weil wir ja vor drei Monaten im Prinzip nur zu den Gymnasien gesprochen haben, sehr geehrter Herr Schult. Heute haben Sie also entweder gelernt aus der Debatte,
dass Sie eine andere Schwerpunktsetzung gebracht haben. Und es ist tatsächlich so, bevor Sie nachher sagen, „Regionale Schule“ steht nicht drin, man findet dieses Wort tatsächlich. Aber wenn Sie das jetzt sozusagen zum Schwerpunktthema machen, dann lassen Sie sich nachher schon mal eine gute Begründung einfallen für Ihre Problembeschreibung und für Ihre Lösungsansätze!
Bei den Lösungsansätzen schreiben Sie dann tatsächlich zwei wesentliche Punkte, nämlich einmal die Zugangsvoraussetzung zum Abitur von 2,5 auf 2,0 und dann nachher noch den zweiten Fakt mit den 3,5 mit den Hauptfächern. Wenn das Ihre Lösungsansätze sind für die Stärkung der Regionalen Schule, dann sage ich Ihnen nur, gute Nacht, Marie, mit der Schulpolitik der AfD!
Ich hätte erwartet, dass Sie dann andere Dinge aufzählen, wie Sie Regionale Schule stärken wollen, zum Beispiel kleinere Klassen oder auch was die Thematik der Belastung der Lehrer betrifft, dass Sie sich diesen Themen stellen und dann sagen, ja, wir haben ein Maßnahmenpaket, wie wir Regionale Schulen stärken wollen. Aber das gibt dieser Gesetzentwurf einfach nicht her.
Und insofern hatte ich Ihnen schon beim letzten Mal gesagt, ja, es ist ein Thema, aber Bildung muss etwas größer gedacht werden. Und Sie hatten sich damals sozusagen, auch wenn sich das jetzt heute etwas anders darstellen soll, die Gymnasien rausgesucht und dann ein kleines Mosaiksteinchen, wie zum Beispiel die Zugangsvoraussetzung. Und da habe ich Ihnen gesagt, das ist zu wenig. Die Situation, und das will ich einfach mal so bezeichnen: Baustelle Schule, das sind Herausforderungen, da habe ich beim letzten Mal auch schon für geworben, die müssen größer angegangen werden und angedacht werden, auch in einer Art gesellschaftlichen Konsens.
Das setzt aber voraus, dass man sich dann auch auf das Wesentliche konzentriert und nachher nicht so abschweift in Debatten, wo Sie dann alles wie einen bunten Blumenstrauß hier aufgezählt haben. Da war wieder alles aus Ihrem Repertoire: Flüchtlinge, dann Inklusion. Da haben Sie alles einfach mal so kommandoartig aufgerufen. So macht man keine strukturierte Bildungspolitik,
sondern ich biete noch mal an der Koalition, in diesem Zusammenhang – weg von diesem Gesetzentwurf – einen gesellschaftlichen Konsens zu suchen. Dazu gehören also die Interessenvertreter, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, aber auch die Opposition in diesem Landtag, weil die Baustelle Schule einfach da ist
Das setzt aber natürlich voraus, dass man gewisse Grundsätze definiert. Und da erkenne ich zumindest, auch in Richtung der SPD und LINKEN geschaut, gedacht und auch ausgesprochen, dass wir möglicherweise andere Voraussetzungen definieren. Und deswegen will ich es hier noch mal ganz klar sagen: Das Leistungsprinzip in Schule muss wieder den Namen bekommen, den es sozusagen ursprünglich mal verdient hat.
dann sehe ich arge Probleme auf uns zukommen. Das betrifft dann den Einzelnen, der keine gute Zugangsvoraussetzung für Bildung in diesem Land erhält, und am Ende schlägt das auf uns alle zurück, perspektivisch bei den Herausforderungen: demografischer Wandel, der Wertewandel in der Gesellschaft, das Leistungsprinzip, das immer weiter abgeflacht wird.
Und wenn das nicht gestoppt wird, und da ist insbesondere die SPD auch als größerer Koalitionspartner hier in der Verantwortung, hat auch gefühlt die letzten Jahrzehnte durchweg in diesem Bereich Verantwortung getragen, ist insbesondere die SPD in diesem Lande in der Verantwortung, Bildung als Priorität zu definieren... Und ich will es noch deutlicher sagen: Ja, die Ministerpräsidentin muss das Ganze zur Chefsache machen, ansonsten werden wir auf diesem Gebiet der Bildung nicht vorankommen. Und dann brauchen wir auch nicht diese kleinteiligen Diskussionen, wie jetzt eben geführt, sondern Sie müssen das große Ganze in den Blick nehmen, und da steht die CDU als konstruktiver Partner bereit.
(Jens-Holger Schneider, AfD: Machen wir! – Jan-Phillip Tadsen, AfD: Als wenn sich das widersprechen würde.)
