Protocol of the Session on October 6, 2022

(Zuruf von Patrick Dahlemann, SPD)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Hartz IV zu schleifen und durch ein BĂŒrgergeld zu ersetzen, ist mitten in einer Rezession ein nicht zu vermittelnder Plan. Vor allem die weitgehende Abschaffung der Sanktionen,

(Zuruf von Anne Shepley, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

und das ĂŒber das rechtliche Maß hinausgehend, ist der falsche Weg. Sanktionen schaffen Anreize, zumutbare Arbeit anzunehmen. Das versteht jeder und ich halte diesen Ansatz weiterhin fĂŒr absolut richtig. Wer eine Leistung vom Staat will, von dem kann man auch erwarten, dass er aktiv daran mitwirkt, schnellstens wieder in Arbeit zu kommen, und man kann verlangen, dass derjenige sich zu einem vorgegebenen Termin mit einem Sachbearbeiter trifft. Was daran entwĂŒrdigend sein soll, das kann ich nicht nachvollziehen.

Und auch BedĂŒrftigkeit muss nach wie vor eine Voraussetzung dafĂŒr sein, Anspruch auf Zahlung einer sozialen Leistung zu haben. Ich kann nicht akzeptieren, dass die Bundesregierung drauf und dran ist, Sozialbetrug zu legalisieren, vor allem angesichts der Tatsache, dass viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in MecklenburgVorpommern eben nicht auf Rosen gebettet sind. Die Karenzzeiten, die fĂŒr grĂ¶ĂŸere Vermögen vorgesehen sind, sind ebenfalls sehr großzĂŒgig angelegt. Ich frage mich wirklich, welcher Gedanke bei der Formulierung der bisher bekannten PlĂ€ne handlungsleitend war. Eine Erhöhung des Regelsatzes ist zumindest angesichts der

Inflation nicht abwegig, aber man muss auch dazusagen, Arbeitnehmer und Studenten haben bislang einen eher mickrigen Einmalbetrag bekommen, wĂ€hrend die Bezieher von Hartz IV beziehungsweise kĂŒnftig BĂŒrgergeld kĂŒnftig dauerhaft eine 10-prozentige Erhöhung bekommen.

Aus meiner Sicht wĂ€re es besser gewesen, auch Hartz-IVBeziehern einen Anreiz zum Energiesparen zu geben, indem man sie finanziell direkt vom sparsamen Gasverbrauch profitieren lĂ€sst. Wer sparsam heizt, hĂ€tte dann mehr Geld in der Tasche. Was beim Stromverbrauch jetzt schon gilt, wĂŒrde vor allem angesichts der möglichen Mangellage zumindest anteilig dann auch bei Heizung und Warmwasser gelten können. Ich glaube, das wĂ€re in der jetzigen Zeit ein richtiges Signal gewesen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich freue mich jetzt auf die Aussprache und danke fĂŒr die Aufmerksamkeit.

(Beifall vonseiten der Fraktion der CDU)

Vielen Dank, Herr Abgeordneter, Fraktionsvorsitzender!

FĂŒr die Regierung hat ums Wort gebeten die Sozialministerin Stefanie Drese.

Sehr geehrte Frau PrĂ€sidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Mit der EinfĂŒhrung des BĂŒrgergeldes – ĂŒbrigens keines bedingungslosen Grundeinkommens – beginnt eines der grĂ¶ĂŸten sozialpolitischen Reformprojekte der Bundesregierung.

(Henning Foerster, DIE LINKE: Das hat die CDU immer noch nicht verstanden.)

Mit dem BĂŒrgergeld ist die Umwandlung der Grundsicherungsleistung fĂŒr erwerbsfĂ€hige Leistungsberechtigte geplant, die bislang im Leistungsbezug des Arbeitslosengeldes II, gemeinhin auch als Hartz IV bekannt, standen. Deshalb begrĂŒĂŸe ich sehr, dass wir dank der CDUFraktion ĂŒber diesen eingeleiteten sozialpolitischen Epochenwandel hier heute im Landtag sprechen, und es dĂŒrfte Sie wenig ĂŒberraschen, meine EinschĂ€tzung zur EinfĂŒhrung ist eine völlig andere als die meines Vorredners von der CDU.

