Protocol of the Session on December 12, 2007

Für das, was Sie hier für sich bei der wirtschaftlichen Entwicklung in Anspruch nehmen, hat RotGrün im Bund die Fundamente gelegt. Dafür hat wirtschaftspolitisch die Bundespolitik die Fundamente gelegt. Sie sind ein Erbschleicher der politischen Strömungen und Gruppierungen, die schon immer jenseits des konservativen Mitte-RechtsBlocks für gesellschaftlichen Aufbruch gesorgt haben.

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der SPD - Joachim Albrecht [CDU]: Die Regierung Albrecht war weiter als Sie heute!)

In dieser Frage sind Sie nicht das Original, sondern die Fälschung.

(Zuruf von der CDU: Falsch!)

Wenn Sie jetzt versuchen, Herr Wulff, sich programmatisch auf die Höhe der Zeit zu bringen, dann drücke ich Ihnen dabei sogar die Daumen. Es kann doch nur hilfreich sein, in der politischen Wirklichkeit anzukommen. Aber Ankommen ist noch etwas anderes als Vorausdenken in die Zukunft. Das ist der entscheidende Punkt. Gestern schrieb die Financial Times Deutschland: Kein anderes Land hat auf diesem Feld der Klimapolitik so viel zu bieten wie Deutschland. - Aber dann darf man dort nicht stehen bleiben. Dann müssen wir diese Chancen nutzen. Wir müssen jetzt konsequent nach vorne gehen und dürfen nicht wieder in Kohlekraftwerke investieren. Wir dürfen das Erneuerbare-Energien-Gesetz nicht wieder abschaffen, wie die FDP es will.

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der SPD)

Meine Damen und Herren, Sie sind kein Sachwalter für diesen Fortschritt, weil Sie immer gegen diesen Fortschritt waren.

(Jörg Bode [FDP]: Durch Wiederholen wird es auch nicht richtiger!)

Sie haben die Windräder in Niedersachsen bekämpft, zumindest war Herr Sander hier immer an vorderster Front beteiligt.

(Ursula Helmhold [GRÜNE]: Vor Ort war das schwer genug!)

Herr Wulff, am Anfang Ihrer Karriere hier im Landtag wurden Sie einmal als der „Bill Clinton aus dem Emsland“ bezeichnet. Und Ihr Gönner Wilfried Hasselmann nannte Sie sogar einmal den „James Bond der CDU“.

(Oh! bei den GRÜNEN und bei der SPD - Ursula Helmhold [GRÜNE]: Aber nicht als Sean Connery!)

Dass das ein gelungener Vergleich war, wage ich zu bezweifeln. Ich werde Sie jetzt auch nicht fragen, ob Sie das gut finden und ob Ihnen das heute noch gefällt. Aber eines ist sicher: James Bond hätte niemals so viel Angst vor der FDP gehabt.

(Heiterkeit und Beifall bei den GRÜ- NEN und bei der SPD)

Er hätte sich auch von diesen beiden Nieten, die da als Minister in Ihrem Kabinett sitzen, - -

(Widerspruch bei der CDU und bei der FDP)

Herr Wenzel, ich erteile Ihnen einen Ordnungsruf!

(Heinrich Aller [SPD]: Er hat doch kei- ne Namen genannt!)

- - - nicht so auf der Nase rumtanzen lassen.

Ihre guten Umfragewerte werden Ihnen und Ihren Gefolgsleuten hier im Saal ohne Zweifel gefallen. Die feiern ja immer mal ganz gerne, mit Vorliebe zu vorgerückter Stunde. Dann kommt immer mal wieder das alte Schrot und Korn durch. Wir wissen das, und wir wissen sehr genau, aus welcher Ecke das kam. Wir wissen auch sehr genau, woher die Union geschichtlich kommt. Aber wir wissen nicht, wohin die Union eigentlich will. Wir wissen nicht, was die Union vorhat. Das wissen auch die wenigsten aus der Bevölkerung. Herr Wulff zeigt sich

bei allen Fragen wendig, von denen er meint, dass die Zustimmung der Wählerinnen und Wähler dadurch beeinflusst wird.

Aber, meine Damen und Herren, wenn man die Wahl gewinnen will, dann muss man gerade bei solchen Fragen deutlicher werden. Dann kann man nicht so verfahren: ein bisschen hier und ein bisschen dort, ein bisschen nach rechts und ein bisschen nach links, sich im Zweifel nicht festlegen wollen und das Gesamtschulverbot vorsichtig infrage stellen, dann aber wieder zurück, wenn es hier zum Schwur kommt. - Meine Damen und Herren, was soll man davon halten: Allen wohl und keinem wehe - das nimmt Ihnen doch niemand ab.

