Protocol of the Session on June 10, 2016

Selbstverständlich unterstützte auch ich den Antrag, meldete allerdings Nachbesserungsbedarf an.

(Christopher Vogt [FDP]: Das kann ich mir gar nicht vorstellen!)

Allein der Kollege Arp - das muss man sagen: Sie sind immer gleich geblieben. Sie haben gesagt: „Ich lehne diesen Quatsch ab!“

(Beifall und Zuruf Volker Dornquast [CDU])

Ich beglückwünsche Sie: Sie sind der einzige, der hier wirklich eine gerade Linie gefahren ist. Das ist schon richtig!

(Birgit Herdejürgen)

(Beifall BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, CDU, SPD und FDP)

Der heutigen Ablehnung des Antrags zur Änderung unserer Geschäftsordnung ging eine lange und teilweise kontroverse Befassung voraus.

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Pfosten! Die Ru- mänen spielen gut!)

Da es sich um einen Vorschlag handelt, der die Arbeitsweise der Fraktionen unmittelbar berührt, haben sich neben dem Innen- und Rechtsausschuss und den zugehörigen Arbeitskreisen auch die Parlamentarischen Geschäftsführungen mit dem Antrag auseinandergesetzt.

Jetzt kommt etwas, das mich ärgert: Intern hatten wir Grüne zwischenzeitlich einen - für meine Begriffe ordentlichen - Änderungsantrag erarbeitet, der dem Inhalt des PIRATEN-Entwurfs weitgehend entsprach, allerdings gesetzgebungstechnisch deutlich ausgereifter war.

(Dr. Patrick Breyer [PIRATEN]: Den hätten Sie mir ja geben können!)

Wir müssen eben sagen: Die ganze Idee fußt auf einem Gespräch mit der Anwaltskammer, die das ausdrücklich von uns wollte.

(Beifall PIRATEN)

Da ich Mitglied des Anwaltstandes bin, habe ich das als Aufforderung durchaus ernst genommen. Die Anwesenden bei diesem Gespräch damals hatten auch gesagt, man solle das ernsthaft prüfen. Deswegen ist es traurig, dass das heute so einfach abgelehnt wird.

(Beifall PIRATEN)

Ich für meinen Teil bedaure das. Vielleicht kommen ja in Zukunft Zeiten, in denen man diese Idee durchaus noch einmal aufgreifen kann. - Vielen Dank.

(Beifall BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, PI- RATEN und Wolfgang Baasch [SPD])

Das Wort für die Fraktion der FDP hat der Abgeordneter Dr. Ekkehard Klug.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Was die inhaltlichen Punkte angeht, verweise ich auf den fulminanten Redebeitrag des Kollegen Wolfgang Kubicki vom 21. Juni 2013.

An dem Datum können Sie ablesen, dass es sich um einen mittlerweile gut abgelagerten Antrag der Piratenfraktion handelt. Anders, als das bei manchen Getränken der Fall ist, ist die Reifezeit aber nicht geeignet gewesen, dass Ding inhaltlich besser zu machen.

(Zuruf SPD)

Ich darf deshalb feststellen, dass die FDP-Fraktion den vorliegenden Antrag ablehnen wird.

(Beifall FDP, CDU und vereinzelt SPD)

Das Wort für die Fraktion der PIRATEN hat der Abgeordnete Dr. Patrick Breyer.

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Es tut mir leid, dass Ihre Reifezeit nicht ausgereicht hat, Herr Dr. Klug.

Für die übrigen Kollegen möchte ich aber doch noch etwas zur Aufklärung beitragen. Der französische Schriftsteller Chamfort sagte einmal:

„Gewisse Dinge lassen sich leichter legalisieren als legitimieren.“

Deshalb fordern wir die Offenlegung von Gesetzgebungs-Outsourcing, das heißt, wenn aus Papieren von Dritten, von Lobbyisten oder sonstigen Interessenvertretern wirklich wörtlich abgeschrieben wird.

