterricht nicht stattfindet. Chapeau!
Die Fachhochschule Westküste wird dem Prinzip „Form follows Function“ folgen und soll sich zum Kristallisationspunkt für die E-Sport-ScientificCommunity entwickeln und dabei was genau machen? Ach ja, einen BWL-Studiengang ausloben und ansonsten alle Menschen zum verantwortungsvollen Umgang mit E-Sport fortbilden, die nicht bei drei auf den Bäumen sind. Gut. Diesen Ansatz prüft die Landesregierung nunmehr seit Anfang des Jahres und wertet sie aus. Herzlichen Glückwunsch. Und sie stellt fest, die FH Westküste muss nach den Regelungen des Hochschulgesetzes als Fortbildungsstätte subventionsfrei arbeiten. Donnerwetter! Absurderweise ist diese Selbstverständlichkeit einer der wichtigsten Sätze des Berichtes. Hier wird nämlich das Dilemma deutlich, in dem sich die Landesregierung bei den Fragen rund um den E-Sport von Anfang an bewegt hat. In den großen Topf wurde alles Mögliche geworfen, vermischt und zu Brei gekocht.
Müssen wir zwischen Gaming und Sportarten-Simulation unterscheiden? Wie und wofür kriegen wir die Wirtschaft an den Tisch? Soll E-Sport über den Sport Gemeinnützigkeit erlangen oder als Kulturgut? Welche Rolle kann oder muss der Landessportverband spielen? Wie sorgen wir für einen
wirksamen Jugendschutz? Wer bestimmt die Regeln im Landes-E-Sport-Zentrum, und was soll dort überhaupt passieren?
Bisher wissen wir Folgendes: Das Landes-E-SportZentrum soll nach den Wünschen des E-Sport-Bundes an einem zentralen Ort in Kiel errichtet werden, der auch Laufkundschaft anspricht. Stichwort: Ware Sport. Gefordert werden professionelle Computerräume, ein Sportraum für Events - und dann soll das Landesentwicklungszentrum Wissen über E-Sport sammeln, bündeln, weiterentwickeln und ins Land ausstrahlen. Das hat dann ein bisschen was von den Aufgaben der Westküstenhochschule, aber die beiden sollen sowieso eng zusammenarbeiten, und: „Form follows Function“ - da geht offensichtlich noch was. Dann: Ein Jahr nach Wacken - man hört es knacken.
Herr Ministerpräsident, Ihr Auftritt beim LSV am 22. Juni 2019 war schon denkwürdig. Die plötzliche Erkenntnis, dass E-Gaming kein Sport sei, hat die Gaming-Industrie umgehauen und Ihr Innenministerium kalt erwischt. Ihre späte Analyse passt nicht zum Bericht. Der hält Ihre Differenzierung nämlich für nicht umsetzbar - im Gegensatz zu mir. Sie haben mich da an Ihrer Seite. Aber ich glaube, da muss noch eine Einigung mit dem Innenministerium hergestellt werden und, meine Damen und Herren aus dem Innenministerium oder in diesem Fall Herr Grote: Wenn Sie hier schon ambitionslos scheitern,
dann wundert es mich nicht, dass Sie zu anderen Sportanhörungen im Innenausschuss schon gar nicht mehr erscheinen. Kritikwürdig finde ich beides - ich fand das nicht gut letzte Woche -, und es zeigt, das Land liefert im Sport nicht, auch wenn willkürlich viel Geld verteilt wird.
E-Sport ist cool, aber es braucht klare Regeln. Ich kann Sie nur dazu auffordern, trennen Sie im Bereich E-Sport Wirtschaftsförderung, Hochschulförderung und Förderung des Breitensports und versuchen Sie, damit wenigstens ihrer Verantwortung gerecht zu werden. - Herzlichen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Gäste! Vielen Dank auch von meiner Stelle zunächst einmal an das Innenministerium für den vorgelegten Bericht und vor allen Dingen auch an den Kollegen Harms und den SSW, dass wir heute wieder einmal einen Anlass haben, über das Thema E-Sport im Parlament zu sprechen und eben auch über das, was wir als Regierung und als Koalition in dem Bereich schon auf den Weg gebracht haben.
Denn - das möchte hier in aller Klarheit sagen -: Wenn man sich diesen Bericht anschaut, sieht man, er zeigt vor allen Dingen, dass schon vieles in Bewegung gesetzt wurde. Das zeigt auch die Realität, wenn wir draußen unterwegs sind. Da brauche ich mir nur die Presselandschaft der letzten Wochen anzuschauen. Da sieht man, dass wir als Land den Aufbau von Strukturen und Kompetenzen im Bereich E-Sport aktiv fördern, und das ist auch gut so.
