Protocol of the Session on July 23, 2015

Sie sind aber die Arbeitgeberin dieser Lehrer, und Sie unterscheiden bei uns zwischen Lehrern erster und zweiter Klasse,

(Beifall bei der CDU)

Lehrern, die morgen mit Beruhigung in Ferien, in die wohlverdiente Erholungsphase und Motivationsphase starten können,

(Carsten Pörksen, SPD: Was spielen Sie eigentlich für ein Spiel hier?)

und den Lehrern, die jetzt nur Sorgen und Angst erwartet,

(Nils Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das hat überhaupt nichts mit der Antwort zu tun!)

die erwartet, dass sie nicht krankenversichert sind und sie Angst haben müssen, ob sie die Miete noch zahlen können.

(Beifall bei der CDU)

Wir haben eben von einem konkreten Fall gehört. Man muss sich an dieser Stelle noch einmal genau vor Augen halten, es ist nicht irgendwo eine namenlose Zahl, es sind einzelne Menschen, um die es geht.

Die Verantwortung des Arbeitgebers: Sie haben eine Frau am Hannah-Arendt-Gymnasium seit sechs Jahren mit Vertretungsverträgen abgespeist,

(Julia Klöckner, CDU: Unmöglich!)

einem nach dem anderen, immer und immer wieder. Immer wieder die Angst: Wie geht es morgen weiter, wenn der Vertrag endet? Kommt da noch etwas?

(Julia Klöckner, CDU: Leiharbeit!)

Sie hätten diese Frau jetzt ganz bewusst in die Arbeitslosigkeit hineingeschickt, wenn nicht Eltern dagewesen wären, die mit einer Onlinepetition nach draußen gegangen sind und sich eingesetzt haben. Vielleicht liegt es mit am Vorwahljahr, dass das Eine oder Andere schnell beschwichtigt wird,

(Carsten Pörksen, SPD: Das ist ziemlich unverschämt, was Sie hier sagen, nicht?)

dass man Angst hat, dass irgendetwas an die Öffentlichkeit kommt.

(Beifall bei der CDU)

Es ist nicht der einzige Fall, und ich werde bei Weitem nicht

alle Fälle kennen, aber wir haben auch bei uns in meinem Kreisverband an einer Grundschule einen ähnlichen Fall gehabt.

(Nils Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Lächerlich!)

Das ging auch durch die Medien, und kaum war es in den Medien, wurde dieser Fall natürlich als Einzelfall erklärt. Es sind aber so viele Menschen, die nicht alle nach draußen an die Presse gehen,

(Julia Klöckner, CDU: Die keine Krankenversicherung haben!)

sondern auf Sie vertrauen, dass Sie Ihrer Verantwortung gerecht werden,

(Carsten Pörksen, SPD: Ja, auf Sie kann keiner vertrauen!)

dass es noch einen Anschlussvertrag gibt, dass man sich vielleicht auch nicht nach außen wendet, weil man denkt, dann bekommt man keinen weiteren Vertrag. Sie haben Ihre Verantwortung in diesem Fall bei ganz vielen Lehrern, die wir haben, nicht wahrgenommen.

(Beifall bei der CDU)

Wenn ich mir die Zahlen, die wir heute gehört haben, anschaue, muss ich sagen, es ist kein diesjähriges Phänomen, es ist kein letztjähriges Phänomen, und es ist auch kein Phänomen, Frau Ministerin Reiß, das ich mit einem Vertretungspool, den wir gefordert haben,

(Carsten Pörksen, SPD: Ja, ja, natürlich!)

den Sie scheinbar irgendwie anders einsetzen, gelöst werden kann; denn auch mit dem von Ihnen angesprochenen Pool ist die Zahl derer, die wir als Vertretungslehrer haben, und auch die Zahl derer, die in den Sommerferien in die Arbeitslosigkeit geschickt wurden, in den letzten Jahren nicht gesunken. Es ist ein Phänomen, das Sie über Jahre hinweg begleitet.

(Michael Hüttner, SPD: Ja, auch schon vor 30 Jahren!)

Dann muss ich an dieser Stelle zur Verantwortung sagen: Wenn man weiß, dass diese Zahlen immer so sind, weil es immer Mütter gibt, die in Elternzeit sind, weil es immer wieder auch Menschen gibt, die längerfristig ausfallen, weil sie krank sind, wenn man das weiß, und das macht jeder verantwortliche Arbeitgeber, dann plant man das auch bei der Personalplanung mit ein.

(Beifall bei der CDU – Carsten Pörksen, SPD: Das ist doch wohl ein Witz, was Sie hier erzählen! – Zuruf des Abg. Michael Hüttner, SPD)

Es ist ein Punkt – ich bin jetzt doch schon eine gewisse Zeit im Landtag –, den wir jedes Jahr aufs Neue angesprochen haben: eine verlässliche Personalplanung, die Lehrern eine Zukunft bietet, sie nach vorn blicken lässt und die Unterrichtsqualität steigert.

(Julia Klöckner, CDU: Leiharbeit!)

Das ist Leiharbeit, vielleicht nicht rechtlich, aber moralisch – das muss ich an dieser Stelle ganz klar sagen –, was Sie hier machen.

(Beifall der CDU)

Es gibt einen rechtlichen Anspruch, und Sie machen das sehr geschickt, indem Sie einem Lehrer nur drei Verträge am Stück anbieten oder sagen, dann muss er, obwohl die Kombination gebraucht wird, an die Nachbarschule abwandern, damit nur keine Möglichkeit der Klage besteht.

(Carsten Pörksen, SPD: Was für ein Glück, dass Sie keine Lehrerin sind!)

Sie gehen rechtlich geschickt vor, aber moralisch als Arbeitgeber mit Ihrer Verantwortung finde ich, ist es absolut bedenklich.

(Beifall der CDU – Zuruf des Abg. Michael Hüttner, SPD)

Wir haben seit Jahren diese Situation kritisiert.

(Carsten Pörksen, SPD: Sie spielen mit dem Schicksal von Menschen!)

Herr Pörksen, ich spiele mit dem Schicksal von Menschen?

(Alexander Licht, CDU: Sie spielen doch damit!)

Welches Schicksal nehmen Sie denn in Kauf, wenn Sie kurz vor den Sommerferien Menschen in diese Ungewissheit schicken? Ich spiele mit einem Schicksal?

(Beifall der CDU – Zurufe von der SPD)

Ich wünschte, wir dürften an der Stelle diesen Menschen helfen, aber Sie sind diejenigen, die ihre Verantwortung hier nicht wahrnehmen.

Alles weitere in der zweiten Runde.

(Beifall der CDU – Zuruf des Abg. Carsten Pörksen, SPD)

Für die SPD-Fraktion hat Frau Abgeordnete Brück das Wort.

(Unruhe im Hause)