Was haben wir, was haben die BĂŒrgerinnen und BĂŒrger vom BĂŒrgergeld zu erwarten? Es geht um mehr Sicherheit, um mehr Respekt und um mehr Freiheit fĂŒr ein selbstbestimmtes Leben. Mittlerweile liegt der Gesetzentwurf der Bundesregierung vor und das parlamentarische Verfahren hat begonnen. Die erste Beteiligung des Bundesrates soll am 28. Oktober erfolgen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, das BĂŒrgergeld soll Arbeitsuchenden in der Grundsicherung in der Hauptsache mehr Chancengerechtigkeit und gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen. Leistungsbeziehenden soll mit EinfĂŒhrung des BĂŒrgergeldes mehr soziale Sicherheit in der heutigen modernen Arbeitswelt garantiert sowie dessen einfacherer Zugang gewĂ€hrleistet werden. Im Sinne einer wirksamen UnterstĂŒtzung von Betroffenen bei der Entwicklung und Ausschöpfung eigener Potenziale soll die vertrauensvolle und kooperative Zusammenarbeit im Vordergrund stehen. Es werden bĂŒrokratische HĂŒrden abgebaut sowie verbesserte gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen.

Kernelement soll dabei ein Eingliederungsprozess sein, der eine Zusammenarbeit zwischen Leistungsberechtigten und Mitarbeitenden der Jobcenter auf Augenhöhe ermöglichen soll. Ein gemeinsam von der betroffenen Person und den Mitarbeitenden des Jobcenters erarbeiteter Kooperationsplan ersetzt die bisherige Eingliederungsvereinbarung. Mit der Erstellung dieses Kooperationsplans beginnt zugleich die sogenannte sechsmonatige Vertrauenszeit, wÀhrend der Leistungsminderungen nur auf wiederholte MeldeversÀumnisse beschrÀnkt werden.

Zugleich soll mit einer Karenzzeit fĂŒr Wohnen und Vermögen in den ersten zwei Jahren des BĂŒrgergeldbezuges dafĂŒr gesorgt werden, das bisherige Lebensumfeld der Arbeitsuchenden zu erhalten. WĂ€hrend der Karenzzeit wird ausschließlich erhebliches Vermögen berĂŒcksichtigt. Hiermit werden wĂ€hrend der Corona-Pandemie geltende Sonderregelungen verstetigt. Wer seine Arbeit verliert, soll sich nicht zugleich auch um seine Wohnung und sein Erspartes sorgen mĂŒssen. Das begrĂŒĂŸe ich ausdrĂŒcklich.

Eine zeitlich begrenzte Anerkennung der tatsĂ€chlichen Bedarfe fĂŒr Unterkunft und Heizung als angemessene Kosten trĂ€gt außerdem dazu bei, Wohnungsverlust zu vermeiden, denn bekanntlich sind drohender Wohnungsverlust oder gar Obdachlosigkeit maßgebliche Hemmnisse bei der Erwerbsintegration. Davon abgesehen ist es vielen Leistungsberechtigten aufgrund einer oftmals angespannten Wohnungsmarktlage auch gar nicht ohne Weiteres möglich, ihre Wohnkosten zeitnah zu senken, da Wohnraum im unteren Preissegment vielerorts nicht im erforderlichen Umfang zur VerfĂŒgung steht. Auch hier zeigt sich der sehr sinnvolle Ansatz der Sozialreform.

(Henning Foerster, DIE LINKE: Sehr richtig!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich glaube, die EinfĂŒhrung des BĂŒrgergeldes ist auch ein wichtiger und in die Zeit passender gesellschaftlicher StĂŒtzpfeiler fĂŒr mehr Sicherheit fĂŒr viele Menschen, auch gerade hier in Mecklenburg-Vorpommern. Corona mit all seinen Auswirkungen, der furchtbare Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, die damit im Zusammenhang stehende Situation auf dem Energiemarkt, wir leben seit einigen Jahren im Dauerkrisenmodus, wobei – und auch das ist mir an dieser Stelle wichtig – wir nur mittelbar von den Kriegsfolgen betroffen sind. Die Menschen in der Ukraine sind es unmittelbar und erfahren entsetzliches Leid. Bei allen Debatten ĂŒber Krisensituationen sollten wir diese Einordnung niemals vergessen!

