Protocol of the Session on September 15, 2016

Ich nenne Ihnen zwei Beispiele, wieso ich das so auf den Punkt zuspitze. Es gibt nicht immer Situationen, in denen man Menschen einer Lüge bezichtigen muss.

(Abg. Martin Brandl, CDU: Das habe ich nicht behauptet! – Glocke der Präsidentin)

Entschuldigung, Herr Staatssekretär. „Lüge“ ist kein parlamentarischer Ausdruck. Herr Brandl hat „Lüge“ direkt nicht gesagt. Aber er hat sehr wohl „Unwahrheit“ gesagt.

Herr Hoch, Sie haben wieder das Wort.

(Abg. Julia Klöckner, CDU: Das ist doch nur noch peinlich! – Abg. Martin Brandl, CDU: Und so etwas ist Jurist! – Abg. Julia Klöckner, CDU: Das ist unanständig!)

Sie haben der Ministerin vorgeworfen – Zitat: Hubig nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau. –

(Abg. Alexander Licht, CDU: Das ist doch bei der Landesregierung üblich!)

Wollen Sie sagen, der Generalbundesanwalt habe gelogen?

(Abg. Alexander Licht, CDU: Das war doch heute Morgen die Frage! Das ist doch in der Staatskanzlei Usus!)

Warum sollte Herr Range eine solche Notiz fertigen?

(Abg. Julia Klöckner, CDU: Das wird nichts mehr, Herr Hoch!)

Ich möchte Ihnen zwei Beispiele nennen, wieso ich zu dem Schluss komme, dass dieser Vorwurf nicht gerechtfertigt ist.

(Abg. Christian Baldauf, CDU: Die Nummer ist durch!)

Der erste ist, Sie fragen, wieso sollte Herr Range eine solche Notiz fertigen. Diese Aktennotiz ist nicht von Herrn Range, sondern – wie Sie der Presse entnehmen können – aus einem Aktenvermerk eines Mitarbeiters der Bundesgeneralanwaltschaft. Es geht also allenfalls um einen sogenannten Vermerk eines Zeugens vom Hörensagen.

(Zuruf von der SPD: Aha! Aha!)

In diesem Vermerk wurde niedergelegt, wie der damalige Generalbundesanwalt Range seine Wahrnehmung und Sichtweise im Rechtsausschuss vorgetragen und dass er diese auch innerhalb der Behörde vertreten hat.

Ich will Ihnen ein zweites Beispiel nennen. Wir haben gestern über die Geltung der Wohnsitzauflage in RheinlandPfalz gesprochen, ob sie gilt. Sie gilt, weil es im Bundesgesetz steht. Trotzdem wurde hier vorgetragen, RheinlandPfalz würde sich unsolidarisch anderen Bundesländern gegenüber verhalten, weil sie hier nicht gelte. Ich sage deshalb, man muss nicht immer jemandem vorwerfen – um bei Ihren Worten zu bleiben –, dass man es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, wenn man einen unterschiedlichen Blick auf die Dinge hat.

(Vereinzelt Heiterkeit bei der CDU – Abg. Martin Brandl, CDU: Zeitdruck und Zeitraum! – Abg. Alexander Licht, CDU: Da sind Sie Künstler in der Staatskanzlei!)

Es handelt sich um den offensichtlichen Versuch, einen abgeschlossenen Sachverhalt zu nutzen, – –

(Zurufe von der CDU)

Herr Hoch hat das Wort.

um einen konstruierten Vorgang insgesamt diskutieren zu können. Das ist für uns sehr durchschaubar, dass Sie das mit der Landesregierung in Verbindung bringen.

Ich finde, wir haben offensichtlich – um bei Ihrer Wortwahl zu bleiben – unterschiedliche Wahrnehmungen davon, wie man in einer Diskussion um Sachlichkeit bemüht sein kann.

(Abg. Alexander Licht, CDU: Das ist Ihre Wortwahl!)

Zur Sache selbst hat diese Diskussion heute überhaupt nichts beigetragen.

Herzlichen Dank.

(Beifall der SPD und bei FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Für die CDU-Fraktion spricht Herr Kollege Brandl.

Frau Präsidentin, erst noch einmal vielen Dank für die notwendige Klarstellung. Herr Hoch, Sie haben versucht, Dinge zu konstruieren und mir Worte in den Mund zu legen. Das haben Sie doch eigentlich gar nicht nötig.

(Beifall bei der CDU)

Das ist bitter, dass Sie versuchen müssen, mit falschen Tatsachenbehauptungen Ihre Ministerin zu schützen und entsprechende Nebelkerzen anzünden.

(Abg. Julia Klöckner, CDU: Wahrscheinlich redet sie dann selbst noch! – Zuruf von der SPD: Zur Sache!)

Wir hatten eigentlich erwartet, dass die Frau Ministerin hier Stellung nimmt, da es kein „Gewäsch“ ist, wie die Ministerpräsidentin mir zwischengerufen hatte.

(Ministerpräsidentin Malu Dreyer: Ich habe nicht dazwischen gerufen!)

Sie hatten mir „Gewäsch“ zugerufen. Wir werden das im Plenarprotokoll nachlesen können.

(Abg. Dr. Jan Bollinger, AfD: Unterschiedliche Wahrnehmung! – Abg. Dr. Bernhard Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Es gibt auch falsche Wahrnehmungen!)

Frau Ministerpräsidentin, Sie hatten „Gewäsch“ gesagt, als ich zu diesem Thema geredet habe.

Herr Brandl, ich schätze, das Protokoll wird es klären, was für einen Zwischenruf es gegeben hat. Die Ministerpräsidentin sagt, sie habe es nicht gesagt. Jetzt haben Sie das Wort.

Danke schön, Frau Präsidentin.

Das Entscheidende für mich ist, dass ich hier Fakten vorgetragen habe, die in weiten Teilen unstrittig sind, über die die regionale und auch Bundespresse berichtet.

Die Vorwürfe sind sehr konkret. Das jetzt hier mit Dingen abzutun, wie Schmutz werfen und es gibt keine Inhalte, lieber Herr Kollege Guth, ich glaube, da kommen Sie selbst darauf, weil man an der Stelle nur mit Schmutz werfen kann, wo auch Schmutz liegt.

(Zurufe von SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh!)

Die Vorwürfe stehen im Raum. Frau Hubig ist die Personalentscheidung der Ministerpräsidentin. Sie ist als Bildungsministerin in diesem Land verantwortlich, und vor dem Hintergrund geht es um ihre Glaubwürdigkeit, geht es auch darum, wie Sie Politik hier weiter gestalten, meine Damen und Herren.

(Beifall der CDU und des Abg. Heribert Friedmann, AfD)

Einen letzten Satz noch. Frau Becker, Sie müssen sich dann doch schon entscheiden, was Sie kritisieren.

(Glocke der Präsidentin)

Auf der einen Seite sagen Sie, es wäre inhaltslos, was wir hier vortragen, und auf der anderen Seite sagen Sie, das muss man woanders diskutieren. Da müssen Sie sich aber einmal entscheiden, was dann Ihr Kritikpunkt ist. Deshalb ist an der Stelle die rheinland-pfälzische Ministerin betroffen, und deshalb diskutieren wir es von diesem Pult aus.

Vielen Dank.

(Beifall der CDU)

Für die SPD-Fraktion spricht Herr Kollege Hartloff.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Herr Brandl, die Absicht der CDU sehen wir doch alle und wohl. Sie wollen nach einem Strohalm greifen, etwas Angebliches aufwärmen und werfen ein Stück mit Schmutz.