auch nicht getan. Aber wir sollten den Europaschulen nicht bevormundend vorschreiben, mit wem sie ihre Kontakte aufrechterhalten. Das hat, wie gesagt, nicht nur mit der Sprache zu tun, sondern mit den verschiedensten Dingen. Wir haben ja gehört, dass gerade das Thema Bilbao aufgrund ganz persönlicher Engagements zustande gekommen ist.
„Europa ist mehr als ein geografischer Begriff. Die europäische Dimension umschließt in ihrer Vielfalt ein gemeinsames historisches Erbe, eine gemeinsame kulturelle Tradition und in zunehmendem Maße eine gemeinsame Lebenswirklichkeit. Die leidvollen Erfahrungen zweier Weltkriege sowie die Entwicklungen in West- und in Osteuropa seit 1945 haben den Europäern Anlass gegeben, sich auf ihre gemeinsamen Grundlagen zu besinnen und im Bewusstsein ihrer Zusammengehörigkeit neue Wege der Zusammenarbeit und Einigung zu beschreiten.
Die Schule hat die Aufgabe, die Annäherung der europäischen Völker und Staaten und die Neuordnung ihrer Beziehungen bewusst zu machen.“
„Die Schule soll dazu beitragen, dass in der heranwachsenden Generation ein Bewusstsein europäischer Zusammengehörigkeit entsteht und Verständnis dafür geweckt wird, dass in vielen Bereichen unseres Lebens europäische Bezüge wirksam werden. Zur Erschließung der europäischen Dimension in Unterricht und Erziehung können grundsätzlich alle Lernfelder der Schule einen Beitrag leisten. Dies ist bereits in allen Lehrplänen in verschiedenen Fächern verankert. Die Europaschulen fördern den europäischen Gedanken darüber hinaus durch eine besondere Profilsetzung.“
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich möchte näher auf den Antrag der SPD eingehen. Ich habe das Gefühl, uns liegt hier ein klassischer Oppositionsantrag vor. Wir alle haben die sehr instruktive Vorstellung der Europaschulen im Europaausschuss gehört. Der Antrag scheint jetzt einfach ungefiltert die Wünsche und Anregungen des Trägervereins als Forderungen zu übernehmen. Für die Opposition ist das natürlich recht und billig, und es ist auch schön einfach. Wir können es uns leider nicht so einfach machen. Für mich stellen sich mehrere Fragen.
Im letzten Sommer gab es einen mündlichen Bericht zur Arbeit der Europaschulen in SchleswigHolstein. Dort wurde die Förderung der Europaschulen durch das Land dargestellt. Es wird berichtet, wie die Unterstützung des Landes für Europaschulen erfolgt. Es wird Unterstützung bei der Beantragung von Mitteln für Förderprogramme des Bundes und der Europäischen Union angeboten. Es gibt aber auch den Hinweis auf das umfangreiche Fortbildungsangebot des Pädagogischen Austauschdienstes für Fortbildungen im europäischen Ausland. Der mündliche Bericht weist zudem auf ein fächerübergreifendes Modul des IQSH für Lehrkräfte in der Ausbildung hin, das ausdrücklich den Schwerpunkt auf Europa legt. Der Bericht zeigt auf, welche Angebote es schon gibt. Es eröffnet sich die Frage, wie diese zu bewerten sind und ob Weiteres notwendig ist.
Die SPD fordert hier bunt und viel, erklärt aber nicht, woher es kommen soll. Ausgleichsstunden, weitere Reisekostenzuschüsse und ein Europareferendariat. Das klingt für mich auf den ersten Blick positiv und wünschenswert, aber nicht kostenneutral. Das Europareferendariat klingt zudem dienstrechtlich schwierig. Die allgemeine Haushaltslage ist bekannt. Der schwierige Konsolidierungspfad für das Land sollte es auch sein.
Ich verstehe sehr wohl, dass bei den Antragstellern eine andere Wahrnehmung herrscht. Die hübsche Hochglanzbroschüre, die Sie dazu herausgegeben haben, verdeutlicht dies erneut. Wenn es weitere Belastungen geben soll, muss auch geklärt werden, wie diese finanziert werden sollen. Ich kenne Ihre Antwort schon. „Steuererhöhungen“ ist Ihre Antwort auf alles. Mit der Grunderwerbsteuer und Verwaltungsreform lässt sich ja quasi der ganze Landeshaushalt sanieren und lassen sich alle liebgewonnenen Projekte doch noch weiter fördern. Sie streuen den Menschen Sand in die Augen und versprechen auch hier weiterhin das Blaue vom Himmel. Diese Politik ist unredlich und vor allem unverantwortlich.