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Eines ist aber klar: Eine solche Aneinanderreihung von Krisen erzeugt Unsicherheit und geht an der Gesellschaft in der Bundesrepublik und natĂŒrlich auch in MecklenburgVorpommern nicht spurlos vorbei. Die Auswirkungen zeigen sich nicht zuletzt auch in der aktuell hohen Inflation, von der alle Teile der Gesellschaft betroffen sind, Haushalte mit geringen Einkommen aber ganz besonders. Die teilweise gravierend steigenden Kosten, vor allem aufgrund der Energiekrise, befeuern nicht nur die Inflation selbst, sondern stellen insbesondere auch schutzbedĂŒrftige Menschen, die auf soziale Sicherungssysteme angewiesen sind, vor sehr große Herausforderungen.

Es ist daher richtig und wichtig, dass die Regelbedarfe mit der EinfĂŒhrung des BĂŒrgergeldes deutlich erhöht

werden. FĂŒr Alleinstehende ergibt sich eine Erhöhung von mehr als 50 Euro. Das ist eine Erhöhung um mehr als zehn Prozent. KĂŒnftig – und das ist vielleicht noch bedeutsamer – findet zudem die aktuelle Preisentwicklung im Wege einer neu ausgerichteten Fortschreibung der Regelbedarfe entsprechend BerĂŒcksichtigung. Da diese kurzzeitigen Entwicklungen nicht fortgeschrieben werden, die langfristige Fortschreibung aber weiterhin an den entsprechenden Index sowie an die Lohnentwicklung gebunden ist, wurde ein gutes Instrument entwickelt, um solchen Situationen wie derzeit mit den starken Preissteigerungen adĂ€quat begegnen zu können.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, kommen wir zum viel diskutierten Themenkomplex Sanktionen. Die Menschen weiter zu sanktionieren, ist der CDU so wichtig, dass dies ganz vorne in der Überschrift der Aussprache steht. Die Sache ist allerdings etwas komplizierter. In meinen Augen ist die Neuausrichtung der Grundsicherung dringend geboten. Die aktuellen Regelungen im Zusammenhang mit Hartz IV sind im Kontext der Zeit, in der sie entstanden sind, zu bewerten. Und hier muss man konstatieren, dass zwar wichtige Fortschritte gemacht wurden, es gibt aber auch Aspekte, bei denen man deutlich hinter den Erwartungen und Vorstellungen zurĂŒckgeblieben ist. So ist es mit dem aktuellen Verfahren – Stichwort „Hartz IV“ – nicht gelungen, strukturelle Arbeitslosigkeit entscheidend zu verringern. Auch konnten keine wissenschaftlichen Nachweise zur Sinnhaftigkeit von Sanktionen erbracht werden.

Mit Blick auf die bestehenden Sanktionen ist es daher nur folgerichtig, diese mit EinfĂŒhrung des BĂŒrgergeldes umfassend zu reformieren. Hiermit wird nicht zuletzt auch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu den Sanktionen im SGB II vom 5. November 2019 umgesetzt. Die Neuregelung der Sanktionen trĂ€gt den PrĂ€missen des Bundesverfassungsgerichts insofern Rechnung, als dass verhĂ€ltnismĂ€ĂŸige Pflichten allein mittels verhĂ€ltnismĂ€ĂŸiger Sanktionen durchgesetzt werden dĂŒrfen. Das heißt gleichzeitig aber auch, bei der EinfĂŒhrung des BĂŒrgergeldes sollen Sanktionen nicht entfallen, sondern sie werden in der Höhe begrenzt. Sanktionen auch fĂŒr MeldeversĂ€umnisse werden grundsĂ€tzlich weiterhin möglich sein, sehr geehrte Damen und Herren von der CDU-Fraktion. Kurz gesagt, Betroffenen muss es möglich sein, die Minderung existenzsichernder Leistungen durch eigenes Verhalten abzuwenden beziehungsweise in zumutbarer Weise die Voraussetzungen dafĂŒr zu schaffen, die Leistungen auch nach einer Minderung wieder zu erhalten.

