Die Einrichtung und finanzielle Unterstützung der Seniorenservicebüros war und ist eine gute Entscheidung.
Auf dem Gebiet der Ehrenamtlichkeit ist Niedersachsen in der Bundesrepublik führend. - Ich glaube, das ist das einzige Gebiet, auf das das zutrifft.
Deswegen sollten wir diese Poleposition nutzen und die gesellschaftliche Anerkennung der ehrenamtlichen Arbeit stärken. Dazu ist Ihr Antrag aber ganz und gar nicht geeignet.
Im Gegenteil, er mäkelt an dem Freiwilligen Jahr für Seniorinnen und Senioren herum, indem er eine flexiblere Ausgestaltung des Freiwilligen Jahres für Seniorinnen und Senioren fordert. Sie, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen von der CDU und der FDP, meinen, den Seniorenservicebüros laienhafte Ratschläge erteilen zu müssen. Das ist total kontraproduktiv.
Ihr Antrag zeigt deutlich: Sie wissen tatsächlich nicht, welche originären Aufgaben Seniorenservicebüros haben und wie diese ausgeübt werden.
Zu Nr. 1, in der Sie bitten, von der bisherigen Regelung einer Mindestverpflichtungsdauer der Teilnehmer Abstand zu nehmen: Sie haben zwar recht, dass die Mindestverpflichtungsdauer ein Hindernis ist, ein FJS zu absolvieren. Diese Tatsache brauchen Sie aber den Seniorenservicebüros nicht mitzuteilen; sie ist dort bekannt. Die wissen sogar, warum, und reagieren bedarfsgerecht und flexibel darauf, indem sie passgenaue Freiwilligenarbeit vermitteln.
Der Grund der geringen Nachfrage ist nach den Erfahrungen der Seniorenservicebüros, dass das FJS stark mit dem Bundesfreiwilligendienst konkurriert, Seniorinnen und Senioren sich bei einem längerfristigen Engagement lieber im BFD engagieren, da sie dort ihre Rente aufstocken können. Daher wäre es wichtiger, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen der CDU und der FDP, Mittel für Aufwandsentschädigungen für freiwillige ehrenamtliche Tätigkeit bereitzustellen.
Zu Nr. 2: Eine Poolbildung ist laut Aussagen der Seniorenservicebüros unpraktisch, da freiwillig Ehrenamtliche nicht kurzfristig in einem, wie Sie es nennen, Einsatzfeld vertreten wollen und können.
Zu Nr. 3: Nach Aussagen der Seniorenservicebüros legen die meisten der älteren Freiwilligen keinen großen Wert auf Zertifikate als alleinigen Ausdruck der Wertschätzung ihrer Tätigkeit. Spezielle Qualifizierungen für das Tätigkeitsfeld mit einem entsprechenden Zertifikat sind wichtig und selbstwertfördernd, nicht so sehr die Formalie eines Zertifikats. Auch dieser Punkt Ihres Antrags geht an der Realität vorbei und ist außerdem meiner Meinung nach peinlich besserwisserisch und eine Herabwürdigung der Arbeit in den Seniorenservicebüros.
Zu der Bitte in Nr. 4, Seniorenservicebüros zu motivieren: Sie sind sehr motiviert und machen eine hervorragende Arbeit. Dort arbeiten kompetente Personen professionell und brauchen keine unprofessionelle Einmischung der Politik. Ihr Antrag ist hier nicht die Lösung; denn die originäre Aufgabe der Seniorenservicebüros ist nicht die Vermittlung in das FJS. Sie können das gerne auf der Homepage des Ministeriums nachlesen. Dort ist alles gesagt und alles geregelt, um das freiwillige Engagement älterer Menschen optimal zu bewerben und zu unterstützen.
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen der CDU und der FDP, wir sollten unsere Zeit sinnvoller nutzen und nicht damit vergeuden, sehr gut arbeitende Institutionen zu verunsichern.
Herr Ministerpräsident McAllister hat hier heute Morgen eines richtig gesagt: Wir sollten uns um wichtige Themen im Interesse der Menschen in Niedersachsen kümmern. - Hierzu ein Vorschlag der SPD-Fraktion: Beantragen Sie sofortige Abstimmung! Dann blockiert Ihr Antrag uns nicht in unserer weiteren notwendigen Arbeit.
