Protocol of the Session on January 19, 2000

erhebli~hen Aufhol bedarf.

(Pörksen, SPD: ln welchen Bereichen?)

ln diesem Zusammenhang nur ein Beispiel: Seit lang.em be

steht rechtlich die Möglichkeit eines elektronischen Grundbu

. ches. Ebenso besteh:t seit langem die Rechtsgrundlage fOr

den elektronischen Datentransfer von Grundbuchamt zum Katasteramt. Aber.in Rheinland-Pfalzwurden diese Möglichkeiten bisher nicht ausgeschöpft. Andere Länder sind viel weiter. Dies kritisieren _wir. Aber gleichzeitig begrüßen wir, dass wenigstens jetzt ein-erster Einstieg zumindest gesucht· und hoffentlich auch gefunden wird.

Meine sehr verehrten Damen und Her!en, nun zu den Problemfeldern, die uns. große Sorge bereiten. Die Juristenaus- · bildung ist das Rückgrat der justiz. Nur eine gute Juristenausbildung sichert die Qualität der Rechtsprechung, Zuverlässigkeit der Rechtsprechung, Kontinuität der Rechtsprechung und insbesondere auch eine schnelle Rechtsprechung. Ohne qualifizierte Juristen kann es keine Rechtssicherheit in Deutschland geben. Ich sage dies vpr dem Hintergrund all dessen, was zurzeit im Bereich der Juristenausbildung auf Bundesebene diskutiert wird und zum Beispiel auch vor dem Hintergrund der Reform der Referendarausbildung, wie wir

' sie in Rheinland-Pfalzerleben müssen.

Was hier dis~utiert wird, sind weitgehend keine Reformvor

- schläge, ~ondern im Ergebnis reine Sparvorschläge. Dies gilt auch und gerade für die Reform. der Referendarausbildung, wie sie in Rheinland-Pfalzbeschlossen wurde.

Die wirklichen Probleme, die wir haben, sind Juristenschwemme - Stichwort: Zwischenprüfung -, Qualität der JuristenauS:. bildyng, insbesondere im europäischen Vergleich, Dauer der

Juristenausbildung, auch hier im Vergleich zu Europa. Diese Probleme b[eiben ungelöst. Alle wissen, die Lösung dieser drängenden Probleme wird zwangsläufig zu Mehrkosten führen. Stattdessen zielen· aber offenkundig sämtliche Re•

formbestrebungenallein darauf ab, dass zukÜnftig für die Ju-.

ristenausbildung noch weniger Geld als bisher ausgegeben_ werden muss.

· Ich darf für die CDU-Fraktion zwei Dinge feststellen, damit

·auch da Kla.rheit herrscht:

1. Wir wollen am EinheitsjUristen festhalten. Erst darauf

ka~n die endgültige Spezialisierung aufbauen.

2. Die Juristenausbildung muss-zweistufig bleiben, mit ei

nem universitären und einem staatlichen Teil sowie zwei

stpatlichen Examinas.

Meine Damen und Herren; wenn es um die Qualitätder Juris-·

tenausbildung geht, gibt es einfach nichts mehr zu spare.n. Sparen auf Kostender Juristenausbildung kann fatale Folgen haben, nicht nur für die· Rechtssicherheit, sondern auch für den Rechtsstaat insgesamt.

Was den konkreten Haushalt betrifft, werden wir natürlich sehr gemau hinsehen, ob die Versprechen im nächsten Jahr

eingelÖst werden und ob tatsächlich mehr Rechtsreferendare

· ausgebildet werden, wie es uns jetzt von der Landesregie

rung versprochen wird;

Der Haushalt weist für die nächsten beiden Jahre die bisheri

ge Stellenzahl in Höhe von 1 227 Stellen aus, während die Ausgaben allerdings gesenkt werden. Es wird in dem Bereich gespart, in dem der geringste Widerstand der Betroffenen zu erwarten war. Nach unserer Auffassung ist an der falschen Stelle gespart worden. Deswegen konnten wir dem Gesetzentwurfder Lat:desregierung nicht zustimmen.

