Wir werden uns in Niedersachsen stärker der Frage der Vergleichsarbeiten zuwenden und auch hier über ein höheres Maß der Eigenverantwortlichkeit von Schulen nachdenken müssen. Wobei ich schon jetzt den Vorwurf der Opposition höre, wir würden uns irgendwelchen Vergleichen entziehen wollen. Darum kann es keinesfalls gehen. Wir werden auch die Schulinspektionen neu ausrichten, sodass an dieser Stelle möglicherweise im Rahmen des neuen Verfahrens auch mehr Zeit für die Schulen besteht, ohne die Inspektionen abzuschaffen.
Zur Geschlechterrolle, die erwähnt wurde, möchte ich anmerken: In der Tat wird in der Bildungswissenschaft schon seit Jahren über die Rolle der Jungen in der Schule gestritten. Jungen werden sehr oft als Bildungsverlierer in der Schule bezeichnet, obwohl ich das Pauschalurteil so nicht unterzeichnen möchte. Ich halte es aber für zwingend notwendig, dass wir uns stärker an Schulen auch mit der Rolle der Jungen - gerade an Grundschulen - auseinandersetzen.
Ich möchte nur einmal ein Beispiel nennen. Viele Geschichten, die im Grundschulunterricht von Lehrkräften mit den Kindern gelesen werden, sind ausdrücklich geschlechterspezifisch auf die Rolle von Mädchen, aber nicht von Jungen ausgerichtet. Wir wundern uns manchmal, warum Jungen nicht ausreichend lesen können, müssen aber heute eingestehen, dass manchmal diese Ausrichtung des Unterrichts - sicher auch weil überwiegend Frauen in Grundschulen arbeiten und wir viel zu wenig männliche Lehrkräfte an Grundschulen haben - nicht ganz unerwartet kommt.
Von daher haben wir vor zwei Monaten einen Kongress zu der Frage, wie können wir Jungen an der Schule stärker fördern - wie ich finde zu Recht - auf den Weg gebracht. Wir werden das am Ende auch in unsere schulpolitische Konzeption mit einfließen lassen.
Meine Damen und Herren, es ist mit Sicherheit sinnvoll, Mädchen verstärkt in männertypische und Jungen in frauentypische Berufe hineinschauen zu lassen. Sich frühzeitig über den Beruf zu informieren, ist für unsere Schülerinnen und Schüler unerlässlich. Bei 350 Ausbildungsberufen ist die Auswahl groß, und in den nächsten Jahren werden sich Handwerkskammern, Handwerksbetriebe, Gewerbebetriebe und andere um qualifizierte Auszubildende reißen.
Herr Dr. Althusmann, Sie haben gerade angesprochen, dass inzwischen Jungen im Bildungssystem teilweise als Bildungsverlierer bezeichnet werden. Ich möchte Sie gern fragen, ob Sie es ähnlich erstaunlich finden wie ich, dass sich, nachdem sich das gerade erst wenige Jahre so zeigt, sehr viele Leute intensiv über diese Benachteiligung der Jungen aufregen - die sicherlich momentan unstrittig ist -, sich aber jahrzehntelang niemand darüber in gleichem Maße aufgeregt hat, solange das Mädchen betroffen hat.
Nein. Frau Flauger, ich glaube, die Schule an sich hat in den letzten Jahren versucht, die geschlechtsspezifischen Unterschiede ein wenig abzufedern und auszugleichen. Dennoch können wir anhand der Untersuchungen der letzten zehn Jahre erkennen, dass es gerade mit Blick auf die Grundschule eher verhaltenstypische Muster der Kommunikation zwischen Lehrkräften und Mädchen gibt - das ist unstrittig -, und dass gerade Jungen auf bestimmte Anreize sozusagen nicht ausreichend reagieren können und sich von daher das Wissen hierüber in den letzten Jahren ganz offensichtlich als Erkenntnisstand durchgesetzt hat.
Meine Damen und Herren, vielleicht nur so viel: Der Zukunftstag hat an den Schulen zurzeit eine zu geringe Akzeptanz. Wir werden an diesem Zukunftstag auch als Signalwirkung aber weiterhin festhalten. Wir müssen ausreichend viele Betriebe finden, die den geschlechterspezifischen Unterschieden gerecht werden können. Es gilt, bei der künftigen Weiterentwicklung von Konzepten an Schulen die Berufsorientierung insgesamt verstärkt zu berücksichtigen; denn dieser Tag ist nur eine von vielen berufsorientierenden Maßnahmen, die wir in unserem Schulsystem bereits haben. Insofern geht es darum, den Zukunftstag weiterzuentwickeln und den entsprechenden Erlass zu überarbeiten. Ich denke, dass wir dann zu einem zielführenden Zukunftstag kommen werden, ergänzt um die vielen Maßnahmen, die wir an den Schulen bereits haben. Insofern bedarf es des Antrags der Grünen eigentlich nicht. Deshalb ist es wohl richtig, ihn abzulehnen.