Wir sagen damit nicht, dass eine offengelegte Übernahme illegitim wäre. Erst recht nicht wollen wir die externen Beratungsmöglichkeiten einschränken. Wir wollen lediglich, dass das Parlament und die Öffentlichkeit erfahren, aus wessen Feder die Gesetze stammen, an die sich alle halten sollen.

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Genau aus unse- rer!)

Heute konnten wir eine Pressemitteilung des Herrn Landtagspräsidenten lesen:

„Die EU muss begreifen, dass Landesparlamente Verfassungsorgane und keine Lobbyisten sind.“

- So heißt es darin. Die Landtagspräsidenten wehren sich aus Anlass des geplanten EU-Transparenzregisters gegen eine Gleichsetzung mit Lobbyvertretern aus Wirtschaft und Gesellschaft. Die Begründung lautet:

(Burkhard Peters)

„Landesparlamente sind demokratisch gewählt, vertreten das Allgemeinwohl und sind Verfassungsorgane.“

Verehrte Kolleginnen und Kollegen, der Umkehrschluss lautet: Lobbyisten hat niemand demokratisch gewählt. Sie vertreten Interessengruppen, und sie sind keine Verfassungsorgane. Deswegen ist uns die Offenlegung solcher Einflussnahmen so wichtig, dass wir eine Beerdigung unseres Antrags ohne ein Wort der Begründung im Ausschuss nicht akzeptieren und diese erneute Debatte beantragt haben.

Herr Abgeordneter Dr. Breyer, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten Kubicki?

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Ich wollte mich zu einem Dreiminutenbeitrag melden!)

Verstanden.

Verehrte Damen und Herren, der Volksmund sagt: Wer schreibt, der bleibt. Daran ist etwas Wahres. Es gibt einen Ankereffekt. Ein einmal vorliegender Text blockiert psychologisch wesentliche Veränderungen. Das ist aus der Psychologie bekannt. Vieles in einem solchen Text wird als gegeben hingenommen, und eine Kontrolle durch auf das Gemeinwohl verpflichtete Beamte oder Abgeordnete ist eben nicht dasselbe, als wenn Personen selbst einen Text schreiben.

Die Öffentlichkeit muss deswegen erfahren, wenn Lobbyvertreter an Gesetzen mitschreiben, um ihr Zustandekommen verstehen zu können. Auch bei Anwaltskanzleien ist eine Offenlegung nötig, um deren sonstige wirtschaftliche Interessen und Mandanten überprüfen zu können, die eine Rolle bei der Formulierung gespielt haben könnten.

(Beifall PIRATEN)

Wir PIRATEN stehen mit unserer Forderung mitnichten allein. Transparency International, die nicht gerade piratenverdächtig sind, fordert etwa, die Beteiligung von privaten Akteuren bei der Vorbereitung von Gesetzen kenntlich zu machen. LobbyControl sagt sogar, Gesetze dürften überhaupt nur

von Ministerien oder dem Parlament selbst entworfen werden.

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Was haben Sie für Vorstellungen?)

Das EU-Parlament, Herr Kollege Kubicki - da haben sogar Ihre Kollegen zugestimmt -, will sogar Lobby-Kontakte, also bloße Gespräche, im Vorfeld der Gesetzgebung offenlegen, der sogenannte legislative Fingerabdruck.

Und bei uns in Schleswig-Holstein? Der SPD-Chef, Herr Dr. Stegner, tönte seinerzeit groß gegen die Praktiken von CDU und FDP beim Glücksspielrecht, doch nun wollen Sie offenbar bei Bedarf selbst so verfahren können. Oder wie soll ich Ihre Positionierung hier heute verstehen?

(Uli König [PIRATEN]: Gute Frage!)

Wenn Sie jetzt eine Offenlegung ablehnen, dann kann der Bürger das doch nur so verstehen, dass Sie sich die Möglichkeit offenhalten wollen, unerkannt Lobbyistenwünsche in Gesetzesform gießen zu können, ohne Rechenschaft darüber ablegen zu müssen.