Protocol of the Session on June 21, 2013

Meine sehr geehrten Damen und Herren, so sieht rot-grüne Dialogbereitschaft aus.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Dieser Antrag wäre auch wohl fast beschlossen worden. Aber ich gehe einmal davon aus, dass der Ministerpräsident von seiner Richtlinienkompetenz Gebrauch gemacht und gesagt hat: Liebe Freunde, so geht das nicht. - Deshalb haben wir gestern die Beratung auf heute Mittag verschoben. Auch gestern Abend und heute Morgen ist intensiv gesprochen worden. Das Ringen um eine Einigung war deutlich spürbar. Aber anscheinend war sie, Frau Staudte, nicht von allen gewollt.

(Johanne Modder [SPD]: Das ist doch Quatsch!)

Jetzt gibt es zwei Anträge. Wir als CDU und FDP haben einen Riesenschritt auf SPD und Grüne zu gemacht. Uns trennt heute nur noch ein Satz, der vorhin schon vom Kollegen Bosse, aber auch vom Kollegen Dr. Birkner zitiert worden war. Ich wiederhole ihn gerne: Der Landtag begrüßt den Entwurf des Standortauswahlgesetzes in seinen Grundzügen. Alles andere, was Sie lesen können, entspricht deckungsgleich dem, was SPD und Grüne vorgelegt haben.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, das drängt doch zu der Frage: Welches Problem, Herr Bosse und Frau Staudte, haben Sie mit diesem Satz?

(Helge Limburg [GRÜNE]: Wie kom- men Sie zu den Kollegen? Wir sind doch zwei Fraktionen!)

Sie haben doch hier im Landtag die Regierungserklärung des Ministerpräsidenten am 17. April gefeiert. Sie haben doch das gefeiert, was Ministerpräsident Weil und Minister Stefan Wenzel vorgelegt haben.

(Zurufe von der SPD und von den GRÜNEN - Unruhe - Glocke des Prä- sidenten)

Das Protokoll - ich habe es mir sehr intensiv angeschaut - vermerkt 19 Mal Beifall zur Rede des Ministerpräsidenten. Am Ende heißt es im Protokoll: Starker, nicht enden wollender Beifall bei der SPD und bei den Grünen. - Wollen Sie uns hier im Hause, den anwesenden Zuhörern und den Menschen im Lande ernsthaft erklären, dass Sie das Standortauswahlgesetz in seinen Grundzügen nicht begrüßt haben?

(Starker Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Was, meine sehr geehrten Damen und Herren, sind die Grundzüge dieses Gesetzes? Mein Kollege Dr. Birkner hat vorhin schon einige genannt. Ich nenne einen weiteren. Der diskutierte Gesetzentwurf sieht ein vierstufiges Verfahren für die Standortsuche vor. Erstens. Es soll eine Bund-LänderKommission geben, die das Auswahlverfahren vorbereiten und dem Gesetzgeber Vorschläge machen wird. Darf man das begrüßen? - Ich meine: Ja.

(Zuruf von der CDU: Richtig!)

Zweitens. Es wird darauf aufbauen, dass Regionen und Standorte ermittelt werden. Vom Bundestag und vom Bundesrat wird festgelegt werden, wo gesucht werden kann.

(Filiz Polat [GRÜNE]: Das ist ein biss- chen selektiv!)

Darf man das begrüßen, meine sehr geehrten Damen und Herren? - Ich meine: Ja.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Drittens. Auf der Basis einer genauen Prüfung der oberirdischen Standorte werden Standorte zur unterirdischen Erkundung ausgewählt. Diese Entscheidung ist gerichtlich überprüfbar. Diese Standorte werden ebenfalls von Bundestag und Bundesrat festgelegt. Ich frage: Darf man das begrüßen? - Ich meine: Ja, das darf man begrüßen.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Viertens. Nach Auswertung der unterirdischen Erkundung und der darin gewonnenen Erkenntnisse wird dem Bundestag ein Standort für ein atomares Endlager zur Beschlussfassung vorgelegt. Der Bundestag beschließt dann per Gesetz den Standort unter Einbeziehung der Länder. Meine sehr geehrten Damen und Herren, darf man das hier in Hannover begrüßen? - Ich meine: Ja.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP - Zurufe von der CDU: Ja!)

