Zweitens: durch einen weiteren Ausbau der Finanzierungsmöglichkeiten für Gründerinnen und Gründer in Pre-Seed-, Seed- und Growth-Phase. Diese sind weiterhin nachhaltig aus- und aufzubauen. Unter anderem sind ein neuer Venture-CapitalFonds aufzulegen sowie ein den regionalen Wirtschaftsschwerpunkten entsprechendes Fondsmanagement sicherzustellen.
Drittens: durch eine Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen den Start-up-Zentren und den Hochschulen und Forschungseinrichtungen.
Schließlich stellt der Wissens- und Technologietransfer neben Forschung und Lehre ein zentrales Handlungsfeld der niedersächsischen Hochschulen dar.
Viertens: mit einem Aktionsplan Female Entrepreneurship, damit die Potenziale Niedersachsens noch besser genutzt werden, und zwar durch eine Förderung von weiblichen Gründungen, die bis dato in technologieorientierten Branchen unterrepräsentiert sind. Wir wollen Frauen ermutigen, zu gründen oder ein bestehendes Unternehmen zu übernehmen sowie selbst zu entscheiden und zu gestalten.
Verehrte Kolleginnen und Kollegen, ich fasse daher abschließend zusammen: Niedersachsen verdient eine Gründerkultur, die mutige Menschen, die für ihre Ideen brennen, auch und gerade in der Corona-Pandemie stärker unterstützt. Mit der hier vorliegenden gemeinsam getragenen Beschlussempfehlung leisten wir hierzu alle unseren Beitrag und zeigen den Mut, den ein gründungsfreundliches Niedersachsen braucht.
Vielen Dank, Herr Dr. Pantazis. - Jetzt kann sich für die CDU-Fraktion Frau Abgeordnete Mareike Wulf auf den Weg machen. Bitte schön!
Vielen Dank. - Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Auch ich beginne mit einem Dank. Wir haben es geschafft, uns hier unter den vier Fraktionen dieses Landtages zu einigen. Das ist, finde ich, wirklich ein starkes und gutes Signal für eine Gründerkultur in Niedersachsen. Wir als Landtag wollen das. Wir stehen zu denen, die Risiken eingehen. Wir stehen zu denen, die nach vorne denken und innovativ sind. Und genau das braucht unser Land in der Krisensituation, in der wir derzeit sind.
Wir sehen wirtschaftlich schwierigen Zeiten entgegen. Die Corona-Pandemie hat ganze Wirtschaftszweige paralysiert; wir haben heute schon darüber diskutiert. Die Veranstalter, die Kunst und die Kultur, aber auch der Einzelhandel und die Industrie kämpfen noch mit den Folgen des Lockdowns und
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich habe es schon gesagt: Genau in dieser Phase müssen wir auf Innovation und auf Start-ups setzen.
Warten Sie bitte kurz, Frau Wulf! - Ich möchte den Kollegen Watermann bitten, das Gespräch einzustellen. Das stört wirklich immens. - Danke.
Wir müssen genau in dieser Zeit nach vorne gucken und uns überlegen, wo zukunftsfähige Arbeitsplätze sind. Denn diese Krise beschleunigt den Strukturwandel wie keine vor ihr. Alle Unternehmen, die vor der Pandemie schon digitalisiert waren, hatten natürlich in der Pandemie gute Chancen. Diejenigen, die bereits zukunftsweisende Geschäftsmodelle, die vielleicht vorher noch nicht tragfähig waren, entwickelt hatten, haben in der Pandemie Vorteile gehabt, z. B. Anbieter, die hybride Konferenzformate oder Onlinekonferenzen angeboten haben.
Aber auch - auch darüber haben wir hier schon mehrfach diskutiert - die sozialen Ungleichheiten in unserem Land sind deutlicher geworden. Ich denke nur einmal an die Kinder, die in dieser Phase keinen Breitbandanschluss zu Hause hatten. Sie hatten Nachteile gegenüber denjenigen, die einen solchen Anschluss hatten.
Start-ups leisten Lösungen für unsere ökonomischen Probleme, sorgen für Hightech, aber gehen auch soziale und ökologische Herausforderungen an. Das haben wir alles in diese Beschlussempfehlung aufgenommen.
Gerade unter den Vorzeichen der Digitalisierung ist es wichtig, dass wir auf innovative Gründer setzen; denn die Start-ups - und das unterscheidet sie von den klassischen Gründungen - erschließen Märkte, die zum Zeitpunkt der Gründung noch überhaupt nicht da sind, die wir vielleicht noch gar nicht sehen. Sie entwickeln neue Geschäftsmodelle, über die möglicherweise vorher noch niemand nachgedacht hat, und sie tragen dazu bei, dass ganze Branchen revolutioniert werden. Deshalb sind sie so wichtig. Sie sind Game Changer.
