Ja, die Schäferei hat dadurch viele direkte und indirekte Hilfestellungen erfahren. Aber sie steht natürlich immer wieder, auch insbesondere durch die angesprochenen Marktherausforderungen, vor besonderen Hürden. Nicht zuletzt ist die vielbesagte Rückkehr des Wolfes eine weitere Herausforderung. Deshalb ist in unserem Land der Wolfsmanagementplan durch das Umweltministerium gemeinsam mit den Naturschutzverbänden, der Landwirtschaftskammer, dem Landesverband der Schaf- und Ziegenhalter, aber auch den Jagdverbänden, dem Landesjagdverband sehr tragfähig und pragmatisch umgesetzt worden.
Hier geht es insbesondere darum, dass es für den Herdenschutz große Unterstützungen gibt, was Herdenschutzmaterialien, zum Beispiel Zaunmaterialien, aber auch die Ausgleichszahlungen für die gerissenen Nutztiere angeht, die entsprechend auf der Basis des Marktwertes umgesetzt werden.
Dies gilt es, bei Bedarf fortzuschreiben. Wir haben noch keine fest etablierten Wolfsrudel in Rheinland-Pfalz. Es gibt lediglich einzelne Sichtungen. Dieses Thema wird uns mit Sicherheit auch in der mittelfristigen Zukunft weiterhin betreffen. Dann werden die Antworten zu finden sein. Deswegen – das sage ich ganz bewusst – wird dieser Plan bei Bedarf einer Fortschreibung unterliegen.
Klar ist auch, dass bei Auffälligkeiten im Wolfsmanagementplan das Thema Entnahme kein Tabu ist, wie es oft so gern zitiert wird. Alle, die den Wolfsmanagementplan gern nur zitatweise aufrufen, sollten sich die 36 Seiten doch einmal anschauen.
Nun geht es darum, die Schaf- und Ziegenhalter, die mit ihrer Tätigkeit die Kulturlandschaft unterstützen und den weidetierhaltenden Betrieben helfen,
durch eine direkte monetäre Hilfe und fakultativ gekoppelte Zahlungen spätestens nach 2020 weiter zu fördern, um ihre Aufgaben für unser Kulturland bis hin zum Tourismus und unseren Gemeinden weiterhin aufrechtzuerhalten.
Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn sich der Bundesverband der Schafhalter an alle Parlamente in der Bundesrepublik gewandt und um Hilfe gebeten hat, war es für mich sinnvoll, mir im Vorfeld einmal die Situation unserer Betriebe und die Zahlen anzuschauen, wie es in Rheinland-Pfalz aussieht.
Die Daten von unserem Statistischen Landesamt sagen, dass es im Jahr 2000 35.475 landwirtschaftliche Betriebe und im Jahr 2017 noch 17.490 Betriebe gab. Das ist ein dramatischer Rückgang. Das sind knapp 50 %. Wenn man diesen Rückgang weiter fortrechnet, weiß man, wann der letzte Bauer oder Winzer seinen Betrieb aufgegeben hat.
Zu diesen Betrieben gehören auch die schafhaltenden Betriebe. Nach Auskunft des Landesverbandes der Schäfer in Rheinland-Pfalz – genau war es nicht feststellbar – haben wir jetzt noch zwischen 60 und 80 Haupterwerbsbetriebe in Rheinland-Pfalz. Mit den Nebenerwerbsbetrieben sind es noch ungefähr 600 Betriebe, die Schafe halten, mit ungefähr um die 70.000 Tiere. Das ist noch eine ganze Menge.
Dazu gibt es eine erstaunliche Zahl für Rheinland-Pfalz. Es gibt immerhin noch 3.000 Privathaushalte, die Schafe halten, und zwar ein Tier oder Kleinherden. Ich sehe es bei uns in der Gegend und Herr Kollege Weber in der Eifel noch viel mehr. Wir sehen auch Schafe im Hunsrück und an der Mosel. Es gibt noch viele Menschen, die Schafe halten.
Bei den Menschen in Rheinland-Pfalz gibt es sicherlich noch eine Affinität zur Schafhaltung. Jetzt kommen die Schäfer auch zum Landtag Rheinland-Pfalz und fürchten ganz laut um ihre Existenz. Wenn man sich die Situation anschaut, dann ist die Befürchtung um die Existenz berechtigt.
Vor allen Dingen haben wir in den letzten Tagen, gestern und heute, gehört, auch von den regierungstragenden Fraktionen, wie intensiv sie sich doch um die Entwicklung der ländlichen Räume kümmern.
