Es kann nicht angehen, dass wir ganze Strecken am Nord-Ostsee-Kanal nicht für unsere Touristen nutzen können. Pferdegespanne, die Kanaltouren anbieten, werden heute noch regelrecht von der Strecke vertrieben, insbesondere gilt dies für die Strecke zwischen Brunsbüttel und Hademarschen. Große Kreuzfahrtschiffe, die - wenn sie nur dürften - regelmäßig die Kanaldurchfahrt nutzen, wären ein attraktives Angebot, um am Kanal Events durchzuführen.
Die Nebenflüsse der Elbe sind auf schleswigholsteinischer Seite verschlickt und versandet, sodass eine Beschiffung fast nicht mehr möglich ist. Niedersachsen - insbesondere der Raum Stade - nutzt hingegen die maritime Infrastruktur für den Tourismus viel intensiver, weil die Unterhaltungsmaßnahmen dort rechtzeitig durchgeführt wurden. In MecklenburgVorpommern kann man auf allen Flüssen und Seen ohne Bootsführerschein unter anderem von Hamburg nach Berlin fahren. Warum nicht auch bei uns?
Das Müritz-Seen-Gebiet ist eine der größten touristischen Attraktionen in Mecklenburg-Vorpommern. Dort gibt es nach wie vor steigende Urlauberzahlen, weil man dort das gesamte maritime Angebot wahrnehmen kann. Holland ist ein attraktives Ferienland für den Wassertourismus. Hunderte Bootsverleiher und Hoteliers haben sich auf diese Gruppe eingestellt. Sie freuen sich, dass wir uns in Schleswig-Holstein immer noch unnötige Hemmnisse auferlegen. Warum übernehmen wir nicht die gleichen Rahmenbedingungen, die zum Beispiel Mecklenburg-Vorpommern oder Holland haben?
- Danke, Herr Kollege! Das Schalensee-Gebiet rund um Ratzeburg könnte mit seiner einmaligen Lage zwischen Hamburg und Berlin zu einer hochattraktiven Tourismusattraktion werden. Die Menschen dort hoffen darauf, dass wir ihnen die Rahmenbedingungen für den Tourismus erleichtern. Herr Minister, wir könnten es, wenn wir wollten. Selbst das Angeln ist dort teilweise ein Problem, weil die Angler nicht überall an die Seen können. Die Urlauber verlassen die Region um den Plöner See, weil er durch die Fäkalien von zirka 7.000 Kormoranen belastet ist.
- Lieber Kollege Werner Kalinka, du kannst das bestätigen. Dass der letzte Fischer seine Existenz dort verliert, nehmen wir hier im Hause hin. Wir leisten lieber Ausgleichszahlungen. Der Selenter See hat einmal über 20 Fischerfamilien eine wirtschaftliche Existenz gegeben. Aufgrund der gleichen Problematik, die auch am Plöner See herrscht, kann heute kein Fischer mehr von dem Fischen aus dem Selenter See leben. Glauben Sie nicht, dass wir mit solchen Dingen Urlauber anwerben. Stattdessen fordern wir hier, wir müssen die Ausgleichszahlungen erhöhen. Aus meiner Sicht verzichten wir ohne Not auf wirtschaftliche Existenzen und auf unzählige Touristen zulasten eines übertriebenen Natur- und Umweltschutzes. Schade, dass der Minister nicht da ist.
Unsere Forderungen lauten deshalb: Eine einheitliche und vereinfachte Befahrensregelung auf allen schleswig-holsteinischen Gewässern, Flüssen und Auen, natürlich nicht auf dem Nord-Ostsee-Kanal und der Elbe bis Hamburg. Das ist klar. Weiter fordern wir, die Verknüpfung von Wassersport mit den Angeboten für touristische Aktivitäten an Land zu unterstützen, die Belange der wassersporttreibenden Sportverbände zu fördern und deren Anliegen bei den Maßnahmen des Natur- und Umweltschutzes angemessen zu berücksichtigen und die notwendigen Unterhaltungsmaßnahmen - das Ausbaggern der verschlickten Nebenflüsse - nicht mit Ausgleichsflächen zu belasten, sondern diese als eine Ausgleichsmaßnahme zu sehen. Das wäre der richtige Ansatzpunkt. Außerdem fordern wir, den Angelsportlern mehr Kompetenz in umweltpolitischen Themen und größere Unterstützung zu geben. Wenn man Angler nach Schleswig-Holstein holt, dann wäre allein das ein Bereich, in dem wir ein Alleinstellungsmerkmal kriegen könnten.
Wir fordern auch die Aufstellung eines touristischen Kanalkonzepts unter Mitwirkung der Anliegergemeinden und der Touristikverbände und in Zusam
menarbeit mit den Ländern und Verbänden, den Wassertourismus und den Wassersport zu fördern sowie geeignete Konzeptionen - wie beispielsweise einen bundesweiten Wasserwanderwegeplan, übergreifende Marketingstrategien und Koordinierungsgremien unter Beachtung einer nachhaltigen, naturverträglichen Nutzung - zu entwickeln und über das Veranlasste umgehend zu berichten.