Vielen Dank. - Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Meine Vorrednerin hat sehr gut angefangen
und gegen Ende noch einen richtigen Punkt gesetzt. Sie hat nämlich die Politik des Landes Niedersachsen in Grundzügen gelobt und die hervorragende Aufstellung des Ministeriums hervorgehoben. Bis dahin war alles in Ordnung. Aber dazwischen haben Sie, liebe Frau Groskurt, gemäkelt. Das tut der ganzen Angelegenheit überhaupt nicht gut. Nebenbei bemerkt: Das, was Sie vorgetragen haben, war auch nicht besonders qualifiziert.
Verehrte Kolleginnen und Kollegen, richtig ist - bis dahin sind wir alle uns einig -, dass Niedersachsen beim Ehrenamt und in der Quantität, in der es wahrgenommen wird, einen Spitzenplatz unter den Bundesländern einnimmt. Wer dies noch nicht weiß, lese einmal den Freiwilligensurvey aus dem Jahr 2009. Darin steht das alles ganz genau.
Die ehrenamtliche Arbeit - „Unbezahlbar und freiwillig“ heißt es ja - ist vielfältig und findet sehr unorganisiert, aus freien Stücken, allein, in der Nachbarschaft oder mit Bekannten, Freunden und Initiativen statt. Sie findet im Gemeinderat, als Schriftführer im Sportverein, im Naturschutz, in gewerkschaftlichen Vertretungen, in sonstiger Verbandsarbeit oder in Stiftungsbeiräten statt, um nur ganz wenige Beispiele von vielen zu nennen.
Etwas liegt mir noch am Herzen, weil dies dafür steht, dass das Land Niedersachsen unter dieser Landesregierung viele Initiativen auf den Weg gebracht hat, die unsere Gesellschaft durch die Aktivierung gesellschaftlicher Kräfte lebens- und liebenswerter machen. Ich spreche von den Integrationslotsen, die bei der Integration von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund eine wirklich wichtige Aufgabe wahrnehmen, und das fachlich angeleitet durch die Initiative des Landes, aber eben aus freien Stücken.
für Seniorinnen und Senioren“ gab es im April 2011 ausweislich einer Antwort der Niedersächsischen Landesregierung auf eine Kleine Anfrage 70 Teilnehmer in diesem organisierten Feld. Das ist in einem Land mit ungefähr 8 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern für diese Form der ehrenamtlichen Tätigkeit tatsächlich nicht sehr viel. Weil das Modell gut ist und weil es Leute gibt, die das intensiv begrüßen, muss man sich die Frage stellen: Wie erhöht man auch hier die Quote? - Dass das Handeln des Landes Niedersachsen in den letzten Jahren zu einem stark zunehmenden gesellschaftlichen Engagement geführt hat, ist unbestritten; das wissen wir alle. Aber auch in diesem Feld kann noch etwas getan werden.
Nicht zutreffend ist der Vergleich mit dem Bundesfreiwilligendienst, der erst seit einigen Monaten am Netz ist. Dort sind die Bedingungen weitaus starrer als in dem Freiwilligen Jahr für Seniorinnen und Senioren, wie wir es in Niedersachsen betreiben. Da können nämlich Menschen mit einem Lebensalter ab 27 Jahren tätig werden, wenn sie mindestens 20 Stunden pro Woche erbringen. Normalerweise ist da an Vollzeit gedacht. Sie müssen sich für mindestens ein halbes Jahr binden, der Regelfall ist ein Jahr. Da ist die Bindung sehr viel fester als im Freiwilligen Jahr für Seniorinnen und Senioren, insbesondere wenn die Modifikationen, wie wir es hier vorschlagen, Platz greifen.
Meine Damen und Herren, über die genannten Initiativen hinaus gibt es noch die ELFEN, die Engagement-Lotsen für Ehrenamtliche in Niedersachsen. Auch dies ist eine vorzügliche Initiative, gestützt von dieser Landesregierung. Bis Anfang 2011 sind 250 Damen und Herren ausgebildet worden, die meisten übrigens in einem etwas fortgeschrittenen Lebensalter.
Die Welt der Ehrenamtlichkeit ist bunt und vielgestaltig. Sie soll noch bunter und noch vielgestaltiger werden.
Die Maßnahmen in dem Antrag sind von meiner ersten Vorrednerin, Frau Mundlos, erläutert und begründet worden. Ich bitte um Zustimmung. Aber, meine Damen und Herren, gerade nach der sehr streitigen Rede von Frau Groskurt scheint uns eine sofortige Abstimmung nicht der richtige Weg zu sein. Da ist schon noch eine Diskussion mit den Fachleuten erforderlich. Vielleicht kommen zu den guten Worten, die Sie gefunden haben, Frau Groskurt, noch einige konstruktive Beiträge, mit denen dieser sehr gute Antrag noch weiter verbes
Herzlichen Dank, Herr Kollege Riese. - Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat Frau Kollegin Helmhold das Wort.
