Ich glaube, darüber hinaus ist es auch wichtig, noch mehr für die Aus- und Fortbildung der Lehrer zu tun. Das ist bei einzelnen Anzuhörenden während der Anhörung klar geworden. Wir brauchen noch einmal eine verstärkte Ausbildung. Wir müssen ein Stück weit noch schneller mit der Zeit gehen. Digitalisierung passiert sehr schnell, verändert sich sehr rasant. Deshalb sind wir der Überzeugung, dass diese Schulungsangebote immer wieder regelmäßig angepasst und ausgebaut werden müssen.
Vor dem Hintergrund halte ich unseren Antrag für weitergehender. Wir sind an der Stelle konkreter und fordern Sie auf, diese konkreten Schritte mit uns zu gehen.
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Kaum ein bildungspolitisches Thema ist derzeit so in aller Munde wie die digitale Bildung. Weil der Umgang mit digitalen Medien unsere Lebenswelt rasant verändert, vor keinem Lebensbereich haltmacht und selbstverständlich die Arbeitswelt in allen Bereichen ohne Digitalisierung nicht mehr denkbar ist, hat Rheinland-Pfalz schon vor Jahren eine Strategie entwickelt, diese etabliert und ständig weiterentwickelt, damit alle Schülerinnen und Schüler entsprechende Medienkompetenzen erwerben und künftig keiner und keine die Schule ohne diese verlässt.
Herr Brandl, deshalb ist es falsch, was Sie sagen; denn Digitalisierung in der Bildung ist in Rheinland-Pfalz schon lange Fakt. Es kann sicher immer noch schneller und intensiver gehen. Dafür braucht man viel Geld. Deshalb sind wir froh, dass der lange von der früheren Bundesbildungsministerin Wanka angekündigte DigitalPakt da ist und die Länder und Kommunen unterstützt werden. Gerade die Schulträger sind es doch, die für die Ausstattung erst einmal originär zuständig sind. Sie haben es selbst gesagt.
Darüber, dass digitale Bildung wichtig und richtig ist, herrscht zwischen der Ampelkoalition und der CDU weitgehende Einigkeit. Ich finde es schade, dass wir uns nicht auf einen gemeinsamen Antrag einigen konnten, aber über den Weg zu mehr digitaler Bildung sind wir absolut unterschiedlicher Ansicht. Die beiden Anträge – auch Ihr Alternativantrag von gestern – zeigen das noch einmal deutlich.
Digitalisierung umfasst alle Lebens- und Arbeitsbereiche. Während die CDU den Weg gehen will, BadenWürttemberg zu kopieren und sich allein auf Industrie 4.0 und digitale Produktionsstätten bezieht, gehen wir aus gutem Grund einen anderen Weg. Rheinland-Pfalz hat vollkommen andere wirtschaftliche und unternehmerische Strukturen und Voraussetzungen. Deshalb wollen wir einen ganzheitlichen Ansatz, der nicht nur die Industrie, sondern alle Arbeitsbereiche umfasst, weiter implementieren.
Das haben die Anhörung im Bildungsausschuss, genauso wie der Besuch der David-Roentgen Berufsbildende Schule Neuwied und des Kompetenzzentrums Digitales Handwerk in Koblenz, deutlich gezeigt. Ich gehe noch einmal darauf ein.
Wir wollen in Rheinland-Pfalz darauf achten und die Rahmenbedingungen schaffen, dass Schule Grundlagen im Umgang mit digitalen Medien und Geräten sowie die Kompetenzen des Herangehens an neue Aufgaben vermittelt. Dabei fangen wir nicht bei null an. Alle berufsbildenden Schulen haben entsprechende Konzepte. Die Umsetzung kann man sehr wohl intensivieren. Das wird jetzt getan, auch mit den neuen Methoden, die in der Frage der digitalen Koordination liegen.
Der Leiter des Kompetenzzentrums Digitales Handwerk hat deutlich gesagt, wir sollen Baden-Württemberg nicht kopieren, sondern besser als Baden-Württemberg sein. Das nehmen wir gern zum Anlass.
Von fast allen Anzuhörenden wurde gefordert, Geld in die Lehrkräfteaus- und -fortbildung und in guten Unterrich zu zu investieren, um Gesamtprozesse deutlich zu machen statt einzelne maschinelle Abläufe darzustellen, die im Unternehmen selbst gelernt oder in Zentren wie dem der Handwerkskammer Koblenz gelernt werden können. Wir haben im letzten Haushalt Mittel für die Kammern bereitgestellt, damit sie ihre Berufs- und Technologiezentren weiter ausbauen können.
