Protocol of the Session on January 27, 2005

Meine Damen und Herren, wir fordern die Landesregierung auf, diese Ansätze jetzt sehr viel intensiver zu unterstützen und die Studienplatzkapazitäten für Elementarpädagogik auszubauen. Darüber hinaus müssen wir auch Weiterbildungsstudiengänge für bereits berufstätige Erzieherinnen schaffen, wie es sie in Bremen bereits gibt.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Wir müssen aber vor allem dafür sorgen, dass die neu ausgebildeten Erzieherinnen dann auch in den Kitas tätig werden können. Das wird nur gehen, wenn die Qualitätsanforderungen schrittweise entsprechend angehoben werden. Zum Nulltarif ist eine höhere Bildungsqualität in den Kindertagesstätten nicht zu haben. Dies wird auch nicht durch das Verschieben auf den Sankt-Nimmerleins-Tag erreicht. Nur an den Taten und nicht an den Reden ist zu erkennen, was uns die Bildung unserer Kinder tatsächlich wert ist.

Ich hoffe, dass wir jetzt gemeinsam handeln können - im Interesse unserer Kinder. - Danke.

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der SPD)

Nächste Rednerin ist Frau Vockert von der CDUFraktion.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir sind der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen sehr dankbar, dass sie dieses Thema auf die heutige Tagesordnung gesetzt hat, gibt uns dies letztlich die Gelegenheit, noch einmal darauf hinzuweisen, Herr Kollege Voigtländer, dass wir von der CDUFraktion es gewesen sind, die immer wieder darauf aufmerksam gemacht haben, dass es nicht ausreicht, immer nur auf Quantität zu setzen, wie es die frühere Landesregierung getan hat.

(Beifall bei der CDU)

Der früheren Landesregierung ging es immer um mehr Investitionen im Bereich der Infrastruktur. Dafür sind die Finanzierungsmittel vom Land aber überhaupt nicht zur Verfügung gestellt worden. Es ging um mehr Kindergartenplätze. Ich erinnere daran, was den Gemeinden und Städten an Personalkostenzuschüssen versprochen worden ist. Das ist leider Gottes alles ausgeblieben. Es ging insgesamt um mehr Betreuung. Liebe Frau Janssen-Kucz - Sie haben es eben gesagt -, die Verankerung des Bildungsaspektes, um den Dreiklang zu schaffen, geht auf eine Initiative der CDU-Landtagsfraktion zurück, die sie ergriffen hat, als sie noch in der Opposition war.

(Zustimmung von Ursula Körtner [CDU])

Haben Sie es endlich begriffen! Es ging Ihnen leider Gottes immer nur um ein Mehr.

(Jacques Voigtländer [SPD]: Sie brin- gen eine unnötige Schärfe in die De- batte!)

Genauso geht es der jetzigen Bundesregierung lediglich um ein Mehr: an Tagesbetreuungsplätzen von Kindern von null bis drei Jahren. Die Finanzierung soll mal eben schnell dadurch erfolgen, dass die Gemeinden über den Ausgleich durch Hartz IV viel mehr Geld bekommen. „April, April!“, sagt jetzt schon der Städte- und Gemeindebund, und nach Auffassung des Landkreistages wird das niemals hinten und vorne ausreichen. Es geht also auch hier immer nur um Quantität und niemals um Qualität.

(Beifall bei der CDU - Zuruf von Ina Korter [GRÜNE])

- Frau Korter, ich komme gleich dazu.

Uns ging es immer auch um die Qualität, um die Inhalte. Deswegen haben wir in unserem Antrag, den wir letztmalig im November 2001 hier diskutiert haben, deutlich gemacht, dass gerade der Bildungsauftrag des Kindergartens gestärkt werden muss. Wir haben bereits damals zusätzlich gefordert, dass die Ausbildung sowie die Fort- und Weiterbildung der Erzieherinnen entsprechend ausgeweitet werden müssen.

Ich erinnere mich noch sehr genau - Sie können es in dem Protokoll nachlesen -, dass ich damals sehr betroffen war, weil ich von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen angegriffen worden bin. Ich hatte den Satz, dass ich das einfordere, noch nicht einmal ausgesprochen, liebe Frau Janssen-Kucz, da hat man mich angegriffen nach dem Motto: Die Vockert stellt jetzt die Arbeit der Erzieherinnen in Niedersachsen in Frage.

(Ursula Körtner [CDU]: So war das!)

- So war das, meine Damen und Herren. Ich könnte es anhand des Protokolls belegen. Das war schon erschreckend für mich.