Meirye Damen und Herren, eine weitere große Sorge bereitet uns die Justizreform auf Bundesebene, insbesondere die Auswirkungen auf Rheinland-Pfalz. Wir beg~ußen es, dass sich die Landesregierung bereits ablehnend gegenüber. den Plänen der Bundesjustizniinisterin geäußert hat. Es ist allerdings bedauerlich, dass diese ablehnende Haltung der Landesre·gierung bei den verschiedenen Gelegenheiten an verschiedenen Orten mal mehr und mal ·weniger stark zum Ausdruck ge, kommen ist, je nachdem, wo man gerade spricht. Ich nenne Ihnen zwei Beispiele: Einmal wird in einer pfälzischen Tageszeitung von "Taschenspielertric:ks" gesprochen. An einer anderen Stelle- im Justizblatt- wurde kürzlich ausgeführt: Man soll keineswegs voreingenommen an die Reformp-läne herangehen und sie nichtschon im Vorfeld rundum ablehnen.- Das Letzte hört sich fast schon wie eil}e Zustimmung an. Das Ganze klingt i.nsgesamtsehr doppelzüngig.

(Zuruf des Abg. Pörksen, SPD)

Von dieser Landesregierung sind wir Doppelzüngigkeiten durchaus gewohnt.

(Pörksen, SPD: Hören Sie doch auf mit dem Ton! Das ist doch schrecklich!)

Neu ist allerdings, dass man sich jetzt auch im Justizress-ort dieser Doppelzüngigkeit bedient. Ich bin der Meinung, dass das geklärt werden müsste. Deshalb fordert die CDU-FraRtion

Klarheit in diesem Punkt. Das heißt, wir fordern im Interesse der Bürger von Rheinland-Pfalzeine glasklar_e Position gegen die Reformpläne von Rot-Grün.

Sehr geehrter_ Herr Justizminister, wenn Sie der Auffassung sind, dass es sich bei diesen Reformplänen der Bundesregie

-rung um "Taschenspielertricks" handelt, müssen diese Re

formpläne konsequenterweise unmissverständlich abgelehnt werden; denn es 'sind nicht nur einige Landgerichte - zum Beispiel Bad Kreuznach oder Landau -,deren Bestand durch

_ diese Reform g_efährdet wird. Es sind insbesondere alle - ich betone alle- kleinen Amtsgerichte, die dann infrage stehen. Die BÜrger aus meiner Heimat wollen wissen, ob die Am~sge richte in der Eif€!1 und im Hunsrück geopfert werden.

(Zuruf des Abg. Pörksen, SPD)

Interessant wäre es - Sie sind wieder so vorlaut, Herr

Pörksen -,zu diesem Thema auch etwas von den Rechtspolitikern der SPD-Fraktion zu hören,

(Pörksen, SPD: Was bin ich?)

die bei diesem Thema bisher geschl9ssen untergetaucht sind. Sie sind aufgefordert und.haben auch gleich die Gelegenheit dazu, unmissverständlich dazu Stellung zu nehmen, ob bewährte Gerichtsstrukturen und Bürgernähe dem sinnlosen Aktionismus und der Selbstdarstellung Ihrer Genossin,

. (Zurul' des Abg. Pörksen, SPD)

der Bundesjustizmihisterin, geopfert werden soll~n.

Eines ist doch klar: Wenn nur noch Eingangsgerichte mit mindestens zwölf bis 15 Richtern überleben sollen, bedeutet das zwangsläufig einen K:ahlschlag in weiten Teilen von Rheinland-Pfalz, insbesondere in den ländlichen Gebieten.

(Vereinzelt Beifall bei der CDU) -.

Wenn Sie das wollen, sagen Sie das. Wenn Sie das· jedoch nicht wollen, sind Sie aufgefordert, diesen rot-grünen Plänen nachdrücklich zu widersprechef1.

Alle Fachleute bestätigen übrigens, dass diese Reform ihre·

Ziele - es sind gute Ziele_- nicht erreichen wird. Es wird.also keine schnelleren Verfahren und keine Personaleinsparungen geben. Wenn es nur eine Tatsacheninstanz gibt,_ werden-Prozesse noch aufwendiger und zeitintensiver bearbeitet und