Protocol of the Session on May 13, 2009

(Ralf Briese [GRÜNE]: Alle Macht den Genen!)

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau König, ich darf Ihnen an dieser Stelle etwas auf die Sprünge helfen. Ich komme ja aus Einbeck. Den Einbeckern ist das Denken durchaus nicht verboten. Im Gegenteil. Bevor Sie hier weiter in die Tiefenpsychologie der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Einbeck eintreten, will ich Ihnen den schlichten Grund nennen, warum die Unterstützung für die KWS in Einbeck so groß ist.

(Christian Meyer [GRÜNE]: Waren Sie nicht auch einmal bei der KWS?)

Weil die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt wissen, dass dieses Unternehmen verantwortungsvoll mit dieser Technologie umgeht.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU - Christian Meyer [GRÜNE]: Denken Sie an Ihren alten Arbeitgeber?)

Im Übrigen, meine Damen und Herren, möchte ich noch einen Satz zur Position der SPD sagen. Es ist interessant, wie die SPD in Opposition zu ihrem

ehemaligen Ministerpräsidenten und heutigen Bundesumweltminister Sigmar Gabriel geht. Er hat sich auch mal wieder in Einbeck bei der KWS blicken lassen. Er hat sich dort mit dem Vorstand fotografieren lassen und hat sich dort ausdrücklich für die Forschung im Bereich der Gentechnik ausgesprochen. Wie Sie diesen Widerspruch den Menschen deutlich machen wollen, müssen Sie mir noch erklären.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Heute liegen uns insgesamt vier Anträge vor, die sich mit dem Thema grüne Gentechnik befassen. Ausgelöst wurden diese Anträge durch die Frage, ob die transgene Maissorte MON810 in Deutschland zugelassen werden soll oder nicht. Diese Frage ist mittlerweile durch Herrn Seehofer und Frau Aigner beantwortet worden.

Wenn eine gentechnisch veränderte Sorte allen wissenschaftlichen Zulassungskriterien entspricht, dann aber die Zulassung verweigert wird, so ist das für uns überhaupt nicht akzeptabel.

(Beifall bei der FDP - Rolf Meyer [SPD]: Das tut sie doch gar nicht!)

Die Entscheidung der CSU war rein wahlkampftaktisch motiviert.

(Beifall bei der FDP - Ralf Briese [GRÜNE]: Sie koalieren doch mit de- nen!)

Aber, meine Damen und Herren, es geht hier ja gar nicht darum, solche Fragen sachlich und fachlich zu beantworten, sondern es geht ausschließlich darum, Ängste zu schüren und daraus politisches Kapital zu schlagen.

(Beifall bei der FDP und Zustimmung bei der CDU)

Aus der Sicht der FDP gibt es keine Alternativen zu der jetzigen Situation, dass wir Zulassungsverfahren haben, die wissenschaftlich untermauert sind.

(Christian Meyer [GRÜNE]: Das ist doch unglaubwürdig! - Rolf Meyer [SPD]: Das ist fragwürdig!)

Das ist ein vernünftiger Weg.

(Christian Meyer [GRÜNE]: In Bayern und in Hessen stimmt die FDP zu?)

Ministerin Aigner sagt oft, dass sie für die Gentechnik eintritt, doch sie handelt anders.

(Beifall bei der FDP - Christian Meyer [GRÜNE]: Wie Sie!)

Meine Damen und Herren, rechts blinken und links abbiegen

(Christian Meyer [GRÜNE]: Das kann die FDP!)

verursacht Unfälle, und zwar nicht nur im Straßenverkehr.

(Beifall bei der FDP)

Bisher wird die grüne Gentechnik in Deutschland nur wenig genutzt. Vor dem Hintergrund der Möglichkeiten, die uns diese Technologie bietet, müssen wir allerdings die Option des Anbaus solcher Pflanzen weiter offenhalten. Eine politisch begründete Ablehnung entspricht nicht den Erfordernissen eines modernen Verbraucherschutzes, der durch die Wahlfreiheit der Verbraucherinnen und Verbraucher und die Kennzeichnungsvorschriften sichergestellt wird.