Der Kollege von der SPD hat mir vorgeworfen: Was Sie hier machen, ist eine Beleidigung für die Erzieherinnen und Erzieher. - Dabei habe ich nur gefordert, dass man die Erzieherinnen auf den neuesten Stand bringen muss, was die Hirnforschung und die frühkindliche Pädagogik angeht.

So war das. Das war 2001, ist also gerade einmal vier Jahre her. Ich will es nur noch einmal in Erinnerung rufen; denn damals hat man mir gesagt, der Antrag der CDU-Fraktion laufe ins Leere. Insofern freue ich mich, dass wir heute über die Thematik diskutieren und noch einmal deutlich machen können, dass wir unter der jetzigen CDU/FDP-geführten Landesregierung schon zu erheblichen positiven Veränderungen gekommen sind.

Ich denke an den Orientierungsplan für Bildung und Erziehung im Elementarbereich niedersächsischer Tageseinrichtungen für Kinder. Niedersachsen hat als erstes Bundesland Rahmenrichtlinien geschaffen, die eine konsequente Förderung der Sprachentwicklung der Kinder in unseren Kitas vorsehen. Ich denke an die Modellversuche, z. B. der Diakonie in Hannover oder auch in Emden, im Zuge derer an den Fachhochschulen neue Modulsysteme entwickelt worden sind und die von dieser Landesregierung unterstützt werden. Ich denke an Projekte an der Uni Oldenburg. Nach einem sechssemestrigen Studium kann man dort einen Bachelor-Abschluss erhalten.

Im Bereich der Fort- und Weiterbildung - ich gebe gerne zu, das sage ich in meiner Eigenschaft als Vorsitzende des Landesverbands der niedersächsischen Volkshochschulen nicht ganz uneigennützig - haben wir gerade in den letzten fast zwei Jahren schon sehr viel gemacht.

(Zuruf von Jacques Voigtländer [SPD]: Reine Werbung! - Zuruf von Wolfgang Jüttner [SPD])

- Selbstverständlich! Als Landtagsvizepräsidentin, Herr Kollege Jüttner - Sie versuchen ja immer wieder mal, das eine oder andere Gerücht zu streuen -, kann ich Ihnen sagen, dass ich mich ordnungsgemäß entsprechend den Verhaltensregeln, die wir uns selbst gegeben haben, verhalten habe, wie ich das auch für die gesamte CDU-Fraktion sagen kann.

(Zuruf von der CDU: Hört, hört!)

Kommen wir nun zu den Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten, die Sie vielleicht gar nicht so kennen: Es gibt die Ausbildung zum Fachwirt/zur Fachwirtin in Kitas mit 256 Teilnehmerinnen, die Ausbildung zur Fachreferentin in Kitas, themenbegleitende Beratung, Supervisionen in Kitas - das haben wir alles umgesetzt -, Bildung im Elementarbereich - das läuft gerade an -, integrative Er

ziehung und Bildung im Kindergarten - meine Damen und Herren, das ist eine Langzeitfortbildung, an der bereits mehr als 1 000 Teilnehmer teilgenommen haben -, die Ausbildung zur Fachkraft für Sprachkompetenzförderung und Sprachentwicklung in den Kitas und: Psychomotorik.

Ganz aktuell steht auf dem Fortbildungsprogramm der niedersächsischen Volkshochschulen in Zusammenarbeit mit den niedersächsischen Musikschulen und auch der Bertelsmann-Stiftung das Programm „Kita macht Musik“. Daran beteiligen sich landesweit 28 Volkshochschulen und Musikschulen. Im Bereich der Fort- und Weiterbildung hat diese Landesregierung Akzente gesetzt, wie es sie in Niedersachsen 13 Jahre lang nicht gegeben hat.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP - Jacques Voigtländer [SPD]: Frau Vo- ckert, ist das Ihr Antrag?)

Meine Damen und Herren, ich könnte die Liste beliebig fortsetzen. Herr Kollege Voigtländer, das ist es aber nicht alleine.

(Jacques Voigtländer [SPD]: Was sagt denn Herr Busemann noch?)

Ich möchte noch Folgendes sagen: Diese Landesregierung sagt, dass wir die Zusammenarbeit mit den Fachschulen, die über ein großen Know-how verfügen, die sich auch jetzt mit dem gesamten Aspekt der frühkindlichen Erziehung auseinander setzen, selbstverständlich weiterentwickeln können und das auch tun müssen.

