Protocol of the Session on August 29, 2002

„Ein Abbau des Schuldenstandes ist aus heutiger Sicht vorerst nicht möglich.“

Seit 14 Jahren schreiben Sie das in die Mipla, und Sie tun nichts!

(Lebhafter Beifall bei der CDU)

Meine Damen und Herren, das ist eine lange Schleifspur des finanzpolitischen Versagens. Dieser Minister hat die Zahlungen an die BEB verdrängt. Er hat verdrängt, dass Schulden irgendwann tatsächlich bezahlt werden müssen. Er hat alle guten Ratschläge ignoriert. Er hat die Vorschläge des Landesrechnungshofes, egal, ob es die Straffung der Oberfinanzdirektion,

(Zuruf von der SPD: Wo waren denn Ihre Vorschläge?)

die Privatisierung der Assistenzdienste der Polizei oder die Privatisierung der Staatsbäder war, in den Wind geschlagen. Sie alle stehen jetzt bei Roland Berger im Programm, und jetzt müssen Sie es machen - zu einem Zeitpunkt, zu dem Sie dafür weniger bekommen, als wenn Sie es schon vor einem Jahr gemacht hätten.

(Beifall bei der CDU)

Meine Damen und Herren, erst jetzt bequemt sich der Finanzminister, diesen Hinweisen zu folgen.

(Zuruf von Plaue [SPD])

Es ist bemerkenswert: Wir haben noch über 1 000 Mitarbeiter in der Staatshochbauverwaltung, und die privaten Ingenieur- und Planungsbüros haben keine Aufträge und müssen Insolvenz anmelden. Das ist die Situation!

(Beifall bei der CDU)

Ich will dieses Sündenregister gar nicht weiter fortsetzen, was am Ende auch eine Bemerkung zur NORD/LB beinhalten würde. Ich lasse es.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich bin nur misstrauisch geworden; lassen Sie mich das zum Schluss sagen. In all den Kabinettsvorlagen, um die es im Zusammenhang mit den Plänen und Einsparmaßnahmen der Regierung jetzt geht, gibt es ein Datum, das mich misstrauisch gemacht hat. Das ist der 31. Mai 2003. Zu diesem Termin ist Berichtspflicht der Häuser angesagt, acht Wochen nach der Landtagswahl. Wenn Sie es aufrichtig meinen würden, wenn Sie offen wären, dann würden Sie im November einen Nachtragshaushalt auf den Tisch legen und den Menschen in Niedersachsen klaren Wein einschenken.

(Beifall bei der CDU - Zuruf von Plaue [SPD])

Nein, Herr Plaue, Sie sind zu feige, um es einmal ganz einfach zu sagen!

(Plaue [SPD]: Sie leben doch in der Vergangenheit, Herr Gansäuer!)

Herr Kollege Gansäuer, Sie kennen unsere Sitten. Ich möchte Sie bitten, dass Sie sich da einfügen - -

Jawohl, Herr Präsident.

- - - und dass Sie jetzt mit Ihrem Beitrag zum Ende kommen, weil Sie die Redezeit überschritten haben.

Jawohl, ich komme jetzt zum Ende. - Herr Kollege Aller, Sie haben uns in jedem Jahr zur Haushaltsplanberatung gesagt: Letztes Jahr standen wir noch am Abgrund, dieses Jahr sind wir schon einen Schritt weiter.

Meine Damen und Herren, diese Art des Finanzminister hat dazu geführt, dass das Land Niedersachsen jetzt insgesamt am Abgrund steht. Die Menschen in Niedersachsen, die Schüler und Schülerinnen, die Studenten, die Kinder, die in die Kindergärten gehen, sind die Leidtragenden Ihrer Politik!

(Starker, anhaltender Beifall bei der CDU)

Herr Kollege Meinhold hat das Wort.

Vielen Dank für den Beifall! - Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Da hat Herr Gansäuer eine fröhliche Zitatensammlung gebracht, an der mit Sicherheit einiges Richtige dran ist.

(Frau Pawelski [CDU]: Fröhlich war die nicht!)

Aber, Herr Gansäuer, interessant an Ihren gesamten Vorführungen war,

(Unruhe - Glocke des Präsidenten)

dass Sie überhaupt nicht, nicht an einer einzigen Stelle, gesagt haben, wie Sie sich das möglicherweise vorstellen würden.

(Beifall bei der SPD)

Deshalb möchte ich Ihnen sagen - das trifft mich besonders, aber ich freue mich, nach Herrn Gansäuer reden zu können -: Herr Gansäuer, Ihre Schizophrenie

(Widerspruch bei der CDU - Plaue [SPD]: Sie sind noch viel schlimmer!)

geht mir langsam auf den Sender. Ich sage Ihnen auch, warum.

(Frau Pawelski [CDU]: Erst einmal entschuldigen! - Weitere Zurufe von der CDU)

Ich zitiere aus dem Regierungsprogramm der CDU, die meint, sie könne am 22. September die Regierung übernehmen.

(Busemann [CDU]: Tut sie auch!)

Ich zitiere auch für Sie, Herr Gansäuer.

Herr Kollege Meinhold, Ihre Feststellung wird dadurch nicht besser, dass Sie sie interpretiert haben. Wir möchten diese Feststellung hier nicht haben; damit das ganz klar ist. Ich muss Ihnen das so deutlich sagen, weil es um die Würde des Hauses geht. Das gilt für beide Seiten.

(Widerspruch bei der SPD)

Ich bitte darum, derartige Äußerungen vorher zu bedenken, damit der Präsident gar nicht eingreifen muss.

Ich habe es gehört, Herr Präsident. Ich werde mich daran halten.

(Zurufe von der SPD und von der CDU)

Damit das noch einmal klar ist, wir werden hier nicht miteinander streiten. Der Präsident hat eine

Feststellung getroffen, und Sie werden diese akzeptieren, sonst werden wir sie in anderen Gremien besprechen.

(Adam [SPD]: Na, na, na!)

Die CDU schreibt Folgendes in ihr Wahlprogramm für die Periode 2002 bis 2006 - das ist ihr Konzept zur Sanierung der Staatsfinanzen -:

(Frau Pawelski [CDU]: Sind wir hier in Niedersachsen oder im Bund?)

„Wir werden deshalb die Staatsquote, den Anteil der Ausgaben der öffentlichen Hand an der gesamtwirtschaftlichen Leistung, von derzeit knapp 50 % schrittweise und dauerhaft auf unter 40 % senken.“

Dann kommt es:

„Mit dieser Senkung der Staatsquote bewahren wir den Staat, die öffentlichen Haushalte und die sozialen Sicherungssysteme besser vor Überforderung und Überschuldung.“

Sie müssen mir erklären, wie das geht!

(Beifall bei der CDU - Frau Pawelski [CDU]: Bravo!)