Protocol of the Session on June 12, 2020

wie bei uns in der Fraktion die Willensbildung zustande kommt. Bei geheimen Wahlen kann man nur spekulieren.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Das wissen wir auch.)

Die Mehrheit unserer Fraktion hat weder 2017 und natürlich nicht 2020 Frau Borchardt gewählt. Das müssen Sie sich schon an den eigenen Hut stecken, Herr Renz,

(Beifall Jens-Holger Schneider, AfD: Ja.)

in Ihrer Fraktion, wie Sie sich da entschieden haben.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Und nochmals, ich möchte es noch mal betonen, es sind primär mal die Aussagen – zu denen Frau Borchardt nach wie vor steht – zu den Mauertoten, es ist aber auch ihr permanentes, Gewalt als Mittel der Politik nicht ablehnendes Verhältnis zur Antifa. Das möchte ich mal ganz klar sagen. Wir hatten vor einigen Wochen hier Debatten, da wollten wir – da wollten Sie sich von Rechtsextremismus und Terrorismus und so weiter distanzieren –, das

wollten wir ja alles mittragen, wir wollten nur den Linksextremismus eben auch mit genannt haben. Das haben Sie abgelehnt,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Aus guten Gründen, muss man aber sagen!)

weil Sie nicht bereit sind, klarzumachen,

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

dass Gewalt als Mittel der Politik grundsätzlich abzulehnen ist, und zwar egal, von welcher Seite diese Gewalt angewandt wird.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD und Holger Arppe, fraktionslos)

Ich hatte zuletzt bei meinem Redebeitrag zum 8. Mai noch mal dazu eingeladen, den 8. Mai – ob das jetzt ein Tag der Befreiung oder was auch immer sein mag – zum Tag zu erkiesen, an dem wir uns alle gemeinsam gegen jegliche Form der Gewalt in der Politik, auch Sachgewalt äußern. Und auch dazu waren Sie nicht bereit. Und genau diese fehlende Absage zu Gewalt in der Politik lasten wir auch Frau Borchardt an, und das ist nach diesen Wahlen erst zutage getreten.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Ach was!)

Und wenn, Herr Renz, wenn Sie sagen, grobe Pflichtverletzung würde das Landesverfassungsgericht dazu bringen, sie abwählen zu können – das ist falsch. Eine grobe Pflichtverletzung im Amt als Verfassungsrichterin würde dazu führen, dass das Landesverfassungsgericht die Amtszeit von Frau Borchardt beendet.

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

Ein Antrag des Landtages, ein Antrag des Landtages festzustellen, dass Frau Borchardt nicht geeignet ist als Landesverfassungsrichterin, moralisch nicht geeignet ist und deswegen abgewählt werden sollte, gibt dem Landesverfassungsgericht erst die Möglichkeit, im Wege der Selbstbeschäftigung sich damit auseinanderzusetzen. Und dann müssen in der Tat fünf von sieben Verfassungsrichtern davon auch überzeugt sein, dass das richtig ist.

Und nichts anderes wollen wir mit unserem Antrag. Wir wollen dem Landesverfassungsgericht die Möglichkeit geben, selbst darüber zu entscheiden, ob sie mit dieser so belasteten Richterin zusammenwirken können. Niemand von uns war je der Meinung, wir könnten Frau Borchardt aus dem Landesverfassungsgericht abwählen.

(Torsten Renz, CDU: Doch, doch!)

Das war nie Inhalt des Antrages.

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

Und wir haben auch nicht so lange gebraucht, darüber zu sinnieren, ob wir den Antrag stellen, sondern wir hatten noch ein bisschen die Vorstellung, dass sich vielleicht Frau Borchardt selbst aufgrund der Kritik eines Besseren besinnt und von sich aus von ihrem Amt zurücktritt. Das ist nicht erfolgt

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes, AfD)

und deswegen mussten wir den Dringlichkeitsantrag dann stellen.

Und, Herr Renz, das, was Sie über Herrn Holm gesagt haben, das ist ja,

(Torsten Renz, CDU: Was habe ich gesagt? Scheinheilig, ne? Ja.)

ich glaube, 38 Kilowattstunden Stromverbrauch, darüber will ich mich nicht äußern.

(Torsten Renz, CDU: Nicht am Tag. Im Jahr!)

Das war Gegenstand des Wahlprüfungsausschusses,

(Torsten Renz, CDU: Das ist mir bekannt.)

das ist vom Tisch.

(Zuruf von Sebastian Ehlers, CDU)

Das können Sie gern mit Herrn Holm ausmachen. Herr Holm ist nicht mehr Mitglied unserer Fraktion,

(Sebastian Ehlers, CDU: Aha!)

und insofern sollten Sie vielleicht mal das Gespräch mit Herrn Holm selbst suchen.

(Torsten Renz, CDU: Das ist doch Ihre Führung!)

Das gehört in keinem Punkt hier zum Antrag,

(Torsten Renz, CDU: Das ist doch Ihre Führung!)

und deswegen,

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD – Zuruf von Wolfgang Waldmüller, CDU)

deswegen wäre es schön, wenn Sie sich ein wenig sach..., ein wenig der Sachlichkeit bemüßigen würden und das eben zum Thema machen,

(Unruhe vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

um was es hier geht. Und das ist allein die Tatsache, dass Frau Borchardt zwingend mit erheblichen Stimmen der CDU im zweiten Wahlgang ins Landesverfassungsgericht gewählt wurde, nachdem sie im ersten Wahlgang diese Mehrheit verpasst hat.

(Beifall Jens-Holger Schneider, AfD)

Und jetzt spekuliere ich einmal: Da wird wohl gehörige Druckausübung stattgefunden haben, so nach dem Motto, ihr könnt eure Ministersessel gleich räumen,

(Beifall und Heiterkeit vonseiten der Fraktion der AfD)

wenn ihr jetzt unserem gemeinsamen Wahlvorschlag nicht zustimmt. Und dann war die Angst, dass man die schönen Posten als Minister und Staatssekretär verliert, größer als die Bedenken,

(Unruhe vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

die im ersten Wahlgang dazu geführt haben, dass Sie sich gegen Frau Borchardt entschieden haben. Das hatte ich damals in der Pressemitteilung zu Recht charakterisiert.

(Minister Harry Glawe: Das sind ja Dinge, die Sie hier vom Stapel lassen!)