Protocol of the Session on December 9, 2020

(Sebastian Ehlers, CDU: 16 auch.)

Es belegt vielmehr die Entwicklungsforschung,

(Zuruf von Sebastian Ehlers, CDU)

dass in der Altersspanne zwischen 12 und 14 Jahren bei fast allen Jugendlichen ein Entwicklungsschub stattfindet, der sie dazu befähigt, abstrakt, hypothetisch und logisch zu denken. Parallel dazu steigt die Fähigkeit, sozialethisch und politisch zu denken und entsprechende Urteile abzugeben. Wenn Sie also schon mit 14 Jahren gegeben ist, die Reife und Urteilsfähigkeit, dann erst recht bei 16- und 17-Jährigen.

Und nein, es ist auch kein Argument, die Frage der Reife an die Volljährigkeit zu knüpfen. Vor 50 Jahren, am 31. Juli 1970, wurde im Grundgesetz das aktive Wahlrecht für den Bundestag auf noch heute geltende 18 Jahre gesenkt und das passive Wahlrecht mit dem Zeitpunkt der Volljährigkeit verknüpft, welche dann genau vier Jahre später von 21 auf 18 Jahre gesenkt wurde. Es ist also kein Naturgesetz, dass aktives und passives Wahlrecht und somit die Frage der Volljährigkeit miteinander verknüpft werden.

Deshalb bleibt aus unserer Sicht nur zu sagen, es gibt aus unserer Sicht kein Argument, 16- und 17-Jährige länger von der Wahl vom Landtag auszuschließen, aber es gibt aus unserer Sicht die Pflicht, sie zu beteiligen und so durch ein Wahlrecht ihnen ihr demokratisches Existenzminimum zu gewährleisten.

(Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Ah!)

Deshalb bitte ich Sie um Zustimmung zur Überweisung in die Ausschüsse.

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes, AfD)

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Vielen Dank, Frau Abgeordnete!

Im Ältestenrat ist vereinbart worden, eine Aussprache mit einer Dauer von bis zu 58 Minuten vorzusehen. Ich sehe und höre keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.

Das Wort hat für die Landesregierung der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Harry Glawe in Vertretung des Ministers für Inneres und Europa.

(Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Was soll man denn dazu sagen? – Zuruf von Nikolaus Kramer, AfD)

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!

(Nikolaus Kramer, AfD: Geheimwaffe. – Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der CDU und AfD)

Sie haben es erkannt. Also schön!

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der CDU und AfD)

Meine Damen und Herren, der vorliegende Gesetzentwurf hat den klangvollen Namen „eines xx-ten Gesetzes zur Änderung des Landes- und Kommunalwahlgesetzes“. Besser könnte der Titel nicht sein, denn zum x-ten Mal diskutieren wir hier das gleiche Thema: „Landtagswahlen ab 16 Jahren“. Da ist DIE LINKE sich ja treu.

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der CDU und AfD)

Also das muss man Ihnen ja lassen.

(Beifall Jens-Holger Schneider, AfD)

Und Sie sind sich auch so treu, dass Sie dann jeweils auch Geld für Gutachten nur noch bereitstellen. Da schreibt man ja in der Regel auf, was man vom Gutachter erwartet.

(Beifall und Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der CDU und AfD – Peter Ritter, DIE LINKE: Da kennt er sich ja mit aus.)

Und je besser er geschrieben wird, je mehr Honorar gibt es. Also, nur mal so nebenbei.

(allgemeine Unruhe – Torsten Koplin, DIE LINKE: Da plaudert er aus dem Nähkästchen. – Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Etwas unbekümmert hat DIE LINKE aber ein Argument weggelassen. Die Hauptmotivation für die wiederkehrenden Initiativen ist einzig und allein der Umstand, dass die Wahlumfragen unter den Jugendlichen den linken Parteien einen höheren Stimmenanteil versprechen.

(allgemeine Unruhe – Jacqueline Bernhardt, DIE LINKE: Das stimmt doch gar nicht.)

Herr Ritter, das wissen Sie doch, dass es so ist. Ich nehme das doch gar nicht übel, dass Sie diese Initiative starten.

(allgemeine Unruhe – Zuruf aus dem Plenum: Das stimmt doch gar nicht.)

Und Sie werden hier wahrscheinlich keine Mehrheit erreichen, jedenfalls in dieser Legislaturperiode nicht.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD – Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Danach können Sie ja wieder anfangen.

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der CDU und AfD)

Gut, wenn man sich die Ergebnisse der Kommunalwahl ansieht, kann man auch zu einem Ergebnis kommen, dass es ein Trugschluss ist, aber ich gehe jede Wette ein, dass DIE LINKE hier ein flammendes Plädoyer gegen ein Wahlalter ab 16 statt dafür halten würde, wenn die Mehrheit der Jugendlichen

(Holger Arppe, fraktionslos: AfD wählen würde.)

AfD wählen würde.

(Zuruf vonseiten der Fraktion der AfD: 100 Prozent.)

Insofern ist das insbesondere von LINKEN und GRÜNEN ein durchsichtiges Manöver.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Dass der Minister so was vorträgt, ist ja so was von peinlich. Das ist so was von peinlich!)

Ja, Herr Ritter, Sie müssen auch mal den Realitäten ins Auge sehen und nicht immer mit einem Auge nur gucken, sondern tatsächlich auch zuhören.

(Beifall und Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der CDU, AfD und Christel Weißig, fraktionslos)

Insofern ist es insbesondere von LINKEN und GRÜNEN ein durchsichtiges Manöver. Deshalb sollte man bei vielen Pseudoargumenten vorsichtig sein und sie nicht ganz so hoch hängen.

An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Koalition eine Volksbefragung zu diesem Thema durchgeführt hat. Die 16- und 17-Jährigen sollten sogar daran teilnehmen. Am

Ende war es ausgerechnet DIE LINKE, die diese Initiative verhindert hat.

(Sebastian Ehlers, CDU: Sehr richtig!)

Herr Ritter, das ist Ihnen, glaube ich, geläufig, ne?!

Und der vorliegende Gesetzentwurf ist natürlich aus meiner Sicht ein schlechter Witz oder vielleicht auch nicht, denn quasi jede Umfrage liefert ein eindeutiges Ergebnis: Die Deutschen lehnen Wahlen ab 16 Jahren mit großer Mehrheit

(Christel Weißig, fraktionslos: Ab.)

ab.