Protocol of the Session on July 14, 2000

Dies sind Eindrücke, die wir seit drei Monaten aufnehmen. Dabei ist es in einer solchen Situation doch notwendig, dass die Regierung sagt, wie sie ihre Zielvorstellungen im Wesentlichen sieht. Wir erwarten mit unserem Antrag keine volle Auseinandersetzung mit dem Rüschmann-Gutachten - damit das ganz klar ist -,

(Beifall bei CDU und F.D.P.)

sondern wir wollen von der Regierung wissen, wie sie ihre eigenen Vorstellungen in der Gesundheitspolitik in diesen Fragen artikuliert. Wenn Sie den Antrag stellen, in der Oktober-Tagung über das RüschmannGutachten zu diskutieren, sagen wir auch dazu herzlich gern Ja. Es würde Sinn machen, erst im September von der Regierung zu hören, wie sie es sieht, dann das Rüschmann-Gutachten und Ende des Jahres die gemeinsamen Empfehlungen zu verabschieden.

(Zuruf der Abgeordneten Jutta Schümann [SPD])

In der Zwischenbewertung ist auch ein anderer Punkt wichtig: Es ist nicht vertretbar, auch nur einen Tag unnötige Verunsicherung in der Krankenhausplanung im Land zuzulassen.

(Zurufe von der SPD: Sie verunsichern doch die Menschen!)

Ich möchte Ihnen das anhand einiger Beispiele kurz deutlich machen.

(Günter Neugebauer [SPD]: Sie sind ein Brandstifter und rufen nach der Feuerwehr! - Heiterkeit bei der SPD)

- Herr Kollege Neugebauer, ich hatte die Qualität Ihrer Aussagen von vor 20 Jahren eigentlich anders in Erinnerung,

(Heiterkeit und Zurufe)

aber das Niveau scheint auf der linken Seite nicht höher geworden zu sein.

In Uetersen beispielsweise sind 23.000 Unterschriften für den Erhalt des Krankenhauses gesammelt worden.

(Werner Kalinka)

„Das Rüschmann-Gutachten zu Uetersen ist gesundheitspolitischer Vandalismus“,

(Beifall bei der CDU)

sagt der SPD-Abgeordnete Plüschau.

(Beifall bei CDU und F.D.P. sowie des Ab- geordneten Holger Astrup [SPD] - Heiterkeit und Zurufe)

Das sollte Sie eigentlich dazu bewegen, mit uns zu sagen: Es ist an der Zeit, eine positive Aussage zu Uetersen zu treffen, damit dieses Krankenhaus weiterhin eine Existenzgrundlage hat.

Wenn ich mir vorstelle, wie sich Herr Steenblock dazu äußert - das ist ja inzwischen der heimliche Regierungskritiker geworden -, dass man die Diskussion beim Uetersener Krankenhaus anders anfangen müsse, dann sind dies doch Äußerungen von Ihrer Seite!

Es ist unakzeptabel, Tönning zu einer Dependance zu machen. Es ist nicht vertretbar, die Herzchirurgie in Lübeck zu verlagern.

(Unruhe)

Genau dort wird eine Fallpauschalenregelung durchgeführt, wie sie mustergültig sein sollte. Herr Kollege Poppendiecker,

(Gerhard Poppendiecker [SPD]: Hier!)

dass wir Klarheit zu Heiligenhafen haben wollen, ist wohl selbstverständlich. Dass es Ihnen den Urlaub verhagelt hat, finde ich sehr traurig. Aber Sie haben Recht: Wir brauchen Klarheit. Und Herr Kollege Klinckhamer sieht es genauso, wenn nicht noch deutlicher.

(Vereinzelter Beifall bei der CDU)

Diese vier Beispiele zeigen, dass die Mitbürger im Lande ein Recht darauf haben, Klarheit zu haben, und zwar zeitig.