(Ralf Briese [GRÜNE]: Herr Grascha, dann kündigen Sie die Koalition in Bayern auf! Sie koalieren doch dort mit denen! - Gegenruf von Clemens Große Macke [CDU]: Denkt mal an Hamburg und was ihr dort alles macht! Ganz ruhig! - Gegenruf von Ralf Briese [GRÜNE]: Ich bin ganz ru- hig!)

Sie setzen mit Ihren Positionen die Zukunftsfähigkeit unseres Landes aufs Spiel und riskieren damit auch Arbeitsplätze.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU - Kreszentia Flauger [LINKE]: Das ist doch absurd!)

Sie vertreiben die Spitzenforschung aus unserem Land. Gerade der Bereich der Gentechnologie ist ein wichtiges Zukunftsfeld, in dem wir in Deutschland zurzeit an der Spitze liegen.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU - Christian Meyer [GRÜNE]: Geldver- schwendung! Leere Labore! Am Markt vorbei!)

Diese Position

(Christian Meyer [GRÜNE]: Die wollen Subventionen!)

sollten wir durch ein innovatives forschungsfreundliches Klima unterstützen.

Ich wünsche mir, meine Damen und Herren, dass wir gemeinsam daran arbeiten, gute Regelungen im Bereich der Gentechnikanwendung zu finden, um die Koexistenz zu ermöglichen

(Christian Meyer [GRÜNE]: Koexis- tenz ist nicht möglich!)

und den besonderen Anliegen von Imkern und Biobauern Rechnung zu tragen.

Ich komme zum Schluss. Die Gentechnik ist eine Züchtungsmethode, die sich auf vielen Gebieten bewährt hat: Züchtung von Mikroorganismen zur Herstellung von Arzneimitteln, Vitaminen, Aminosäuren, Züchtung von Kulturpflanzen, die auf über 114 Millionen ha weltweit angebaut werden. Die FDP steht dazu, diese Technik auch in Deutschland weiter zu nutzen.

(Christian Meyer [GRÜNE]: Wollen Sie auch Tiere manipulieren?)

Wir gehen den Weg weiter nach vorne.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Meine Damen und Herren, als letzter Redner - für mich zunächst einmal so erkennbar - hat sich Herr Minister Ehlen zu Wort gemeldet. Ich erteile Ihnen das Wort.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir haben hier über vier Entschließungsanträge zu entscheiden, die alle das Ziel der Einschränkung oder Untersagung des Anbaus von gentechnisch veränderten Pflanzen haben. Bisher war in Deutschland für den kommerziellen Anbau nur MON810 - eine gentechnisch veränderte, insektenresistente Maislinie - zugelassen. Mit dem Schreiben vom 28. April hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit - die zuständige Behörde - die Möglichkeit genutzt, diese Genehmigung für den Anbau ruhen zu lassen.

(Christian Meyer [GRÜNE]: Finden Sie das richtig?)

Dies wurde vom Verwaltungsgericht Braunschweig bestätigt. Diese Einzelfallentscheidung ist von uns und von allen zu akzeptieren,

(Christian Meyer [GRÜNE]: Herr Wulff hat sie in der Bild-Zeitung kritisiert!)

sowohl vom Anbauer als auch von der Politik. Dies wurde durch Artikel 23 möglich. Dabei handelt es sich um eine Schutzklausel in der EU-Freisetzungsrichtlinie, die den Mitgliedstaaten die Möglichkeit - - -

(Christian Meyer [GRÜNE]: Haben Sie eine Differenz zum Ministerpräsiden- ten?)

- Hören Sie doch einmal zu! Sie brauchen nicht immer dazwischenzureden! Das ist so etwas von unwichtig, was Sie sagen!

(Lebhafter Beifall bei der CDU und bei der FDP)