Dies sind nur einige wenige Beispiele, wie man den Tourismus stärkt, ohne dass dem Land mehr Kosten entstehen. Herr Minister, all diese Maßnahmen können wir durchführen, ohne dass wir dafür einen Euro bewegen müssten. Ich erhebe nicht den Anspruch, mit unseren Forderungen den Wassertourismus abschließend geregelt zu haben. Ich bitte, diese Vorschläge als Anregung zu verstehen, in diesem Bereich des Tourismus unsere hervorragenden Möglichkeiten stärker zu nutzen und den Wirtschaftszweig zu fördern, der noch Zuwachsraten ermöglicht. Es ist gut, dass dieses Thema jetzt im Wirtschaftsministerium angesiedelt ist.
Oftmals hilft es schon, wenn die Vielzahl der Tourismusverbände an einen Tisch gesetzt und animiert werden, in ihrer Region die Zukunft selber zu gestalten. So ähnlich wie bei der LSE müssten solche großen runden Tische auch im Bereich des Tourismus helfen, weil wir dort viel zu viel kleine Strukturen haben und viele noch nicht begriffen haben, dass es bei allen um das Gleiche geht, nämlich um den Markt. Heute ist der Konjunkturbericht Tourismus für Schleswig-Holstein mit dem Stand Mai 2003 von den drei IHK veröffentlicht worden. Gucken Sie sich den an! Sie wissen, unsere Tourismuswirtschaft hat es nötig, unterstützt zu werden und die Ressourcen, die wir haben, zu nutzen.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich habe zunächst gedacht, dass es sich um ein Tourismusthema handelt, aber es scheint eher ein Umweltthema zu sein, zumindest wenn man den Redebeitrag von Herrn Arp nimmt. Zu seiner Bemerkung zum Nord-OstseeKanal möchte ich sagen: Genau der kann bereits befahren werden. Wenn man Freifahrer ist, kann man ihn mit einem Boot und alle anderen Wasserfahrzeugen befahren. Das ist der entscheidende Punkt.
Der Antrag der CDU ist eine Fleißarbeit in der Begründung und eher eine Handlungsanweisung für die Tourismusagentur Schleswig-Holstein, was die Anträge auf der Rückseite betrifft. Im Augenblick sehe ich keine zwingende Handlungsnotwendigkeit für die Landesregierung. Das möchte ich auch begründen.
„Die Tourismusagentur Schleswig-Holstein GmbH ist die touristische Marketingorganisation des Landes Schleswig-Holstein.“
„Die TASH kümmert sich um die themen- und zielgruppengerechte Vermarktung des nördlichsten Bundeslandes.“
Und damit dies marktgerecht geschieht, haben wir schließlich 14 Gesellschafter aus allen Bereichen, die etwas vom Tourismus verstehen, in diese Organisation gebracht. Das möchte ich nur noch einmal in Erinnerung rufen. Ich finde, die Regierung ist hier ein bisschen die falsche Adresse. In erster Linie ist die Tourismuswirtschaft mit allen Akteuren gefragt - das, was der Kollege Arp zum Schluss gesagt hat.
Nun wird die CDU vielleicht zufällig die Presseerklärung von der Deutschen Tourismuszentrale vom 28. Mai diesen Jahres gelesen haben. Sie bietet sich für einen Antrag an. Das ist auch in Ordnung, denn schließlich haben wir vereinbart, dass wir uns über die Parteigrenzen hinweg gemeinsam um Tourismus kümmern und ihn voranbringen wollen. Aber eigentlich bedurfte es keineswegs des Antrages der CDU, damit in dem Bereich Wassertourismus etwas geschieht. Denn die Ausführungen des Geschäftsführers der TASH, Herrn Dellnitz, in der letzten Wirtschaftsausschusssitzung - da war der Kollege Arp mit dabei - haben gezeigt, dass gerade im Wassertourismus bereits vieles läuft.
- Ja, ja. Im nächsten Jahr soll parallel zu den Aktivitäten des Deutschen Zentrums für Tourismus in Richtung Ausland auch von uns in Richtung Deutschland der Wassertourismus Schwerpunktthema sein. Insofern werden mit dem Antrag offene Türen eingerannt.
(Beifall der Abgeordneten Monika Heinold [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] und Detlef Matthiessen [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Insofern werden mit dem Antrag auch ein bisschen Eulen nach Athen getragen. Trotzdem bin ich gern bereit, mich mit diesem Thema im Ausschuss weiter auseinander zu setzen, denn es bedarf nicht nur der ideellen Unterstützung der TASH bei diesen Aktionen, sondern vielleicht auch der konkreten Einflussnahme - da gab es die Bemerkung der CDU in Richtung Umweltminister - auf die DZT. Denn nach oberflächlicher Prüfung darf ich auf Lücken in der Darstellung für den Wassertourismus für das Jahr 2004 hinweisen: Es fehlen zum Beispiel Hinweise auf die Travemünder Woche und es fehlen reizvolle Seen Schleswig-Holsteins, es werden nur bayerische Seen angesprochen.
