Ich eröffne die unterbrochene Sitzung wieder und möchte hier bekanntgeben, dass die beiden Frauen jetzt noch eingeladen sind zu einer Schlossführung. Dabei wünsche ich ihnen auch viel Vergnügen.
Ich rufe auf den Tagesordnungspunkt 26: Beratung des Antrages der Fraktion der BMV – Digitalisierung an Schulen vorantreiben – Notentransparenz erhöhen, auf Drucksache 7/2004.
Antrag der Fraktion der BMV Digitalisierung an Schulen vorantreiben – Notentransparenz erhöhen – Drucksache 7/2004 –
Vielen Dank, Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Liebe Mitbürger! Die Fraktion Bürger für Mecklenburg-Vorpommern wünscht sich, dass die Landesregierung prüft, wie eine digitale Schulnoteneinsicht – also es geht nicht mehr um das Ob, sondern um das Wie –, wie eine digitale Schulnoteneinsicht für Eltern und Schüler an öffentlichen Schulen im Land flächendeckend realisiert werden kann.
Da ich davon ausgehe, dass nicht mehr alle von Ihnen oder überhaupt grundsätzlich nicht alle von Ihnen schulpflichtige Kinder haben und sich vielleicht nicht so ganz da reinversetzen können – manche sind Lehrer, aber auch nicht alle –, ist die Frage: Wie ist das Verfahren heute? Bei den meisten öffentlichen Schulen ist es noch ganz traditionell, da gibt es die Notenbücher, die in den Lehrerzimmern liegen und die Lehrer müssen dort ihre Noten regelmäßig oder auch unregelmäßig eintragen. Das funktioniert natürlich auch, hat aber gewisse Schwächen, beziehungsweise gibt es einfach heutzutage in der modernen Welt eine Verbesserungsmöglichkeit und das ist die Digitalisierung, sodass die Noten in einem digitalen System verfügbar werden und Lehrer, Eltern und Schüler dort hineinschauen können.
Der Vorteil für die Lehrer ist, dass sie kein Notenbuch mehr führen müssen und die Eintragungen der Schulnoten jederzeit und überall vornehmen können, zum Beispiel von zu Hause, aus ihrem eigenen Arbeitszimmer und abends nach dem Einkaufen oder wann auch immer. Sie müssen sich nicht mehr mit anderen Lehrern um das Notenbuch streiten. Sie können das also machen, wann immer sie möchten. Für die Schüler ist der große Vorteil, dass sie eine gute Selbstkontrolle haben. Sie können jederzeit sehen, wie ihre eigenen Noten sind. Selbstverständlich kann jeder Schüler nur seine eigenen Noten sehen. Das ist natürlich datenschutzmäßig getrennt, der Schüler sieht nicht die Noten seiner Klassenkameraden, nur seine eigenen Noten. Das heißt, er weiß jederzeit, wo er steht. Das ist eine gute Selbstkontrolle und es werden vor allen Dingen Fehler sofort behoben. Es kommt ja gar nicht selten vor, dass auch Lehrer mal einen Fehler machen,
Das merkt das Kind natürlich und kann sofort zum Lehrer gehen, während es ansonsten teilweise untergeht.
Für die Eltern hat das den großen Vorteil, dass wir eine Transparenz darüber haben, wie der Leistungsstand der
Kinder in der Schule ist. Das ist aus meiner Sicht eine Voraussetzung für eine gute Zusammenarbeit. Wir alle wünschen uns, denke ich, eine gute Zusammenarbeit von Eltern und Lehrern, denn das ist sehr wichtig für den Erfolg. Wir wünschen uns ja auch, dass die Eltern die Lehrer unterstützen und den Lehrern auch beistehen in ihrem Unterrichtsbemühen. Ich denke, es ist ziemlich belastend für Lehrer, wenn sie sozusagen gegen Eltern ankämpfen müssen, die nicht voll und ganz dahinterstehen, die vielleicht alles besser wissen oder an den Lehrern rummäkeln. Wenn man das vermeiden möchte, wenn man also eine gute Zusammenarbeit haben möchte, dann ist diese Transparenz bei der Leistungsbeurteilung schon hilfreich.