Wir kommen zur Abstimmung. Wer der Beschlussempfehlung des Ausschusses zustimmen und damit den Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in der Drs. 16/2521 ablehnen will, den bitte ich um ein Handzeichen. - Gegenstimmen? - Stimmenthaltungen? - Das ist so beschlossen.
Bevor ich den nächsten Tagesordnungspunkt aufrufe, möchte ich noch ein Wort zur Debatte über den JadeWeserPort sagen, bei der ich die Sitzungsleitung inne hatte. Im Nachhinein ist mir ein Zwischenruf des Herrn Kollegen Biallas bekannt geworden, der mir gestern nicht aufgefallen ist, sodass ich ihn auch nicht rügen konnte. Herr Biallas hat hier dazwischen gerufen: Setz dich mal wieder hin! Dein Gequake ist ja unerträglich.
Herr Biallas, ich glaube, im Lichte von heute sind wir uns darüber einig, dass dieser Zwischenruf parlamentarisch nicht in Ordnung war. Ich bitte Sie, solche Zurufe in Zukunft zu unterlassen.
Zweite Beratung: Sport in Niedersachsen - Antrag der Fraktionen der CDU und der FDP - Drs. 16/2407 - Beschlussempfehlung des Ausschusses für Inneres und Sport - Drs. 16/2939 - Änderungsantrag der Fraktion der SPD - Drs. 16/2996
Der Änderungsantrag der SPD-Fraktion hat zum Ziel, den Antrag in einer geänderten Fassung anzunehmen.
Ich eröffne die Beratung. Zunächst hat sich Frau Kollegin Jahns von der CDU-Fraktion zu Wort gemeldet.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Unser Antrag „Sport in Niedersachsen“ ist gut, schlicht und einfach gut.
Das will ich jetzt aber auch ein bisschen untermauern; denn inzwischen hat sich auch die Integrationskommission mit diesem Antrag befasst. Dort hat Herr Dr. Hadeed eindeutig bestätigt: Der Antrag ist gut. - Ganz besonders freuen wir uns darüber, dass auch der Landessportbund zu den zehn Punkten unseres Antrags gesagt hat: Das ist der richtige Weg. Wir unterstützen diese Forderungen. - Ich glaube, dass sich die Fraktionen von CDU und FDP in den vergangenen Jahren, in denen sie die Regierung unterstützt haben, auch für den Sport in Niedersachsen sehr positiv eingesetzt haben. Die Sportförderung hat für uns höchste Priorität.
Meine Damen und Herren, der Landessportbund bekommt vom Land Niedersachsen jährlich einen festen Betrag in Höhe von 27,5 Millionen Euro. Diese Mittel kann der Landessportbund eigenverantwortlich verwenden. Das ist uns erst gestern Abend noch einmal sehr deutlich bestätigt worden, wofür wir sehr dankbar sind. Gestern Abend fand der Parlamentarische Abend des Handballverbandes Niedersachsen e. V. statt. Der Präsident dieses Verbandes hat sich bei unserem Minister ausdrücklich dafür bedankt, dass die Sportförderung in Niedersachsen sehr verlässlich ist, sodass besagter Verband jedes Jahr konsequent planen kann und weiß, mit welchen Mitteln er umgehen darf.
Meines Erachtens ist das ein Zeichen dafür, wie positiv auch unsere Fraktionen mit dem Thema Sport umgehen.
Wir alle sind uns darüber einig - ich glaube, dass sich dieser Einschätzung auch die Oppositionsfraktionen anschließen -, wie wichtig der Sport ist, wie wichtig auch die Bewegung ist. Gerade im Gesundheitsbereich ist uns in den vergangenen Jahren sehr deutlich geworden, dass auch Kinder und Jugendliche unterstützt werden müssen und dass in den Schulen Sportunterricht stattfinden muss. In diesem Zusammenhang komme ich auf den Änderungsantrag der SPD-Fraktion zu sprechen. Auch dieser Änderungsantrag
ist gut. Vor allem aber ist die erste Forderung sehr, sehr gut. Sie fordern nämlich - das hat uns total überrascht und freut uns unglaublich -, dass die Landesregierung alle unsere Punkte umsetzt. Das ist doch toll.