Das Land steht am Abgrund, und sozialdemokratische Politik hat uns dorthin geführt. Dies ist im Finanzplan des Landes Schleswig-Holstein mehr als deutlich nachzulesen.
Ergänzend hierzu frage ich mich, wie die weitergehende besondere finanzielle Förderung von Europaschulen von Ihnen allgemein begründet wird. Warum sollen Europaschulen zum Beispiel bei der Zuteilung von Fremdsprachenassistenten gegenüber anderen Schulen bevorzugt werden?
Es ist schon klar, dass die Förderung der fremdsprachlichen Kompetenz ein Teil des besonderen Profils von Europaschulen ist. Aber auch die Förderung von Fremdsprachen sollte doch zum Profil aller unserer Schulen gehören und muss überall gefördert werden. Eine Sonderbehandlung erschließt sich mir hier nicht. Aber auch das könnten Sie ja noch weiter ausführen. Dann könnten Sie auch erklären, wie Sie die Förderung der Europaschulen im Vergleich zu Schulen mit anderen Schwerpunktsetzungen sehen, die ihre Stärken zum Beispiel im Musisch-Ästhetischen, im Bereich des Sports oder bei den Altsprachen sehen.
Liebe Kollegen und Kolleginnen, die FDP-Fraktion stimmt einer Ausschussüberweisung des Antrags zu. Für uns ist es wichtig, dass die Antragsteller im Ausschuss noch einmal genau erklären, wie sie sich eine konkrete Umsetzung vorstellen, woher zusätzliche Mittel kommen sollen und wie dies im Vergleich zu anderen Schulen mit anderen Schwerpunktprofilen zu begründen ist.
Nein. Ich bin gleich fertig. - In der Ausschussberatung lässt sich das alles noch weiter aufarbeiten.
Liebe Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich fahre in der Dramaturgie fort. Für mich ist dieser Antrag im Grunde eine Anregung, wie
Mit dem Vertrag von Maastricht wurden im Jahr 1992 innerhalb der Europäischen Union erstmals die Handlungsfelder Bildung und Kultur benannt. Das ist fast 20 Jahre her. In der Lissabonner Strategie formulierte der Rat vor zehn Jahren erstmals das Ziel, Europa zum wettbewerbsfähigsten, dynamischsten und wissensbasiertesten Raum weltweit zu machen. Weil das wohl keiner verstehen sollte oder weil man insbesondere die Aspekte Umwelt und Soziales zu integrieren vergessen hatte, hat es dann auch nicht geklappt. Jetzt, zehn Jahre später, versucht der Rat mit der Strategie 2020, die Bildungsziele nunmehr ernsthaft zu integrieren. Europaschulen haben sich inzwischen auch in Schleswig-Holstein auf den Weg gemacht und besonders beim europäischen Austausch im Bereich der beruflichen Bildung Maßstäbe gesetzt, die wir bei solchen Programmen ansonsten oft vermissen.
Offenheit für die Perspektiven anderer und die Entwicklung einer europäischen Identität stehen bei den Europaschulen besonders im Vordergrund. Was in Schleswig-Holstein besonders fehlt, sind Kontakte zu Europaschulen in Skandinavien, Polen und den baltischen Ländern. Dies wurde bereits gesagt. - Heimatregion Ostsee.
Der Gedanke der europäischen Integration ist in vielen Schulen bisher noch äußerst unterentwickelt. Darum ist es im Grunde gut, dass wir diese Schulen haben. Sie üben eine Leitbildfunktion auch für andere Schulen aus.
Darum ist es auch wichtig, dass es mehr Fortbildungsangebote für Lehrkräfte gibt, die den europäischen Gedanken befördern wollen und können. Falsch verstanden wäre die Idee der Europaschulen, wenn daraus der Schluss gezogen würde, andere Schulen brauchten sich um die europäische Integration nicht mehr so viel zu kümmern.
