Protocol of the Session on July 1, 2004

Es ist ganz positiv zu bewerten, dass der neue Mathematikrahmenlehrplan und die künftigen standardisierten Kompetenzmessungen nun Hand in Hand gehen und eine sinnvolle Ergänzung bilden.

Wir haben bei den Ergebnissen verschiedene Dinge gesehen. Hinter den Noten haben sich sehr unterschiedliche Kompetenzprofile verborgen. Ich denke, das ist für die Lehrerinnen und Lehrer auch ein wichtiger Hinweis für ihren künftigen Unterricht.

Die Leistungen waren sehr breit über die einzelnen Schülerinnen und Schüler hinweg gestreut. Allerdings waren sich die Klassen im Vergleich relativ nah. Eigentlich handelt es sich um ein relativ großes Mittelfeld. Es gab allerdings Ausreißer, drei mit Spitzenleistungen und zwei nach unten.

Deshalb ist es besonders wichtig, glaube ich, dass VERA auch die Möglichkeit bietet, diese Ergebnisse sehr sorgfältig zu reflektieren, dass es eine Evaluationskultur begründet und die Schulaufsicht und die Landesinstitute begleitend helfen können und gerade dort, wo es Ausreißer gibt, noch einmal genau hinschauen können.

(Beifall des Abg. Kuhn, FDP)

Es war besonders interessant, welche Rahmenbedingungen für das Zustandekommen von Leistungsprofilen ausschlaggebend sind. Es hat sich klar gezeigt – etwas, was wir von PISA schon wissen –, es gibt einen Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft der Eltern bzw. der Kinder und den mathematischen Leistungen.

Es ist wichtig, einen regelmäßigen Elternkontakt zu pflegen und dass die Eltern partizipieren, damit gute Ergebnisse zustande kommen. Es ist auch mit Sicherheit ein besonderer Vorteil der Grundschulen, dass es eine relativ große Kontinuität bei den Lehrerinnen und Lehrern, die das Fach unterrichten, über längere Zeiträume hinweg gibt.

Es muss unser Ziel sein, eine individuelle Förderung der Kinder zu ermöglichen. Das ist ein Baustein, der mit Sicherheit etwas zu guten Ergebnissen beiträgt.

Natürlich ist es immer interessant zu sehen, was keine Rolle bei den Ergebnissen spielt. Das war schon etwas, was man dem Kollegen Lelle mitgeben kann, wahr

scheinlich auch dem Kollegen Wiechmann: Es spielt keine Rolle, wie sich der Unterrichtsausfall, der ohnehin sehr gering ist, gestaltet.

(Zuruf des Abg. Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Es spielt keine Rolle, wie groß die Klassen sind. Bei einem Ergebnis kam sogar für größere Klassen etwas Besseres heraus.

(Zuruf des Abg. Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das sind aber klare Korrelationen. Die können Sie schon mit auf den Weg nehmen.

Es spielt keine Rolle, wieviel Jungen und Mädchen in der Klasse sind. Es hat auch keine Rolle gespielt, wie groß der Anteil an nicht deutschen Muttersprachlern ist.

(Beifall des Abg. Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das wird bei dem Deutschtest mit Sicherheit anders aussehen und sollte für uns kein Hinweis darauf sein, dass wir uns künftig nicht mehr um eine kontinuierliche und intensive Sprachförderung kümmern.

(Beifall des Abg. Kuhn, FDP – Glocke der Präsidentin)

Zu den Reaktionen auf VERA und meinen Kritikpunkten daran würde ich gern noch etwas in der zweiten Runde sagen. (Beifall der FDP und der SPD – Lelle, CDU: Das hätten wir gern vorher gehört!)

Ich erteile Herrn Abgeordneten Lelle das Wort.

(Itzek, SPD: Jetzt wird es schwierig, Herr Lelle!)

Ach was.

(Frau Brede-Hoffmann, SPD: Er sagt, dass es gut ist!)

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Die gute Seite dieses Tests hat Frau Morsblech ausreichend gewürdigt. Das war nicht verwunderlich, darauf stellen wir uns ein. (Frau Brede-Hoffmann, SPD: Dann würdigen Sie mit!)

Es ist auch bekannt, dass wir von Anfang an vom Grundsatz her nachhaltig den Test befürworten,

(Pörksen, SPD: Jetzt kommt das wieder!)

darüber gibt es überhaupt keinen Zweifel, weil wir sehr wohl dafür sind, dass ein objektives Urteil über die Leistungen der Schülerinnen und Schüler, über die Klasse, über die Schule an sich notwendig ist.