(Unruhe)

Meine Damen und Herren, jeder Tag, an dem eine Entscheidung mit Klarheit für die Beschäftigten und Patienten getroffen werden könnte, der nicht genutzt wird, ist ein vertaner Tag. Wir erwarten von der Regierung Klarheit

(Beifall bei der CDU)

und diese scheint in einigen Punkten - um unsere Auffassung konstruktiv einzubringen - weiter am Reifen zu sein. Frau Ministerin, wir regen an, dass die Krankenhäuser ihre Daten über 1998 hinaus aktualisiert einbringen dürfen.

(Jutta Schümann [SPD]: Dann fangen wir doch wieder von vorn an!)

- Bisher beruht das Gutachten auf der 98er Basis! Wir regen an, über das Benchmarking nachzudenken, ob 25 % oder höher, wie Herr Rüschmann das selbst eingebracht hat.

Es ist etwas zu simpel, von der jetzigen Belegungssituation mit 86 % auf 89 % zu gehen. Deshalb ist vielleicht die Ausgangslage mit 86 % realistischer. Wo gibt es Möglichkeiten, den Bettenabbau durch neue Felder kompensieren zu können, wo sehen Sie da neue Akzente, worauf wollen wir uns festlegen? Das alles und die Frage, wie lange geplant werden soll, muss die Debatte dieses Hauses bestimmen. Mit den Daten von 1998 und den aktuellen Zahlen allein kann nicht bis zum Jahr 2006 geplant werden, das ist ein zu langer Zeitraum. Und die Frage, ob Planungen allein überhaupt im Gesundheitswesen entscheidend sein sollten, darf man reiflich stellen. Wer mehr Wettbewerb will, der muss auch akzeptieren, dass man weniger planen kann. Mit den Fragen, die in dem Zusammenhang entstehen, müssen wir uns qualitativ auseinander setzen.

Das sieht im Übrigen Herr Professor Rüschmann selbst auch so. Er hat auf der letzten Lübecker Regionalkonferenz - laut „Lübecker Nachrichten“ - gesagt: „Die Empfehlungen sind eine individuelle Einschätzung, es geht immer auch anders.“

Ich kann nur sagen: Wollen wir es für SchleswigHolstein hoffen! Wie dies zu sehen und auszulegen ist, hat einer seiner jetzigen Mitarbeiter und Mitstreiter vorgemacht, nämlich der Ex-Sozialminister Günther Jansen.

(Zuruf von der SPD: Ein guter Mann!)

- Ja, ich freue mich immer über Ihre Zustimmung. Nun hören Sie mir genau zu. Ich zitiere aus der Sitzung des Landtages vom 14. Dezember 1989.

(Zurufe von der SPD)

- Hören Sie doch erst einmal zu, Sie werden gleich in Jubel ausbrechen.

Dort hat sich Günther Jansen wie folgt geäußert:

„Die öffentliche Diskussion über die Fortschreibung des Krankenhausbedarfsplans begann mit einem Paukenschlag. Ich meine die Vorlage des noch von der früheren Landesregierung in Auftrag gegebenen so genannten Rüschmann-Gutachtens im Sommer 1988. Insgesamt empfiehlt der Gutachter den Abbau von rund 1.500 Betten und die Schließung von insgesamt elf Allgemeinen

(Werner Kalinka)

Krankenhäusern. Dazu gehören unter anderem das Kreiskrankenhaus Brunsbüttel, das Städtische Krankenhaus Mölln, das Städtische Krankenhaus Lauenburg, das AgnesKarll-Krankenhaus in Bad Schwartau, das Kreiskrankenhaus Neustadt, das Fehmarnsche Krankenhaus und das Kreiskrankenhaus Uetersen.“

- Und dann das Ende des Zitats von Günther Jansen:

„Alle diese Schließungen finden nicht statt.“

(Beifall bei der CDU)

Dies zeigt der Ministerin vielleicht auch einen Weg auf, was zu tun sein könnte. Ich denke, dann wären wir auf einem guten Weg.

(Konrad Nabel [SPD]: St. Florian, das ist Ihr Prinzip!)

- Wissen Sie, wir haben uns differenziert zu all diesen Dingen geäußert.

(Glocke der Präsidentin)

Herr Abgeordneter, bitte kommen Sie zum Schluss.