Das führt dazu, dass Probleme rechtzeitig erkannt werden. Die Eltern sehen also, wenn das Kind in einem Fach schlechter wird oder überhaupt keine genügenden Leistungen mehr erbringt, und können dann relativ schnell reagieren. Ansonsten gibt es ja die festen Termine der Elternsprechtage, sofern die Schulen das durchführen. Es ist aber für die Eltern teilweise gar nicht so einfach, wenn sie berufstätig sind, an diesen Tagen teilzunehmen. Ich habe gemerkt, dass nur recht wenige Eltern tatsächlich Gebrauch davon machen. Das fand ich eigentlich sehr erschreckend. Wir haben selber mehrere Kinder und meine Frau und ich haben immer wieder erlebt, dass relativ wenige oder zu wenige Eltern gekommen sind. Wie auch immer, das mag an jeder Schule ein bisschen anders sein, das sind individuelle Erkenntnisse. Wichtig ist für mich, dass wir bei einer digitalen Notenübersicht jederzeit diese Transparenz haben und die Eltern immer wissen, wo ihre Kinder stehen.
Das Gleiche gilt natürlich für den Klassenlehrer oder die Klassenlehrerin, denn die können dann auch sofort erkennen, wie sich das Kind insgesamt, in allen Fächern entwickelt. Wenn es eine, sagen wir mal, allgemeine Lebenskrise gibt – und das gibt es immer wieder mal – und das Kind wird schlechter und sackt in vielen oder allen Fächern ab, dann merkt das der Klassenlehrer sehr schnell. Ansonsten hat er nur den direkten Überblick über sein eigenes Fach. Bei den großen Schulen, bei den großen Kollegien gibt es noch viele andere Probleme. Was die Stundentafel angeht, ist es nicht ohne Weiteres möglich, dass sich die Lehrer austauschen und sich solche Erkenntnisse gegenseitig mitteilen. Das funktioniert einfach in der Praxis nicht so. Also jeder Klassenlehrer hat einen guten Überblick und kann bei Problemen eingreifen und auch davon ausgehen, dass die Schüler und in dem Fall vor allen Dingen die Eltern selbst informiert sind.
Für alle Beteiligten gilt, es gibt keine bösen Überraschungen bei den Zeugnissen zum Schuljahresende mehr. Die Noten und damit der Leistungsstand sind überall und jederzeit verfügbar. Außerdem können in ein solches System weitere Informationen eingepflegt werden, sind möglich oder sind sogar Standard, zum Beispiel der Notenspiegel, sodass man auch sehen kann, wie die Entwicklung in der Klasse insgesamt ist, wie zum Beispiel die Klassenarbeit, der Test oder die Klausur ausgefallen sind, und man sieht auch das Thema der Arbeit.
Das kann man dann also sehr schön dort einpflegen. Wenn es eingepflegt wird – das macht vielleicht nicht jeder Lehrer, da habe ich auch unterschiedliche Erfahrungen –, sieht man als Vater zum Beispiel, worüber die
letzten Arbeiten, Tests und Hausarbeiten geschrieben worden sind, und kann sich ein kleines bisschen besser an dem Schulalltag langhangeln. Wir müssen dabei immer bedenken, die meisten Eltern sind voll berufstätig. Das soll natürlich nicht die Gespräche zwischen Eltern und Schülern sowie Eltern und Kindern ersetzen, das ist klar, aber es ist einfach eine Hilfestellung, nebenbei zu sehen, was macht mein Kind eigentlich gerade in der Schule, welche Dinge sind in den einzelnen Fächern dran. Man kann sich sehr, sehr schnell einen Überblick verschaffen und dann ganz gezielt mit dem Kind sprechen oder auch ganz gezielt mit den einzelnen Lehrern.
