Protocol of the Session on December 14, 2000

zeitigen Situation gehört auch die klare Benennung von Ur

sachen für die BSE-Krise sowie der glaubhafte Vorsatz, an

den Ursachen anzusetzen, um die Infektionskette zu durch

brechen und die Seuche erfolgreich und auf Dauer zu stop

pen. Die Rinderseuche BSE istals Folge des Zusammenwirkens

unterschiedlicher Faktoren und Akteurinnen und Akteure zu

sehen. Das müssen wir uns bewusst machen, weil wir sonst

bei der Ursachenbeseitigung fehllaufen:

1. eine verfehlte, einseitig auf.Wachstum, Masse und Ratio

nalisierung setzende Agrarpolitik mitsolch perversen Aus

wüchsen wie der Fütterung vpn Rindern mit Abfällen aus

ihren Artgenossen und der Herodes-Prämie,

2. eine Futtermittelindustrie, die auch als Entsorgungsschie

ne für Abfälle aller Art genutzt wurde,

3. Verbraucher- das giit für uns alle- auf der Jagd nach dem

billigsten Fleisch und

4. Erzeuger, die möglichst billig produzieren mussten öder

wollten bzw. beides.

Diese vier Faktoren zusammengenommen haben zur jetzigen

Situation beigetragen. Einseitige.Schuldzuweisungen oder

auch -entlastungen werden der Realität nicht gerecht.

-Herr Mertes, Sie brauchen gar nicht so grimmig zu schauen. Wir brauchen jetzt weder Hysterie noch Aktionismus noch

Schönreden. Wir ·brauchen entschlossenes Handeln, das mit

ku.rz-, mittel· und langfristigen Maßnahmen die Bekämpfung

des Rinderwahnsinns in Angriff nimmt. Dabei sind neben der

Erforschung von Übertragungs-wegen, den möglichenZusam

menhängen zwischen BSE und Creutzfeldt-Jakob-Krankheit

und neuen Testmethoden natürlich auch die tiefer liegenden

Ursachen inAngriff zu.nehmen.

Meine Damen um:! Herren, wir brauchen jetzt den Einstieg in

eine Wende der Agrarpolitik in Europa, in der Bundesrepu

blik und auch in Rheinland-P1alz. Wir brauchen eine- Kenn

_zeichnung der Futtermittel, die dem Rinderhalter ermöglicht,

seine Tiere artgerecht und schadstofffrei zu fü:ttern. Die Kon

trolle darüber ml1ss natürlich auch die kriminelle Energie im

Futtermittelbereich ahnden können. Dass es die gibt, wissen wir jetzt. Wir brauchen eine Kennzeichnung der Lebensmittel, die für den Verbraucher und die Verbraucherin auch Pro

- dukte mit Rindfleischanteilen erkenntlich macht. Das ist bis

her bei der Wurst zum Beispiel nicht der Fall. Wir brauchen ei-

ne Kampagne, die der Bevölkerung deutlich macht, zu wel

chem Preis Qualitätsprodukte aus der Rindfleischerzeugung

· zu erhalten sind und bei welchen Preisen keine Qualität mehr·

produziert werden kann.

(Glocke des Präs_identen)

Zu den Anträgen komme ich in der nächsten Runde.

(Beifall des BÜNDNiS 90/DIE GRÜNEN)

Zu dem zweiten Antrag erteile ich für die antragstellende

Fraktion Herrn Abgeordneten Billen das Wort.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Frau Kiltz,

(Frau Kiltz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Herr Billen!)

rÜckwärts gewandte Diskussion bringt uns nicht weiter.

(Frau Kiltz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Nein, nach vorn!)