Protocol of the Session on February 14, 2001

Meine Damen und Herren, die inhaltlichen FeStstellungen, die von der F.D.P.-Bundestagsfraktion getroffen worden sind, sind in Ordnung. Ich becjauere es trotzdem, dass der Patient und Kassenzahler dabei aber letztendlich wieder hur als Ob

jekt des Handeins anderer Interessengruppen auftaucht.

50 Gesetze, 7 000 Verordnungen, immer neue Kostendämpfungsgesetze rütteln seit vielen Jahren unser Gesundheitswesen durch. Die Mittel der Bewirtschaftung zum Beispiel des Ärzteangebots durch Beschränkung ihrerAnzahl oder durch zentimeterdicke Leistungskataloge, um ihr Einkommen zu begrenzen, hat in Deutschland Tradition.

Meine Damen und Herren, ein Ende der Budgetierung, in welcher Form auch immer sie daherkommt, ist ein Ziel. Es ist das Ziel, aber nicht der Anfang für Erfolg versprechende Schritte zu einer Verbesserung im Gesundheitswesen. Schließlich istdie Aufstellung von Budgets auch nur Ausdruck für den letzten hilflosen Versuch, ein völlig aus dem Lot g·eratenes System wieder in den Griff zu bekommen.

Budgets außer Kraftsetzen und dann brichtdie heile Gesundheitsweit aus, wer glaubt schon an diese Vorstellung?·

(Beifall der F.D.P. und der SPD)

Die negativen Erfahrungen mit dem Budget zum Anlass zu nehmen, an die Ursachen dieser Fehlent-;.ricklungen zu gehen, dafür wäre endlich die Zeit und die Stunde. Dazu müs. sen aber unbequeme Wahrheiten konsequent angesprochen und durchgesetzt werden.

(Beifall der F.D.P. und der SPD)

. Sie müssen sich an alle im Gesundhe_itswesen Tätige richten,

an die Pharmaindustrie, an die Krankenkassen, an die Kassen

mitgliederund natürlich auch an die Patienten und an die Politiker, die die Rahmenbedingungen setzen,

Die Grundforderung muss zum einen heißen, das Gesundheitssystembraucht Transparenz, Wettbewerb und Eigenverantwortung, und zum anderen müssen die Beiträge auch mit Blick auf die Lohnnebenkosten stabil bleiben.

Dazu müssen wir dann aber auch fordern:

1. Die Pharmaindustrie muss in unserem Land bleiben können und auch medizinische Forschung im Dienst kranker Menschen durchführen können,

(Beifall der F.D.P. und der SPD)

und über die anstehenden Kosten innovativer neuer Medikaf!Jente muss dann bitte auch laut geredet werden. Dies ist nicht nur als Belastung für die Krankenkassen, sondern auch als gesamtvolkswirtschaftlicher Nutzen, zum Beispiel für die Erhaltung von Arbeitskraft,zu sehen. _

2. Die erbrachten Leistungen der im Gesu_ndheitswesen Tätic genmüssen die Nutzer endlich in ihrer Kostenhöhe einmal erfahren dürfen. Wie günstig manche Leistungen für den Kranken erbracht werden, würde dann zu mancherneuen Einsicht auch bei den Patienten führen.

(Beifall bei F.D.P, und SPD)

3. Die Krankenkassen.müssen endlich in die Lage versetzt werden, ihren Einzahlern unterschiedliche Varianten von Versicherungsleistungen; Selbst~eteiligungen und Rückerstattungen anbieten zu dürfen.

(Beifall der F.D.P.)

4. Der Kassenzahler muss entscheiden dürfen, welche Risiken · er absichern will und die sich daraus ergebenden -finanziellen Belastungen kennen. Das ist zudem mit Sicherheit der beste

Weg, um zum Nachdenken zu verleiten, zu verantwortlichem

Handeln für die eigene Gesundheit und für die Prävention.

(Beifall der F.D.P.)

5. Der Patient braucht wesentlich mehr Informationen, mehr Mitsprache, um schließlich auch verantwortlich im Maß seiner Möglichkeiten an der Bewältigung seiner Krankheiten mit~

.wirken zu können.

(Beifall derF.D.P.)

6. Politik darf nicht so tun, als könne sh:! mit den Mitteln von gestern völlig veränderte Rahmenbedingungen von heute und morgen beherrschen.

wre stark sich der demographische Faktor im Gesundheitswesen auswirken wird, darüber wurde e-rst kürzlich in Berlin gestritten. Nur wo sind die Antworten auf die wachsenden Pro

bleme? Wenn wir nur an einer Stelle des Systems den Lei

densdruck wegnehmen und nicht sagen, an welcher Ecke und zulaster1 welcher Betroffenen wir fhn dafür erhöhen, und bei-des tun, ohne eine richtige Lösung für a[le herbeizuführen, welchen Pyrrhussieg hätten wir dann errungen?

(Beifall der F.D.P.)

Die F.D.P. hat in den zurückliegenden Jahren viele dieser unliebsamen Wahrheiten offen ausgesprochen. Sie ist dafür selten gelobt worden. So falsch waren Ihre Vorstellungen aber nicht.

(Glocke des Präsidenten)

-Bitte noch ein paar Minuten. Ich bin aber_gleich fertig.

Sie wieder verstärkt in den Vordergrund zu stellen und sie zu ergänzen -mit der immer notwe11diger werdenden öffentlichen Diskussion um_Machbarkeit und Grenzen der Medizin, dazu bräuchten wir den Willen aller gemeinsam. Nicht des

hillb, weil man Wahlkämpfer damit munitionieren will, son

dern weil es gilt, kranken Menschen zu dienen.

Mit dem Abschreiben eines Antrags sind wir aber keinen Schritt weitergekommen in diesem Hause.

(Beifall der F.D.P. und derSPD)

Das war es. Sie müss_en mich nun nicht mehr ertragen.

(Pörlr.sen, SPD: Schade!- Frau Klamm, SPD: Schade!)

Ich war nicht immer gegenüber allen bequem;_ ich war aber durchaus an der Sache orientiert. Was gut war, konnte ich, egal von welcher Fraktion es kam, akzeptieren und in meine_ Überlegungen init aufnehmen. Ich habe eine ganze· Menge gelernt, und ich habe _eine Menge guter persönlicher Bezie

hungen entwickelt. Dafür danke ich herzlich. Für meine Ge

sundheit ist es auch besser, wenn ich gehe. Tschüss!

(Anhaltend starkerBeifall des Hauses)

Für die Landesregierung erteile ich H-errn Staatsminister -Gerster das Wort.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Liebe Kollegin, liebe lngrid, zunächst bekenne ich, dass ich zu den vielen Kolle

- ginneh und Kollegen gehöre; die bedauern, dass Sie, Frau