Zusätzlich sind auch noch weitere Instrumente wie Terminmanagement, ein Vertretungsplan oder auch das Messaging möglich, sodass sich Eltern, Lehrer und Schüler über dieses System Nachrichten schicken können. Selbstverständlich können auch die Zeugnisse daraus ausgedruckt werden. Da braucht man nicht noch mal ein eigenes System für die Zeugnisse, sondern das kann aus diesem System heraus passieren.
Bedenken bei Lehrern, insbesondere bei denen, die dieses System noch nicht im Einsatz haben, sind häufig, dass die Eltern dann noch nerviger werden könnten, als sie es vielleicht sowieso manchmal sind, da sie in einen Kontrollwahn verfallen könnten und bei jeder schlechten Note oder einer Note, die sie vielleicht selber für schlecht halten – das kann ja manchmal schon alles unterhalb einer Eins sein –, in die Schule stürmen oder den Lehrer anrufen und sagen, wie kann das sein, warum hat mein Kind nur eine Zwei im Vokabeltest, es hat doch so toll gelernt. Das ist natürlich möglich, aber da muss man ganz klar sagen, solche nervigen Lehrer – ja, Lehrer auch –,
Eltern gab es schon immer, die wird es auch immer geben. Das ist eigentlich nicht eine Frage des Instrumentes, sondern das ist eine Frage, wie man miteinander umgeht. Da müssen dann tatsächlich die Lehrer dagegenhalten und müssen ganz klar die Grenzen aufzeigen, was ist die Aufgabe des Lehrers, was ist die Aufgabe des Vaters oder der Eltern. Das hat nichts mit dem Computer zu tun, das hat etwas damit zu tun, wie die Personen miteinander umgehen.
Dann habe ich noch ausdrücklich eine Frage an die Frau Hesse, und zwar hat man mir gesagt, dass schon seit langer Zeit versprochen wurde, dass es in MecklenburgVorpommern eine einheitliche Schulverwaltungssoftware geben sollte.
Das ist bis jetzt noch nicht der Fall. Das wäre vielleicht mal eine gute Gelegenheit nachzufragen, darauf einzugehen. Herr Butzki weiß auch, wann das kommen wird. Denn natürlich kann man diese beiden Systeme perfekt miteinander verbinden. Das wäre der Idealzustand, den wir uns wünschen würden.
Dann möchte ich noch sagen, dass es sehr gute Erfahrungen mit diesem System gibt. Das ist jetzt nichts, was ich mir theoretisch ausgedacht habe, sondern das ist bei vielen Schulen seit Jahren, sogar schon seit Jahrzehnten im Einsatz und hier in Mecklenburg-Vorpommern, insbe
sondere bei den CJD-Schulen, den Christlichen Jugenddorfschulen, die damit sehr, sehr zufrieden sind. Ich habe von niemandem gehört, schon gar nicht von Lehrern, aber auch nicht von den Eltern oder Kindern, dass sie damit unzufrieden sind, sondern die sind eigentlich begeistert aufgrund der Vorteile, die ich gerade genannt habe.
Ja, wenn Sie etwas anderes gehört haben, Herr Butzki, aber ich kann wirklich nur sagen, die sind damit sehr zufrieden.
Ich glaube, das sollte vielleicht generell ein Anlass sein, darüber nachzudenken, warum auch teilweise Schulen in privater Trägerschaft so beliebt sind. Wir wissen, in keinem anderen Bundesland ist der Anteil der Privatschulen so hoch wie in Mecklenburg-Vorpommern. Über zehn Prozent der Schüler gehen hier auf private Schulen und das muss ja auch einen Grund haben. Das muss nicht unbedingt etwas Schlimmes sein, aber man sollte das doch mal analysieren.
Man sollte aufgreifen, warum das so ist, und man kann ja auch voneinander lernen und solche guten Ideen, die zum Beispiel in CJD-Schulen schon seit vielen Jahren umgesetzt werden, vielleicht auch in den öffentlichen Bereich übernehmen.
Im Ältestenrat ist vereinbart worden, eine Aussprache mit einer Dauer von bis zu 120 Minuten vorzusehen. Ich kann Widerspruch nicht sehen oder hören, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.
