Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag – Drucksache 17/7036 –. Wird eine Überweisung an einen Ausschuss beantragt?
Wir stimmen zunächst über die Ausschussüberweisung ab. Wer der Ausschussüberweisung zustimmen möchte, den bitte ich um das Handzeichen! – Danke. Wer stimmt dagegen? – Die Ausschussüberweisung ist abgelehnt.
Wer dem Antrag der Fraktion der AfD – Drucksache 17/7036 – zustimmen möchte, den bitte ich um das Handzeichen! – Danke. Wer stimmt dagegen? – Der Antrag ist mit den Stimmen der SPD, CDU, FDP und BÜNDNIS
Hochschulen für angewandte Wissenschaften stärken – praxisnahes Forschungspotenzial fördern Antrag der Fraktion der CDU – Drucksache 17/7045 –
Die Fraktionen haben eine Grundredezeit von 5 Minuten vereinbart. Für die CDU-Fraktion spricht Frau Kollegin Schneid.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist uns wichtig, dass wir unseren Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen die besten Entwicklungsund Bildungschancen von Anfang an ermöglichen, also in der gesamten Bildungskette von Kita, Schule über die Ausbildung und Studium. Deswegen darf uns in dieser Bildungskette die Fachhochschule, sprich die Hochschulen für angewandte Wissenschaften, nicht aus dem Fokus geraten.
Wir sehen genau hier, dass die Hochschulen in ihren Aufgaben bzw. Bildungsaufgaben gestärkt werden müssen. Das gilt gerade vor dem Hintergrund, dass erstens qualifizierte Fachkräfte zunehmend fehlen, zweitens kleine und mittelständische Unternehmen definitiv Unterstützung in ihren Innovationsbestrebungen und Weiterentwicklungsmöglichkeiten brauchen und drittens Studierende, die in innovativen Forschungsprojekten mit den Unternehmen vor Ort zusammenarbeiten, persönlich enorm profitieren. Das ist genau das, was die Fachhochschulen bzw. die Hochschulen für angewandte Wissenschaften ausmacht. Das ist das Profil, das es zu stärken gilt und das wir stärken wollen. Es ist eine Aufgabe der Landesregierung, den Rahmen dafür auszugestalten, damit sich dieses Profil weiterentwickeln kann.
1. Für die Transfer- und Innovationsarbeit brauchen die Hochschulen einen personell und finanziell auskömmlichen akademischen Mittelbau. Ich erkläre das an einem Beispiel. Mit 18 Semesterwochenstunden Unterrichtsverpflichtung hat ein Professor kaum die Zeit, Forschungsprojekte oder -initiativen ausreichend zu begleiten. Das ist einerseits dramatisch, weil Innovationspotenzial auf der Strecke bleibt, andererseits ist es dramatisch, weil damit nicht die Chance gegeben ist, an Drittmittel zu kommen beziehungsweise zu akquirieren. Insofern ist es für uns ganz klar notwendig, dass wir den akademischen Mittelbau mit Stellen so aufbauen, dass diese Aufgaben gut erfüllt werden können.
2. Die rheinland-pfälzische Wirtschaftsstruktur ist von kleinen und mittelständischen Unternehmen geprägt, die oft
mals nicht in der Lage sind, sich eine eigene Innovationsabteilung leisten zu können. Sie müssen sich aber trotzdem weiterentwickeln und mit den neuen Technologien mitgehen. Sie sind also auf Unterstützung von außen angewiesen. Da ist eine Kooperation mit den Fachhochschulen sehr wichtig und gut.
Die CDU hat seit Jahren die Innovationsgutscheine genau für dieses Problem gefordert. Die Antwort der Landesregierung ist das Projekt „InnoStart“. Das läuft seit zweieinhalb Jahren. Innerhalb dieser zweieinhalb Jahre wurden nur neun Unternehmen gefördert. Ganz ehrlich, bei neun geförderten Unternehmen ist die Luft nach oben noch sehr groß.
3. Der Praxisbezug des Studiums kann nur durch eine stärkere Kooperation mit den Unternehmen in der Region intensiviert werden. Wenn Studierende im Studium gleichzeitig mit an Problemlösungen in Unternehmen arbeiten, dann ist das eine Win-win-Situation für alle Beteiligten. Letztendlich gelingt uns dadurch eine frühe Bindung von zukünftigen Fachkräften in den Unternehmen vor Ort und in der Region. Genau das ist es, was wir möchten. Deswegen würden wir gerne die Möglichkeit von Transferstipendien zur Unterstützung der Studierenden mit einbringen, die sich auf den Weg machen, mit den Unternehmen an Problemlösungen zu arbeiten.
In dem Zusammenhang müssen wir die Landesregierung auffordern, über die Vergabepraxis der Mittel aus der Forschungsinitiative Rheinland-Pfalz nachzudenken. Die sieben Hochschulen für angewandte Wissenschaften bekommen hieraus zusammen nur 1,2 Millionen Euro. Wenn man möchte, dass die Forschung für anwendungsbezogene Innovationen forciert wird, und Unternehmen sowie den Forschungsgeist unterstützen möchte, dann muss man das finanziell besser begleiten.
Im Fokus steht natürlich auch das duale Studium, das an Bedeutung gewinnt und immer flexibler wird. Beteiligt sind Hochschulen, Betriebe und berufsbildende Schulen. Um diese verschiedenen Bereiche dieser Studienmöglichkeit in Einklang zu bringen, also inhaltlich, praktisch und zeitlich aufeinander abzustimmen, benötigt man die eine oder andere Stelle gerade an den Hochschulen mehr, um das besser koordinieren zu können.
Letztendlich sehen wir generell dringenden Handlungsbedarf bei der mangelnden Möglichkeit der Hochschulen zur Eigenverantwortung. Zu viele bürokratische Pflichten und die Genehmigungsvorbehalte hemmen die Hochschulen in ihrer Dynamik. Das ist übrigens auch ein Problem für die Universitäten.
Hochschulen für angewandte Wissenschaften leisten einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftegewinnung und zur Innovationsfähigkeit des Landes. Praxis- und berufsorientiertes Studieren und wissenschaftliches Arbeiten im Netzwerk mit den Unternehmen vor Ort ist das, was die Hochschulen ausmacht. Das ist das Profil, das wir stärken wollen. Die CDU tritt dafür ein, den Rahmen für diese gute Arbeit so auszugestalten, dass sie perfekt laufen kann.
Die Professoren arbeiten jeden Tagen, geben jeden Tag ihr Bestes dazu. Unser herzliches Dankeschön dafür.
Unsere Studierenden überzeugen mit innovativen Ideen und durch gutes wissenschaftliches Arbeiten. Auch dafür unsere Anerkennung.
Damit das zusammenpasst, gute Arbeit der Professoren und der Studierenden, muss auch die Landesregierung gute Arbeit leisten. Wir fordern die Landesregierung auf, unsere angesprochenen Punkte aufzunehmen und intensiv für gute Bedingungen an unseren Hochschulen zu bearbeiten.
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Was die berufsbildende Schule für das Schulwesen ist, sind die Hochschulen für angewandte Wissenschaften für den Bereich der Hochschullandschaft. Ihr Erfolgsrezept ist die enge Verknüpfung von Forschung und Lehre einerseits und der praktisch berufsbezogenen Anwendung andererseits.
Unsere Hochschullandschaft ist breit gefächert, sie reicht von größeren Einrichtungen in Koblenz bis zu kleinen Hochschulen in Bingen oder Worms. Jede dieser Hochschulen hat ihr spezielles Profil und in dem einen oder anderen Bereich ein Renommee erarbeitet, das über die Grenzen des Landes Beachtung findet. Bekanntes Beispiel ist der Umweltcampus Birkenfeld der Hochschule Trier. Der Wesenszug von Hochschulen für angewandte Wissenschaften ist die Vernetzung in die Region vor Ort, insbesondere in die regionale Wirtschaft hinein.
In Ihrem Antrag klingt das allerdings so, als ob die Hochschulen nur so vor sich hin arbeiten und es fast kaum einen Transfer, kaum Kooperationen mit der Wirtschaft gebe.
Jetzt überrascht mich das nicht besonders; denn es ist das übliche Spiel, dass die Opposition erst einmal ein überzeichnet negatives Bild malt. Als ich den Antrag am
Montag zum ersten Mal las, war ich gerade im Zug auf dem Rückweg von der Hochschule Worms, die ich gemeinsam mit Herrn Kollegen Jens Guth besucht habe. Ich musste beim Lesen schmunzeln über die Diskrepanz zwischen den Eindrücken, die ich aus Worms mitgenommen habe, und dem, was in Ihrem Antrag steht, in dem Sie so tun, als ob die Hochschulen nicht richtig vernetzt seien.
Ich lese Ihnen einmal vor, mit welchen kleinen, mittleren und auch großen Unternehmen die recht kleine Hochschule Worms Kooperationen hat: die BASF, Condor, DER Touristik, Emirates, Engelhorn, Evonik, FedEx, Frankfurt-Hahn Airport, Galeria Kaufhof, Globus, Grace, Hochwald, IBM, Lufthansa Group, Norma, RENOLIT, Thomas Cook Airlines. – Die Namen, die ich nicht richtig aussprechen kann, habe ich weggelassen. Ich denke, das kann sich durchaus sehen lassen, was hier an Kooperationen vorhanden ist.
Nun greifen Sie in Ihrem Antrag ein Instrument heraus, das InnoStart-Programm, das meines Wissens gemeinsam mit den Unternehmen entwickelt wurde und nicht so nachgefragt wird, wie das vielleicht erwünscht ist. Ich bin mir sicher, dass die Landesregierung das auch schon bemerkt hat und entsprechende Maßnahmen ergreifen wird. Ich sage noch einmal, das ist ein Programm mit zahlreichen Aktivitäten unserer Hochschulen, das vielleicht verbesserungswürdig ist, das aber keineswegs die Kompetenz der Hochschulen in dem Bereich infrage stellen sollte.
Sie fordern Transferstipendien, die es in anderen Bundesländern gibt. Nun ist das immer so eine Sache mit einzelnen Maßnahmen in anderen Bundesländern. Ich denke, jedes Land hat seine individuelle und, ich denke auch nachvollziehbarer Strategie, die auf die Bedürfnisse der Unternehmen und der Hochschulen zugeschnitten ist. An den Hochschulen in Rheinland-Pfalz ist es so, Studierende können ihre Abschlussarbeiten mit Forschungsprojekten verknüpfen. Es gibt Vernetzungen aller Hochschulen und Universitäten in Bezug auf Transfer. Jedoch hat jede Hochschule für angewandte Wissenschaften ihre ganz eigene Transferstrategie.
Einzelne Maßnahmen aus anderen Ländern herauszupicken, die es bei uns nicht gibt, weil es bei uns vielleicht etwas anderes gibt, glaube ich, bringt uns nicht allzu viel weiter. Wir können im Ausschuss darüber noch näher reden.
Ich habe auch von den Fachhochschulen gehört, dass sie gerne mehr Ressourcen wünschen für die Forschung im Rahmen der Forschungsinitiative. Abhilfe schaffen werden die neu einzurichtenden Forschungskollegs und die kooperativen Promotionen, die damit ein Mehr an Forschung ermöglichen werden.