Und es ist gut, dass wir den Schulen mit dem neuen Erlass zur Ganztagsschule sehr flexible Rahmenbedingungen zur Verfügung stellen. Aber der Prozess der Entwicklung ist nicht abgeschlossen. Noch immer haben wir überwiegend offene Ganztagsschulen, bei denen ein freiwilliges Nachmittagsangebot an einen traditionellen Vormittagsunterricht angefügt wird. Damit werden wir den Chancen der Ganztagsschule noch nicht vollumfänglich gerecht. Jedes Jahr beantragen weitere Ganztagsschulen, sich zu gebundenen oder zumindest teilgebundenen Ganztagsschulen weiterzuentwickeln. Aber nur die teilgebundenen oder gebundenen Ganztagsschulen ermöglichen die Chancen, die ein neu rhythmisierter Unterricht bieten kann.
Diese Entwicklung wollen wir unterstützen. Wir wollen, dass diese Schulen so attraktiv für die Kinder sind, dass die Kinder zu den Eltern sagen „Ich möchte in den Ganztag gehen“ und die Eltern sagen „Ja, das ist ein gutes Angebot. Davon wollen wir mehr“.
Es gibt nämlich einen 13-jährigen Schüler in meiner Heimatgemeinde, dessen Namen ich jetzt nicht nennen möchte, weil er sauer ist, wenn ich das jetzt wieder erzähle. Dessen „magische Zeit“ ist nicht 13.30 Uhr, sondern bis zum Schuljahresende 12.40 Uhr, weil der Deutschunterricht - Pflichtunterricht, Frau Kultusministerin! - bis dahin ausfällt,
(Beifall bei der CDU - Kai Seefried [CDU]: Das ist die Situation! Björn Thümler [CDU]: Unglaublich!)
Ich würde bei dieser Schule gerne ins Detail gehen. Darüber können wir uns außerhalb dieser Sitzung unterhalten.
Wir haben gerade im Zusammenhang mit der Qualitätsverbesserung im Ganztag die Zusatzbedarfe deutlich erhöht. Ich habe die genaue Zahl nicht parat. Ich hätte mich eigentlich darauf vorbereiten können, dass diese Frage gestellt wird.
Wir haben die Zusatzbedarfe auf der einen Seite durch den Ganztag erhöht, indem wir mehr Lehrerstunden in den Zusatzbedarf geben, und wir haben den Zusatzbedarf auf der anderen Seite durch die Sprachförderung und natürlich auch durch die Maßnahmen im Bereich der Inklusion erhöht. Das ist ein Beitrag dazu, dass die Unterrichtsversorgung unter 100 % gefallen ist.
2013. Wir haben natürlich eine Situation geschaffen, die uns weiter fordern wird, die Unterrichtsversorgung trotzdem auf einen Stand zu bringen, dass solche Situationen wie die, die Sie schildern, nicht entstehen. Es gibt Vertretungssituationen, die nur schwer handzuhaben sind; die würden mich im Detail interessieren. Schulen sind aber nicht erst seit 2013 aufgefordert, mit schwierigen Vertretungssituationen umzugehen. Es gibt Zeiten im November, in denen es auch deutlich vor 2013 immer sehr schwierig gewesen ist.
Ich war Leiter einer gebundenen Ganztagsschule. Wenn man im November morgens die Meldung kriegt, dass sechs, sieben, acht, neun Kollegen krank sind, dann ist es sehr herausfordernd, den Unterrichtsbetrieb qualitativ gut aufrechtzuerhalten.
Herr Kollege Scholing, bevor Ihre Redezeit abgelaufen ist - Sie hatten nämlich auch noch Restredezeit -, möchte ich Sie darauf hinweisen, dass der Herr Kollege Thiele gerne noch eine weitere Zusatzfrage stellen würde.
(Helge Limburg [GRÜNE]: Der ruft dann doch sowieso wieder dazwi- schen! Erst fragt er, dann redet er doch wieder dazwischen!)
Herr Limburg, machen Sie sich darüber mal keine Sorgen. Ich höre schon zu, welche Antworten ich bekomme. Darum stelle ich jetzt auch eine Nachfrage.
Ich stelle eine Nachfrage, weil mich an Ihrer Antwort wundert, dass Sie nicht selber mindestens betroffen, wenn nicht sogar erschrocken darüber sind, dass Sie eine Ihrer Auffassung nach statistisch gute Schüler-Lehrer-Relation haben und trotzdem in Niedersachsen so viel Unterricht aus
Herr Thiele, die Kultusministerin wird auch gleich noch reden. Sie kann dann einen Hinweis von mir gegebenenfalls korrigieren. Nach meinem Kenntnisstand liegt die Unterrichtsversorgung bei Grundschulen um 100 %. - 99,8 %?