Protocol of the Session on July 2, 2015

Erstens. Uns ist kein einziger Fall – jetzt rede ich als Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern – bekannt, in dem Demonstranten Bissverletzungen durch Polizeihunde erlitten haben. Möglicherweise haben sie sich abends vor Wut in den Arm gebissen, das kann sein,

(Ulrike Berger, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ja, genau. – Heiterkeit bei Udo Pastörs, NPD)

aber sie haben keine Bissverletzungen von Polizeihunden während Demonstrationen in Mecklenburg-Vorpommern erlitten.

(Michael Andrejewski, NPD: Die beißen sich wahrscheinlich gegenseitig.)

Im Beschluss des GRÜNEN-Landesparteitages,

(Johannes Saalfeld, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das ist ja Quatsch, dass sich Demonstranten selbst beißen! – Heiterkeit bei Udo Pastörs, NPD)

im Beschluss …

Einen Moment! Herr Caffier, einen Moment!

Also, Herr Saalfeld, hier jemandem einen Vogel zu zeigen, das ist ja wohl wirklich …

(Johannes Saalfeld, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Entschuldigung.)

Also ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Ich erteile Ihnen dafür einen Ordnungsruf.

Jetzt können Sie weitermachen, Herr Caffier.

(Vincent Kokert, CDU: Sehr human. Sehr human. – Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Wir haben ja heute einen Tierantrag, Frau Präsidentin.

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

Im Beschluss des GRÜNEN-Landesparteitages wurde explizit auf den Polizeieinsatz am 8. Mai in Demmin Bezug genommen, bei dem mehrere Demonstranten gebissen worden sein sollen. Wir haben intensiv recherchiert und alles aufgearbeitet. Ergebnis: Die erhobenen Vorwürfe konnten nicht bestätigt werden.

(Udo Pastörs, NPD: Die sind sehr vorsichtig.)

Es liegen keine Anzeigen vor, egal ob vom Beißen oder vom Greifen,

(Heiterkeit und Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

es liegen trotzdem keine vor, und insofern bleibe ich dabei: Ich kann Ihren Vorurteilen hier nicht folgen.

(Zuruf von Stefan Köster, NPD)

Eine statistische Erfassung dieser nicht erfolgten oder nicht zur Anzeige gebrachten Bissverletzungen macht dann auch wenig Sinn.

Zweitens. Die GRÜNEN-Landtagsfraktion – Herr Saalfeld, Sie haben darauf verwiesen – war erst in der Landespolizeihundeschule in Klinken.

Kollege Suhr, sagen Sie mir, ist Ihnen dort irgendwo ein unkalkulierbares Risiko begegnet oder sind Sie da gebissen worden?

(Jürgen Suhr, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ich darf ja nicht antworten, Herr Minister.)

Der Eindruck vor Ort war jedenfalls, dass Sie sehr beeindruckt von der Leistungsfähigkeit und dem Gehorsam der Polizeihunde waren.

(Udo Pastörs, NPD: Das heucheln die vor, um dann anzuklagen.)

Was war da los, und vor allem, warum haben Sie den Eindruck schon wieder verdrängt?

Drittens. Die Diensthundeführer haben nicht nur über die Leine eine direkte Verbindung zu den Hunden. Sowohl Mensch als auch Tier werden lange – darauf haben Sie verwiesen, Herr Saalfeld – und kontinuierlich aus- und fortgebildet. Zwölf Wochen dauert allein der Grundlehrgang. Zudem müssen die Diensthundeführer jährlich mindestens an 18 Fortbildungsmaßnahmen teilnehmen und einen entsprechenden Leistungsnachweis erbringen.

Die Polizeihunde hören aufs Wort, nicht nur sprichwörtlich, sondern tatsächlich.

