und am Ende wird der Französischlehrer krank oder die Chemielehrerin schwanger, und dann habe ich aber einen Lehrer für Physik oder für Deutsch übrig.
Genau deshalb – das ist hier mehrfach gesagt worden – muss man so ehrlich sein zu sagen, dass wir Vertretungsverträge brauchen, diese aber angemessen bezahlt werden. Wir schätzen die Vertretungslehrer. Wenn Herr Frisch von Saisonarbeitern und Dilettanten spricht,
dann möchte ich einmal sehen, wie sich die Menschen fühlen, die solche Vertretungsverträge und vielleicht kein zweites Staatsexamen haben.
Ein Wort noch zum Schluss. Im Bildungsministerium hat der Staatssekretär mit einem Vertretungsvertrag angefangen. Das war 1988. Ich glaube, Bildungsminister war damals Georg Gölter, wenn ich mich richtig erinnere.
Wenn die Kurzintervention schon während der Rede angezeigt wurde, dann gilt sie, und ich darf Sie aufrufen. – Herr Abgeordneter Frisch, Sie haben das Wort.
Frau Ministerin, ich habe in meiner langjährigen schulischen Erfahrung gerade bei den PES-Kräften exakt das erlebt, dass im Mathematikunterricht aus der Not der Situation heraus, weil keine ausgebildeten Lehrer zur Verfügung standen oder man sie nicht eingestellt hatte, PES-Kräfte beschäftigt wurden, die eben nicht ausreichend qualifiziert waren, und zwar weder fachwissenschaftlich noch pädagogisch.
Ich will nicht die Personen anklagen, die das gemacht haben, da sie sich nach bestem Wissen und Gewissen bemüht haben. Wenn ich aber dann anschließend die Klassen übernommen habe, konnte ich quasi von vorne mit dem Unterrichtsstoff anfangen, den die in einem Jahr vergeblich versucht haben, an diese Schüler zu vermitteln.
So etwas nenne ich dann in der Tat dilettantisch, aber die Verantwortung dafür liegt nicht bei den Kräften, die angestellt worden sind,
sondern bei denen, die solche Kräfte im Rahmen von PESVerträgen in Unterrichtssituationen schicken, denen sie dann nicht gewachsen sind.
Der Wunsch zur Erwiderung besteht offensichtlich nicht, damit liegen dem Präsidium keine weiteren Wortmeldungen mehr vor. Wir können über die beiden Anträge abstimmen.
Wer dem Antrag der Fraktion der CDU – Drucksache 17/3865 – seine Zustimmung gibt, den bitte ich um das Handzeichen! – Danke schön. Wer ist dagegen? – Danke schön. Für Enthaltungen gibt es keinen Raum. – Der Antrag der Fraktion der CDU ist mit den Stimmen der SPD, der FDP und des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gegen die Stimmen der CDU und der AfD abgelehnt.
Wer dem Antrag (Alternativantrag) der Fraktionen der SPD, FDP und des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Drucksache 17/3896 – seine Zustimmung gibt, den bitte ich um das Handzeichen! – Danke schön. Ablehnung? – Danke schön. Auch hier ist für Enthaltungen kein Raum. – Damit ist der Alternativantrag mit den Stimmen der SPD, der FDP und des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gegen die Stimmen der CDU und der AfD angenommen.
Gesellschaftslehre durch Sozialkunde, Erdkunde und Geschichte ersetzen Antrag der Fraktion der AfD – Drucksache 17/3868 –
dazu: Bildungsqualität erhalten – schleichende Auflösung des Fachprinzips vermeiden – Beschluss des Schülerlandtags ernst nehmen Antrag (Alternativantrag) der Fraktion der CDU – Drucksache 17/3903 –
Die Fraktionen haben eine Grundredezeit von fünf Minuten vereinbart. Ich darf zunächst der antragstellenden Fraktion das Wort und die Gelegenheit zur Begründung des Antrags geben. – Herr Abgeordneter Frisch, Sie haben das Wort.
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Immer wieder stand der Geschichtsunterricht in unseren Schulen in den vergangenen Jahren in der Kritik. So sprach der ehemalige Vorsitzende des Deutschen Historikerverbands, Martin Schulze Wessel, von einem beklagenswerten Zustand dieses Faches. Heinz-Peter Meidinger, Bundesvorsitzender des Philologenverbands und seit Kurzem auch Präsident des Deutschen Lehrerverbands, stellte fest: Schüler seien kaum noch in der Lage, die Zusammenhänge zwischen früher und heute zu verstehen. „DIE WELT“ konstatierte gar einen fatalen Niedergang des Fachs.
Vor diesem Hintergrund warnte unser kulturpolitischer Sprecher Martin Louis Schmidt im September 2016 in einer Pressemitteilung vor einer weiteren Entwertung des Geschichtsunterrichts. Wörtlich hieß es dort: „Deshalb schrillen bei mir die Alarmglocken, wenn (...) so mancher Bildungsreformer die Einschätzung vertritt, Geschichte ließe sich künftig auch in einem Fächerverbund mit Geographie und Politik unterrichten.“ Dabei bezog er sich auf die Gymnasien; denn in den Integrierten Gesamtschulen und einem Teil der Realschulen ist die Zusammenlegung von Geschichte, Erdkunde und Sozialkunde in Rheinland-Pfalz längst Realität.