Vielen Dank. - Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der Kollege Riese hat eben schon gesagt, dass das Freiwillige Jahr für Seniorinnen und Senioren offensichtlich nicht der ganz große Erfolg gewesen ist.
Wenn es in den ungefähr drei Jahren Laufzeit bislang 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gegeben hat, dann sind es in diesem Zeitraum nicht einmal zwei pro Landkreis gewesen. Das deckt sich auch mit den Recherchen, die ich angestellt habe. Ich habe ein bisschen herumtelefoniert. Mir wurde unisono gesagt, dass das ganz schleppend laufe. Manche hatten noch gar keine, manche hatten vielleicht zwei.
Ich kann mir auch gut vorstellen, warum das so ist: Die Menschen, speziell die älteren, wollen über einen solchen längeren Zeitraum keine Verpflichtung eingehen und wollen keinen Vertrag unterschreiben. Das haben sie in ihrem Leben, vielleicht auch in Form von Arbeitsverträgen, lange genug gemacht. Sie sagen: Ich engagiere mich gerne, aber ich kann und möchte mich nicht in dieser Weise festlegen. Ich will flexibel sein und habe auch noch andere Verpflichtungen. Da ist die Familie. Ich habe auch noch andere Ehrenämter usw. - Das hat nichts damit zu tun, dass sich die ältere Generation nicht engagiert und nicht engagieren will. Sie tut das in einem ganz großen Ausmaß. Aber sie macht es eben eher informell.
Das zweite Problem, das Frau Groskurt schon angesprochen hat, ist, dass es sozusagen eine Konkurrenzsituation mit dem Bundesfreiwilligendienst gibt. Dafür gibt es bei den Seniorinnen und Senioren übrigens ein steigendes Interesse, weil es im Gegensatz zum Modell Freiwilligen Jahr für Senioren Geld gibt. Das ist für manche Senioren und Seniorinnen durchaus ein Motiv, sich die schmale Rente etwas aufzubessern.
Auch ich finde, dass es ein bisschen schwierig ist, dass man eine vertragliche Festlegung machen soll und sich in diesem Fall auf ein halbes Jahr mit
mindestens acht Stunden pro Woche festlegen soll. Eigentlich widerspricht das dem Grundgedanken des Ehrenamtes, nämlich zu sagen: Das ist etwas absolut Freiwilliges. Ich gebe zwar etwas, aber ich unterschreibe dafür ausdrücklich keinen Vertrag. - Das ist ein Konfliktfeld, das man an dieser Stelle nicht ganz ausschließen kann.
Sie wollen nun das Angebot flexibler gestalten. Das bedeutet, dass man die Laufzeit und auch die Stundenzahl verkürzen kann. Wenn dann nur noch drei Monate mit drei oder vier Stunden pro Woche übrigbleiben, stellt sich natürlich die Frage, ob man das Ganze dann noch „Freiwilliges Jahr für Seniorinnen und Senioren“ nennen kann. Ich finde, das hat dann schon etwas von Etikettenschwindel. Dann ist es ein ganz normales bürgerschaftliches Engagement, das man für eine bestimmte Stundenzahl ausübt. Aber dazu muss man dem Ding nicht noch formal ein Etikett aufkleben, damit es einen Namen bekommen hat.
Ich finde ebenso wie Frau Groskurt, dass es die Seniorenservicebüros nicht nötig haben, dass sie in diesem Antrag mit Formulierungen wie „die Seniorenservicebüros dazu anzuhalten“ oder „die niedersächsischen Seniorenservicebüros zu motivieren“ gegängelt werden. Was steckt eigentlich hinter diesen Formulierungen? - Dahinter steckt eine Kritik, dass die Seniorenservicebüros nicht genug machen und an bestimmten Stellen mehr machen sollen. Ich glaube, diese Büros leisten eine sehr gute Arbeit. Dieses soziale Halbjahr oder Halbjährchen ist schließlich nur eine der Möglichkeiten.
Ich glaube, dass man das Engagement zielgruppenspezifisch fördern und mehr Öffentlichkeitsarbeit leisten muss. Vor allem muss man die Freiwilligenagenturen insgesamt unterstützen. Das ist etwas, was man nicht nur auf eine Generation, sondern auf alle Generationen zuschneiden sollte.