Protocol of the Session on November 10, 2023

(Zuruf von Julian Barlen, SPD)

Das haben wir auch als Argument immer genommen.

(Julian Barlen, SPD: Das könnte das Problem von Merz sein. – Zuruf von Sebastian Ehlers, CDU)

Wenn man mit grün-gewashten Argumenten geht, haben wir immer gesagt, dann wird das Original gewählt.

(Zurufe von Sebastian Ehlers, CDU, und Torsten Renz, CDU)

Die SPD und LINKEN müssen sich genau wie wir aber auch vor Sahra Wagenknecht wappnen.

(Torsten Renz, CDU: Aha!)

Die ungleichen Lebensverhältnisse in Ost und West sowie die soziale Verunsicherung der Menschen

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

wird sich die neue Wagenknecht-Partei zunutze machen.

(Jens Schulze-Wiehenbrauk, AfD: Herr Habeck hat auch viel dafür getan.)

Es geht hierbei nicht nur um die Abstiegsängste von heute, sondern auch um die von morgen. Wir leben in einem Bundesland, in dem viele Menschen lange für ihren Wohlstand gearbeitet haben. Gerade nach der Wende war die Angst vor Arbeitslosigkeit so groß, dass zu viele sich ausgebrannt fühlten

(Jens-Holger Schneider, AfD: Wer macht ihnen das alles kaputt?)

und auch gesundheitliche Probleme in Kauf genommen haben,

(Jens-Holger Schneider, AfD: Eure verrückte Ideologie!)

nur um ihren Job zu behalten. Unter den Folgen des Abbaus der sozialen Sicherungssysteme in den 2000erJahren und der Liberalisierung des Arbeitsmarktes leiden viele Menschen und insbesondere ihre Renten noch heute.

(Der Abgeordnete Torsten Renz bittet um das Wort für eine Anfrage.)

Die SPD, einst Sprachrohr …

Herr Fraktionsvorsitzender, …

… der identitätsstiftenden …

… gestatten Sie eine Zwischenfrage?

Mach mal eine Kurzintervention nachher!

Also nein?

Nein.

Die SPD, einst Sprachrohr und identitätsstiftende Kraft gegen soziale Unsicherheit und Ungleichheit, hat sich davon bis heute nicht erholt.

Und bevor jetzt alle schreien und sagen, was ist mit euch selbst – tja, ich weiß leider, dass wir GRÜNE als Hauptfeind der populistischen Bewegungen dastehen, seien es Sahra Wagenknecht, die uns als gefährlichste Partei im Bundestag skandalisiert,

(Jens Schulze-Wiehenbrauk, AfD: Das ist auch so.)

oder die Angriffe der AfD auf unsere Politik und deren Skandalisierung sind wenig faktenbasiert und oft hasserfüllt.

(Zuruf von Jens Schulze-Wiehenbrauk, AfD)

Anstatt um die besten und fortschrittlichsten Lösungen zu ringen,

(Jens Schulze-Wiehenbrauk, AfD: Sogenannter Doppel-Wumms.)

wird hier die eigene inhaltliche Leere auf die Ablehnung unserer Position projiziert.

Fest steht aber – und da kommen auch Populisten nicht umhin –, dass wir die Energiekrise nur lösen, wenn wir endlich Zukunftsinvestitionen in die dringend notwendige sozialökologische Transformation unserer Wirtschaft und Gesellschaft vornehmen.

(Beifall Constanze Oehlrich, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von Martin Schmidt, AfD, und Jens Schulze-Wiehenbrauk, AfD)

Wer den Menschen erzählt, es gibt einen Weg zurück zu billigem russischen Gas oder gar Atomstrom, der irrt. Wir Bündnisgrüne müssen aber besser informieren, das wissen wir. Wir müssen besser überzeugen,

(Jens Schulze-Wiehenbrauk, AfD: Das will doch keiner mehr hören!)

unsere Glaubwürdigkeit nicht unterminieren

(Jens Schulze-Wiehenbrauk, AfD: Das will keiner mehr hören!)

und trotzdem konstruktiv an tragfähigen Kompromissen und gangbaren Wegen arbeiten. Wir werden die soziale

Frage nur lösen, wenn wir es schaffen, eine gerechtere Verteilung des erarbeiteten Wohlstandes und das Schließen der Schere zwischen Arm und Reich voranzubringen,

(Jens Schulze-Wiehenbrauk, AfD: Arbeiten machen die GRÜNEN ja nicht mit.)

wenn wir die ökologische Transformation so gestalten, dass alle Menschen, auch die schwächsten in der Gesellschaft, von ihr profitieren.

Wir müssen auch ehrlich über das Sicherheitsempfinden reden und dabei Sicherheit für alle Menschen in Mecklenburg-Vorpommern gewährleisten, für diejenigen, die schon immer hier wohnen und sich bedroht fühlen, und für diejenigen, die neu zu uns gekommen sind. Dazu gehört eine gelungene Integration, dazu gehören viele Gespräche, eine entsprechende finanzielle Ausstattung und eine soziale Infrastruktur, die so stabil ist, dass sie auch mit Zuzug umgehen kann, ohne zusammenzubrechen.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

In eine Schule, die marode ist und schlecht ausgestattet an Personal, noch immer neue Kinder zu schicken, lässt die Eltern der schon anwesenden Kinder zurückweichen. In einer Schule, die modern und großzügig gebaut ist, in der ein starkes Team arbeitet und die gut ausgestattet ist, können auch Kapazitäten für neue Kinder ohne Probleme geschaffen werden und diese willkommen geheißen werden. Wir hören die Sorgen, wir spüren die Not und die Wut jeden Tag, und wir wollen an Lösungen arbeiten, und möglichst gemeinsam. – Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jeannine Rösler, DIE LINKE: Sehr gute Rede.)

Vielen Dank, Herr Fraktionsvorsitzender!

Es folgt die Kurzintervention von Herrn Renz.

Danke, Herr Kollege, dass das sozusagen zugelassen wird! Ich habe ja auch gesehen, die rote Lampe war da.

Meine Frage zielt nämlich ab in Richtung dessen, was du sicherlich noch weiter ausführen wolltest. Deswegen folgende Fragestellung: Zu Beginn der Rede ging es ausschließlich um Populismus, und da stellt sich für mich die Frage, insbesondere auch mit Sahra Wagenknecht, was dargestellt wurde, inwieweit du möglicherweise Ursachen siehst, warum dieser Populismus auf so großen Nährboden trifft, und ob nicht möglicherweise schlechte Regierungspolitik eine andere Ursache ist, die man benennen müsste, und was man vielleicht daraus resultierend besser machen müsste, um Populismus auch zu bekämpfen. Dazu würde mich die Position interessieren.

Herr Fraktionsvorsitzender, möchten Sie erwidern?