Geben wir deshalb gemeinsam das eindeutige Signal aus dem nordrhein-westfälischen Landtag in Richtung der EU, dass wir für ökologisches Handeln stehen, ohne unser Sportland Nummer eins zu überfordern und nachhaltig zu schädigen. Stimmen Sie deshalb unserem Antrag zu. – Vielen Dank.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn man sich den Antrag als Mitglied des Sportausschusses ansieht – das sind nicht alle; deshalb muss ich es erklären –, denkt man auf den ersten Blick: Sieg der Opposition; Sieg der Vernunft.
Die SPD hat es in der Sportausschusssitzung vom 9. Juli dieses Jahres ganz kurzfristig beantragt, weil uns über das Wochenende zuvor klar wurde, wie brisant das Thema ist und dass wir es dringend bereden müssen. Die Punkte, die hier im Antrag stehen, sind allesamt in der Sitzung besprochen worden. Da war es auch klug, sie so zu besprechen.
Entschuldigung –, beim 9. Juli 2019 stehen geblieben. Sie oder Ihre Referenten, die den Antrag geschrieben haben, sind einfach stehen geblieben und haben in der Sommerpause aufgehört, zu arbeiten. Sie haben nicht mehr mitbekommen, dass die EU am 23. Juli 2019 erklärt hat – ich habe die Pressemitteilung extra mitgebracht –, dass sie kein Verbot von Kunstrasenplätzen plant.
Den ersten Satz daraus könnte ich vorlesen. Das tue ich auch, wenn der Präsident es erlaubt, oder fasse es einmal zusammen: Die Europäische Kommission gibt bekannt, dass sie überhaupt nicht vorhat, ein solches Verbot vorzusehen.
Jetzt könnte man sagen, dass Herr Terhaag geografisch zu nah an der AfD sitzt und Europa einfach nicht glaubt, wenn dort etwas gesagt wird.
“Geografisch“ habe ich gesagt; sonst nicht. – Dann hätte er aber spätestens am 1. August dieses Jahres klüger werden müssen; denn da hat die Landesregierung eine Pressemitteilung herausgegeben und Entwarnung für Freizeitkicker gegeben:
„Nach einem ressortübergreifenden Fachgespräch, zu dem das für Chemikaliensicherheit zuständige Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales eingeladen hatte, gibt es nun eine Entwarnung: Die Vertreter der Ministerien sind sich einig, dass die ECHA und die Europäische Kommission kein Verbot von Kunstrasenplätzen planen.“
Zunächst einmal ist das ganz lustig, weil die Landesregierung erst acht Tage gebraucht hat, um eine interministerielle Arbeitsgruppe zusammenzusetzen, die wahrscheinlich – so vermute ich – vorgelesen hat,
was die EU verkündet hat. Dann haben sie festgestellt, dass sie es verkündet hat. Jedenfalls geben sie Entwarnung.
Nun trauen Sie entweder Ihrer eigenen Landesregierung nicht, die Sie selbst tragen, und sagen, dass das gar nicht stimme und es überhaupt keine Entwarnung gewesen sei. Wir müssten Frau Milz einmal fragen, wie sie dazu steht. Oder es ist so gewesen, wie ich gesagt habe, dass Sie nach dem 9. Juli 2019 einfach eingeschlafen sind und nicht mehr wahrgenommen haben, was passiert ist. Eine der beiden Erklärungen muss es eigentlich sein.
Frau Scharrenbach, Sie sprechen ja gleich für die Landesregierung. Was nicht darin steht, ist die Frage des 300-Millionen-Euro-Programms. Konsequenterweise dürfte man die Anteile der Kunstrasenplätze jetzt nicht mehr herausnehmen, wenn man sagt, dass sie ja gar nicht verboten werden. Ich bin gespannt, was Sie gleich dazu sagen werden.
Ich bin auch gespannt darauf, wie Sie überhaupt mit dem Antrag der Fraktionen umgehen. Sie fordern ja etwas, was Sie schon längst getan haben. Ich nehme an, dass Sie ihnen im Vorfeld der Beratungen mitgeteilt haben, dass Sie längst das geregelt haben, was in der Pressemitteilung vom 1. August dieses Jahres steht – wenngleich die beiden Redner zu meiner Überraschung nicht darauf eingegangen sind; sie haben es also immer noch nicht mitbekommen.
Ich bin also gespannt, was Sie gleich zu den beiden Punkten, die ich hier angesprochen habe, sagen werden.
Nun wird Sie nicht überraschen, dass wir das Ganze, um ehrlich zu sein, für ein ziemliches Kasperletheater halten. Aber wir mögen in meiner Fraktion Kasperletheater. Deshalb werden wir gleich einfach einmal mit Ja stimmen und dann im Ausschuss fragen, was die Landesregierung aufgrund des Antrags denn jetzt noch macht, obwohl sie vorher schon gesagt hat, dass sie bereits alles gemacht habe.
