Protocol of the Session on January 17, 2001

(Dr. Gölter, CDU: Wirsind immer ganz ruhig, wenn Sie reden!)

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Frau Martini, ge_

stern haben Schlachtbetriebe mit großer Vehemenz vorgetragen, dass sie auf den Kosten für die BSE-Tests sitzen, zum Teil auf 70 000 DM, zum Teil auf 120 000 DM, zum Teil auf

150 000 DM. Ich könnte- Ihnen die Betriebe aufzählen. Sie

werden aufhören zu testen, und dann tritt genau das ein, was Herr Billen soeben beschrieben hat. Darin bin ich mit ihm

· eirie.r Meinung. Dann finden wir keinen mehr, der schlachtet. Die Bauern bleiben auf noch mehr überständigen Tieren sitzen. Das dient nicht dem Verbraucherschutz, und das dientaueil nicht den· Strukturen, die wir in Rheinland~Pfalz zu

nächst einmal erhalten müssen, _um sie anschließend zu ver

ändern.

(Licht, CDU: Darin besteht eine große Gefahr!)

Das heißt, in diesem Bereich sind Sie gefragt, und Sie müssen

ei"ne klare Aussage tr~ffen, damit die Betriebe eine Sicherheit haben, mit der sie auch weiterhin agieren können.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Meine_ Damen und Herren, wir wollen nicht, dass durch die

aktuelle- BSE-Krise unsere regionalen Schlachthöfe zerstört werden. Wenn wir den Weg in eine andere Agrarpolitik gehen wollen und müssen- das werden wir-, die stärker an der Umwelt, einer ärtgerechten-Nutztierhaltung und einer regio- _ nalen Orie-ntierung ausgerichtet ist, brauchen_wir die regio. nalen Verarbeitungsstrukturen genauso wie die landwi~

schaftlichen Betriebe, Herr Beck. Das heißt; wir können sie in dieser Kri~e nicht kommentarlos untergehen iassen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD, de~wegen wür

de ich-Sie bitten, schreien Sie an diesem Punkt nicht gle_ich wieder ,.keine Subventionen", ·sondern- überlegen Sie sich sehr gut, mitwelcher Art von Hilfe man vermeiden kann, dass wir in dem Bereich, in-dem wir eigentlich in eine andere Richtung gehen wollen, eine Odnis bekommen.

Herr MinJster Bauckhage hat ein umfangreiches BSEHilfsprogramm für die Bauern angekündigt. Über das Schlachterhandwerk hat sich Mister Mittelstand noch keine Gedanken gemacht. Die Betriebsinhaber haben gesagt, wir haben vom zuständigen Minister noch nichts gehört: Herr

Bauckhag~. vermutlich reicht es Ihnen, wenn zwei bis drei Schlachthöfe übrig pleiben.

(Staatsminister Bauckhage: Ach, Quatsch!)

Das ist dann die Fortentwicklung der Schlachthöfe analog der Molkereien. Wir haben in Rheinland-Pfalz nur noch zwei oder drei.

(Kuhn, F.D.P.: Das sind die besten in Deutschland!)

Ich warne davor, sich auf einen solchen Weg einzulassen. Wir würden es bitter bereuen, wenn wir in der Fläche keine re

. gionalen Sc;hlachthöfe mehr hätten. Frau Martini, in diesem

Punkt wären Sie mit Ihren Krokodilstränen wegen der Tiertransporte _wieder gefragt und _müssten sich bei dem Kollegen einsetzen.

Herr Bauckhage, das Hilfsprogramm für die Landwirtschaft ist im Übrigen nicht der Rede wert. Genauso wie das ZehnPunkte-Programm für die Winzer, das Sie vor einigen Plenar

sitzungen vorgestellt haben, _enthält es jede Menge Maßnah

men, die zl..im laufenden Geschäft gehören müssten: Bera

tung der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalten, ein Darlehensprogramm der ISB, Zinsverbilligungen, Tilgungsaussetzungeri, nichts, was- irgendwie aufregend wäre oder eine neue Richtung vorgeben würde._

(Licht, CDU: Sehr richtig, Frau Kollegin!)

Die Ausgleichszahlungen sollen vom Herbst auf das Frühjahr -vorgezogen werden. Das ist gut, d~s wird helfen. Aber das al

les sowie auchdie Neustrjckung dieses völlig unzureichenden_ Herkunftszei_chens ,.Rindfleisch aus Rheinland-Pfalz", in das Sie noch einmal2,1 Millionen DM investieren, nachdem.schon

e~liche Millionen hineingeflossen sind, obwohl es überhaupt keine Sicherheitgegeben hat, Herr Bauckhage, wird die land

wirtschaftlichen Betriebe nicht retten, vor allem dann nicht, wenn· die rheinland-pfälzische Agrarpolitik unbeirrt weiter auf den Wettbewerb am Weltmarkt ausgerichtet ist.

Frau Martini, wenn Sie so weit gehen, dass Sie die Folgen der EU-Agrarpolitik mit griechischen Tragödien vergleichen, möchte ich-Sie darauf hinweisen, dass die EU-Agrarpolitik ein

_ handfestes Aushandeln von Interessen ist. Dabei sind viele

Stimmen gefragt, und es wäre gut, wenn eine rheinlandpfälzische Stimme _die Stimme der -Bundesregien:Jng verstärken würde, diese Fehlsteuerung der letzten 30 Jahre endlich anzuhalten und auf ein anderes Gleis zu setzen. ln diesem Punktsind Sie ebenso gefragt wie der Kollege Bauckhage. Ich

fürchte, Sie bekommen es beide nicht geregelt.

_ (Beifall des BÜNDNIS.90/DIE GRÜNEN)

_ Wo-waren Sie, als wir die Agenda 2000 sowie auch unsere An

träge zur Förderung der artgerechten Tierhaltung sowie der regionalen Vermarktung diskutiert haben? - Geschwiegen haberi Sie. Unsere Anträge sind in den Papierkorb geworfen worden.

(Creutzmann, F.D.P.: Da gehören sie auch hin!- Zuruf des Abg. Kuhn, F.D.P.)

Gegen die F.D.P. und ihren Landwirtschaftsminister konnten Sie sich nicht durchsetzen.

(Glocke des Präsidenten)

Schauen Sie nach Nordrhein-Westfalen. Dieses Bundesland ist für die Musik vorbereitet, die nun aus Berlin kommt. Die ha

ben die Noten schon geschrieben, während Herr ·sauckhage

am liebsten seinen Kabinettskollegen die Ohren zuhaltenwürde, damit siediese Musik nicht hören und ihn nach den Noten fragen können; denn da könnte er ihnen überhaupt nicht weiterhelfen. Da ist er, um mit seinen eigenen Worten zu sprechen, mit denen_ er Andrea Fischer bezeichnet hat, ei

ne Lusche. Mein Stil ist es nicht, aber seiner.

(Beifall bei dem BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN)

Ich erteile der Abgeordneten Frau Hatzmann das Wort.