Die landwirtschaftlichen Betriebe sind sicherlich mit ein prägendes Element in den ländlichen Räumen. Bei diesem dramatischen Rückgang, wenn das das Ergebnis des intensiven Kümmerns ist, dann ist das ein bisschen wenig, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Jetzt sieht die wirtschaftliche Situation – bei den Schäfern ist dies ähnlich – relativ dramatisch aus. Für Fleisch und Wolle gibt es kaum einen Markt, und wenn, dann sind die Preise für die Betriebe nicht auskömmlich.
Die Schäfer sagen, es gibt kaum noch Nachwuchs. Aufgrund der Situation interessieren sich die jungen Leute nicht mehr dafür.
Hinzu kommt noch, dass Rheinland-Pfalz Wolfserwartungsland geworden ist. Es werden Wolfsmanagementpläne gemacht.
Liebe Kolleginnen und Kollegen von den regierungstragenden Fraktionen, besonders von den Grünen, ich gehe einmal davon aus, dass bei jedem gesichteten Wolf wahrscheinlich irgendwo eine Willkommensparty gefeiert wird.
Den Schafhaltern sagt man, liebe Schäfer, der Wolf ist natürlich wesentlich wichtiger als die Schafhaltung in Rheinland-Pfalz, dann bildet Euch einmal schön Hunde aus, die Eure Herden schützen, kauft Zäune, baut die auf, damit könnt Ihr großflächig Rheinland-Pfalz einzäunen, damit man die Schafe vor dem Wolf schützen kann. –
Dass hier ein richtiger bürokratischer Aufwand betrieben wird, überlässt man so ein bisschen den Schäfern. Das sind nun einmal keine Verwaltungsbeamte. Das sind Schäfer, die sich um ihre Tiere kümmern wollen, für die es auch eine Berufung ist.
Wenn Ihr einmal mit Schäfern gesprochen habt, dann wisst Ihr, mit welchem Engagement sie dahinterstehen.
In der Situation lässt man sie im Prinzip alleine stehen, und sie sollen sich dann um ihre Dinge kümmern. Der Wolf hat absolute Priorität. Es wird auf eine Willkommensparty für jeden gesichteten Wolf hinauslaufen.
Und dann beschwert sich auch noch, wenn man genau hinschaut, der Landesverband der Schäfer und sagt, es gibt in Rheinland-Pfalz auch keine Weideflächen mehr, um unsere Herden auszuführen.
Kollege Weber, Du weißt das auch. Wenn Du genau hinschaust, gibst Du es auch zu. Aber Du schaust nicht immer
Wir haben in den letzten Jahren vonseiten der Ministerin die Entwicklung der Streuobstwiesen für die Biodiversität, den Artenschutz und andere Dinge ganz stark gefördert. Wenn man heute einmal hinschaut, so liegen viele brach, sie sind ungepflegt. Ob das unbedingt dem Artenschutz und der Biodiversität förderlich ist, wage ich zu bezweifeln. Schaut Euch einmal im Weinberg die Drieschen an, was das für Flächen sind, die einer Beweidung zugeführt werden müssten.
Frau Kollegin Schneider, gerade in den Drieschen sammelt sich die Kirschessigfliege an. Die Wildschweine sind drin, die dann Schäden in den Weinbergen machen. Auch hier wäre eine Beweidung gut angebracht. Die würde helfen, dass die Betriebe, die noch weitermachen, eine vernünftige Chance haben, ohne dass sie von den Tieren aufgefressen werden.
Frau Blatzheim-Roegler, unsere Ausgleichsflächen wachsen dauernd an. Das wissen wir. Irgendwann besteht Rheinland-Pfalz nur noch aus Ausgleichsflächen, und Landwirtschaftsfläche wird es gar keine geben. Das wäre ein Riesenpotenzial, um Beweidung einzuführen und den Schäfern einmal unter die Arme zu greifen.
Dann haben wir ein paar Beweidungsprojekte. Die haben Herr Kollege Braun und das Ministerium auf den Weg gebracht. Ich habe selbst einmal probiert, in einem Seitental der Mosel ein Beweidungsprojekt auf den Weg zu bringen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich sage Euch, an diesem bürokratischen Aufwand verzweifelt sogar ein Abgeordneter. Das bekommt man einfach nicht hin. Dieser Aufwand ist gar nicht zu betreiben. Das wäre eine klassische Geschichte, um die Schäfer zu unterstützen, damit sie wieder ein bisschen Zukunft in ihrem Beruf sehen.
Bei dieser ganzen Geschichte sagen die Regierungsfraktionen hier, eine Weideprämie löst das Problem. Wir alle, wie wir hier sitzen, wissen doch, dass das höchstens das Sterben der letzten Schäfer noch ein bisschen hinauszögert, aber nicht wirklich hilft.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, hier wäre es dringend nötig, dass die Landesregierung einmal ein Konzept auf den Weg bringt, wie man die Brachflächen endlich einmal vernünftig bewirtschaftet, damit sie nicht vergammeln und verbuschen.