Gerade deswegen ist es zeitgemäß und notwendig, die Entwicklung des Arbeits- und Sozialverhaltens bewusst in den Blick zu nehmen und zu fördern. Es ist dabei wichtig, dass nicht nur die Schülerinnen und Schüler selbst ihre Zensuren verstehen, sondern insbesondere auch die Eltern haben einen Anspruch auf klare und verständliche Bewertungen.
Ergänzende Bewertungen und Erläuterungen sind ausdrücklich zugelassen. Rückmeldungen sind umso klarer und verständlicher, je differenzierter die zu beurteilenden Bereiche in den Blick genommen werden. Die beiden Kategorien Arbeits- und Sozialverhalten sind ja zunächst noch recht grob gestaltet.
Aus diesem Grunde haben wir uns für sechs Kompetenzbereiche entschieden, die auf den Zeugnissen abgebildet werden.
Leistungsbereitschaft: Strengt sich jemand an, obwohl er vielleicht eine ungeliebte Aufgabe machen muss?
Zuverlässigkeit: Haben wir nicht in der Schule immer mal wieder das Problem, dass Kinder unpünktlich zur Schule kommen, dass sie gar die Schule schwänzen?
Das, meine Damen und Herren von der Opposition, ist – ich hoffe, dass Sie mir da Recht geben werden – schon sehr genau und konkret.
Im alten Schulgesetz gab es dazu keine verbindlichen Grundlagen. Es gab nur eine KannRegelung und keine Verpflichtung.
„Ferner können nach Entscheidung der Versetzungskonferenz Aussagen zum Arbeits- und Sozialverhalten aufgenommen werden. Die Schulkonferenz stellt Grundsätze für eine einheitliche Handhabung der Aussagen auf.“
Einige Schulen gaben Noten, andere Schulen berichteten zum Arbeits- und Sozialverhalten, wiederum andere blieben untätig. Ein Wirrwarr, der weder von Eltern noch von Arbeitgebern verstanden wurde.
Ich frage Sie: Ist jemals nachvollzogen worden, welche Entscheidungen die einzelnen Schulen getroffen haben und warum sie das taten? In Grundschulzeugnissen konnte man zum Beispiel lesen – das ist nicht ein von uns ausgewähltes Beispiel, sondern es ist eines, das man nachlesen kann –: Die aufgestellten Regeln hast du akzeptiert, wenn es dir auch schwerfiel, diese einzuhalten.
Was heißt das nun, wenn Eltern dieses lesen? Fein, dass die Tochter die Regeln kennt, mehr noch, dass sie sie sogar akzeptiert. Ist doch schon ganz perfekt, das andere wird schon noch
Will sie nicht vielmehr den Eltern sagen: Hier gibt es noch Defizite. Vielleicht hört Ihre Tochter im Unterricht nicht zu. Vielleicht ist sie unkonzentriert, läuft herum, stört. Um welche Regeln handelt es sich hier überhaupt konkret?
Gibt es wirklich eine passende Rückmeldung an die Eltern? Wäre da wohl nicht ein „Befriedigend“ oder gar „Unbefriedigend“ besser gewesen?
(Zuruf von Ewald Groth [GRÜNE]: Das ist genau das Gleiche! – Achim Tüttenberg [SPD]: Das ist absurd! – Hans-Theodor Peschkes [SPD]: Das ist ja nicht zu fassen!)
Meine Damen und Herren, ich kenne Sie zwar – leider – nicht alle mit Vornamen, aber wenn es einer alten Lehrerin wie mir gestattet ist,
dann würde Sie an dieser Stelle sagen: Du, Sylvia, Ewald oder wie auch immer, Ihr stört die anderen. Der Lehrerin will doch der eine oder andere auch zuhören.
Sie haben es offensichtlich nicht verstanden. Noch eine Bewertung, diesmal eigentlich zum Arbeitsverhalten, aber es rutscht wieder ein wenig wieder zum Sozialverhalten über.
(Zuruf von der SPD: Nur noch peinlich! – Gerda Kieninger [SPD]: Sind Sie hier als Lehrerin oder als Ministerin?)
Du arbeitest, heißt es da in einem Zeugnis, manchmal gern mit anderen Kindern zusammen. Ich wiederhole es noch einmal: Du arbeitest manchmal gern mit anderen Kindern zusammen. – „Manchmal“, aber dann doch „gern“ oder nur „manchmal gern“ oder nur „manchmal gern und manchmal auch nicht“?
Was heißt überhaupt „manchmal“? Hat dieser Schüler nun Sozialkompetenz oder hat er keine? Wer will belegen, dass diese Aussage genau wäre? Was sollen Eltern damit anfangen?
Noten dagegen geben eine klare und verständliche Rückmeldung. Eine Bewertung muss transparent und somit vergleichbar sein. Darauf kommt es an.