Meine Damen und Herren, wenn ich die gerade zu Ende gehende Plenarwoche Revue passieren lasse, dann komme ich zu der Erkenntnis: Es gibt einen Haufen Probleme, und der Ministerpräsident bekommt keines so richtig in den Griff. Ob Dioxin, Pflege, Mindestlohn oder jetzt frühkindliche Bildung -
Meine Damen und Herren, ich kann dazu nur das sagen, was der Herr Kollege Jüttner diese Woche schon einmal in einem anderen Zusammenhang gesagt hat: Wenn Sie so weitermurksen, dann heißt es 2013 „Und tschüß!“.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zunächst einmal möchte ich eingangs festhalten - leider ist das in der gesamten Debatte überhaupt noch nicht genannt worden -, dass wir in Niedersachsen über ein enorm engagiertes, über ein qualitativ enorm gut ausgebildetes Personal in unseren Kindertageseinrichtungen verfügen.
In diesem Zusammenhang möchte ich Ihnen auch deutlich sagen, dass wir uns manchmal wünschen, dass der Stellenwert, den der Beruf der Erzieher in unserer Gesellschaft genießt - ich glaube, auch Sie reden den häufig genug herunter und bringen ihm nicht die gebührende Wertschätzung entgegen -,
(Widerspruch bei der SPD, bei den GRÜNEN und bei der LINKEN - Helge Stefan Limburg [GRÜNE]: Unver- schämtheit! - Johanne Modder [SPD]: Sie sollten mal besser zuhören, was hier gesagt wird, Frau Vockert!)
höher sein möge, als er bisher ist. Ich halte es für unabdingbar, in unserer Gesellschaft immer wieder deutlich darauf hinzuweisen, dass den Erzieherinnen und Erziehern eine ganz bedeutsame Rolle bei der Förderung der Kinder zukommt.
Unsere Erzieherinnen und Erzieher wissen genau, dass unsere Kinder regelrechte Bildungsriesen. Die Erzieherinnen und Erzieher wissen, dass man bei der Entwicklung des Gehirns bis zum vierten Lebensjahr ein exponentielles Wachstums zu verzeichnen hat. Sie wissen ganz genau, wie wichtig es ist, von Anfang an Bindung, Bildung, Erziehung, Vertrauen in einen Einklang zu bringen.
Deswegen nutze ich die Gelegenheit und sage hier für die CDU-Fraktion ein riesiges Kompliment, ein großes Dankeschön an unsere Erzieherinnen im Lande Niedersachsen!
Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Grünen fordern uns mit ihrem Antrag erneut auf, einen Aktionsplan in Bezug auf die Erzieherinnen- und Erzieherausbildung zu initiieren. Sie suggerieren, dass wir einen Mangel haben.
Ich will darauf hinweisen - nicht sehr lange -, dass wir dieses Thema hier am 27. August 2009 schon einmal diskutiert haben. Auch da habe ich gesagt: „Und täglich grüßt das Murmeltier.“
Im November 2005 hatten wir seitens der CDUFraktion dieses Thema in den Niedersächsischen Landtag eingebracht. Wir haben dazu eine Entschließung verabschiedet und eingefordert, die Ausbildungswege von der Zweitkraft bis hin zur Leitung weiterzuentwickeln, das Ausbildungsniveau der Zweitkräfte anzuheben und eine geeignete Vorbildung für die erhöhten Anforderungen der Erzieherausbildung an den Fachschulen sicherzustellen.
Ich verstehe wirklich nicht, warum Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von den Grünen, das überhaupt nicht zur Kenntnis nehmen und nicht wahrhaben wollen. Sie lassen es sich in einer Anfrage an die Landesregierung noch einmal explizit bescheinigen. Am 27. August 2009 habe ich Ihnen bereits vieles dazu gesagt, und Sie haben zusätzlich eine Anfrage gestellt. Daraus ergeben sich die Zahlen sehr genau.
Sie sprechen jetzt in Ihrem Antrag von 4 600. Ich habe bereits im August 2009 darauf hingewiesen, dass sich aufgrund des sogenannten Krippengipfels ein Bedarf von ca. 5 000 ergibt. Ich gehe also sogar noch höher, auf 5 000. Ich sage auch: Vollzeitstellen. Ich habe bereits damals im Namen meiner Fraktion darauf hingewiesen, dass wir zugrunde legen - das alles muss man ja mit bedenken, und wir haben das bedacht -, dass das pädagogische Personal zu einem Teil durchschnittlich „nur“ 21 bis 23 Wochenstunden tätig ist, sodass wir also sogar von 10 000 Stellen ausgehen, die wir in den nächsten fünf Jahren brauchen.
Ich habe Ihnen bereits damals gesagt, dass wir jedes Jahr 1 500 Schülerinnen und Schüler haben, die sich zur Erzieherin bzw. zum Erzieher ausbilden lassen und ihren Abschluss erfolgreich machen.
