Protocol of the Session on October 10, 2013

Warum frage ich das? Immerhin ist am morgigen Tag der internationale Coming-out-Tag. Da kann man ja mal nachfragen.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Für uns Demokraten ist dies jedenfalls ein Tag, an dem wir uns Folgendes bewusst machen:

(Udo Pastörs, NPD: Coming-out-Tag? Ich bin gespannt, was morgen sich dann so meldet.)

Schützenswert und förderungsfähig ist in diesem Land jedes einzelne Leben, jeder einzelne Mensch, unabhängig von seiner sexuellen Orientierung oder der Frage, ob er wie die meisten ist oder einfach anders.

(Heinz Müller, SPD: Sehr richtig.)

Es sind Argumentationen wie die heute von der NPD vorgebrachten,

(Udo Pastörs, NPD: Na, Herr Müller, das hätte ich Ihnen ja gar nicht zugetraut.)

die dafür sorgen, dass es auch in Deutschland immer noch Ressentiments gegenüber gleichgeschlechtlicher

Liebe gibt. Ein Kind, das in einer gleichgeschlechtlichen Familie aufwächst,

(Heiterkeit bei Udo Pastörs, NPD)

wird deutlich weniger psychologische Probleme haben als ein gleichgeschlechtlich orientierter Jugendlicher, der in einer von Hass und Intoleranz geprägten Gesellschaft aufwachsen muss,

(Stefan Köster, NPD: In der Bundesrepublik Deutschland.)

der Angst haben muss, sein wahres Ich zu bekennen, weil ihm dann der nette Nazi von nebenan physische Gewalt antut.

(Stefan Köster, NPD: Diese Gesellschaft ist von Hass geprägt.)

Homosexualität ist keine Krankheit, die man irgendwie heilen kann. Homosexualität ist ein ganz normaler Teil der Natur des Menschen.

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Der Tag, an dem Sie das verstanden haben werden, wird der Tag sein, an dem Sie auch Ihrem anachronistischen Weltbild abschwören.

(Heiterkeit vonseiten der Fraktion der NPD)

Aber wenn ich Sie als Abgeordnete dieses Landtags anspreche, tue ich dies in der Tat in dem vollen Bewusstsein, dass es ja auch durchaus in den Reihen der Nazis Schwule gibt

(Udo Pastörs, NPD: Zweifellos.)

und auch immer, sogar an herausragender Stelle, immer gegeben hat.

(Udo Pastörs, NPD: Ja, zweifellos.)

Es gibt bei den Nazis Schwule und immer mal wieder auch Diskussionen,

(Udo Pastörs, NPD: Na klar!)

ob sie als volksschädlich ausgemerzt werden müssen oder doch irgendwie als in der Natur vorkommende Spezies behandelt werden sollten.

(Udo Pastörs, NPD: Das kommt vor.)

Resümieren muss man aber, dass die, die den zweiten Ansatz verfolgen, auch dabei, wie ja immer, klar wieder die Abgrenzung zwischen Mann und Frau durchziehen. Auch den Verlautbarungen dieser Gruppierung zufolge ist die Frau demnach ein Naturwesen, der Mann stattdessen stärker Kulturwesen,

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

aber sie sehen Homosexualität als eine natürliche Erbanlage immerhin an und von der Natur aus dazu bestimmt – und jetzt hören Sie mal genauer hin –, es einer kleinen Anzahl von Männern zu ermöglichen, sich völlig unbeeinflusst von persönlichen Interessen ganz der kulturellen

Entwicklung und dem Dienst an der Gemeinschaft zu widmen.

(Michael Andrejewski, NPD: Meinen Sie die Katholische Kirche?)

Frau Abgeordnete, bevor Sie Ihre Rede fortsetzen, erteile ich dem Abgeordneten Herrn Udo Pastörs den dritten Ordnungsruf und entziehe ihm damit das Wort für die heutige Sitzung. Es war eine Beleidigung der Abgeordneten Frau Tegtmeier.

Die Frau hingegen sei die Seele der Familie, die ihren Sinn und Wert aus ihrem Kind herleitet, ohne Kind also vollkommen wert- und sinnlos. Weil der Mann aber zur Zeugung eines Kindes nun einmal nur wenige Minuten braucht – hört, hört! –,

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

um seine biologische Funktion zu erfüllen, also unangenehme Pflicht in dem Fall,

(Heiterkeit bei Udo Pastörs, NPD: Au, au, au!)

wurde die überschüssige männliche Sexualität zu einem Problem der kulturellen Gemeinschaft. Der Mann musste und muss bis heute also lernen – das kommt nicht von mir, ich sage Ihnen nachher, woher das kommt –,

(Udo Pastörs, NPD: Tja, ja.)

seine überschüssige Sexualität so zu gebrauchen, das sie nicht zum Schaden, sondern nach Möglichkeit sogar zum Nutzen der kulturellen Gemeinschaft sich auswirkt. Ganz offensichtlich entspricht es nicht seiner biologischen Bestimmung, seine Sexualität ausschließlich zur Fortpflanzung zu nutzen.

(Barbara Borchardt, DIE LINKE: Ach so?)

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Aber es kommt noch besser: Eine Möglichkeit des Mannes, seine überschüssige Sexualität so zu gebrauchen, wäre die sexuelle Beziehung zu anderen Männern

(Barbara Borchardt, DIE LINKE: Oh, jetzt gehts los! – Udo Pastörs, NPD: Au!)

oder zu geschlechtsreifen Knaben, Herr Pastörs,

(Zuruf von Heinz Müller, SPD)

zu geschlechtsreifen Knaben. „Knaben“, wie wird das definiert?

(Udo Pastörs, NPD: Wie bei den GRÜNEN praktiziert.)

Ein Junge oder Bub, früher auch Knabe, ist ein junger Mensch männlichen Geschlechts, der das Erwachsenenalter noch nicht erreicht hat,

(Barbara Borchardt, DIE LINKE: Ach so?)