Es stimmt eben gerade nicht, wenn Sie suggerieren, dass Polizeihunde in bestimmten Situationen selbst entscheiden, ob sie zubeißen oder nicht. Die Entscheidung über die unmittelbare Anwendung von Zwang wird in jedem Fall durch einen Polizeibeamten getroffen. Sollte ein Polizeihund die geforderten Leistungen nicht mehr erbringen und die regelmäßigen Prüfungen nicht bestehen und wenn absehbar ist, dass er sie auch künftig nicht bestehen wird, wird er natürlich – darauf haben Sie gerade verwiesen – nicht mehr eingesetzt.

Fazit: Es gibt keine Bissverletzungen bei Demonstranten, der Hund gehorcht dem Hundeführer in jeder Situation, beide werden regelmäßig fortgebildet und geprüft und die GRÜNEN-Landtagsfraktion konnte sich vor Ort selbst von der guten Ausbildung überzeugen. Also was soll der Antrag?

Meine Damen und Herren, amüsant finde ich insbesondere den zweiten Punkt des Antrages: Die Polizei sei „personell so gut auszustatten, dass sie nicht mehr darauf angewiesen ist, auf Versammlungen Diensthunde einzusetzen“. Zunächst einmal geht es nicht darum, Personal einzusparen. Das habe ich Ihnen, glaube ich, bereits verdeutlicht.

(Heiterkeit bei Udo Pastörs, NPD)

Aber wenn die GRÜNEN statt der Polizeihunde lieber mehr Polizisten einsetzen möchten: Bitte stellen Sie doch einen Antrag in den Haushaltsberatungen des Landes

(Jürgen Suhr, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Ich bin ja mal sehr gespannt, was vom Innenminister kommt, Herr Caffier.)

für 300 neue Stellen in der Landespolizei und erklären Sie auch gleich, wie Sie die finanzieren!

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Wie wäre es, wenn Sie sich auch für diesen Antrag zuvor einen Parteitagsbeschluss holen? Am besten motten wir dann gleich noch die Dienstfahrzeuge ein, schließlich dürften die in Ihrer Diktion ein unkalkulierbares Verkehrsrisiko sein, die Umwelt verpesten sie auch noch. Ich schätze, wenn wir noch 2.000 zusätzliche Polizisten einstellen, brauchen wir die Fahrzeuge nicht mehr.

(Jürgen Suhr, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Sie wollten doch einen sachbezogenen Beitrag halten, oder?)

Ganz im Ernst, angesichts der Haltung, die gerade Ihre Fraktion immer wieder gegenüber den Polizisten an den Tag legt, ist dieser Vorschlag, dieser Antrag blanker Hohn.

(Heiterkeit bei Udo Pastörs, NPD – Ulrike Berger, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Also nur, weil er von uns kommt, oder wegen des Themas, Herr Caffier?)

Meine Damen und Herren, der vorliegende Antrag der GRÜNEN dient vor allem dazu, die eigene polizeifeindliche Klientel und die Pseudotierschützer in Ihren Reihen zu bedienen. Das kann ich nicht verhindern. – Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Beifall vonseiten der Fraktion der CDU und Udo Pastörs, NPD – Vincent Kokert, CDU: Kollege Schwarz!)

Das Wort …

(Jochen Schulte, SPD: Der ist konzentriert, der schläft nicht.)

Gibt es irgendwelche Probleme?

(Vincent Kokert, CDU: Nein, ich habe mir nur Sorgen gemacht, Frau Präsidentin. Deswegen habe ich ihn … – Udo Pastörs, NPD: Geweckt. – Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der CDU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und NPD)

Darf ich denn jetzt feststellen, dass hier oben alles in Ordnung ist? Wenn irgendwas passieren wird, werde ich mich auch persönlich darum kümmern, und wenn die Besorgnisse von unserem Fraktionsvorsitzenden beseitigt sind, dann können wir wieder in die Debatte einsteigen.

Ich rufe jetzt auf für die Fraktion der SPD den Abgeordneten Herrn Müller.

(Udo Pastörs, NPD: Der hat ja einen Schäferhund. Jetzt kommt Sachkenntnis.)