Wir wollen keine Doppelstrukturen schaffen. Digitale Lernzentren können dabei ein kleiner Baustein in den Schulen sein, aber sogar der Referent aus Baden-Württemberg, Ihr Anzuhörender, hat konstatiert – ich fasse das mit meinen Worten zusammen –, man könne differenzierter und mit viel weniger Geld arbeiten als das, was in BadenWürttemberg, übrigens vom Wirtschaftsministerium, den Landkreisen und der Industrie selbst, investiert worden ist.
Deshalb greift aus unserer Sicht der CDU-Antrag, auch der neue, zu kurz. Im neuen Antrag sind Sie wenigstens ein bisschen weiter in der Lebenswirklichkeit rheinlandpfälzischer Bildungspolitik und rheinland-pfälzischer berufsbildender Schulen angekommen. Trotzdem verfallen Sie doch wieder allein in die Kritik, alles wäre viel zu wenig, und alles könnte noch viel besser und viel schneller werden. Sie verfallen wieder in die alleinigen Forderungen, es auf die industriellen Bereiche zu beschränken und nicht alle weiteren Bereiche des Arbeitslebens mit einzuschließen. Diese lassen Sie weiter außen vor.
Wir müssen doch dafür sorgen, unseren Schülerinnen und Schülern das Rüstzeug mitzugeben, um auf Veränderungen reagieren zu können, und zwar nicht nur bei den technischen und industriellen Berufen, sondern genauso im Handwerk, in der Landwirtschaft, in der gewerblichen Wirtschaft, in den sozialen Bereichen, bei den Erzieherinnen und Erziehern, in Gesundheit und Pflege, also in allen Berufsfeldern.
Deshalb muss digitale Bildung integraler Bestandteil aller Fächer und Themen sein, fest im Unterricht eingebunden und nicht nur singulär einem Fach oder einem Arbeitsfeld zugewiesen. Das ist übrigens auch Teil der KMK-Strategie „Bildung in der digitalen Welt“, für die Rheinland-Pfalz Vorreiter ist. Wir gehen diesen Weg und haben im Doppelhaushalt die Mittel dafür verdreifacht.
Wenn Sie jetzt versuchen, die neuen Instrumentarien der Anwendungsbetreuung, der digitalen Koordinatoren oder der Informatik lächerlich zu machen, dann haben Sie es aus meiner Sicht nicht richtig verstanden.
aber nicht für Maschinen allein, nicht wie in BadenWürttemberg, sondern wir wollen andere Schwerpunkte setzen. Wir wollen eine sinnvolle Verzahnung zwischen berufsbildender Schule und Praxis. Wir wollen alle unterschiedlichen Berufsfelder einbeziehen,
nicht singulär betrachten, sondern es landesweit implementieren sowie Schule, Unternehmen und Verwaltungen sinnvoll auf Basis unserer kompetenzorientierten Lehrpläne verzahnen.
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! In den vergangenen Monaten gab es kaum eine Rede unserer Ministerpräsidentin, in der sie nicht die Digitalisierungsstrategie der Landesregierung in höchsten Tönen gelobt hätte.
Man investiere in schnelles Internet, treibe den Breitbandausbau zügig voran, erweitere das E-Government und mache Schulen und Hochschulen fit für die digitale Zukunft.
Mit anderen Worten, es ist wie immer alles gut, ja alles bestens in Dreyers Ampelparadies, in dem die Sonne bekanntlich nie untergeht.
Nicht nur als Opposition reibt man sich da verwundert die Augen. Ist es nicht die SPD, die seit mehr als 25 Jahren dieses Land regiert? Trägt nicht sie die Verantwortung dafür, dass auch im Bereich der Digitalisierung vieles verschlafen wurde, dass es immer noch Kommunen gibt, in denen die Bürger keinen oder nur extrem langsamen Zugang zum Internet haben, dass man in ländlichen Regionen aus einem Funkloch in das nächste stolpert, dass vor allem kleine und mittlere Unternehmen aufgrund fehlender Infrastruktur der Entwicklung hinterherhinken und die Wirtschaft den Breitbandausbau als völlig unzureichend kritisiert?
