Und das vermisse ich hier in der ganzen Aussprache, das Thema „Gestalten“, und zwar miteinander. Ist es nicht wunderbar, dass die Generation nach mir sich als Kosmopoliten versteht, als Europäer? Da wird überhaupt gar nicht mehr diskutiert, wo jemand herkommt, eher, weil man es am Dialekt erkennt oder an irgendwelchen Eigenarten, weil zum Beispiel die Rheinländer zu bestimmten Tagen den Verstand ausschalten und irgendetwas feiern, was wir als Norddeutsche nicht nachvollziehen können,
oder weil es bestimmte Dinge gibt, die wir schon immer beschmunzelt haben, sowohl in der DDR... Na ja, was haben wir hier als Fischköppe manchmal über die Sachsen gelästert. Und das wird in der Bundesrepublik nicht anders gewesen sein. Auch dort gab es Unterschiede zwischen Schleswig-Holstein und Bayern.
Und das ist ja auch sehr natürlich und das ist ja auch, das gehört dazu, das macht doch jede Nation. Das sind
doch diese Eigenarten. Sprechen Sie mal mit einem Düsseldorfer, was er vom Kölner hält! Sprechen wir doch mal mit dem Reinland-Pfälzer, was sie von den Saarländern halten! Das hat es doch immer gegeben. Das ist doch aber keine Spaltung, das ist doch ein gemeinsames Frotzeln, ein gemeinsames Umgehen miteinander.
Was Sie hier aber machen, Sie beschreiben eine Spaltung, die überhaupt in meinen Augen gar nicht da ist. Es gibt nicht diese Stereotypen, die wir uns immer vorstellen. Wir müssen doch mal aufhören! Wir bedienen immer irgendetwas und reden es den Leuten ein. Das ist aber überhaupt nicht vorhanden. Kommen wir doch mal weg davon! Warum reden wir überhaupt noch über solche Dinge? Lassen wir es doch einfach mal weg!
Und jetzt will ich noch mal auf ein paar Sachen eingehen. Das hat mich wirklich ein bisschen gewundert, Sie heben Dinge hervor, immer in einer gekünstelten Empörung, und dann sprechen Sie von einem gesellschaftlichen Umbau. Ich spreche von gesellschaftlicher Gestaltung. Und natürlich müssen wir diskutieren. Mir missfällt das auch, das eine oder andere im Sprachgebrauch. Ich muss es doch aber nicht teilen. Solange wir einen Rat für deutsche Rechtschreibung haben, der bestimmte Rahmen vorgibt und sich möglicherweise irgendwann anpasst – das hat es auch schon immer gegeben, eine sprachliche Entwicklung.
Wir sind doch nicht stehen geblieben irgendwann, das wird es immer wieder geben. Und natürlich gibt es welche, konservative Kreise, die sagen, bewahre, und andere, die fortschrittlicher sind und sagen, nee, es können noch mehr Anglizismen rein und wir können auch gendern oder wir können noch was anderes machen.
Man muss es ja nicht übernehmen. Das ist doch die Freiheit, die wir jetzt haben. Herr Förster, es zwingt Sie niemand zum Gendern.
Sie haben gesagt, es gibt auch positive Beispiele der Integration. Die hätte ich gern mal von Ihnen gehört.
Die hätte ich wirklich gern mal von Ihnen gehört. Und genau diese Beispiele gibt es, und wir reden viel zu wenig darüber. Es gibt die Fleißigen, die hier integriert sind, die hier ihre Steuern zahlen, die Unternehmen aufbauen,
(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, CDU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, FDP und Jeannine Rösler, DIE LINKE)
Über die reden wir komischerweise nie. Und dann wird immer der Vorwurf erhoben der überstülpenden oder der übergestülpten politischen Korrektheit. Ja, wer legt die denn fest? Das sind doch wir selbst. Tun wir doch nicht immer so, als wenn das alles Einflüsse von außen sind! Wir als Politiker haben Verantwortung für dieses Land. Wir gestalten mit, wir sind auch Bestandteil der Gesellschaft. Das vergessen wir auch ab und zu mal. Reden wir mit den Menschen, nehmen wir diese Themen mit und tun wir doch nicht immer so, als wenn es immer nur Einflüsse von außen sind!
Ich möchte, dass wir hier über Gestaltung reden. Ich hätte mir auch gewünscht, dass wir heute eine Aussprache darüber führen, was wir alles erreicht haben, und nicht, wie wir noch weiter spalten können und was wir noch an Trennendem hervorheben müssen. – Vielen Dank, meine Damen und Herren!
(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP – Daniel Peters, CDU: Sehr gut!)
Sie haben nicht zu Ihrem Antrag gesprochen, Sie haben nicht zur Aussprache gesprochen, Sie haben nicht zu dem Titel gesprochen. Sie haben beantragt: „Deutschland wiedervereinigt und gespalten – eine Bilanz“. Das, was Sie hier dargeboten haben, war etwas komplett anderes. Sie haben hier deutlich gemacht, dass Ihnen die Gesamtentwicklung nicht passt. Sie beklagen die Entwicklung der letzten Jahre, offenbar in ganz Deutschland beklagen Sie die Entwicklung der letzten Jahre. Und bei mir hat sich der Eindruck verfestigt, dass Sie ein gesellschaftliches Bild haben, das vor irgendwo 30 bis 40 Jahren stehen geblieben ist. Und dass dieses Idealbild heute nicht mehr passt, das kann ich sogar nachvollziehen, denn, meine Damen und Herren, als meine Mutter vor 30 Jahren – wir kommen aus Malchin, in Malchin war das Hefewerk pleite – nach Westdeutschland ging, da konnte sie den Mietvertrag noch nicht un
Meine Damen und Herren, und heute ist es so, dass wir sagen, Frauen und Männer sind gleichberechtigt, es sind 50 Prozent der Bevölkerung. Und wenn wir uns die Realität anschauen, dann sind die Abschlüsse sowohl in den Schulen als auch an den Universitäten bei den Frauen besser als bei den Männern.
Und wenn ich mir dann aber angucke, wie in der Gesellschaft die Machtverteilung ist, dann stelle ich fest, dass die Machtverteilung eher bei Männern ist. Und das sage ich bewusst auch als Mann. Und dass Sie sich dann hier hinstellen und sagen, dass die Quotenregelung etwas Undemokratisches ist – das haben Sie gerade getan –,
Und schauen Sie, das ist etwas, was vielleicht damit zu tun hat, dass wir – jetzt muss ich mich vorsichtig ausdrücken –,
dass wir alle verschiedenen Generationen angehören. Wenn ich mit meinen Kindern diskutiere, dann sind die noch einmal liberaler als ich. Das ist so. Und so entwickelt sich eben Gesellschaft, denn meine Kinder werden irgendwann in dem Alter sein, dass sie dieses Land regieren werden.