- Das stimmt nicht, selbstverständlich können diese Seen befahren werden. Also, damit SchleswigHolstein nicht hinten runterfällt, muss man das entsprechend mit aufnehmen. Im Übrigen ist das Tourismusportal der TASH unter dem Link aktiv auch bereits mit einer Vielzahl von Angeboten des Wassertourismus verbunden. Man muss sich dort nur einklinken, um festzustellen, wieweit wir dort eigentlich sind.
Dass in dem Bereich Wassertourismus große Potenziale schlummern, ist nicht erst seit der Studie des Deutschen Tourismusverbandes bekannt. Aber wir haben es hier mit unterschiedlichen Zielgruppen zu tun, wobei wir die immer stärker werdende Seniorengruppe nicht außer Acht lassen dürfen, und zwar nicht nur, wenn sie Yachtbesitzer sind und unsere Marinas belegen, sondern insgesamt. Wir haben auch anzuerkennen, dass viele sportlich Aktive nur ungern unter touristischen Aspekten betrachtet werden wollen. Insofern sind die Verbände zum Teil gar nicht so zugänglich und offen für den Vorschlag - wie man das vielleicht erwarten könnte -, eine Kombination aus sportlichen Aktivitäten und Tourismus herzustellen.
notwendig es ist, dass mit allen Akteuren zusammen - und ich sprach vorhin von der Tourismuswirtschaft - gemeinsam Projekte entwickelt werden.
Ich kann mir auch Maßnahmen auf Bundesebene vorstellen. Wenn wir schon zwei Bundestagsabgeordnete im Tourismusausschuss des Deutschen Bundestages haben, stellt sich die Frage, warum der Bund nicht auch einmal ein Modellprojekt für SchleswigHolstein entwickeln und finanzieren sollte. Das letzte Modellprojekt, das vom Bund finanziert worden ist, lag im Bayerischen Wald - warum nicht auch einmal in Schleswig-Holstein? Da wären zum Beispiel die Wasserwanderwege in Verbindung mit Übernachtungsangeboten und Infrastrukturmodelle für Gastsegler in unseren kommerziellen Häfen durchaus denkbar. Alle unsere Häfen haben durch ihre Fjorde die Anschlussmöglichkeit direkt an die City. Warum soll es nicht exemplarisch Cityports für Segler in Schleswig-Holstein geben?
Ich denke, wir können gemeinsam beraten, was konkret noch zu tun ist. Ich freue mich, dass sowohl die TASH als auch die Regierung bereits die Initiative ergriffen haben. Aber nichts ist so gut, dass es nicht noch besser werden könnte. Und darüber lassen Sie uns gemeinsam im Wirtschaftsausschuss und - nachdem Herr Arp das vorgeschlagen hat - auch im Umweltausschuss diskutieren.
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Lieber Kollege Benker, ich habe eben von Ihnen ein entschiedenes Sowohl-als-auch gehört. Ich freue mich aber, dass wir trotz Ihrer Eingangsworte diesen Antrag weiter beraten können.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, früher hieß es in Deutschland: Schleswig-Holstein meerumschlungen handelt nur mit Ochsenzungen. Inzwischen hat sich unsere Wirtschaftsstruktur stärker differenziert, aber das Wasser ist uns geblieben. Nicht nur Meerwasser, sondern auch Süßwasser gibt es bei uns reichlich. Wer je erlebt hat, wie begeistert Kinder allen Alters am und im Wasser spielen, sei es nun mit dem Quietscheentchen, dem Surfbrett oder auch der Motoryacht, der kann eigentlich gar nicht anders, als den Wasserreichtum Schleswig-Holsteins als ein touristisches Vermögen zu erkennen. Deshalb, lieber
Kollege Arp, begrüßen wir Ihren Antrag und stimmen ihm zu. Wir beraten ihn natürlich auch gern weiter im Ausschuss.
Allerdings schlage ich vor, dass wir den Berichtstermin doch noch etwas präzisieren. Der Wassertourismus ist eher eine sommerliche Angelegenheit. Deshalb sollten die Konzepte zu Beginn des Winters stehen, damit sie sich auch vorteilhaft auf die kommende Saison auswirken können. Daher sollte die Landesregierung uns spätestens im November berichten, was sie wie und mit wem leisten will, um den Wassertourismus in Schleswig-Holstein zu stärken.
Die Ministerpräsidentin hat heute in ihrer Regierungserklärung um Vorschläge gebeten, wie die Politik der Landesregierung verbessert werden kann. Kollege Arp hat in seinem Antrag und in seiner Rede schon viel Sinnvolles zur Verbesserung des Wassertourismus vorgeschlagen,