Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Der Bildungsminister hat ein paar Zahlen in die Debatte eingespeist, die ich natürlich nicht so ganz unkommentiert stehen lassen will.
Er meinte, dass wir, wenn wir uns die Bildungsstatistik anschauen, doch besser abschneiden als von der Fraktion DIE LINKE prophezeit. Ich will mal ein paar andere Zahlen hier in die Runde werfen, wohl wissend, dass Zahlen natürlich nicht alles sind und wir uns auch hier gegenseitig mit Zahlen befeuern können.
Aber was ganz wichtig ist, ist, dass wir definitiv eine Schulabbrecherzahl von 9 Prozent landesweit und im Übrigen einen Unterschied zwischen Vorpommern und Mecklenburg haben. Wir haben gerade die ganz aktuellen Schulabbrecherzahlen und Schulabschlusszahlen für den Landkreis Vorpommern-Greifswald bekommen. Dort liegen die Schulabbrecherzahlen bei 12,2 Prozent. Die Zahlen sind vom Montag. Das macht auch noch mal diesen Unterschied – landesweit 9 Prozent, besonderer Fokus Vorpommern: 12,2 Prozent – deutlich.
Vielleicht ist es so. Ich sage Ihnen, wie die Zahlen ganz aktuell aus dem Landkreis Vorpommern-Greifswald sind, Herr Müller.
Wir haben rund 35 Prozent der Studierenden, die das Studium abbrechen. Zu den Schulabbrecherzahlen habe ich gesprochen. Damit hat Mecklenburg-Vorpommern den dritthöchsten Wert. Bundesweit liegt der Durchschnitt bei 24 Prozent.
20 Prozent der Schüler verlassen das Fachgymnasium ohne Abitur. Im Bundesdurchschnitt sind es 12 Prozent. 16 Prozent der Berufsschüler fallen durch die Abschlussprüfungen. Das ist bundesweit der zweithöchste Wert. Im Bundesdurchschnitt sind es 10 Prozent. Hinzu kommen noch einmal 16 Prozent der Auszubildenden, die ihren Ausbildungsvertrag vorzeitig ablösen.
Diese Zahlen kommen nicht von ungefähr, denn wenn wir uns den Bildungsfinanzbericht des Bundesamtes für Statistik anschauen – wie gesagt, höchst offizielle Stelle –, dann können wir sehen, dass die Ausgaben in Mecklenburg-Vorpommern pro Schüler deutlich niedriger sind als im Bundesdurchschnitt. Die liegen hier bei 1.243 Euro. Selbst wenn wir uns den Bundesdurchschnitt nur der ostdeutschen Bundesländer angucken – ich will Mecklenburg-Vorpommern gar nicht mit Baden-Württem- berg oder Bayern vergleichen –, sehen wir, dass dort 29 Euro pro Einwohner mehr ausgegeben werden als in Mecklenburg-Vorpommern.
Die Ursachen dafür liegen in fehlender individueller Förderung, die liegen in einer fehlenden Inklusion in Mecklenburg-Vorpommern.
(Vincent Kokert, CDU: Wir geben uns ja auch mit den Zahlen nicht zufrieden. – Jürgen Suhr, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Das schien aber so.)
Vielleicht liegen sie auch an langen Schulwegen. Denn wenn ein Schüler morgens um fünf oder halb sechs aufsteht, um dann um sieben in der Schule zu sein oder um halb acht,
vielleicht liegt es dann auch an mangelnder Konzentration. In jedem Fall gibt es viel zu tun für unser Land
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Meine Kollegin hat schon einiges von dem vorweggenommen, was ich sagen wollte. Der Beitrag vom Bildungsminister hat mich an unser beider Freund erinnert, und zwar an Karl Marx „Thesen über Feuerbach“:
„Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt darauf an, sie zu verändern.“ Das ist, glaube ich, das Anliegen von allen demokratischen Parteien, die hier sitzen.
Es ist einfach so, der eine sucht sich die Zahlen raus, der andere vielleicht die, und die Wahrheit liegt in der Mitte.
Wenn ich mich mit einer Schulabbrecherquote von 15 Prozent beschäftige, die es 2008 gegeben hat, habe ich mich immer gefragt: Warum werden vom Bildungsminister immer die 15 Prozent von 2008 genommen? Warum werden vom Ministerpräsidenten immer die 15 Prozent von 2008 genommen?