Ich habe Ihnen ebenfalls gesagt, dass jedes Jahr 700 Absolventinnen und Absolventen dazu kommen, die sich zu Sozialassistentinnen und Sozialassistenten ausbilden lassen. Sie müssen noch jährlich 150 Absolventinnen und Absolventen des Aufbaustudiengangs für Frühpädagogik dazurechnen.
Wenn Sie alles zusammenrechnen, kommen Sie im Schnitt auf 2 350 Absolventinnen und Absolventen pro Jahr. Das bedeutet: Wir können den prognostizierten Bedarf definitiv und tatsächlich decken. Angst zu schüren, Ängste zu machen und zu suggerieren, es gebe einen Mangel, ist definitiv falsch, meine Damen und Herren!
Nachdem Sie, Frau Kollegin Staudte, die Anfrage an die Landesregierung gestellt haben und heute mit diesem Antrag kommen, habe ich mich gefragt - man sagt ja immer so schön: lesen bildet -, ob Sie es vielleicht anders kennen: Lesen gefährdet die Dummheit.
Nun komme ich zu Ihrer Forderung, Männer als Erzieher zu gewinnen. Die Bundesfamilienministerin Kristina Schröder hat hierfür in den nächsten drei Jahren 13 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Mit dem Modellprogramm „Mehr Männer in Kitas“ sind wir gerade zum 1. Januar 2011 gestartet.
res eingefordert, dass Kindertagesstätten zu interkulturellen Bildungsstätten weiterentwickelt werden. Er hat Trainings des nifbe nicht nur angekündigt, sondern bereits umgesetzt.
Hierzu gibt es eine Fortbildung. Dafür können wir alle nur danke schön an das Haus von Frau Ministerin Özkan sagen. Sie macht hier nämlich tatsächlich Fortbildungen. Das ist im September vergangenen Jahres angelaufen und dauert bis März des kommenden Jahres. Wir haben also auch hier schon Erhebliches getan.
Zur Anerkennung ausländischer Qualifikationen kann ich Ihnen sagen, dass wir als erstes Flächenland nicht nur eine Charta der Vielfalt unterschrieben haben, sondern als erstes Bundesland auch einen Orientierungsleitfaden erarbeitet haben, der jetzt auf dem Markt ist. Auch dafür danke schön, Frau Ministerin Özkan!
Zum Thema Umschulung, Weiterqualifizierung und Wiedereinstiegsprogramme: Es gibt das nifbe, den Landesverband der Volkshochschulen, vhsConcept, die mit Hannover zusammenarbeiten, um tatsächlich dafür Sorge zu tragen, dass wir dieses Problem nicht haben. Wir sehen es nicht. Ihr Antrag entbehrt jeglicher Realität.
Sehr geehrter Herr Landtagspräsident! Meine Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vockert, ich möchte klarstellen, dass natürlich auch wir sehen, dass das Personal in unseren Kitas sehr engagiert ist. Wir merken aber auch, dass es unter den derzeitigen Arbeitsbedingungen ein sehr unzufriedenes Personal ist.
Sie rechnen hier vor, jedes Jahr würden 1 500 Absolventinnen neu auf den Markt drängen. Dabei werden immer auch diejenigen eingerechnet, die studieren. Die waren aber natürlich vorher schon
Erzieherinnen. Sie vernachlässigen dabei auch, dass durch die Altersstruktur und die Überalterung in den Kitas jedes Jahr wesentlich mehr Erzieherinnen und Erzieher ausscheiden.
Wenn Sie sagen, unser Antrag entbehrt jeder Grundlage, dann sagen Sie damit indirekt, die Untersuchungen des Statistischen Bundesamtes würden jeder Grundlage entbehren; denn das kommt doch auf diese Zahlen. Das Deutsche Jugendinstitut, gefördert vom Bundesministerium für Forschung und Bildung, kommt zu diesen Zahlen. Sie können doch nicht so tun, als ob wir uns das aus den Fingern gesogen hätten.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Frau Kollegin Staudte, wenn Sie mir aufmerksam zugehört hätten, müssten Sie zu dem Ergebnis kommen, dass ich die Zahlen nicht angezweifelt habe und dass meine Fraktion die Zahlen nicht anzweifelt. Ich habe Ihnen sogar gesagt, dass ich nicht mit 4 600 fehlenden Erzieherinnen und Erziehern rechne, wie Sie es in Ihrem Antrag formuliert haben, sondern dass ich sogar von 5 000 ausgehe. Ich gehe auch davon aus, dass einige Erzieherinnen und Erzieher nicht die volle Stundenzahl bringen. Insofern habe ich die Zahl der ausgebildeten Erzieherinnen und Erzieher, die in den Kindertageseinrichtungen gebraucht werden, auf 10 000 angesetzt.