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der SPD - David McAllister [CDU]: Sie re- den nur über die CDU!)

Als die „Herrin von Schloss Ungefähr“ hat der Spiegel neulich Ihre Parteivorsitzende, Angela Merkel, bezeichnet. Auf diesem Schloss, Herr Wulff, sind Sie ein treuer Knappe. Dahin passen Sie gut.

(David McAllister [CDU]: James Bond oder Knappe? Wat denn nun?)

Auch der Kollege Wulff zu meiner Rechten hat in den letzten Monaten versucht, viel programmatischen Ballast abzuwerfen und möglichst viele inhaltliche Stolpersteine auf dem Weg zu seiner vermeintlichen Wiederwahl aus dem Weg räumen wahrscheinlich nur aus taktischen Gründen. Gute Politik braucht aber mehr als Taktik, meine Damen und Herren. Ich sage Ihnen an dieser Stelle ganz deutlich: Bekennen Sie Farbe! Kippen Sie Ihre Atompläne! Machen Sie die Hauptschulen zu und die neue Schule auf! Lassen Sie die Flüchtlinge in Ruhe leben! - Solange Sie dazu nicht bereit sind, bekommt man mit der angeblich neuen CDU nichts anderes als die alte Politik. Wem das reicht, bitte schön, der kann seine Entscheidung treffen. Aber wir wollen mehr, weil das Land mehr braucht

(David McAllister [CDU]: Mit wem?)

und weil die Herausforderungen, vor denen wir stehen, einen größeren Wurf vertragen und erfordern. - Herzlichen Dank.

(Starker, anhaltender Beifall bei den GRÜNEN)

Der nächste Redner ist Herr Dr. Rösler für die FDP-Fraktion.

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das sind nun die fünften Haushaltsberatungen in dieser Legislaturperiode. Und die Opposition hat immer noch nichts dazugelernt.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Sie machen Versprechungen in Höhe von 364 Millionen Euro, aber haben nicht einen einzigen Cent gegenfinanziert.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Das, meine Damen und Herren, ist die Haushaltspolitik der SPD der 90er-Jahre, nämlich eine Schuldenpolitik zulasten der nachfolgenden Generationen, zulasten unserer Kinder und Kindeskinder.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU - Hans-Dieter Haase [SPD]: Sie haben unseren Antrag gar nicht gelesen!)

Dass die SPD offensichtlich überhaupt kein Interesse an solider Haushaltspolitik hat, erkennt man schon daran, dass Sie immer noch keine richtige finanzpolitische Sprecherin bzw. keinen richtigen finanzpolitischen Sprecher in Ihr Kompetenzteam aufgenommen haben.

(Heinrich Aller [SPD]: Wer ist das denn bei Ihnen? - Gegenruf von Ursu- la Körtner [CDU]: Wir haben einen Fi- nanzminister!)

Sie setzen also im wahrsten Sinne des Wortes beim Haushalt auf Lücke.

(Heinrich Aller [SPD]: Sie reden ja zu allem!)

Das lässt nur einen einzigen Schluss zu: Die Sozialdemokraten haben selber jegliche Hoffnung auf Regierungsverantwortung aufgegeben.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Das Einzige, was Sie noch können, ist, leere Versprechungen zu machen. Sie verwechseln immer noch Gerechtigkeit mit dem Verteilen staatlicher Wohltaten. Für uns hingegen heißt Gerechtigkeit

Chancengerechtigkeit und damit zuallererst Bildungsgerechtigkeit. Aber die kann man mit Ihrem Einheitsschulsystem natürlich nicht erreichen.

(Ursula Helmhold [GRÜNE]: Sie sind ja Gerechtigkeitsexperte, Herr Rös- ler!)

Gerade heute Vormittag haben wir gehört, dass Sie nicht nur die Haupt- und Realschulen, sondern am Ende auch alle Gymnasien abschaffen wollen.

(Zuruf von den Grünen: So ein Quatsch!)

Mit diesem Einheitsbrei wird es natürlich nie gelingen, die Kinder in Niedersachsen begabungsgerecht zu fördern.

(Hans-Dieter Haase [SPD]: Das ist ja unglaublich! Sie hören einfach nicht zu!)

Ihre Einheitsschule ist das Gegenteil von Chancengerechtigkeit!

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)