Ums Wort gebeten hat zunächst die Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Frau Hesse, Sie haben das Wort.
Sehr geehrter Herr Wildt, selbstverständlich ist Ihr Ansatz richtig, dass wir im schulischen Bereich für Transparenz sorgen sollten und natürlich auch die Eltern und die Transparenz für Eltern im Blick haben sollten. Die Juristen sagen immer, ein Blick ins Gesetz erleichtert die Rechtsfindung.
Wir in der Koalition sagen, ein Blick in den Koalitionsvertrag kann manchmal nicht schaden. Da steht zum Beispiel, ich zitiere: „Die Koalitionspartner stehen für ein Schulsystem, in dem alle Kinder und Jugendlichen indivi
duell bestmöglich gefördert werden, um einen ihrem Potenzial entsprechenden höchstmöglichen Bildungsgrad und Schulabschluss zu erreichen.“ An einer anderen Stelle steht, ich zitiere: „Um die Schulverwaltungen der Schulträger und des Landes für das kommende Jahrzehnt technisch optimal aufzustellen, werden die Koalitionspartner die Arbeiten an der integrierten Schulverwaltungssoftware konzentriert voranbringen.“ Ich kann Ihnen versichern, in diesem Geiste, in diesem Auftrage arbeiten wir, denn das Zauberwort heißt hier ISY, also die integrierte Schulsoftware.
Aus der Onlineeinsicht in die Schulnoten das Vorantreiben der Digitalisierung abzuleiten, wie es die Überschrift dieses Antrages suggeriert, ist aus meiner Sicht etwas hoch gegriffen.
Dennoch ist ein solches Verfahren ein Teilaspekt dessen, was wir an Softwarelösungen für unsere Schulen anstreben, denn das Paket ISY, an dem wir arbeiten, beinhaltet weitaus mehr, und Sie müssen auch bitte die unterschiedlichen Nutzungsadressaten einer solchen Software betrachten. Das sind die Schulen und Schulträger, das sind natürlich die Lehrerinnen und Lehrer, die Schulleitung, das sind Eltern, das können aber auch Schülerinnen und Schüler sein.
Was wir nun in dieser Schulsoftware machen wollen, sind die notwendigen abzubildenden Workflows. Ich kann Ihnen nachher gerne mal die Übersicht zukommen lassen, dann sehen Sie die Komplexität, denn wir bilden in einer einheitlichen Schulverwaltungssoftware einen digitalen Schulstundenplaner, ein digitales Klassenbuch, digitale Kommunikationsmittel für Schule und Eltern – genau das, was Sie angesprochen haben –, Anwendungen und Inhalte zur digitalen Unterrichtsgestaltung, Softwareunterstützung bei der Lehrerfortbildung. Diese Softwaremodule müssen so abgestimmt sein, dass sie sich in ihrer Funktion ergänzen und untereinander Daten austauschen können. Sie müssen sich integrieren, wie es so schön heißt.
Um das hinzubekommen, haben wir das Projekt ISY ins Leben gerufen, in dem es darum geht, die genannten Teile des Ganzen unter Berücksichtigung pädagogischer, technischer, organisatorischer und finanzieller Aspekte zu erstellen und anwendbar zu machen. Sie merken, das ist weitaus mehr als das, worüber Sie geredet haben. Man kann vielleicht auch verstehen, dass man so etwas nicht mal eben aus dem Ärmel schüttelt. Wir haben uns für 2018 vorgenommen, die Projektskizze zu machen, und weitere Schritte folgen.
Ich möchte nämlich noch einen weiteren Punkt ins Feld führen, der aus meiner Sicht wichtig ist, denn wir reden hier über Daten und wenn wir über Daten reden, reden wir auch über Datenschutz.
Natürlich wollen wir zu einer Lösung kommen, die funktional und nutzerfreundlich ist, sie muss aber auch – das betone ich und dazu stehe ich – den Anforderungen an den Datenschutz, insbesondere den Anforderungen der Europäischen Datenschutz-Grundverordnung gerecht