Mit der bevorstehenden Reform werden also die Voraussetzungen und die Anwendung von Leistungsminderungen verfassungskonform umgesetzt. Die Sanktionen haben dabei erst dann einen Anwendungsraum, wenn nach der sechsmonatigen Vertrauenszeit Absprachen zu Mitwirkungspflichten nicht eingehalten werden. Auch hier gibt es aber immer noch Leistungsminderungen bei wiederholten Pflichtverletzungen und MeldeversĂ€umnissen. Die Sanktionen werden jetzt aber menschenwĂŒrdiger und im Einklang mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes ausgekleidet.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, lassen Sie mich abschließend auch noch zur Schaffung von Energiesparanreizen ein paar SĂ€tze sagen. Vor dem Hintergrund der angespannten Energieversorgungssicherheit und des gegenwĂ€rtig und perspektivisch weiterhin zu erwartenden starken Energiekostenanstiegs fĂŒr Heizung und fĂŒr Strom

und den damit verbundenen Folgen fĂŒr Haushalte mit geringem Einkommen besteht Handlungsbedarf zur Schaffung eines Anreizsystems zur Energieeinsparung, da bin ich ganz bei Ihnen. Genau dafĂŒr setzt sich die Landesregierung seit vielen Wochen vor allem mit AktivitĂ€ten zur EinfĂŒhrung eines bundesweiten Energiepreisdeckels ein. Damit sollen die gravierend steigenden Energiepreise gebremst und gleichzeitig Anreize zur Energieeinsparung gegeben werden. Auch mein Haus befindet sich seit Beginn der Krise im stĂ€ndigen Austausch auf LĂ€nder- sowie auf Bundesebene zu eben diesen Fragen und auch zu Fragen eines möglichen Anreizsystems. HierfĂŒr wurde durch Mecklenburg-Vorpommern ein Beschlussvorschlag fĂŒr die diesjĂ€hrige Arbeits- und Sozialministerkonferenz erarbeitet.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, es ist sicher richtig, wenn man sagt, dass mit dem BĂŒrgergeld nicht alles zum 1. Januar 2023 perfekt sein wird. Gerade die aktuelle Entwicklung der Energiepreise sollte zu intensiven Überlegungen fĂŒhren, die Ermittlung des Bedarfs an Haushaltsenergie aus der Ermittlung der Regelbedarfe auszugliedern und dafĂŒr ein eigenes Verfahren einzusetzen.

Auch wĂ€re eine zeitgleiche EinfĂŒhrung einer Kindergrundsicherung mit dem BĂŒrgergeld zu begrĂŒĂŸen gewesen, denn sie wird erneut tiefgreifende Änderungen mit sich bringen. Mit der anstehenden EinfĂŒhrung einer Kindergrundsicherung besteht umso mehr die Möglichkeit, Kinderarmut zu bekĂ€mpfen, die Teilhabechancen von Kindern und Jugendlichen zu verbessern sowie Chancengerechtigkeit zu fördern. Im Zuge der Implementierung dieser neuen Leistung fĂŒr Kinder und Jugendliche besteht die Notwendigkeit, die dafĂŒr maßgebliche Schnittstelle zu den Grundsicherungssystemen entsprechend verantwortungsvoll auszugestalten.

Und ja, der Zeitplan zur EinfĂŒhrung ist sehr ambitioniert, die Vorbereitungszeit fĂŒr die Umsetzung der neuen Regelung ist kurz. Es wird anfangs ruckeln, aber wenn wir in den Krisenjahren eines gelernt haben, ist es, sich schnell auf neue Anforderungen einzustellen und rasch Lösungen zu entwickeln. Denn das Ziel lohnt sich. Mit dem BĂŒrgergeld gehen wir viele gute Schritte in die richtige Richtung. Davon werden viele Menschen gerade auch in unserem Land profitieren und an möglicherweise notwendigen Korrekturen kann noch gearbeitet werden.

Ich möchte Sie deshalb ausdrĂŒcklich ermuntern, ĂŒber Ihre Bundestagsfraktionen entsprechend Einfluss zu nehmen. Ich jedenfalls freue mich ĂŒber jeden guten Hinweis und Beitrag, der das BĂŒrgergeld zum Wohle der Gesellschaft, der Anspruchsberechtigten und der vollziehenden Verwaltung besser macht, und danke fĂŒr Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Frau Ministerin!

An dieser Stelle begrĂŒĂŸe ich auf der BesuchertribĂŒne BĂŒrgerinnen und BĂŒrger aus dem Landkreis Rostock und Vorpommern-RĂŒgen sowie aus der Hansestadt Rostock. Seien Sie uns herzlich willkommen!