In diesem Kontext möchte ich noch sagen, dass ich schon damals, als wir 1998 den Antrag eingebracht haben, gedacht habe: Für die Erzieherinnen und Erzieher - Frau Janssen-Kucz, Sie haben das eben auch gesagt - müssen wir einen anderen Level ansetzen, also zumindest ein Studium. Ich habe mir Gedanken darüber gemacht - das habe ich damals auch gesagt -, dass unsere Erzieherinnen und Erzieher im internationalen Vergleich auf einem niedrigen Level und die Grundschullehrkräfte durch das Studium auf einem höheren Level liegen. Und trotzdem sagt die PISA-Studie, dass unser Schulsystem auch im Bereich der Grundschulen bundesweit defizitär ist.

Meine Damen und Herren, das weist doch darauf hin, dass eine längere Ausbildung oder eine Ausbildung auf einem höheren Niveau nicht von vornherein immer eine bessere Ausbildung ist.

Wir müssen uns um die Inhalte kümmern, mit denen die Fachschulen bereit sind, sich auseinander zu setzen, wie sie es im praktischen Bereich vor Jahren schon gemacht haben und wie sie auch jetzt bereit sind, es im frühkindlichen Bereich zu tun. Das heißt, eine qualitative Steigerung durch eine Ausbildung an einer Fachhochschule oder einer Universität ist nicht zwingend notwendig.

Ich verweise in diesem Zusammenhang auch darauf, dass wir dazu eine Anhörung im Niedersächsischen Landtag durchgeführt haben. Auch da haben wir genau dieses Argument gehört.

Meine Damen und Herren, wir müssen bei der frühkindlichen Bildung in der Bundesrepublik auch die Bundesregierung mit in die Verantwortung nehmen. Die Bundesbildungsministerin hat im August 2001 zwar gesagt, der Kindergarten muss einen klaren Bildungsauftrag erhalten, aber sie hat überhaupt nicht registriert, dass es bundesweit nur fünf Professoren gibt, die sich um die frühkindliche Forschung kümmern, und darüber hinaus noch eine kleine Gruppe von spezialisierten Forschern. Auch das, Frau Janssen-Kucz, kann man im OECD-Bericht nachlesen.

Also, der gesamte Bereich der Elementarpädagogik, der Hirnforschung und der frühkindlichen Erziehung muss noch viel stärker in den Vordergrund gestellt werden, als das zumindest heute bundesweit der Fall ist.

Ich stelle abschließend fest: Wir haben in Niedersachsen gute Ansätze. Lassen Sie uns weiter daran arbeiten. Aber, meine Damen und Herren, bitte nicht mit der ständigen Forderung nach Quantität, sondern mit der Zielsetzung, nach der diese CDU/FDP-geführte Landesregierung bereits verfährt, nämlich die qualitativen Aspekte zu verbessern.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Als Nächstem erteile ich Herrn Robbert von der SPD-Fraktion das Wort.

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte meine Rede etwas abkürzen und auf das eingehen, was Frau Vockert zuletzt gesagt hat. Ohne Zweifel gibt es für die für die Erzieherinnen und Erzieher, die in der Elementarer

ziehung tätig sind, eine Vielzahl von Fortbildungen, und das auch nicht erst seit dieser Landesregierung. Solche Fortbildungen werden vor allen Dingen von den Trägern angeboten. Die Qualität dieser Fortbildungen ist vom Themenanspruch her gar nicht zu bezweifeln.

Man darf aber nicht übersehen, dass wir bestimmte Faktoren bisher nicht in ausreichendem Maße betrachtet haben. Jetzt zitiere ich nicht aus dem OECD-Bericht, sondern aus der Zeit:

„Selbst für gute Realschüler bietet der Erzieherberuf kaum mehr eine Perspektive. Der Notendurchschnitt für die Zulassung zur Erzieherfachschule liegt mittlerweile bei über 3,0.“

Er ist also schlechter als 3,0.

„Zugespitzt formuliert: Die bildungsfernen Schichten bilden die nächste Generation aus.“

Das ist der Schluss, den man aus dem OECDBericht ziehen muss, und darüber hilft uns auch nicht hinweg, dass wir in diesem Bereich wie bisher hoch qualitative Fortbildungen anbieten.

Die Zeit schreibt weiter - das haben Sie, Frau Vockert, mit Ihren fünf Professoren in diesem Bereich schon anklingen lassen -:

„Die OECD-Experten vermerken in ihrem Bericht irritiert, dass es in Deutschland weniger Professorenstellen für die frühkindliche Bildung gibt als für die japanische Sprache. Wissenschaftliche Fachzeitschriften fehlen völlig.“