Auf dem Bau liegen die Engpässe mitunter beim Material, und zwar nicht nur beim Holz, Herr Rüße, sondern auch bei Sand und Kies. Meist liegen sie aber auch beim Personal.
Derart automatisiertes Bauen kann helfen, diese Flaschenhälse zu weiten. Mit relativ geringem Ressourcenverbrauch können belastbare Bauteile hergestellt werden, und mehr oder weniger schwere körperliche Arbeit kann durch anspruchsvolle intellektuelle Arbeit ersetzt werden: Maus oder Tablet statt Kelle oder Schüppe.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie uns im Ausschuss tiefer in die dritte Dimension eintauchen. Sie werden Bauklötze staunen. – Vielen Dank.
Vielen Dank, Herr Abgeordneter Ritter. – Als nächster Redner hat für die weitere antragstellende Fraktion der FDP Herr Abgeordneter Paul das Wort.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Unsere Strategie ist es ja, immer mehr Menschen in Nordrhein-Westfalen zu ermöglichen, so zu wohnen, wie sie es sich wünschen und wie sie es brauchen.
Dabei wird es darauf ankommen, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass mehr preisgünstiger und umweltfreundlicher Wohnraum in NRW entsteht. Wir denken deshalb in alle Richtungen, und so auch in die dritte Dimension. Lieber Jochen Ritter, du hast es schon sehr schön dargestellt.
Gebäudeteilen und -strukturen oder ganzer Häuser angeht. Du hast bereits Beispiele genannt, und wir haben uns so ein Projekt auch mal angesehen.
Es braucht im 3D-Druckverfahren Beton, der gespritzt wird; dann wird ein Gebäude hochgezogen. Nach zwei oder drei Tagen ist der Rohbau sozusagen schon fertig. Dann braucht es ein paar Wochen für den Innenausbau, und nach drei bis vier Monaten steht so ein bungalowhaftes Einfamilienhaus.
Das ist also eine Chance, und das haben Christdemokraten und Freie Demokraten im Rahmen ihrer Gesamtstrategie erkannt.
Die interessierte geneigte Öffentlichkeit reagiert darauf auch sehr positiv, was uns als NRW-Koalition freut. So kommentiert etwa die „Westdeutsche Zeitung“: Die günstige, schnelle und flexible Technik kann eine Komponente in einer Gesamtstrategie sein, um im Wohnungsmarkt für Entspannung zu sorgen.
Wir schlagen dem Landtag vor, die Forschung im 3DDruck zu fördern. Wir wollen Modellprojekte für das Bauen im 3D-Druckverfahren in Nordrhein-Westfalen ermöglichen.
Wir möchten klären, ob es noch rechtliche Hindernisse gibt – Jochen Ritter hat darauf schon angespielt –, die noch von uns aus dem Weg geräumt werden müssen, um 3D-Druck im Bau zu ermöglichen.
Wir wollen schauen, wo dafür Fördermittel vom Bund und von der Europäischen Union eingeworben werden können. Wir möchten – das ist ganz wichtig – die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Forschung fördern.
Wir von CDU und FDP wenden uns hier im Landtag ganz bewusst an die Forscherinnen und Forscher in unserem starken Land, an die Bauindustrie, an die Bauhandwerker, an die Architekten, an unsere heimische Wohnungswirtschaft und an alle Bauwilligen, uns auf diesem Weg zu begleiten. Wir wollen hier politisch unterstützen.
Der 3D-Druck bietet wohl viele Chancen – vielleicht auch gerade beim hier schon häufig besprochenen Vorhaben, bereits bestehende Gebäude noch aufzustocken und Wohnraum oberhalb zu schaffen. Da können leichte Baustoffe wie Holz oder auch im 3DDruckverfahren gedruckte Gebäudestrukturen in Nordrhein-Westfalen hilfreich sein. Wir geben den Anstoß; machen wir uns jetzt gemeinsam auf den Weg. – Danke.
Vielen Dank, Herr Abgeordneter Paul. – Als nächster Redner hat für die Fraktion der SPD Herr Abgeordneter Becker das Wort. Bitte schön, Herr Kollege.
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! In der Tat sprechen Sie mit Ihrem Antrag ein wichtiges, zukunftsorientiertes Thema mit Potenzial an.
Auch ich habe in der Vorbereitung einiges gelesen: Saudi-Arabien will in den kommenden Jahren 1,5 Millionen Wohnungen drucken. Ich habe gelesen, dass die NASA 3D-Drucker auf den Mond schießen will, um dort ganze Dörfer zu bauen.
Ich habe aber eben auch gelesen, dass es derzeit noch Schwierigkeiten bzw., besser gesagt, Unwägbarkeiten gibt wie zum Beispiel die Frage der Entwicklung des Baustoffes, bei dem man noch schauen muss, wie er sich langfristig verhält.
Fast ist man geneigt zu sagen, dass das auch das Baurecht betrifft, das bei uns beispielsweise Stahlbewehrungen vorsieht, die man nun einmal schlecht drucken kann. Für all das muss man noch Lösungen finden.
Alles in allem ist das aber ein lohnendes Feld für Forschung und Entwicklung, weil Prognosen zufolge die weltweite Betondruckbranche in den nächsten Jahren um satte 317 % wachsen soll.
Wenn es Ihnen also wirklich darum geht, NordrheinWestfalen bei der Entwicklung des 3D-Druckverfahrens zum Vorreiter zu machen, haben Sie uns voll an Ihrer Seite.
