Protocol of the Session on November 18, 2010

Man kann zwei Möglichkeiten sehen. Man könnte einmal sagen, er hat Rückgrat gezeigt. Das ist zu dem zu sehen, was Sie hier im Parlament immer gezeigt haben. Er hat wirklich die Interessen von Rheinland-Pfalz in den Fokus genommen.

Als andere Möglichkeit könnte man sagen – dieser Verdacht drängt sich eher bei mir auf –, dass Sie immer dann, wenn es vor Ort darum geht, diesen Kurs zu verteidigen, Ihr Mäntelchen bzw. Fähnchen nach dem Wind drehen und das an dieser Stelle nicht verteidigen, weil Sie wissen, dass die Mehrheit der Bevölkerung diesen Kurs ablehnt.

(Beifall bei der SPD)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, es sollte uns an mehreren Stellen zu denken geben, dass die Stadtwerke Mainz bei der EU wegen massiver Wettbewerbsverzerrung klagen. Ich wiederhole noch einmal das, was ich an dieser Stelle schon mehrmals gesagt habe. Die Atomlaufzeitverlängerung handelt gegen die Interessen von Rheinland-Pfalz. Wir haben hier die Unternehmen, die im Bereich der erneuerbaren Energien Arbeitsplätze und Innovationen schaffen, die weltweit auf diesem Markt erfolgreich sind. Wir haben nicht die Vorteile der Atomenergie bei uns im Land.

Ich hätte mir gewünscht, dass die CDU und FDP diesen Kurs nicht weiter auf der Bundesebene verfolgt, sondern klar gesagt hätten, in Rheinland-Pfalz leben und profitieren wir von und mit den erneuerbaren Energien. Hier profitieren die Stadtwerke von den erneuerbaren Ener

gien. Wir tragen diesen Kurs nicht mit. Das haben Sie nicht geschafft.

(Beifall bei der SPD)

Insofern ist es richtig, wichtig und hat die Unterstützung der SPD-Landtagsfraktion, dass die Klage der Landesregierung beim Bundesverfassungsgericht eingereicht wird. Wir als Land Rheinland-Pfalz müssen gegen die Laufzeitverlängerung und dagegen klagen, dass der Bundesrat an dieser Entscheidung nicht beteiligt worden ist. Diese Klage ist im Interesse der Menschen in Rheinland-Pfalz und im Interesse der Bundesrepublik.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD)

Das Wort hat Herr Abgeordneter Weiner.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Sie von der SPD haben das Thema „Verfehlte Atompolitik der Bundesregierung“ auf die Tagesordnung gesetzt. Ich habe mir das überlegt. Meinten Sie vielleicht die Regierungen von Willy Brandt, unter dessen Verantwortung um 1970 die ersten Kernkraftwerke geplant und gebaut wurden?

(Zuruf der Abg. Frau Ebli, SPD – Weitere Zurufe von der SPD)

Das gehört zur historischen Wahrheit dazu. Damals wurden bei den ersten vier Kernkraftwerken die Panzerkuppeln vergessen.

Meinten Sie vielleicht die Regierungen von Helmut Schmidt, der die Atomenergie massiv ausbaute, ohne dass die Frage des Endlagers gelöst wurde?

(Frau Kohnle-Gros, CDU: So viel zum Rückgrat!)

Meinten Sie vielleicht die rot-grüne Bundesregierung von Gerhard Schröder, der zwar den Ausstieg vereinbart hat, es dabei aber erneut versäumt hat, eine Lösung für den Atommüll zu vereinbaren?

(Beifall der CDU und der FDP)

Er hat auch vergessen, dass die Kernkraftwerke bis zum Ende der geplanten Laufzeit sicherheitstechnisch nachgerüstet werden.

(Beifall bei der CDU – Zuruf von der SPD: Wie lange?)

Meinten Sie die letzte Bundesregierung mit Herrn Gabriel als Umweltminister, der in all diesen Fragen gar nichts hinbekommen hat?