Wir haben die Wahl, ob wir mit dabei sein wollen, wenn dieser Wandel passiert, wenn das Spiel sich grundlegend ändert, oder ob wir darauf warten, wie andere es ändern. Denn die Gründerzentren dieser Welt liegen schon lange nicht mehr nur im Silicon Valley, sondern sind in Shenzhen, in Bangalore und in Israel. Da dürfen wir als Niedersachsen nicht hintanstehen und warten, bis die Welt sich ändert. Wir müssen von hier aus die Welt ändern.
Deshalb sind wir gut beraten, Start-ups nicht nur als Randphänomene zu betrachten, sondern als ganz essenziellen Teil unserer Wettbewerbsfähigkeit und unserer Volkswirtschaft.
Ich möchte drei Dinge nennen, die man dazu braucht - das sagt auch die Forschung -: Talente, Finanzmittel und regionale Netzwerke, vor allen Dingen auch mit den Wissenschaftseinrichtungen.
Deshalb nehmen wir die bestehenden guten Maßnahmen der Landesregierung - viele davon wurden schon genannt - und wollen jetzt, dass die Landesregierung hier den nächsten Schritt geht.
Deshalb glauben wir - ich danke der FDP dafür, dass sie dieses Thema immer wieder vorangetrieben hat -, dass wir eine ressortübergreifende Gründerstrategie brauchen. Wir haben in der ersten Beratung festgestellt, dass Gründung zwar in jedem Ressort in irgendeiner Form vorhanden ist, es aber eigentlich keine Strategie gibt, die all diese Aktivitäten der Ressorts bündelt.
Meines Erachtens müssen wir aber auch viel stärker darüber nachdenken, wie die Themen, die die einzelnen Ressorts behandeln, durch Start-ups und Gründungen gelöst werden können. Beispielsweise im Bildungsbereich habe ich immer wieder mit Gründungen zu tun, die innovative Vorschläge machen, z. B. mit einem Start-up, das ein Tool entwickelt hat, um fachfremd erteilten Informatikunterricht zu verbessern. Es hat eine Förderung für die Seed-Phase bekommen, hat hinterher aber keinen Markt, weil im Kultusministerium Start-ups im Moment noch nicht vorgesehen sind. Deshalb muss jedes Ressort darüber nachdenken, welche Rolle Start-ups zur Lösung der Probleme des jeweiligen Bereiches leisten können.
Ich komme zu einem zweiten Kernpunkt des Antrages. Das Thema „Frauen und Gründung“ - das habe ich letztes Mal schon gesagt - liegt schwerpunktmäßig im Sozialministerium. Ich weiß: Das
hängt mit den Förderstrukturen zusammen. Aber ganz ehrlich: Wenn Frauen gründen, hat das auch etwas mit Wirtschaft zu tun. Es hat vor allen Dingen etwas mit Wirtschaft zu tun. Deshalb glauben wir, dass wir eine Verankerung des Themas „Female Entrepreneurship“ in der Start-up-Strategie des Landes brauchen.
Wir wollen dafür die Finanzmittel zur Verfügung stellen, sodass sich die Start-up-Zentren genau darum kümmern können. Das ist notwendig, weil wir sehen, dass nur etwa 15 % der Tech-Start-ups von Frauen gegründet werden. Da haben wir also noch eine ganze Menge Luft nach oben. Mit einem solchen Aktionsplan glauben wir weitere notwendige Ressourcen erschließen zu können, um Technologie-Start-ups nach vorne zu bringen.
Ich komme zum letzten Bereich, der Finanzierung. Wir haben in Niedersachsen die Talente - hoffentlich -, wir haben Netzwerke, und wir haben die Finanzierung. Ich begrüße es sehr, dass unser Wirtschaftsminister jetzt noch einmal einen Venture-Capital-Fonds auf den Weg gebracht hat. 100 Millionen Euro sollen da rein. 50 Millionen Euro kommen vom Land, und 50 Millionen Euro sollen privat akquiriert werden. Dafür brauchen wir - das steht auch in dem Antrag - einen Venture Capital Roundtable, der Investoren nicht nur anspricht, sondern sie auch für andere Gründungen im Bereich der Ökologie oder im Bereich des Sozialen sensibilisiert; denn auch da gibt es wirklich tolle Ideen, die wir noch nicht genug aufnehmen.
Ich glaube, dass wir mit diesem Antrag in die richtige Richtung gehen, um die Gründerstrategie des Landes zu stärken. Das tun wir zum richtigen Zeitpunkt. Ich danke allen Fraktionen für die gute Zusammenarbeit und für das starke Signal, das von diesem gemeinsamen Antrag ausgeht - Niedersachsen ist ein gründerfreundliches Land, das innovative Start-ups unterstützt!
Vielen Dank, Frau Abgeordnete Wulf. - Für die FDP-Fraktion hat sich der Abgeordnete Christian Grascha zu Wort gemeldet. Bittet schön, Herr Grascha!