Und deswegen werden wir heute Abend auch in der Debatte einen Antrag von uns debattieren, der etwas Wesentliches in den Raum stellt, in die Diskussion, nämlich an Schule sind zwei Dinge entscheidend: Ganz oben im Mittelpunkt steht das Kind, der Schüler, aber die unmittelbare Beziehung, dass es zum erfolgreichen Lernprozess kommt, ist die Lehrkraft. Und deswegen gilt es in diesem Lande, die Arbeitsbedingungen, die Attraktivität für den Lehrerberuf zu verbessern.
Und deswegen lade ich Sie ein zur Diskussion inhaltlich mit der CDU, um die beste Lösung zu streiten. – Herzlichen Dank!
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Wenn es nach der AfD geht, soll das Gymnasium nur noch den am besten benoteten Schülerinnen und Schülern vorbehalten sein,
und dadurch meint sie gleichzeitig, die Regionalschulen durch leistungsstarke Schülerinnen und Schüler aufzuwerten.
Wie ich in meiner ersten Rede zu diesem Gesetzentwurf bereits ausgeführt habe, berücksichtigt es aber nicht in ausreichendem Maße die Rolle der Eltern, sondern sie lässt auch die reale Situation außer Acht, dass viele Betriebe in Ausbildungsberufen heute gezielt Abiturient/-innen auswählen, weil die Regionalschulen nicht gut genug seien. Das mag vielerorts, mancherorts trauriger Fakt sein, die Schuld daran aber den Schülerinnen und Schülern zu geben, halte ich für zutiefst ungerecht,
Während die AfD Frühselektion also verschärfen möchte, sagen wir, dass die Kinder heute viel zu früh voneinander getrennt werden, Klassen und Freundschaften nicht nur nach der 4., sondern auch nach der 6. Klasse zerrissen werden und ein möglichst langes gemeinsames Lernen unmöglich gemacht wird. Länder, die in sämtlichen PISATests hervorragend abschneiden, lassen die Kinder im Klassenverband bis zur 9. Klasse gemeinsam lernen. Erst danach erfolgen eine Benotung und der Weg in die Berufsausbildung beziehungsweise in die allgemeinbildende Oberstufe. Der hier vorliegende Gesetzentwurf ist eine weitere Verschärfung der aktuellen Frühauslese, und aus diesem Grund lehnen wir ihn ab.
Ich meine, stellen wir uns doch einfach mal vor, wir hätten gemeinsame Grund- und Regionalschulen, in denen alle Kinder gemeinsam von der 1. bis zur 9. Klasse lernen, in der die Leistungsstarken die Leistungsschwächeren stützen und in denen soziale Unterschiede keine Rolle spielen.
Stattdessen statten wir diese Schulen gut aus mit einer Schulfamilie, die nicht nur aus Lehrer/-innen, sondern
auch aus Sozial- und Sonderpädagogen/-innen sowie Erzieher/-innen, Technikhausmeister/-innen und vielen anderen bestehen. Dann kann jedes Kind sein Potenzial entfalten. Gehen wir endlich weg von starren Lehrplänen, permanentem Frontalunterricht, Auswendiglernen, niederschreiben und vergessen!
Die Betriebe beklagen, die Auszubildenden seien zunehmend nicht in der Lage, Zusammenhänge zu erfassen, warteten permanent auf Anweisungen und seien nicht in der Lage, selbstständig und durchhaltend zu arbeiten.
Das liegt aber doch nicht daran, dass diese Generation per se leistungsschwächer ist, sondern dass sie in diesem Schulsystem dazu gemacht wird. Um in dieser sich immer schneller vernetzenden Welt Lösungen für schwierigere Herausforderungen zu finden, braucht es Kreativität, eigene Visionen und Ideen. Nutzen wir die Erkenntnisse der Hirnforschung! Sicherlich wird jedes Kind mit einem gewissen Satz an genetischen Voraussetzungen geboren, aber wir haben alle als Erwachsene noch circa ein Drittel mehr Vernetzung übrig, als wir tatsächlich nutzen. Das Potenzial ist immens.
Es ist auch ein Trugschluss zu glauben, das Gehirn von Kindern vernetzt sich erst dann, wenn es etwas lernt. Die moderne Hirnforschung fand heraus, dass es genau umgekehrt ist: Die Vernetzungen entstehen zuerst und werden dann stabilisiert, wenn das Kind in seiner Lebenswelt diese tatsächlich nutzt und aktiviert.
Damit belegt der Hirnforscher Professor Gerald Hüther heute, was Konfuzius bereits vor 2.500 Jahren beobachtete: „Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es können.“
Sagen Sie einem Kind, dass Wasser über 100 Grad verdunstet, sagen Sie ihm, dass sich der Siedepunkt des Wassers durch die Zugabe von Salz erhöht, weil die Wassermoleküle sich an die Salzmoleküle binden. Lassen Sie das Kind das auswendig lernen und niederschreiben. So ist unser Schulsystem. Sie haben gerade vergessen, was ich gesagt habe? Ich auch.