Protocol of the Session on May 11, 2000

Ich könnte Ihnen andere Beispiele nennen. Wenn Sie noch einmal reden, Herr Bauckhage, vielleicht sagen Sie dann auch, ob Sie bei Ihrer Umfrage bei den mittelständischen Unternehmen auch abgefragt haben, wie viele dieser Unternehmen jetzt auch bereit sind, die eingegangene Ausbildungsverpflichtung zu übernehmen und vor Ort mehr auszubilden.

Ich hoffe, Sie haben nicht nur den Bedarf, sondern auch die Angebote abgefragt.

(Be-ifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich erteile noch einmal Herrn Wirtschaftsminister Bauckhage

das Wort.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Frau Thomas, wenn wir über Letzteres reden würden, dann würden wir den heutigen Rahmen sprengen. Ich könnte Ihnen die Fragen zur Verfügung stellen, die umfassender waren als nur dieses eine Segm~nt. Dann wäre das unseriös gewesen.

(Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ich will nu,r eine Antwort auf meine Frage!)

-Das sprengt den Zeitrahmen.

(Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Sie können sagen: Ich habe es gemacht- oder: Ich habe es nicht gemacht!)

- Frau Thomas, es ist differenziert gefragt worden. Es ist mehr als eine Frage gestellt worden..

Mir kam es nur darauf an, dass der Mittelstand bei dem Ver

fahren eine Chance hat. Mir kam es nicht darauf an, über DM-Beträge zu reden. Ich habe nur gesagt, es wäre einfacher ' gewesen, man hätte sich auf einen anderen Betrag geeinigt.

(Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ja, darauf habe ich mich bezogel!!)

Aber eine Schlagrichtung ist immer interessant. Sie haben wiederum eine leichte Unternehmerschelte betrieben, die niemand bemerkt hat.

(Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Was habe ich gemacht?)

Sie haben gesagt, wenn die einmal so weitsichtig wären, dann wäre die ganze Sache anders.

Ich kann Ihnen versichern, in einer Marktwirtschaftwissen die

· Unternehmer immer viel besser über ihren Bedarf sowie über die Märkte Bescheid a!s ein Politiker, gleich welcher Couleur, der es ihnen vorgeben· will.

(Beifall der F.D.P.- Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ich will es Ihnen nicht vorgeben!)

Meine Damen und Herren, weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Ich schließe die Aussprache. Wir treten nun in die Mittagspause ein und setzen die Sitzung um 13.15 Uhr fort.

Unter b rech u n g der Sitzung: 12.11 Uhr

Wiederbeginn der Sitzung: 13.15Uhr

Meine Damen und Herrn, wir setzen die"Beratungen fort.

Ich rufe Punkt 13 der Tagesordnung auf:

"Selbstbestimmen- Hilfe nach Maß für Behinderte" Regierungserklärung zu einerneuen Politik für behinderte Menschen

dazu: Behindertenpolitik: Bilanz und Perspektive unzureichend Antrag der Fraktion der CDU -Entschließung-Drucksache 13/5744

Fähigkeit zur Selbsthilfe von behi~derten

Menschen stärken Antrag der Fraktion der SPD

-Entschließung-Drucksache 13/5776

Ich erteile Herrn Staatsminister Gerster das Wort.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Der 18. -Mai, der· Verfassungstag von Rheinland-Pfalz, ist in diesem Jahr ein besonderes Datum für behinderte Menschen. Heute in einer Woche tritt die Änderung der Landesverfassung in Kraft, die erstmals der Politik für behinderte Menschen Verfassungsrang gibt. ln Artikel 64 wird verankert:.,Das Land, die Gemeinden und die Gemeindeverbände schützen behinderte Menschen vor Benachteiligung und wirken auf ihre Integra

tion und die· Gleichwertigkeit ihrer Lebensbedingungen hin."

Ergänzend zum Benachteiligungsverbot im Grundgesetz haben wir nun einen Verfassungsauftrag an das Land und die Kommunen, aktive Politik für behinderte Menschen zu machen. Die heutige Regierungserklärung soll vor diesem Hintergrund den erreichten Stand und die Perspektiven rheinland-pfälzischer Politik für behinderte Menschen be

schreiben.