Allerdings erweckt der Einstieg in Ihrem Antrag einen anderen Eindruck, und zwar, dass man die aufgrund Ihrer gescheiterten Wohnungsbaupolitik fehlenden mietpreisgebundenen Wohnungen in einigen Jahren quasi einfach so nachdrucken könnte.
Da muss ich dann doch energisch widersprechen, denn die Realität ist heute. Heute sinkt mit Ihrem Regierungsantritt die Zahl der neuen mietpreisgebundenen Wohnungen Jahr für Jahr auf neue Tiefen.
6.159 neue Wohnungen mit Mietpreisbindung in 2018: Angesichts eines Bedarfs von insgesamt rund 100.000 Wohnungen ist das ja wohl ein mehr als desaströses Ergebnis.
Die Realität ist heute. Heute müssen die Menschen immer mehr ihres Nettoeinkommens für Wohnen ausgeben. In Bonn, Neuss, Köln und Düsseldorf sind es schon 30 %. So kann es nicht weitergehen. Deshalb hilft den Menschen in der Realität heute keine Perspektive auf Wohnungen aus dem 3D-Drucker in zehn oder noch mehr Jahren.
Heute helfen den Menschen nur eine neue Wohnungsbaupolitik mit einem öffentlich geförderten Wohnungsbau, der rentabel ist,
eine neue Wohnungsbaupolitik mit einer landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft, die dabei hilft und unterstützt, preisgünstigen Wohnraum zu bauen, eine neue Wohnungsbaupolitik mit einer zusätzlichen Förderung durch unbegrenzte Mietpreisbindung auf öffentlichem Grund, eine neue Wohnungsbaupolitik mit einer wirklichen Bekämpfung des ungerechtfertigten Mietpreisanstiegs.
Nur wenn das alles eingestielt ist, können uns auch Wohnungen aus dem 3D-Drucker wirklich helfen. In diesem Sinne freue ich mich auf die weitere Beratung im Ausschuss. – Vielen Dank.
Vielen Dank, Herr Abgeordneter Becker. – Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat nun Herr Abgeordneter Remmel das Wort. Bitte schön, Herr Kollege.
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Meinem Vorredner möchte ich, was die Bewertung des Antrags und der Technologie angeht, nicht unbedingt folgen. Die besagt – zugespitzt –, dass wir uns erst neuen Technologien zuwenden können, wenn die Weltrevolution stattgefunden hat.
Im Antrag der regierungstragenden Fraktionen steht in der Tat nichts Falsches; insofern würden wir ihn auch gerne unterstützen wollen. Allerdings fehlen einige zu besprechende Punkte. Ich rege an, darüber ins Gespräch zu kommen.
So fehlt mir die große Überschrift, die aus meiner Sicht lautet: „Der Weg hin zum nachhaltigen Bauen“. Wir müssen gerade unter den derzeitigen Vorzeichen des notwendigen Klimaschutzes im Blick haben, dass durch die Zement- und Bauindustrie weltweit rund 4 bis 8 % des CO2 ausgestoßen werden. Das ist ein relevanter Faktor.
Wir müssen also nicht nur über die Technik, wie zukünftig gebaut wird, reden, sondern auch über die Materialien, die verwendet werden, denn in der Tat müssen wir weg vom Zement, da es derzeit keine Technologie gibt, Zement ohne Kohlenstoff herzustellen.
Dabei kann die neue Technologie, die Sie in den Mittelpunkt stellen, helfen. Wir brauchen dafür aber die Rahmenbedingungen, um sie in eine solche Richtung entwickeln zu können. Ich meine, dass das eine lohnende Diskussion wäre.
Außerdem würde ich gerne noch etwas anderes anregen wollen. In Nordrhein-Westfalen einen Cluster aus dem Boden zu stampfen, wird schlecht gehen. Wir sollten die Ansätze nehmen, die wir haben.
Es gibt ja durchaus Firmen, die hier ihren Sitz haben, aber ihre Technologie hier nicht entwickelt haben. Man muss nur auf die andere Rheinseite fahren, um sich anzuschauen, was im 3D-Druck heute geht. Das ist faszinierend, gar keine Frage.
Wenn Clusterpolitik gelingen soll, braucht es auch wissenschaftliche Unterstützung und Begleitung. Das wirft die Frage auf, wo wir in Nordrhein-Westfalen wissenschaftliche Kapazitäten haben, um das nachhaltige Bauen auch durch Forschung und Entwicklung zu begleiten. Ich meine, dass diese Landschaft überschaubar ist.
Wenn man hier große Zukunftschancen sieht, bedarf es meines Erachtens einer Ergänzung: Wo und in welcher Weise können wir das Thema „nachhaltiges Bauen“ von universitärer Seite mit Forschung und Entwicklung unterstützen?
Hier einen Vorstoß zu machen, wäre eine lohnende gemeinsame Initiative. Ich wüsste auch schon wo, aber darüber können wir gerne an entscheidender Stelle reden.
Grundsätzlich stimmen wir dem Antrag also zu, regen allerdings an, bezüglich der einen oder anderen Stelle noch über Ergänzungen oder Weiterentwicklungen zu reden – insbesondere wenn es um Fragen der Materialien, des Klimaschutzes sowie der Forschung und Entwicklung geht.
Einen letzten Punkt will ich noch ansprechen: Ein bisschen zu kurz kommt mir die Option, auch im Gebäudebestand mit seriellem Bauen und 3D-Druck etwas tun zu können.