Protocol of the Session on April 25, 2013

Wir haben das implementiert ins Gesetz. Da gibt es eine wissenschaftliche …

(Jacqueline Bernhardt, DIE LINKE: Medizinische Informationen?)

Doch, es gibt die Informationen.

(Zuruf von Jacqueline Bernhardt, DIE LINKE)

Es gibt die Informationen, ob die Maßnahmen, die wir jetzt ins Auge fassen, die wir ins Gesetz geschrieben haben, ob die wirken. Und wir werden in einer Situation sein, eine Wirksamkeitskontrolle durchzuführen. Wir werden Zahlen kriegen, ob das, was wir machen, richtig ist, ob wir damit auf dem richtigen Weg sind, und es wird uns dann in den Stand versetzen,

(Julian Barlen, SPD: Das zeigt schon die Einschulungsuntersuchung. – Zuruf von Jacqueline Bernhardt, DIE LINKE)

diese Dinge noch zu verstärken. Und es war mir einfach wichtig, hier noch mal mit ein paar Dingen aufzuräumen und das klarzustellen, meine Damen und Herren. – Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

Vielen Dank, Herr Heydorn.

Weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor. Ich schließe die Aussprache.

Der Antrag auf Überweisung in die Ausschüsse wurde zwischenzeitlich vom Antragsteller zurückgezogen. Kann ich also davon ausgehen, dass wir nach der jetzigen Aussprache die Unterrichtung durch die Landesregierung auf Drucksache 6/1737 verfahrensmäßig für erledigt erklären?

(Stefanie Drese, SPD, Heinz Müller, SPD, und Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Ja.)

Ich sehe und höre keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen.

Ich rufe auf den Tagesordnungspunkt 16: Beratung des Antrages der Fraktion DIE LINKE – Schülerorientierte Re- form der zweijährigen Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe – Verbesserung der pädagogischen Rahmenbedingungen, auf Drucksache 6/1744, in Verbindung mit der Beratung des Antrages der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Unterschiedliche Geschwindigkeiten zum Abitur anerkennen – die Möglichkeit für eine dreijährige Qualifikationsphase schaffen, auf Drucksache 6/1755.

Antrag der Fraktion DIE LINKE Schülerorientierte Reform der zweijährigen Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe – Verbesserung der pädagogischen Rahmenbedingungen – Drucksache 6/1744 –

Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Unterschiedliche Geschwindigkeiten zum Abitur anerkennen – die Möglichkeit für eine dreijährige Qualifikationsphase schaffen – Drucksache 6/1755 –

Das Wort zur Begründung des Antrages der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN auf Drucksache 6/1755 hat die Abgeordnete Frau Berger. Bitte schön.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Die bündnisgrüne Landtagsfraktion legt heute einen Vorschlag vor, um Schülerinnen und Schüler auf dem Weg zum Abitur zukünftig spürbar zu entlasten. Sie sollen künftig die Wahl haben, ob sie das Abitur in zwölf oder in dreizehn Jahren ablegen wollen.

(Dr. Margret Seemann, SPD: Ihr Vorschlag ist Quatsch und unrealisierbar.)

Diesen Weg gehen inzwischen wieder viele Bundesländer. In der Regel kann dabei nach der 4. Klasse zwischen einer G-8- oder einer G-9-Laufbahn gewählt werden.

(Torsten Renz, CDU: Zählen Sie mal die Bundesländer auf, die das machen.)

Wir schlagen hingegen ein anderes, an MecklenburgVorpommern angepasstes Konzept vor. Wir halten es in Mecklenburg-Vorpommern für sinnvoller, dass die Schülerinnen und Schüler die Entscheidung über zwölf oder dreizehn Jahre Abitur in der 10. Klasse treffen, denn in der Sekundarstufe II ist das Arbeitspensum seit der Wiederverkürzung des Abiturs massiv gestiegen. Deswegen muss auch genau an der Stelle die Entlastung erfolgen.

(Torsten Renz, CDU: Was ist gestiegen?)

Die Arbeitsbelastung der Schülerinnen und Schüler ist in der Zeit gestiegen, Herr Renz.

Die Verkürzung des Abiturs auf zwölf Jahre, auch eine Antwort auf Ihre Frage, Herr Renz, hat viele Schülerinnen und Schüler vor große Probleme gestellt. Für den gleichen Schulstoff steht nun ein Schuljahr weniger zur Verfügung. Das heißt, die Schülerinnen und Schüler haben zu Hause einen erhöhten Arbeitsaufwand,

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

aber eben nicht nur zu Hause, sondern gleichzeitig ist die Stundenanzahl in der 11. und 12. Klasse

(Peter Ritter, DIE LINKE: Können wir die Fraktionssitzung hier vorne mal ein bisschen leiser machen?)

auf 34 beziehungsweise 36 Stunden angestiegen.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Der Bildungsminister sollte mal bitte zuhören bei dem Thema.)

