Herr Matheisen, Sie haben davon geredet, dass wir uns um die atomaren Reststoffe kümmern müssen. Offenbar ist Ihnen nicht bekannt, dass man sie nur entweder verbuddeln oder in Reaktoren mit schnellen Neutronen beschießen kann, um dort die Transurane entsprechend zu zerschießen und damit die Halbwertzeiten zu senken.
Dafür brauchen Sie aber Reaktoren mit schnellen Neutronen. Das ist Ihnen wohl nicht bekannt. Genau das macht man im Übrigen gerade in Russland sehr erfolgreich. Die Russen sind zum Beispiel mit dem BN-800 sehr weit. Sie bauen gerade einen größeren Reaktor.
Herr Matheisen, wenn Sie also an den atomaren Reststoffen forschen wollen, um damit umzugehen, sagen Sie mir doch einmal, wie Sie das ohne schnelle Reaktoren machen wollen. Sie haben ja eben gesagt, dass das wichtig ist. Was wäre denn Ihr Konzept, außer schnelle Reaktoren mit schnellen Neutronen?
Diese Frage können Sie mir gerne einmal beantworten. Das interessiert mich aus physikalischer Sicht sehr.
Herzlichen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Dr. Blex, ich habe Ihnen eben die Frage gestellt, wo konkret Sie das ansiedeln wollen, und bin immer noch auf Ihre Antwort gespannt.
Bevor Sie diese Frage nicht beantwortet haben, werde ich auf so einen allgemeingefassten Antrag, auf so allgemeingefasste Formulierungen, die zur AfD-Methodik gehören, mit denen Sie hier in diesem Parlament versuchen, Debatten zu führen, und die völlig an der Realität vorbeigehen, nicht eingehen. – Herzlichen Dank.
Vielen Dank, Herr Kollege Matheisen. – Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen spricht jetzt Herr Kollege Bolte-Richter.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Wir haben bereits heute Morgen und auch jetzt wieder einen ziemlich knuffigen Überbietungswettbewerb erlebt, wer eigentlich der Grünste im Land ist.
Lieber Rainer Matheisen, dass die FDP schon immer gegen Atomkraft war und Nordrhein-Westfalen ein Hort der Gegnerschaft der Atomenergie war und ist, das müssten Sie mal mit Herrn Brockes besprechen; dann ist diese Wahrnehmung vermutlich vom Tisch.
Genauso absurd ist der Antrag der AfD. Was ist eigentlich an der immer wieder vorgetragenen Mär einer angeblich klimafreundlichen Atomkraft dran? – Dazu muss man sich einfach mal die Zahlen angucken.
Um die Erderhitzung auf 2 Grad zu begrenzen, müssten die weltweiten CO2-Emissionen bis 2050 von heute 37 Milliarden t auf unter 5 Milliarden t sinken.
Das Wuppertal Institut hat dazu ein Szenario entwickelt, was das bedeuten würde: Das würde bedeuten, dass wir 1.000 neue Atomkraftwerke bräuchten und selbst dann nur einen Anteil von 5 % der Atomkraft erreichen würden. Die Szenarien, die Sie hier vortragen, sind völlig grotesk.
Atomkraft ist nicht klimaneutral. Der Abbau, das Zermahlen, das Aufbereiten und Umwandeln von Uran zu Reaktorbrennstoff verursachen Emissionen, die Behandlung und Lagerung der Abfälle verursachen Emissionen, der Abriss der AKW und die Renaturierung ohnehin, mal ganz zu schweigen von den völlig unmenschlichen Abbaubedingungen in den Uranfördergebieten.
Atomkraft ist ebenso extrem gefährlich und extrem teuer. Das gilt übrigens, wenn man sich diesen Antrag einmal anschaut …
Herr Kollege Bolte-Richter, darf ich Sie einmal unterbrechen? Herr Dr. Blex aus der AfD-Fraktion würde Ihnen gerne eine Zwischenfrage stellen.
Atomkraft ist und bleibt extrem gefährlich und teuer. Das sieht man schon, wenn man sich den in Ihrem Antrag viel gepriesenen THTR in Hamm-Uentrop anguckt, eine wirklich beeindruckende Bilanz: 423 Tage in Volllastbetrieb und in dieser Zeit über 120 meldepflichtige Ereignisse.
Man sieht, was wir davon zu erwarten haben, was die AfD hier unter Technologie preist. Dieser Antrag voller Stuss kriegt ein Gedicht zum Jahresschluss:
diese mochten wir noch nie. Wir wissen schon seit Hoppenstedt: Der Kraftwerksbau scheint erst mal nett,
Meine Damen und Herren, ich wünsche Ihnen ein fröhliches und gesegnetes Weihnachtsfest. Ich hoffe, unter Ihrem Baum trägt jemand anderes etwas Erbaulicheres vor als Dicki Hoppenstedt.
Vielen Dank, Herr Kollege Bolte-Richter. – Für die Landesregierung spricht jetzt Herr Minister Professor Dr. Pinkwart – und die Latte liegt hoch.
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es weihnachtet wirklich sehr. Deswegen will ich jetzt auch gar nicht diese allgemeine Debatte noch weiter vertiefen, vielleicht nur mit einem Hinweis, weil es ja noch mal grüner werden sollte.
In Schweden haben die Grünen die Atomkraft weiter verlängert. Das hängt also nicht nur an der Parteizugehörigkeit, sondern die Auffassungen, die Haltungen zu dieser Technologie sind halt unterschiedlich.
So sehen wir, dass in Europa bei unserem geschätzten französischen Nachbarn zu 72 % Strom durch Kernenergie umgewandelt wird, die Wärme zu 62 %. Es ist auch kein Ende absehbar. Das könnten wir jetzt verlängern.
Aber wir sind in Deutschland, und dazu ist alles gesagt worden. Deutschland hat sich jetzt aus dieser Technologie auf einem Ausstiegspfad verabschiedet.
Gleichwohl wird es wichtig bleiben, dass wir, solange wir Kernenergie hier am Standort haben und auch zurückbauen, aber auch um unsere Interessen gegenüber unseren Nachbarn, die weiterhin Kernenergie nutzen, zu wahren, über kerntechnisches Knowhow verfügen. Deswegen ist das Thema Kernenergiesicherheitsforschung ein wichtiges Thema.