FĂŒr die AfD-Fraktion hat nunmehr das Wort der Abgeordnete Martin Schmidt.

Sehr geehrte Frau PrĂ€sidentin! Geehrte Kollegen! Liebe Landsleute! Die CDU-Fraktion hat eine Aussprache beantragt, die CDU will ĂŒber das sogenannte BĂŒrgergeld reden und es ĂŒberarbeitet wissen. Ich denke aber, dass es mal an der Zeit ist, den ganzen Zustand der hier herrschenden TĂ€uschungen, das eigentliche Streben sowie auch das wesentliche BedĂŒrfnis der jetzigen sogenannten Zeitenwende darzulegen: Wir sollen im Winter frieren, unsere Wirtschaft vernichten und unsere Ersparnisse auflösen. Die BĂŒrger, die dabei ins soziale Nichts katapultiert werden, sollen durch Geld beruhigt werden, jetzt unter dem Namen „BĂŒrgergeld“.

Aber kommen wir zur TĂ€uschung, zur Situation, warum wir hier ĂŒber deutlich mehr Sozialleistungen reden. Die aktuelle, die maßgebliche TĂ€uschung unseres finanziellen Ruins und der akuten Energiearmut ist die völlig fehlgeleitete Sanktionspolitik der Bundesregierung gegenĂŒber Russland. Anstatt den Fehler einzugestehen, gesichtswahrend zurĂŒckzutreten und der neuen Regierung eine Wiederaufnahme von Handelsbeziehungen zu ermög- lichen, wird ein gigantisches LĂŒgenkonstrukt errichtet. Hier wird die ErzĂ€hlung umgedreht, dass nicht der formale politische Akt der EU und Bundesrepublik Deutschlands uns in eine Krise manövrierte, sondern die Moral nötige uns als Gesellschaft aufgrund der russischen Invasion völlig alternativlos zu einem undurchdachten Handelskrieg.

Und das ist komplett falsch. Es ist eine erzĂ€hlerische LĂŒge, um die historische Fehlentscheidung und die kommende Armut auf etwas simples Böses zu lenken. Putin stĂŒrzt uns in die Armut und die SPD rettet die herunterfallenden Leute in der Bevölkerung jetzt mit BĂŒrgergeld. Niemand außer der AfD in den deutschen Parlamenten hat sich die simple Frage gestellt: Wenn alle aus dem Fenster springen, machst du das dann auch?

(Zuruf von Daniel Peters, CDU)

Das sind Binsenweisheiten, Herr Peters, die Lehrer ihren SchĂŒlern bereits in der 1. Klasse vermitteln, dass man nicht jedem KonformitĂ€tsdruck folgen muss.

In der Bundesregierung ist das nicht angekommen. Deutschland ist da mitgesprungen. Bundeskanzler Scholz sprang mit Frau Baerbock

(Zuruf von Daniel Peters, CDU)

und Herrn Habeck an der Hand grinsend aus dem Fenster und ist mit einem krÀftigen Doppel-Wumms auf dem harten Boden der RealitÀt aufgeprallt.

(Zuruf von Anne Shepley, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Die Ampel erließ Sanktionen gegen die eigenen Unternehmen und russische Importe. Mit einem brutalen Riss, obwohl man sich durch die merkelsche Energiewende Jahrzehnte abhĂ€ngig machte, stĂŒrzte die Ampel uns in den finanziellen Ruin, ohne taktisches KalkĂŒl, ohne Kosten-Nutzen-Rechnung, ohne die Merkmale der Ausgestaltung und Verflechtung zu ergrĂŒnden.

Und nun sind wir auf einem guten Weg zu einem Industriemuseum Deutschland.

(Anne Shepley, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Es gibt ein BĂŒrgergeld.)

Produktion, Reallöhne und Vermögen der BĂŒrger schrumpfen Monat fĂŒr Monat und damit auch die Lebenshaltungskosten von Hartz-IV-EmpfĂ€ngern, wie Frau Ministerin Drese es schon angesprochen hat. Die Energie aus anderen Quellen als den bisherigen kostet die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr knapp 60 Milliarden Euro. Das sagte Ihr Minister von den GRÜNEN, Bundeswirtschaftsminister Habeck, vor Kurzem beim Klimakongress des Bundesverbandes der Deutschen Industrie in Berlin.