(Fuhr, SPD: Die Große Koalition, Frau Merkel!)

Meine Damen und Herren von der SPD, Sie bejammern hier die Folgen Ihrer eigenen Versäumnisse.

(Beifall der CDU und bei der FDP)

In den Amtsjahren von Trittin und Gabriel haben die einen Castor nach dem anderen nach Gorleben gebracht. Sie haben die Endlagerfrage ausgeklammert.

(Zuruf von der SPD)

Während Sie nichts getan haben, um die Endlagerproblematik zu lösen – Herr Kollege Langner hat es angesprochen –, hat die neue Regierung Merkel/Röttgen die Probleme angepackt.

(Beifall der CDU – Fuhr, SPD: Deswegen verlängern sie! – Zuruf der Abg. Frau Ebli, SPD – Weitere Zurufe von der SPD)

Mit besonderer Genugtuung kann ich hier feststellen, dass Ihre Behauptungen, die CDU stünde nicht hinter Norbert Röttgen, sich als falsch erwiesen haben, genauso falsch wie Ihre Energiepolitik.

(Beifall bei der CDU)

Nicht nur die rheinland-pfälzische CDU hat den Kurs von Norbert Röttgen unterstützt, sondern auch der Bundesparteitag hat eindrucksvoll bewiesen, dass die CDU hinter ihm steht. Er ist zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden gewählt worden.

(Zuruf des Abg. Hüttner, SPD)

Dies zeigt, welch hohen Stellenwert die Energie- und Umweltpolitik in der CDU haben.

(Beifall bei der CDU)

Es ist zu kurz gesprungen, wenn Sie nur einen kleinen Teil der Energiepolitik aus Parteitaktik und billigen Wahlkampfgründen erneut vorbringen.

(Frau Ebli, SPD: Wir kriegen keine Parteispenden von der Atomindustrie!)

Es geht doch nicht nur um die künftige Stromversorgung – das setze ich in Anführungszeichen –, sondern es geht um die Wärmeenergie, die Einführung der Elektromobilität, den Klimaschutz, die Energieeffizienz und die Ressourcenschonung sowie die energetische Gebäudesanierung.

(Frau Elsner, SPD: Was ist mit dem Müll?)

Mit dem Energiekonzept der Bundesregierung sichern wir die Energieversorgung unseres Landes, sorgen dafür, dass Energie für alle bezahlbar bleibt. Mit diesem Programm werden im Übrigen auch Zigtausende Arbeitsplätze in Deutschland geschaffen.

(Zuruf der Abg. Frau Ebli, SPD)

Das gilt auch für Rheinland-Pfalz. Deswegen sind die Auswirkungen des Energiekonzeptes positiv für unser Land.

(Beifall der CDU und der FDP)

Sie haben kein schlüssiges Konzept und kritisieren immer nur den gleichen Punkt. Dabei ist die Verlängerung der Laufzeiten doch eigentlich nur die Folge Ihrer Versäumnisse.

(Guth, SPD: Die Wahrheit verdreht!)

Sie haben es versäumt, die sich abzeichnende Versorgungslücke rechtzeitig zu füllen.

(Zuruf der Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU)

Sie haben es versäumt, sich um die Anpassung der Leitungsnetze zu kümmern. Sie haben es versäumt, sich um die Entwicklung und den Bau von Energiespeichern zu kümmern, damit Sonnen- und Windenergie ganzjährig zur Verfügung stehen können. Sie haben es versäumt, rechtzeitig die Netze auf dezentrale Einspeisungen umzubauen.

Ihre Politik war ohne Konzept: Hauptsache Atomausstieg, der Rest findet sich schon irgendwie, sei es aus Frankreich oder aus Tschechien. –

(Guth, SPD: 100.000 Arbeitsplätze bei den erneuerbaren!)

Aber jetzt holen uns die Versäumnisse rot-grüner Energiepolitik ein.

(Hartloff, SPD: Also Ökosteuer und so was war damals unsinnig, Herr Kollege?)