Nicht nur wir sehen das sehr kritisch. Als Gast des Schülerlandtags im Mai 2017 habe ich mit großem Interesse dessen Debatte über dieses Thema verfolgt. In ihrem Antrag „Stärkung der politischen Bildung durch die Wiedereinführung eines differenzierten Fachunterrichts (...)“ brachten die Jungen und Mädchen der Klasse 10b der IGS Kastellaun das Problem sehr gut auf den Punkt.
Ich zitiere: „Durch das Zusammenführen von Erdkunde, Sozialkunde und Geschichte zu einem Unterrichtsfach werden die Schüler unnötig verwirrt. So wird beispielsweise Kolumbus in direkter Nähe zur Abholzung des Regenwaldes thematisiert, als ob es hierbei einen direkten Zusammenhang gäbe.“
Auch die Problematik des durch die Zusammenlegung induzierten fachfremden Unterrichts führten die Gesamtschüler kritisch an – Zitat –: „Wird Gesellschaftslehre beispielsweise von einem Geschichtslehrer unterrichtet, so wird (...) fast ausschließlich Geschichte behandelt und Sozialkunde sowie Erdkunde werden vernachlässigt. Der mehr oder weniger fachfremd erteilte Unterricht hat weitreichende Folgen für die weitere Schullaufbahn. Die betroffenen Schüler weisen nämlich enorme Wissenslücken auf und leiden somit unter Gesellschaftslehre bis zum Abitur. Es reicht nicht aus, die Lehrer durch eintägige Fortbildungen auf den Unterricht in Gesellschaftslehre vorzubereiten, denn eine Fortbildung kann kein langjähriges Studium ersetzen!“ – So weit der Schülerlandtag.
Meine Damen und Herren, diese Aussagen sind ein Armutszeugnis für die Bildungspolitik in Rheinland-Pfalz. Schüler beklagen Wissenslücken und Kompetenzdefizite ihrer Lehrer. Was für eine verkehrte Welt.
Sollte es nicht so sein, dass der Lehrer die Schüler motiviert, er sie durch die souveräne Beherrschung seines Faches dafür begeistert
und das Bildungsministerium die entsprechenden Rahmenbedingungen dafür schafft? – Hier ist es fatalerweise genau umgekehrt: An den Gesamtschulen in Rheinland-Pfalz wollen die Schüler mehr wissen, aber die verantwortliche Bildungspolitik verhindert das.
Bei uns stößt die Kritik des Schülerlandtags auf offene Ohren. Sie tut es deshalb, weil wir nicht ideologisch denken, sondern pragmatisch. Wenn sich etwas nicht bewährt hat, dann muss es geändert werden.
Wie SPD und Grüne mit solchen konstruktiven Vorschlägen umgehen, zeigte sich in den Stellungnahmen im Bildungsausschuss am 8. Juni. Herr Köbler von den Grünen stellte fest: Die Forderungen des Schülerlandtags seien in der Theorie gut, in der Praxis aber ein Problem. – Wir dagegen sagen, was beim Gymnasium möglich ist, muss auch bei den Gesamtschulen machbar sein.
Ministerin Hubig sprach von Tücken im Detail und belehrte die Schüler, Demokratie sei nicht so einfach, wie man vielleicht meinen könnte. Verehrte Frau Ministerin, das zeugt nicht nur von einem geringen Vertrauen in die Einsichtsund Kritikfähigkeit junger Menschen, das ist auch eine Antiwerbung für die Demokratie; denn wenn eine politische Mehrheitsentscheidung die Zusammenlegung von Fächern ermöglicht hat, dann ist auf dem gleichen Weg natürlich auch die Wiedereinführung eines differenzierten Fachunterrichts durchsetzbar. So funktioniert nun einmal Demokratie.
Ich frage mich, wie Sie Schüler für eine Mitwirkung an demokratischen Prozessen motivieren wollen, wenn Sie deren fundiert vorgetragene und sinnvolle Forderung mit fadenscheinigen Argumenten beiseite wischen.
Die FDP-Abgeordnete Lerch berichtete von ihren persönlichen Bemühungen, das Fach Sozialkunde zu stärken und eine Trennung der Fächer zu erreichen. Dafür verdient sie unseren Respekt. Ob sie sich mit dieser Position in ihrer eigenen Fraktion durchsetzen konnte, werden wir gleich hören.
Liebe Kollegen von der FDP, mit Ihren Stimmen könnte es jedenfalls gelingen, zumindest einen bildungspolitischen Irrweg der rot-grün geführten Landesregierung zu beenden und das Fach Gesellschaftslehre und demnächst vielleicht auch die unsägliche Anlaut-Tabelle, von der sich andere Bundesländer gerade verabschieden, aus dem Verkehr zu ziehen.
Meine Damen und Herren, für uns als AfD ist es eine Herzensangelegenheit, dass sich junge Menschen mit unserem Land und unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung identifizieren.