Hier wurde in der Vergangenheit vieles versäumt. Es ist schon bemerkenswert, wenn sich gerade diejenigen am lautstärksten als Retter in der Not präsentieren, die diese Not über Jahre und Jahrzehnte hinweg herbeigeführt haben.
Meine Damen und Herren, aber das scheint mittlerweile die gängige Strategie bei denen zu sein, die schon länger in diesem Land regieren und all die Probleme verantworten, vor denen wir heute stehen: angefangen bei der Demografie über den Fachkräftemangel bis hin zur Schuldenkrise, zur Masseneinwanderung und zur unzureichenden Gestaltung der digitalen Zukunft.
Wir werden nicht müde werden, das zu kritisieren und darauf hinzuweisen, wem wir diese Probleme verdanken. Wir werden nicht akzeptieren, dass man sich hier so leicht aus der Verantwortung zu stehlen versucht.
Meine Damen und Herren, während andere Bundesländer in der beruflichen Bildung die Weichen bereits in Richtung Industrie 4.0 gestellt haben, ist in Rheinland-Pfalz nicht einmal die dafür notwendige Versorgung der Schulen mit schnellem Internet sichergestellt. Baden-Württemberg hat viele Millionen Euro investiert, um jungen Menschen schon in der Ausbildung das Rüstzeug mitzugeben, das in der digitalen Arbeitswelt heute unverzichtbar ist.
Auch wenn hier nicht alles Gold ist, was glänzt, so ist es doch ein richtiger und wichtiger Schritt in die Zukunft. Kaum ein anderes Land lebt so von der Intelligenz und der Innovationsfähigkeit seiner Bürger wie Deutschland. Wenn wir den Anschluss an die internationale Entwicklung und damit unseren Wohlstand nicht verlieren wollen, dann müssen wir dafür sorgen, dass die Ausbildung unserer zukünftigen Fachkräfte den Herausforderungen der neuen Arbeitswelt gerecht wird.
Die vorgeschlagenen Lernzentren können einen wesentlichen Beitrag dazu leisten. Sie vermitteln ein ganzheitliches Verständnis für digital vernetzte Produktionsprozesse, machen Schüler mit der industriellen Wirklichkeit vertraut und ermöglichen es, sie in praxisnahen Lernumgebungen auszubilden. Eine Hightechproduktionsanlage mit modernen Medien selbst steuern zu lernen, dürfte zudem die Attraktivität der beruflichen Bildung steigern und dadurch zur Fachkräftesicherung beitragen.
Darüber hinaus würden so ausgebildete junge Menschen mit ihren Fähigkeiten und Ideen die digitale Transformation auch kleinerer und mittlerer Unternehmen voranbringen. Nicht zuletzt bieten digitale Lernzentren Chancen zur Kooperation von Schulen, Hochschulen und Wirtschaft und können auf diese Weise die gerade hier notwendige Vernetzung fördern. Es gibt also Gründe genug, ein solches Projekt auf den Weg zu bringen oder es zumindest in Erwägung zu ziehen.
Doch was sagt die Landesregierung? Sie verweist textbausteinartig auf ihre Digitalstrategie und lobt das hohe Niveau der beruflichen Schulen im Land. Auch die Ampelfraktionen beschwören in ihrem Alternativantrag lediglich die Fortführung bestehender Initiativen und beschränken sich auf Absichtserklärungen zu Zielen, die schon längst hätten erreicht sein müssen.
Damit schließt sich der Kreis: selbstgerechtes Zurücklehnen statt zielgerichtete Zukunftsgestaltung. Während man bereits Kita- und Grundschulkinder mit den Segnungen von Tablets und Computern beglückt, bevor sie richtig lesen, rechnen und schreiben können, schafft man dort, wo es sinnvoll und notwendig wäre, nicht einmal die elementaren personellen und strukturellen Voraussetzungen für eine digitale Bildung und verweigert sich dann noch innovativen Projekten, die anderswo schon zum schulischen Alltag gehören.
Keine neuen Ideen, keine Visionen und stattdessen peinliches Eigenlob und Weiter so: digitales Entwicklungsland Rheinland-Pfalz 2019.
Meine Damen und Herren, es genügt nicht, in Sonntagsreden möglichst oft den Begriff Digitalisierung zu verwenden und mit Schlagworten wie Big Data oder Künstlicher Intelligenz den Eindruck von Kompetenz zu erwecken.
Was wir brauchen sind Taten, die unser Land voranbringen. Bleiben sie aus, verspielen wir die Zukunft.