Deshalb, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist es mehr als traurig, dass es allem Anschein nach nicht möglich sein wird, sich auf diesen Halbsatz zu verständigen. Wo aber ist das Problem? Wo ist das Misstrauen, Frau Modder? Traut die SPD hier in Hannover den roten Brüdern und Schwestern in Berlin nicht? Trauen die Grünen hier in Hannover den Grünen in Berlin nicht? Oder

trauen sich vielleicht SPD und Grüne hier in Hannover nicht?

(Zuruf von Johanne Modder [SPD] - Weitere Zurufe von der SPD und von den GRÜNEN)

Ich kann da, meine sehr geehrten Damen und Herren, nur spekulieren. Aber es ist schon bemerkenswert

(Zuruf von Johanne Modder [SPD])

- darüber trägt auch Ihre Schreierei nicht hinweg, Frau Modder -, welche historische Chance Sie heute vergeben wollen.

(Johanne Modder [SPD]: Nein, Sie! - Petra Tiemann [SPD]: CDU und FDP!)

Hier, meine sehr geehrten Damen und Herren, wackelt der Schwanz mit dem Hund.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Denn es ist doch mehr als schade, wenn nicht einmal Ministerpräsident Weil, der im Landtag ja Stimmrecht hat, das begrüßen darf, was er selber mit Umweltminister Peter Altmaier verhandelt hat.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP - Jörg Bode [FDP]: Das ist ein Ding!)

Ich will es vielleicht noch ein wenig weiter zuspitzen: Hat der Ministerpräsident die Richtlinienkompetenz für die Politik in Niedersachsen, oder hat sie vielleicht Frau Staudte?

(Beifall und Heiterkeit bei der CDU und bei der FDP - Widerspruch bei der SPD und bei den GRÜNEN - Jo- hanne Modder [SPD]: Es wird Ihnen nicht gelingen, Herr Bäumer!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, es geht hier heute um eine historische Chance.

(Johanne Modder [SPD]: Sie hätten die Chance gehabt! - Petra Tiemann [SPD]: Sie haben diese Chance ver- tan! - Glocke des Präsidenten)

Wir haben die große Chance, heute einen historischen Beschluss zu fassen. Und Sie haben die große Chance, statt einen historischen Beschluss zu fassen, eine Lachnummer zu machen. Überlegen Sie sich sehr genau, was Sie tun!

(Starker Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Lassen Sie mich am Schluss den Ministerpräsidenten ganz direkt ansprechen: Herr Ministerpräsident Weil, Sie haben gestern Abend im Fernsehen gesagt, dass Sie heute bei der Abstimmung Teil einer Mehrheit sein werden. Dazu lade ich Sie herzlich ein.

(Starker Beifall und Heiterkeit bei der CDU und bei der FDP - Lachen bei der SPD)

Herr Kollege Bäumer, Sie müssen wirklich zum Schluss kommen. Sie haben Ihre Redezeit von insgesamt zehn Minuten schon um eine Minute überzogen.

Herr Präsident, ich komme gerne zum Schluss. Ich möchte aber noch zwei Sätze vortragen.

Wenn Sie, Herr Ministerpräsident, Ihre Glaubwürdigkeit behalten wollen, dann werden Sie nach meiner festen Überzeugung das Richtige tun. Erweisen Sie sich heute hier Ihrer besonderen Verantwortung als würdig.

Vielen Dank.

(Starker, nicht enden wollender Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Das Wort hat jetzt für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen die Kollegin Miriam Staudte.

(Zurufe von der CDU: Oh! - Reinhold Hilbers [CDU]: Das kriegen Sie nicht wieder eingefangen, Frau Staudte!)

Vielen Dank. - Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete! Ich glaube, es gibt kein Thema, über das wir schon so lange und so kontrovers diskutieren wie über die Endlagerfrage. Ich habe ein bisschen den Eindruck, dass sich das leider auch noch etwas fortsetzen wird.

Ich möchte Sie aber zunächst einmal aufklären:

(Reinhold Hilbers [CDU]: Wir sind aufgeklärt!)

Herr Bäumer, der Antrag, der Ihnen hier heute vorliegt, ist kein Antrag von mir alleine, sondern ein Antrag von SPD und Bündnis 90/Die Grünen, und die haben 69 Stimmen.