Wir sind also gespannt. – Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Gestern Abend haben wir über die Reitböden gesprochen. Im Prinzip diskutieren wir jetzt wieder über eine ähnliche Problematik.
Wir diskutieren darüber, dass sich jemand Gedanken darüber macht, wie man einen Belag, auf dem Sport gemacht wird, verbessern kann, ohne gleichzeitig darüber nachzudenken, welche Folgen das möglicherweise hat.
Bei den Reitböden haben wir gestern festgestellt, dass Lederreste und letztendlich auch Kunststoffe hineingeschnibbelt werden. Genau das Gleiche passiert bei den Kunstrasenplätzen. Auch dort kommt Kunststoff hinein. Man macht es ein oder zwei Jahrzehnte lang und stellt dann fest: Huch; da gibt es ja eine Umweltproblematik; darum müssen wir uns kümmern.
Dazu sage ich: Wir sind als Europäer alle unglaublich stolz auf unser Vorsorgeprinzip. Es wäre gut, wenn man, bevor man solche Dinge ausprobiert, auch darüber nachdenken würde, welche Auswirkungen es hat, und nicht nur darauf schaute, ob man besser Sport treiben kann.
Das sage ich auch vor dem Hintergrund, dass wir diese Problematik auch beim Ascheplatz – ich glaube, so lange ist niemand hier im Landtag – hatten. Auch da hatten wir eine riesengroße Problematik mit der Kieselrot-Sanierung und der Belastung der Ascheplätze mit Dioxin. Anfangs wurde damals auch gesagt, dass wir – für die Zeit der 60er- und 70erJahre – einen super Untergrund haben, um Fußball zu spielen. Anschließend hat man festgestellt, dass das am Ende eine riesige Umweltbelastung ist.
Mein Appell ist daher, dass wir künftig häufiger einen Gang herunterschalten und erst überlegen, was wir da tun und ob das wirklich der richtige Weg ist; und wenn es eine gute Lösung ist, dann machen wir es.
Das Problem ist nun einmal, dass die Granulate aus den Plätzen ausgetragen werden. Jeder, der auf einem Kunstrasenplatz Fußball spielt, kennt es – ich selbst auch –: Wenn man die Fußballschuhe mit nach Hause nimmt, sind am Ende immer noch viele der Stoffe darin. Die Verwehungen am Spielfeldrand sind auch klar zu sehen. Es gibt dieses Problem, und es ist auch nicht total klein. Es ist wirklich keine Nebensächlichkeit. Das muss also gelöst werden.
Herr Nettekoven, Sie haben sehr viel dazu gesagt, welche Bedeutung Kunstrasenplätze haben. Da stimme ich Ihnen auch zu. Kunstrasenplätze sind in der Tat funktional. Ich finde aber, dass Herr Terhaag etwas stärker betont hat, dass es ein Umweltproblem gibt, das es zu lösen gilt. Diesen Beitrag leisten Sie nicht.
Auch Ihr Antrag ist in dieser Hinsicht zu kurz gesprungen, weil Sie zu sehr die Seite betonen – die wir auch wichtig finden –, dass die Ausübung von Sport weiterhin möglich sein muss. Es kann doch
nicht sein, dass die Sportplätze am Ende nicht benutzbar sind. Dennoch müssen wir das Problem gelöst bekommen.
Von der SPD ist angesprochen worden – das Problem wird dadurch ja deutlich kleiner –, dass ein Kunstrasenplatz nicht ewig hält. Mit jeder Erneuerung ist die Chance vorhanden, den Platz zu sanieren und die vorhandenen Möglichkeiten zu nutzen, etwa ein Drainagesysteme mit Filteranlagen. Damit wäre das Problem deutlich kleiner. Oder man nutzt andere Stoffe als das Granulat. Das kann man lösen. Ich glaube, dass wir das dann langfristig auch hinbekommen.
Wir finden es wichtig, den Vereinen und den Kommunen als Trägern der Sportplätze entsprechend zu helfen. Denn die Sanierung der Plätze kostet Geld. Dann müssen auch entsprechende Mittel zur Verfügung gestellt werden. Ich habe das seinerzeit bestehende Kieselrot-Problem benannt. Damals gab es ein Förderprogramm. So etwas könnte man jetzt vielleicht auch auflegen. Die Mittel müssen ja nicht unbedingt aus dem 300-Millionen-Euro-Programm kommen. Jedenfalls müssen wir den Kommunen dabei helfen, dass die Plätze in einen ordentlichen, umweltgerechten Zustand versetzt werden.