Dass daraus Ansätze für eine entsprechende Fördermaßnahme gewonnen werde können und auch für die Schullaufbahnberatung dieser Test herangezogen werden kann, ist unbestritten und stellt sicherlich eine positive Seite dar. (Pörksen, SPD: Gut, fertig!)

Ich will noch hinzufügen, dass auch 77 % der Eltern solchen Vergleichstests zustimmen und gar 90 % Abschlussprüfungen fordern, Herr Pörksen. Das ist eine beachtliche Zahl. Wenn Herr Schleicher von der OECD allerdings von einem notwendigen Paradigmenwechsel spricht, nämlich von der Leistungskontrolle hin zu motivierenden Leistungsrückmeldungen zu kommen, dann bin ich schon ein bisschen erstaunt. Sie wissen, ich komme aus der Praxis.

(Pörksen, SPD: Das ist lange her!)

Das war für mich immer bei einem Test der Fall. Wo diesbezüglich das Neue liegen soll, kann ich nicht nachvollziehen.

Er hat natürlich recht, wenn er die Frage stellt. Aus diesem Test müssen wir die Fragen ziehen, wo Stärken oder Schwächen der Schüler sind. Ich füge hinzu, es muss sich die Frage anschließen: Wer und wie kann gefördert werden?

Ich will natürlich auch einige Dinge kritisch beleuchten.

(Frau Brede-Hoffmann, SPD: Jetzt geht es los!)

Das versteht sich von selbst, Frau Kollegin.

Der erste Punkt ist, dass an diesem Test nur sieben Länder teilnehmen und ausgerechnet noch die PISAVerlierer.

(Frau Brede-Hoffmann, SPD: Da sollten Sie die anderen fragen, warum diese nicht mitmachen!)

Frau Ministerin, ich frage mich, wollen wir uns wirklich an diesem schlechten Durchschnitt messen,

(Beifall bei der CDU)

oder gilt das Motto „Unter den Blinden ist der Einäugige König“? (Itzek, SPD: Machen Sie einmal diesen Test!)

Ist es wirklich Ihre Absicht, nur unter diesem Durchschnitt glänzen zu wollen? Denn wir wissen, bei den Ländern haben wir am besten abgeschnitten.

Der zweite Punkt, den ich ansprechen will, ist, die Hälfte der Aufgaben durften selbst ausgewählt werden. Mir scheint im Nachgang – darüber muss man natürlich

diskutieren –, dass das vielleicht ein bisschen zuviel war. Es würde vielleicht ein Drittel der Aufgaben genügen.

Die Kritik von Verbänden ist in Teilen nachvollziehbar, in Teilen muss ich dem widersprechen. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) spricht nach meiner Meinung mit Recht davon, dass die Informationen für die Eltern nicht aussagekräftig genug waren. Da lässt meiner Meinung nach MARKUS grüßen, bei dem Gleiches galt. Die Wirkung war entsprechend.

Die Ablehnung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die wir kennen, kann ich in der Form nicht nachvollziehen. Das sage ich ganz deutlich.

(Beifall der SPD und der FDP – Frau Brede-Hoffmann, SPD: Sehr gut! – Pörksen, SPD: Das geht uns oft so!)

In einem Punkt aber haben Sie schon Recht, wenn Sie auf die Belastung der Grundschulen hinweisen, Frau Ministerin. Wir haben den Grundschulen in der Vergangenheit Erhebliches zugemutet, auch an zusätzlichen Arbeiten.

Ich mache den Vorschlag, warum wir diesen Test nicht in die zu schreibenden Arbeiten mit einbeziehen und die dortige Zahl reduzieren. Dann könnte man einen gewissen Ausgleich schaffen. Das dürfte ohne Zweifel möglich sein.

Meiner Information nach gab es auch keine ausreichende Schulung für die Lehrer, und entsprechend schwer haben sich diese getan. Die Frage ist: Wie hoch ist deshalb eine Fehlerquote? – Das muss man sicherlich noch überprüfen.

Auch zur schulinternen Auswertung noch eine Anmerkung. Ich meine, das ist richtig, aber es muss entsprechend dann auch stichprobenhaft eine Überprüfung vorgenommen werden, um Fehler auszuschließen und um auch die Übersicht entsprechend seitens des Ministeriums damit zu gewinnen.

Zum Test selbst will ich auch das eine oder andere ansprechen, beispielsweise das Kapitel 3.6 „Noten und Kompetenzstufen“. Hier ist die Frage, wie Zeugnisnoten und Kompetenzstufen zusammenhängen. Ein interessantes Ergebnis. Schauen wir uns einmal die Einserschüler an, ob dies stimmt.