Sie stellen aber auch noch weitere Forderungen auf. Auch dazu möchte ich etwas sagen. Insbesondere möchte ich darauf hinweisen, dass Sie die Aufnahme des Sports in die NGO, d. h. in die künftige Kommunalverfassung, fordern. Wir, meine Damen und Herren, haben den Sport jedoch in die Niedersächsische Verfassung aufgenommen. Wir haben die Förderung des Sports als Staatsziel in die Verfassung aufgenommen.
(Helge Limburg [GRÜNE]: Dafür brauchen Sie aber die Zweidrittel- mehrheit! Das kann die CDU nicht al- lein machen!)
Dieser Schritt ist sowohl von der Bevölkerung als auch von den Sportvereinen sehr, sehr positiv aufgenommen worden.
Sie fordern darüber hinaus aber auch eine dritte Sportstunde in den Schulen. Ich habe eben schon darauf hingewiesen, wie wichtig der Sport in den Schulen ist. Ich gebe an dieser Stelle aber Folgendes zu bedenken: Aufgrund der veränderten Schulstruktur stehen wir vor einer sehr großen Herausforderung. Die vielen Ganztagsschulen, die eingerichtet worden sind, sind ja auch darauf ausgerichtet, mit Sportvereinen Kooperationen einzugehen. In diesem Zusammenhang haben sich meines Erachtens auch der Sportunterricht bzw. die Sportangebote an den Schulen ausgeweitet. Ich glaube, wir müssen jetzt zunächst einmal abwarten - weil wir natürlich auch die Lehrerressourcen berücksichtigen müssen -, wie sich die Entwicklung in Zukunft darstellen wird. Insofern befinden wir uns auch hier auf einem guten Weg. Ich glaube, dass dies gemeinsam mit den Sportvereinen sehr, sehr positiv laufen wird.
Meine Damen und Herren, des Weiteren fordern Sie, dass Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Familien freien Zugang zu Sportverei
nen bekommen sollen. Sie haben schon heute Morgen in der Debatte gehört, dass es bereits auf Bundesebene ein Programm zur Teilhabe an sportlichen und kulturellen Veranstaltungen gibt. Dieses Bildungspaket stellt natürlich eine Unterstützung für die Sportvereine in Niedersachsen, insbesondere aber auch für die Familien aus sozial schwächeren Bereichen dar. Deswegen haben wir auch dort eine Option in unseren Kommunen vor Ort. Unsere Vereine werden sich dieses Bildungspaket sehr gut angucken und Kindern und Jugendlichen über das zurzeit schon laufende Programm hinaus den Zugang zu den Sportvereinen ermöglichen.
Bei uns in Wolfsburg haben die IG Metall und verschiedene andere Organisationen eine sehr positive Aktion in die Wege geleitet und sind dort unterstützend tätig. Wir haben in Niedersachsen die Stiftung „Familie in Not“, die bisher alle Anträge genehmigt hat. Darüber hinaus gibt es hier noch viele weitere positive Mittelansätze für den Sport. Auch die im vergangenen Jahr neu eingerichtete Sportstiftung hat einen großen Beitrag zur Unterstützung der Vereine vor Ort, der Familien mit geringeren Einkommen und natürlich auch der Menschen mit Behinderungen geleistet. Das ist etwas, was wir als sehr, sehr positiv ansehen.
Meine Damen und Herren, der Sport in Niedersachsen erhält darüber hinaus aber auch eine weitere Förderung. Auch das ist gestern Abend noch einmal angesprochen worden. So unterstützen wir z. B. die Trainerstunden jährlich mit 500 000 Euro. Meiner Meinung nach wird mit dieser Summe insbesondere der Spitzensport unterstützt und gefördert. Außerdem sind wir auch sehr dankbar dafür, dass wir nunmehr die Sportakademie haben. Viele meiner Kolleginnen und Kollegen waren ja bei der Einweihung dieser Sportakademie und haben auch diese Einrichtung sehr positiv gesehen.
Ich freue ich mich darüber, dass wir hier in Niedersachsen gemeinsam mit unserem Sportminister eine so tolle Sportpolitik machen, und hoffe, dass sich die Wirtschaft auch weiterhin so positiv entwickelt. Vielleicht gelingt es ja, dass der Sport aus den Lotto-/Toto-Mitteln noch weitere Mittel bekommt, über die 500 000 Euro und die nicht abgerufenen Gewinne hinaus.