Wir sehen das ein bisschen anders als die SPD. Kasperletheater kann man gut finden, muss man aber nicht. Ihr Antrag ist uns ein bisschen zu wenig. Es ist nicht falsch, was darin steht. Deshalb werden wir uns dazu enthalten. Wir hätten uns aber deutlich mehr gewünscht – nämlich, dass Sie klar sagen, wo Sie hinwollen und welche Lösungsmöglichkeiten Sie für diese Plätze sehen. Wir wissen mittlerweile mehr, als Sie in Ihrem Antrag erwähnen. Deshalb können wir uns an dieser Stelle nur enthalten.
Wir hatten im Umweltausschuss eine gute Anhörung zu den Reitböden. Ich hätte auch gerne eine Anhörung zu den Sportplätzen durchgeführt; denn dann hätten wir auch die Hersteller der Sportplatzböden hören können. Sie hätten uns Politikern einmal erklären können, welche Lösungsoption sie sehen. Dann hätten wir das gemeinsam diskutieren können. Ich finde, dass wir da eine Chance vertan haben. – Vielen Dank.
Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Vieles ist schon vorweggenommen worden. Sachlich war das, was Herr Nettekoven zu der Zusammensetzung und zu den bestehenden alternativen Möglichkeiten gesagt hat, richtig.
Sand ist ausgeschlossen. Wer schon einmal auf Sand gespielt hat, weiß, dass man nach einem Foul und einem Sturz Brandwunden an den Beinen hat. Kork ist ebenfalls ausgeschlossen, weil er viel zu teuer ist. Außerdem müssten Sie, um den Korkbedarf zu decken, fast ganz Deutschland mit Korkbäumen bepflanzen, um irgendwann die Menge ernten zu können, die benötigt wird, um alle Fußballplätze entsprechend zu bestücken. Greuther Fürth als Profiverein kann sich das leisten; die haben Kork auf ihren Trainingsplätzen. Ein normaler Amateurverein kann sich das aber nicht leisten.
Sachlich ist in der Tat schon viel dazu gesagt worden. Anscheinend haben alle aus derselben Quelle geschöpft. Man hätte sich aber auch einfach einmal darüber informieren können, was man machen kann, um die Mikroplastikverwehungen zu verhindern. Mittlerweile gibt es in Deutschland nämlich zwei renommierte Firmen, die dazu etwas anbieten, eine mit Sitz in Rastatt.
FDP und CDU haben im Sportausschuss mehrfach darum gebeten, Zurückhaltung zu üben. Es hieß: Wir sammeln jetzt erst einmal Fragen und schicken sie der Staatskanzlei, damit Frau Milz sie beantworten kann und wir uns damit in der nächsten Sportausschutzsitzung sachlich und dem Thema angemessen auseinandersetzen können. – Die Kollegen, die die Audiodatei zu der Sitzung gehört haben, werden mir sicherlich zustimmen. Das haben Sie anscheinend nicht gemacht; denn sonst hätten Sie sich sicherlich an diese Verabredung erinnert und Ihren Schnellschuss von soeben nicht getan.
Wir hätten mit dem Ausschuss auch nach Rastatt fahren können, um uns anzuschauen, was diese Filtersysteme tatsächlich leisten. 98 % der Verwehungen der Granulate werden damit aufgefangen.
Dann hätten wir auch 30 km nach Karlsruhe weiterfahren können. Dort gibt es mittlerweile ein junges Start-up-Unternehmen, das einen biologisch abbaubaren Stoff entwickelt hat, der Mikroplastik in kleinsten Teilen bindet, und zwar nicht nur die Granulate, sondern auch – und das wurde gar nicht erwähnt – die Kunststoffgrashalme. Das wird zu ca. 1 cm großen Klümpchen gebunden, die man einfach herausnehmen kann. Das ist eine relativ einfache Sache. Der ganze Spaß kostet 25.000 Euro.
Darüber hätten wir uns dann im Ausschuss unterhalten können. Das wäre eine konkrete Maßnahme gewesen – und kein Schaufensterantrag nach dem Motto: Wir fordern die Landesregierung auf, einmal nachzudenken, was sie machen könnte.
Herr Bischoff hat darauf hingewiesen: Es ist doch schon längst alles gesagt worden. Frau Milz hat in der Sitzung, wie Sie im Protokoll nachlesen können, ganz genau geschildert, was sie vorhat – nämlich, sich in Abstimmung mit allen 16 Ländern an die EU zu wenden. Sie wartet jetzt erst einmal die Anhörung
und das Verfahren bei der EU-Kommission ab. Letzteres endet im Übrigen morgen. Auch darüber hätten wir reden können.
Wir hätten auch über die Kleine Anfrage von Herrn Rüße und Frau Paul sprechen können, die dann vielleicht schon beantwortet gewesen wäre.