Das hat übrigens weniger damit zu tun, wie viel Gutes wir für den Sport machen. Man braucht sich nur die Entwicklung der Haushaltszahlen in den letzten Jahren anzuschauen, dann sieht man, dass wir als Koalition sehr viel für den organisierten Sport tun, und das ist übrigens sehr gut so.
Das wird auch wahrgenommen. Was aber entscheidend ist, ist, dass es auf die Frage, ob E-Sport nun Sport ist oder nicht, bei der Förderung im Moment überhaupt nicht ankommt. Wenn das Sport ist und die Sportvereine und Sportverbände sagen, wir möchten einen Teil auch aus unserem Budget fördern - ja, sehr gerne, aber vor allen Dingen haben wir es erst einmal mit einer neuen gesellschaftlichen Entwicklung zu tun, die sich unabhängig vom Sport entwickelt hat.
Also brauchen wir dafür eine neue Kulisse, eine neue Förderkulisse und eine neue politische Kulisse, meine Damen und Herren.
und in ihrer ersten Ausgestaltung entsprechend offen gestaltet wurde; denn es ist doch selbstverständlich, dass es, wenn wir es mit einer neuen gesellschaftlichen Entwicklung zu tun haben, am Anfang auch darum geht, auszuloten, was die richtigen Ansätze, was die richtigen Bausteine sind und wo man am Ende aus einem Lerneffekt am besten fördert.
Genau diesen Weg beschreiten wir gerade zusammen und nicht nur als Koalition, sondern übergreifend in diesem Haus. Dafür bin ich sehr dankbar, und darüber bin ich sehr froh. Denn das ist doch das Beste, was wir machen können, offen gegenüber neuen Entwicklungen zu sein und nicht einfach zu sagen: „Wir wollen damit nichts zu tun haben“, oder: „Wir haben Angst davor, uns zu verlaufen“.
Welche Bedeutung das Thema hat, ist schon mehrfach klargeworden. Deshalb bin ich sehr froh, dass wir uns auf den Weg gemacht haben. Ich glaube, dass es einer der wichtigsten Bausteine ist, wenn wir uns anschauen, was wir in den letzten Monaten gemacht und erlebt haben und was wir auch im Dialog mit den Akteuren erleben, dass wir jetzt sagen, wir sehen diese Entwicklung, wir schauen sie uns an. Wir schauen, wo wir sie unterstützen können, und wir schauen insbesondere, wie wir einen verantwortungsvollen Umgang mit dieser Entwicklung hinbekommen.
Deshalb ist es gut, dass wir nicht gesagt haben, es geht voll ins breite Gaming, sondern dass wir dann immer gesagt haben: Wenn wir fördern, muss es auch ein Angebot für medienpädagogische Maßnahmen, für suchtpräventive Maßnahmen geben und damit einen verantwortungsvollen Umgang mit den Fördermitteln, die wir als Land verteilen. Dafür vielen Dank an das Innenministerium, das hier übrigens - das kann man nicht klar genug sagen - aktiv geworden ist und auch über die Haushaltsmittel hinaus aktiv geworden ist, übrigens ohne einen Beschluss dieses Hauses. Das ist auch nicht selbstverständlich.
Wir haben in einem breiten Bündnis einen Antrag vorgestellt. Er befindet sich aber noch in der Beratung. Was wir beschlossen haben, sind Haushaltsmittel, und dass die in dem Diskurs und in dem Wissen, dass es einen breiteren Entwicklungsprozess gibt, nun verausgabt werden, finde ich sehr verantwortungsvoll und sehr gut. Ich hoffe sehr, dass wir den Dialog im Ausschuss fortsetzen; denn was wir in den Sportvereinen draußen, in den Verbänden und Vereinen sehen, die sich fernab des
Sports für den E-Sport im Land einsetzen, ist, dass es extrem viele Synergieeffekte gibt, dass es aber auch neue Fragestellungen gibt, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen. Dann müssen wir das als Politik offen und ehrlich machen und bereit sein, in diesem Verfahren weiter miteinander den Diskurs zu suchen und nicht einfach nur zu urteilen.
Ich bin froh, dass wir als Landesregierung und als Landtag noch weitergehen als das, was wir im Koalitionsvertrag beschlossen haben; denn das zeigt, dass wir nicht an einem Punkt stehenbleiben, sondern dass wir bereit sind, diese Entwicklung weiter konstruktiv zu begleiten.