Meine Damen und Herren, den Behinderten gibt es nicht. Behinderte Menschen sind Kind, sind Schüler, sind Frau, sind Mann, sind Arbeitnehmer oder auch arbeitslos, sind Eltern. Die Behinderung begleitet sie oft lebenslang in all ihren Le

bensabschnitten und in all ihren gesellschaftlichen Rollen. Aufgabe der Gesellschaft muss vor allem sein, ihnen Lebens

bedingungen zu sichern, in denen sie mit ihrer Behinderung

als selbstverständliche und gleichwertige Partner in unserer Gesellschaft leben können.

Daraus ergeben sich als Leitideen und Grundsätze ·unseres politischen Handeins Normalisierung, fntegration statt Isola

tion und Teilhabe statt Fürsorge. Unserebehinderten Mitbürgerinnen und Mitbürger haben ein Recht auf gleiche Chancen bei ihrei Lebensgestaltung wie Menschen ohne Behinderungen. Dazu bedarf es einer Politik und einer Gesetzgebung, die den Anspruch von Menschen mit Behinderung auf Unterstützung und Solidarität erfüllt.

Für die politische Praxis in Rhei_nland-Pfalz bedeutet dies zunächst, den guten Standard der Behindertenpolitik zu bewahren. 'Gleichzeitig setzt Rheinland-Pfalz mit einer miuen

Behindertenpolitik dort Akzente, wo Modernisierung geboten ist. Politik mit und für behinderte Menschen ist eingebettet in die Sozialpolitik des Landes. Sie ist eine typische Querschnittsaufgabeder Landesregierung. Ihre große Bedeutung kommt auch darin zum Ausdruck, dass Rheinland-Pfalz seit 1991 einen Landesbehindertenbeauftragten und seit 1992 einen Landesbehindertenbeirat hat.

Ziel unserer Politik ist eine bedarfsgerechte und Zielgenaue Hilfe für behinderte Menschen unter. Berücksichtigung ihres individuellen Bedarfs, ihres Selbstbestimmungsrechts und ih'rer Selbstverantwor:tung. Wir haben das Modellprojekt

.. Selbstbestimmen - Hilfe nach Maß für Behinderte" ent. wickelt, um neue Wege in der Behindertenhilfe zu erproben. Die Hilfeleistung soll gezielter und individueller dem Wunsch behinderter Menschen nach einem selbstbestimmten Leben entgegenkommen.

Behinderte Menschen werden nicht mehr als Objekt der Für

sorge angesehen, sondern als Subjekte, als Handelnde im Rahmen des Hilfesystems. Das Konzept beruht auf der Überzeugung, dass Menschen mit Behinderungen die besten Experten in eigener Sache sind. Selbstbestimmtes Leben ist einer der Leitsätze, an denen sich die Behindertenpolitik des Landes Rheinland-Pfalz orientiert. Das Modellprojekt soll auch zeigen, dass nicht irrimer die stationäre Vollversorgung angemessen ist, auch nicht immer der Bedarf, der durch große Organisationen und Institutionen defi.niert wird, sondern dass durch gezielte individuelle Hilfeleistungen bei dafür geeigneten Menschen optimierte Angebote geschaffen werden können.

Im Rahmen dieses· Modells erhalten behinderte Menschen ein persönliches Budget, das auf ihren individuellen Hilf!!bedarf.. zugeschnitten ist. Der Behinderte wird dadurch in die Lage versetzt, in stärkerem Maße als bisher selbst oder durch Betreuer EntScheidungen darüber zu treffen, wie er leben möchte. Wir wollen lntegrationshi,lfe und Assistenz in Wohnen und Arbeiten.

Die Sicht der Betroffenen muss als Kriterium für das Angebot und für die Auswahl der notwendigen Hilfen stärker als bisher zur Geltung kommen. Die Erfahrungen aus dem Projekt belegen, dass durch den Einsatz von Fachkräften, die selbst behiQdert sind, ein größerer Erfolg im Hinblick auf die ange