Die Kultusministerkonferenz fordert auch, Europabildung in der Schule bei der Neufassung von Lehrplänen und von Bildungsstandards für alle Schulen zu berücksichtigen. Europaschulen können so bei der Entwicklung eines neuen Europa-Cur
riculums Vorreiter sein, das andere Schulen dann übernehmen können. Öffentlichkeitsarbeit und Publikationen gehören zu den Grundsätzen der Europaschulen. So können andere Schulen von den dort gesammelten Erfahrungen profitieren und sie weiterentwickeln.
Europaschulen entfalten eine Vorreiterfunktion auch über den schulischen Bereich hinaus, indem sie Partner aus den verschiedensten zivilgesellschaftlichen Organisationen, Politik, Wirtschaft, Kunst und Kultur in die Bildungsarbeit und in die Fortbildungsarbeit mit einbeziehen.
Wenn zukünftig mehr angehende Lehrkräfte die Gelegenheit bekommen sollen, einen Teil ihres Vorbereitungsdienstes im europäischen Ausland zu leisten, verfügen sie später über wertvolle Erfahrungen und Kontakte, die sie zum Beispiel bei der Projektarbeit und bei europäischen Themen entsprechend anders nutzen können. Wir brauchen also ein Europareferendariat. Das muss nicht unbedingt so viel Geld kosten, wie es hier wieder mit Angst und Schrecken verbreitet wird.
Zum Schluss noch eine Bemerkung zum letzten Punkt des SPD-Antrags! In den vom Bildungsministerium des Landes veröffentlichten Grundsätzen für die Ernennung zur Europaschule in Schleswig-Holstein heißt es: „Den Europaschulen stehen nach den Möglichkeiten des Landeshaushalts Fördermittel des Landes für Fortbildung und Reisen zu Partnerschaftsschulen, für Auslandspraktika und für ihre europabezogenen Aktivitäten zur Verfügung.“ Wir wissen alle, haben es in den letzten Tagen mehrfach diskutiert, wie eng die Grenzen des Landeshaushalts sind. Wir sollten diesen Punkt noch einmal im Ausschuss vertiefen. Es darf nicht so sein, wie es in der Formulierung des Antrags anklingt, dass Mittel unter anderem für Empfänge zur Verfügung gestellt werden. Wenn wir sehen, dass es im Bildungshaushalt an allen Ecken und Ende knappst, dann müsste man gerade hier auf Sponsoring setzen und hier entsprechend anders herangehen.
Ich meine auch, wir sollten nicht Ausgleichsstunden für die Europakoordinatorinnen und -koordinatoren an den Schulen einfordern.
Ich komme zum Schluss. Das meiste lernt der Mensch im Leben eben nicht aus der Theorie, sondern aus der gelebten Erfahrung. Umso mehr gilt
das für Werte wie Toleranz, Solidarität und das Bewusstsein für europäische Zusammengehörigkeit. Diese Zusammengehörigkeit kann nur erfahren, wer durch direkten Kontakt und Austausch dies auch entsprechend gelebt und mitgestaltet hat.
Wir sollten diesen Antrag noch einmal intensiv im Ausschuss beraten und entsprechend fortentwickeln. Ich finde, das ist eine sehr gute Anregung. Eines sei noch hinzugefügt: Der Europaausschuss tagt das nächste Mal in einer Europaschule im Osten Kiels.
Ich hoffe, dass daraus nicht der Schluss gezogen wird, wir würden uns lobbymäßig beeinflussen lassen.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Bereits 1978 hat die Kultusministerkonferenz in ihrer Empfehlung über „Europa im Unterricht“ Leitlinien zum europäischen Bildungsauftrag benannt. Die Förderung des Europagedankens ist also keineswegs ein Novum in der Bildungspolitik. Es ist sehr erstrebenswert, die Arbeit der Schulen zu unterstützen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, den Fokus Europa im Unterricht und im gesamten Schulkonzept zu verankern.
Um auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland oder im europäischen Ausland Fuß fassen zu können, ist es in vielen Bereichen schon obligatorisch, während der schulischen Laufbahn oder spätestens im Rahmen der beruflichen oder universitären Ausbildung Auslandsaufenthalte zu absolvieren.