Protocol of the Session on March 19, 2010

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Die von den Oppositionsfraktionen geforderte Rücknahme der Schulgesetzänderung ist doch etwas irritierend. Im ersten Moment ist nicht ersichtlich, wieso dies jetzt, nachdem diese Änderung vor wenigen Wochen mit einer ordentlichen Mehrheit im Landtag verabschiedet wurde, nun mit einer ordentlichen Mehrheit -

(Dr. Ralf Stegner [SPD]: Was war ordentlich an der Mehrheit?)

- Eine ordentliche Mehrheit, Herr Dr. Stegner.

(Beifall bei FDP und CDU - Zuruf des Abge- ordneten Dr. Ralf Stegner [SPD])

- Entschuldigen Sie bitte. Ich muss Ihnen doch nicht erklären, was „eine ordentliche Mehrheit“ bedeutet.

(Weitere Zurufe)

Das Wort hat Frau Abgeordnete Conrad.

(Dr. Henning Höppner)

Und dies sollte nun wieder null und nichtig sein?

Liebe Kolleginnen und Kollegen, halten wir doch einmal fest: Die ganze Diskussion, auf der dieser Oppositionsantrag beruht, gründet auf einem schlichten Radiobericht vom NDR. Nach diesem Bericht verfestigte sich bei den Oppositionsfraktionen die angebliche Gewissheit, dass die nötige Stimmenzahl beim Volksbegehren nicht erreicht ist.

(Martin Habersaat [SPD]: Bezweifeln Sie das immer noch?)

- Herr Abgeordneter Habersaat, wenn Sie eine Frage haben, dann stehen Sie bitte auf und melden sich.

(Beifall und Heiterkeit bei FDP und CDU)

Allein auf dieser gefühlten Gewissheit gründet nun wieder dieser Entwurf.

Frau Abgeordnete, lassen Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten Habersaat zu?

Aber gern.

Frau Kollegin Conrad, bezweifeln Sie ernsthaft immer noch den Ausgang dieses Volksbegehrens?

- Ich möchte Sie bitten, dass Sie mir die endgültige Zahl hier und heute nennen.

(Martin Habersaat [SPD]: Sie glauben, dieses Volksbegehren könnte positiv ausgegangen sein?)

- Bitte nennen Sie mir -

Frau Abgeordnete Conrad, geschäftsleitende Bemerkungen werden immer noch von hier oben gemacht.

Entschuldigung, Frau Präsidentin.

(Beifall bei der SPD)

Bitte haben Sie Verständnis, ich bin erst ganz neu als Abgeordnete hier.

Das sollten wir uns doch noch einmal auf der Zunge zergehen lassen. Sie haben keine verlässlichen Daten, die von offizieller Seite bestätigt sind, und trotzdem glauben Sie schon zu wissen, wie die Bürgerinnen und Bürger in Schleswig-Holstein abgestimmt haben? Wenn Ihnen ein schlichter Radiobericht als empirische Grundlage für diese Gesetzesänderung dient, dann ist das aus meiner Sicht schlichtweg unseriös.

(Beifall bei der FDP - Zuruf des Abgeordne- ten Dr. Ralf Stegner [SPD])

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, ich kann Ihnen nur sagen: Sie lassen sich zu sehr von Ihren Gefühlen leiten.

(Zurufe von SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh, oh!)

Die Rücknahme eines Gesetzes, weil Sie vermuten, dass der Grund hierfür weggefallen ist, kann meiner Ansicht nur zweierlei bedeuten: Entweder Sie sind hochgradig unpolitisch, weil Sie sich keiner Daten-, sondern einer Gefühlslage bedienen, oder Sie sind undemokratisch, weil Sie das offizielle Endergebnis überhaupt nicht interessiert.

(Beifall bei der FDP - Lachen bei SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Gestatten Sie mir auch, meine Verwunderung darüber auszusprechen, wie zum Beispiel die Fraktionen der SPD und der Grünen ihre traditionsreiche demokratische Geschichte in einem solchen Fall plötzlich unterlaufen. Falls dies absichtlich geschehen sein sollte, müsste ich fragen: Aus welchem Grund tun Sie das? Da ich aber nicht glauben kann, dass die Opposition derart demokratisch selbstvergessen ist, kann es also nur Antwort eins sein: Die Opposition handelt nach Gefühlslage und daher unpolitisch.

(Dr. Henning Höppner [SPD]: Ui!)

Abschließend kann ich daher nur an Ihre Vernunft appellieren: Wenn Sie sich nicht den Vorwurf einhandeln wollen, dass Ihnen das demokratische Verfahren eines Volksbegehrens schnuppe ist, dann unterlassen Sie doch bitte solche Gesetzesentwürfe zur Unzeit. Warten Sie doch die offiziellen Zahlen ab! Am kommenden Dienstag um 14 Uhr tagt hierzu der Landesabstimmungsausschuss.

(Zuruf der Abgeordneten Monika Heinold [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Diese Geduld sollten Sie unbedingt aufbringen, Sie alle.

(Beifall bei FDP und CDU)

Ich begrüße auf der Besuchertribüne Schülerinnen und Schüler der Käte-Lassen-Schule aus Flensburg. - Seien Sie uns herzlich willkommen!

(Beifall)

Für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat jetzt der Herr Abgeordnete Rasmus Andresen das Wort.

(Zuruf von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Sieht ganz anders aus, der Kollege!)

- Dann hatten wir hier eine falsche Information.

Frau Präsidentin! -

Frau Abgeordnete, im Moment ist das Wort noch hier. Ich bitte darum, dass wir die Rednerliste für den heutigen Tag bekommen. - Jetzt haben Sie, Frau Abgeordnete Erdmann, das Wort.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Dass ich hier einmal stehen würde, um das Schulgesetz der Großen Koalition zu verteidigen, hätte ich mir nicht träumen lassen.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SPD)

Für das Vorschaltgesetz gilt: bürokratisch, chaotisch und retro.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Bürokratisch, weil es nicht relevant ist, chaotisch, weil Sie, Herr Minister, es geschafft haben, Verunsicherung bei Schulen und Schulträgern hervorzurufen, und es ist retro, weil Sie sich an die Güteklassenpädagogik klammern, als hätten Sie nichts anderes in Ihrem Leben.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SPD)

Das Vorschaltgesetz war nur der Anfang von „Klugs Chaostagen“.

Herr Minister, Sie reden von produktiver Ruhe an den Schulen und werfen einen Brandsatz, eine Nebelkerze nach der anderen: