Protocol of the Session on August 23, 2018

Ich bin sehr gespannt auf die weitere Debatte und freue mich darauf.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, weitere Wortmeldungen liegen mir nicht mehr vor. Damit sind wir am Ende der Debatte zu dem zweiten Thema der Aktuellen Debatte.

Ich schließe diese Debatte und rufe das dritte Thema auf:

AKTUELLE DEBATTE

Nachwuchsmangel im Handwerk – Duale Ausbildung stärken auf Antrag der Fraktion der CDU – Drucksache 17/7070 –

Ich bitte die antragstellende Fraktion um Wortmeldung. – Herr Fraktionsvorsitzender Baldauf, Sie haben das Wort.

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir erleben auf dem Ausbildungsmarkt massive Veränderungen. Immer mehr Branchen in Rheinland-Pfalz spüren die Auswirkungen des Fachkräftemangels. Viele Betriebe beklagen zunehmende Auswirkungen des Fachkräftemangels auf ihr Geschäft.

Das Handwerk ist in Rheinland-Pfalz ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und leistet einen wichtigen Beitrag für Ausbildung, Beschäftigung und Wohlstand in unserem Land. Rund 52.000 Handwerksbetriebe in Rheinland-Pfalz beschäftigen knapp 261.000 Menschen und erzielen einen Umsatz von rund 25 Milliarden Euro, eine eindrucksvolle Zahl.

Junge talentierte Menschen entscheiden sich viel zu selten für eine solide Ausbildung im Handwerk. Gleichzeitig steigt die Zahl der Studenten. Wir müssen deshalb ein stärkeres Bewusstsein für die Attraktivität des Handwerks schaffen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, auf einen Ausbildungsberuf lässt sich ein erfolgreiches Berufsleben gründen, auf ein abgebrochenes Studium nicht.

Derzeit wird allzu oft ein falsches Bild von der dualen Ausbildung vermittelt. Dabei kann eine Ausbildung im Handwerk eine attraktive Alternative zum Studium sein. Vom Lehrling zur Führungskraft bis zum Betriebsleiter oder Geschäftsführer: Das ist keine Seltenheit für einen ambitionierten Kopf. Eine Karriere im Handwerk ist vielfältig und ebnet viele Möglichkeiten, auch bei der Gehaltsentwicklung, gerade auch da: Ein guter Facharbeiter verdient teilweise oft mehr als mancher Geisteswissenschaftler.

Rheinland-Pfalz fehlen die Fachkräfte. Das ist ein Satz, der mittlerweile kaum mehr wirkt, weil er so oft wiederholt wird, ein Satz, der jetzt schon Auswirkungen auf unseren Alltag hat: bei der Frage, welchen echten Bäckerbetrieb es noch gibt und wie viele industrielle Aufbackfilialen, bei der Frage, wer meine Klimaanlage zeitnah repariert oder welcher Maler, Schreiner oder Elektriker für mich zur Verfügung steht, wenn ich Probleme habe.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn wir wochenlang auf diese Personen warten müssen, stimmt etwas nicht im System.

(Beifall bei CDU und AfD)

In vielen Unternehmen bleiben Ausbildungsstellen zwischenzeitlich unbesetzt. Frau Blatzheim-Roegler hat die

Trierer Situation beschrieben, die aber über das ganze Land hinweg an der einen oder anderen Stelle genauso gilt. Deshalb ist es besonders wichtig, dass wir uns in der Politik diesem Thema intensiv widmen, vor allem auch im ländlichen Raum.

Das deutsche Handwerk verfügt im Gegensatz zu jenem unserer europäischen Nachbarn über ein einmaliges Instrument für mehr Ausbildung, weniger Jugendarbeitslosigkeit und höhere Wettbewerbsfähigkeit nach dem dualen System: den Meisterbrief. Er ist damit Vorbild in Europa.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, es muss uns daran gelegen sein, diesen Meisterbrief zu stärken, auch im europäischen Kontext, und nicht zu schwächen.

(Beifall bei CDU und AfD)

Wenn wir dieses Erfolgsmodell in Deutschland und in Rheinland-Pfalz schützen und stärken wollen, müssen wir aber mehr tun als bisher. Für uns sind deshalb folgende Punkte entscheidend:

Erstens fängt es im Frühen an. Schulabsolventen müssen ausbildungsreif sein. Heute reden wir nicht über den Schulanfang, sondern über das Schulsystem insgesamt.

Ich darf meinen Kollegen Thomas Barth zitieren, der Ihnen gestern gesagt hat, dass nahezu jedes vierte Grundschulkind beim Lesen gerade einmal Kompetenzstufe 1 erreicht, also nicht sinnbegreifend lesen kann, ein Ergebnis des Bildungstests VERA 3 im Jahr 2017. – Meine sehr geehrten Damen und Herren, hier ist Landespolitik gefordert. Das dürfen wir nicht zulassen.

(Beifall bei der CDU und der Abg. Dr. Sylvia Groß, AfD)

Zweitens müssen die Berufsschulen gestärkt werden. Wir wissen, dass sie ein Stiefkind sind, nicht nur beim Unterrichtsausfall, sondern auch bei der Gewinnung von Fachkräften und Fachlehrern.

Drittens müssen Bewerber und Betriebe besser zueinander finden können und zusammengebracht werden. Nachwuchsprogramme in der Berufsorientierung sind erforderlich, Schüler müssen verstärkt an Ausbildungsmöglichkeiten herangeführt und informiert werden und Berufskoordinatoren mehr Stunden zur Verfügung gestellt bekommen. Das Angebot an Schüler- und Berufspraktika ist auszubauen – das sage ich bewusst als jemand, der selbst selbstständig ist –, auch im Kontext mit den Ausbildern und Arbeitgebern.

Viertens ist die qualifizierte Zuwanderung als mögliche Lösungsoption zur Bekämpfung des Fachkräftemangels in Betracht zu ziehen. Herr Kollege Wink, ich wiederhole es ausdrücklich noch einmal.

(Glocke des Präsidenten)

Fünftens muss der Meisterbrief als Qualitätssiegel bewahrt werden.

(Beifall bei CDU und AfD und der Abg. Cornelia Willius-Senzer, FDP)

Ich komme zum Schluss. Wenn diese Ansätze, die landespolitische Ansätze sind, auch beachtet werden, dann kommen wir ein großes Stück weiter.

Herzlichen Dank.

(Beifall der CDU)

Nun erteile ich das Wort Frau Abgeordnete Brück von der Fraktion der SPD.

Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Über die Bedeutung des dualen Systems brauchen wir uns sicher nicht zu streiten und sind uns über die Bedeutung auch einig. Sie ist eine Besonderheit in Deutschland, und das duale System ist ein Garant für eine niedrige Jugendarbeitslosigkeit, Basis für ein selbstbestimmtes Leben und Teilhabe in der Gesellschaft.

Viele andere Länder in der Welt schauen neidvoll auf diese einzigartige Kombination von Theorie und Praxis, von Handwerk, Industrie, Handel und Dienstleistungen in der Wirtschaft einerseits und der Schule andererseits, und versuchen, dies ebenfalls einzuführen.

Wir haben uns in Rheinland-Pfalz selbstverständlich im Koalitionsvertrag zur dualen Ausbildung bekannt und vereinbart, die duale Ausbildung zu stärken; denn die Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung ist für uns von zentraler Bedeutung. Die duale Ausbildung ist das Flaggschiff des deutschen Bildungssystems, und wir danken dem Handwerk, dass es einen riesengroßen Beitrag leistet zur Ausbildung und Integration junger Menschen und oftmals auch junger Menschen, die es sonst nicht leicht im Leben haben.

Es ist wichtig, junge Menschen frühzeitig auf das Berufsleben vorzubereiten. Deshalb sind wir immer in Gesprächen und guten Kontakten mit den Partnern in der Wirtschaft, den Kammern, der Arbeitsagentur und den Schulen.

Die Landesregierung unterstützt das im Rahmen der Fachkräftestrategie des Landes seit Jahren mit einer Vielzahl von Maßnahmen, wie zum Beispiel dem Ovalen Tisch der Ministerpräsidentin, der Fachkräftestrategie oder der Initiative „Nach vorne führen viele Wege“. Es gibt vielerlei Möglichkeiten, neben dem schulischen Angebot die duale Ausbildung zu stärken, und alle Partner arbeiten dabei zusammen.

Ich möchte zum Beispiel an die Coaches der Kammern erinnern oder an die Spezialisten in der Arbeitsagentur, an überbetriebliche Ausbildungszentren auf kommunaler oder freier Ebene, die alle in dieses System mit eingebunden sind; denn die Herausforderungen der dualen Ausbildung, die duale Ausbildung zu stärken, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Da müssen Eltern, Schulen, Betriebe und Kammern gemeinsam zusammenarbeiten. Daneben braucht es gute Rahmenbedingungen, damit das gelingt.

Wir setzen im Land gute Rahmenbedingungen; denn was tun wir im Land, um junge Menschen, die wir in die duale Ausbildung bringen wollen, zu unterstützen und das Vorhaben zu forcieren? – Informationen sind da besonders wichtig. Von der Grundschule über alle weiterführenden Schularten bis zum Schulabschluss ist es wichtig, jungen Menschen Berufsorientierung zu geben. Das tun wir in Rheinland-Pfalz in einem sehr starken Maße.

Aber auch die Möglichkeiten, schon ganz früh zu informieren, wie es nach einer Ausbildung weitergeht, sind wichtig zu bieten. Auch das wird getan.

Der Meisterbonus ist eingeführt worden. Es gibt das Studium nach der Berufsausbildung ohne Abitur. Das sind alles Maßnahmen, die zusammen wirken.

Gerade was die Berufsorientierung in Schulen anbelangt, hat die Landesregierung dies vor einigen Jahren sehr stark intensiviert, weil die individuelle berufliche Orientierung während der Schulzeit besonders wichtig ist und dazu motiviert, sich in der Schule anzustrengen, um dann einen Ausbildungsberuf zu erreichen, den man gerne machen möchte und mit dem man seine Lebensgrundlage findet.

(Vizepräsidentin Astrid Schmitt übernimmt den Vorsitz)

Dieses berufliche Orientierungssystem ist in eine große Gesamtstrategie eingearbeitet. Es gibt eine Vielzahl von Maßnahmen. Herr Baldauf hat einige Punkte in den Raum geworfen. Wir haben Berufswahlkoordinatorinnen und -koordinatoren an allen Schularten, in allen weiterführenden Schulen. Auch an Gymnasien ist es wichtig, über die duale Ausbildung zu informieren, genauso wie an Realschulen plus, die das berufsorientierende Profil noch viel intensiver eingebunden haben. Die Eltern müssen als ein wichtiger Faktor ebenfalls mit eingebunden werden.

Es gibt den verpflichtenden Tag der Berufs- und Studienorientierung, an dem alle Schulen aller Schularten die unterschiedlichsten Maßnahmen ergreifen, um junge Menschen für die duale Ausbildung zu interessieren und sie zu informieren. Viele Schulen bieten eigene Berufsausbildungsmessen in ihren Räumen an, zu denen sie die regionale Wirtschaft einladen, sich darzustellen und ihre Berufe vorzustellen und junge Menschen zu interessieren.

(Abg. Michael Frisch, AfD: Warum haben wir dann Fachkräftemangel?)

Es gibt ganz viele unterschiedliche Messen berufsorientierender Art in den Regionen. Es ist ein wichtiger Faktor, dass man daran partizipiert.

Die Praktika sind ein wichtiger Punkt. Wir haben intensive Schulpraktika an unseren Schulen, um junge Menschen an die Berufe heranzuführen. Ich erinnere auch an den Praxistag,

(Glocke der Präsidentin)