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Unser Land erlebt in diesen Tagen und Wochen eine beispiellose Wirtschaftskrise. Die Anzahl der Kurzarbeiter lag alleine im Mai bei über 7 Millionen Menschen, das Bruttoinlandsprodukt ist in den Monaten April bis Juni um über 10 % gesunken, und möglicherweise droht im Laufe dieses Jahres auch noch eine Insolvenzwelle.
Diese Wirtschaftskrise legt aber auch strukturelle Probleme unseres Landes offen. Und wir stehen riesigen Herausforderungen gegenüber: beispielsweise durch Veränderungen bei der Mobilität, durch den Klimawandel, durch den demografischen Wandel oder im Bereich der Medizin.
Diese Herausforderungen und die aktuellen Probleme unseres Landes aufgrund der Wirtschaftskrise lassen sich im Prinzip nur mit Innovationen und mit Neugründungen lösen. Deswegen kann die Antwort auf diese Wirtschaftskrise und auf diese Megaherausforderung aus unserer Sicht nur heißen, dass wir den Menschen Mut machen müssen, ein Unternehmen zu gründen.
Und hier hat Niedersachsen aufzuholen. Ich will in diesem Zusammenhang nur auf zwei aktuelle Publikationen verweisen.
Aus dem Start-up-Monitor ergibt sich, dass Niedersachsen leider zurückfällt. Im Start-up-Barometer rangiert Niedersachsen nur auf Platz 9 der Bundesländer.
Das zeigt, dass wir in unserem Bundesland endlich eine neue Gründerzeit brauchen - und da bietet der gemeinsame Änderungsantrag der vier Fraktionen hier im Landtag gute Ansätze. Ich darf mich in dem Zusammenhang herzlich bei den Kolleginnen und Kollegen der anderen Fraktionen für die gute Zusammenarbeit bedanken. Der Kollegin Liebetruth wünsche ich von dieser Stelle gute Besserung. Insgesamt haben wir hier ein sehr gutes Ergebnis präsentiert.
In der Debatte wurde die ressortübergreifende Strategie angesprochen. Sie ist auch in der Beschlussempfehlung enthalten. Frau Kollegin Wulf hat recht: Wir haben das hier oft thematisiert. Ich bin auch froh, dass sie in der Beschlussempfehlung enthalten ist, aber ehrlich gesagt müssen wir doch ein wenig traurig sein, dass es sie nicht heute schon gibt. Es bietet sich doch geradezu an, eine Strategie aus einem Guss zu entwickeln, über
Ministeriumsgrenzen hinaus zu agieren und dieses Thema nicht nur in einem Ressort zu platzieren. Aber immerhin: Heute wird es der Landtag voraussichtlich beschließen.
Wir werden Veränderungen bei den Gründungsstipendien haben. Es geht weg von den „BürokratieStipendien“, wie wir sie in unserem Entschließungsantrag genannt haben, hin zu Gründungsstipendien. An dieser Stelle wird das Thema Bürokratieabbau nämlich plötzlich ganz konkret. Da reden wir nicht über eine Clearingstelle oder über Bundesratsinitiativen, die sicherlich in die richtige Richtung führen, sondern hier kann das Land ganz konkret bei eigenen Vorgaben Bürokratie abbauen. Wir sind gespannt, ob das tatsächlich passiert.
Der Venture Capital Roundtable ist für meine Fraktion ebenfalls ein wichtiges Anliegen, weil hier nicht nur Kapital vom Land und gegebenenfalls andere staatliche Gelder akquiriert werden, sondern weil auch private Investoren mit ins Boot geholt werden und dort dann ein Austausch stattfinden kann.
Uns ist noch besonders wichtig - und das ist auch der Grund, warum wir unseren Antrag „Für eine neue Gründerzeit in Niedersachsen“ im Verfahren belassen haben -, dass die Zusammenarbeit zwischen den Start-up-Zentren, den Technologie- und Transferstellen und den Universitäten und Hochschulen weiter intensiviert wird, dass im Prinzip an jeder geeigneten Universität eine solche Stelle geschaffen wird - wir haben es „University Hub“ genannt - und die bisherigen Angebote deutlich ausgebaut werden. Hier brauchen wir aus unserer Sicht einen Kulturwandel.
Die Dinge, die wir in unserer gemeinsamen Beschlussempfehlung festgelegt haben, gehen in die richtige Richtung - das nehmen wir durchaus positiv zur Kenntnis -, können aber nur ein erster Schritt sein. Wir wollen auch die nächste Stufe erreichen, nämlich dass sich Universitäten und Hochschulen über einen landesweiten Dachfonds direkt an Start-ups beteiligen können. Das wäre aus unserer Sicht der noch bessere und noch weiter führende Weg. Aber immerhin ist der Punkt mit in die Beschlussempfehlung aufgenommen.