Das ist im Übrigen ein Unterschied zum zwölfjährigen Abitur in Mecklenburg-Vorpommern in den 90er-Jahren. Damals war das Stundensoll nämlich noch nicht so hoch, wie es heute ist. Heute gehen die angehenden Abiturientinnen und Abiturienten in den letzten beiden Schuljahren durchschnittlich sieben Stunden allein nur zur Schule. Dazu kommen der Schulweg, Vokabeln lernen, Referate vorbereiten, Hausaufgaben machen, eventuell zur Nachhilfe gehen und vor allem auch der Schulweg. Das heißt, die Schülerinnen und Schüler kommen auf durchschnittlich 45 bis 50 Stunden Arbeit pro Woche. Und dann sollen sie in ihrer Freizeit, in der übrig gebliebenen Freizeit auch noch aktiv werden.

(Vizepräsidentin Regine Lück übernimmt den Vorsitz.)

Sie wollen oder sollen Sport treiben, sie sollen Bücher lesen, sie wollen oder sollen ins Theater gehen und sich für Politik und die Gesellschaft interessieren, damit sie – und so formuliert es das Schulgesetz MecklenburgVorpommern – zu vielseitig entwickelten Persönlichkei- ten werden. Allerdings müssen die Schülerinnen und Schüler in dieser Phase auch noch ihre Zukunft planen, sich über Ausbildung und Studienmöglichkeiten infor- mieren. Wer sich zum Beispiel für ein freiwilliges Jahr entscheidet, wird sich in diesem Zeitraum bewerben, ebenso wie jemand, der sich für eine Berufsausbildung entscheidet.

Andere wollen vielleicht studieren und werden sich um ein Stipendium bemühen. Wer aber ein Stipendium erhalten will, braucht nicht nur gute Noten, sondern muss zusätzlich auch gesellschaftliches Engagement vor- weisen.

(Dr. Margret Seemann, SPD: Nee, der braucht Punkte, keine Noten.)

In den letzten Jahren mussten jedoch immer mehr Schülerinnen und Schüler ihre Freizeitaktivitäten mit der 11. Klasse aufgeben. Viele Vereine, Kirchen, Jugend- orchester, unlängst auch das Technische Hilfswerk und die Feuerwehren beklagten einen massiven Rückgang der Jugendlichen in genau dieser Altersklasse.

(Dr. Margret Seemann, SPD: Ja, die gesamte Anzahl der Jugendlichen ist zurückgegangen.)

Die Schülerinnen und Schüler verlieren damit nicht nur wertvolle Erfahrungen und einen wichtigen Ausgleich zur Schule,

(Zuruf von Dr. Margret Seemann, SPD)

sondern sie mindern damit auch die Chancen auf eine Berufsausbildung beziehungsweise auf eine finanzielle und ideelle Unterstützung ihres Studiums. Denn jeder Personalchef in jedem Betrieb wird irgendwann mal vor die Situation gestellt, dass er Bewerber mit gleich guten Noten hat, und dann schaut er sich sehr wohl die Biografien der Schülerinnen und Schüler an und wird feststellen, dass der eine gesellschaftlich engagiert war. Und selbst wenn es nur ein Sportverein war, wo er vielleicht Jugendgruppen angeleitet hat,

(Torsten Renz, CDU: Stellen Sie doch einfach mal Ihr Modellprojekt vor!)

bedeutet das, dass er zuverlässig ist, dass er teamfähig ist. Das sind genau die Soft Skills, auf die Arbeitergeber heutzutage sehr viel Wert legen.

(Torsten Renz, CDU: Beschreiben Sie doch mal Ihr Modell, wie es aussieht!)

Wir halten das nicht für den richtigen Weg. Wir freuen uns darum ausdrücklich, dass die Fraktion DIE LINKE die Ergebnisse unserer Kleinen Anfragen zu diesem Thema ebenfalls für besorgniserregend hält und ihrerseits Vorschläge unterbreitet. Dazu komme ich aber in meinem zweiten Redebeitrag noch einmal.

Fest steht, selbst die hartnäckigsten Befürworter der Verkürzung auf zwölf Jahre können die damit verbunde

nen Schwierigkeiten inzwischen nicht mehr übersehen. Denn „Der Spiegel“,

(Zurufe von Andreas Butzki, SPD, und Torsten Renz, CDU)

„Der Spiegel“ widmet den Folgen der Abiturverkürzung in dieser Woche sogar eine ganze Titelgeschichte, Herr Butzki. Vielleicht haben Sie es gelesen. Die Überschrift lautet: „Generation Stress: Wenn Schule krank macht“. Mich würde schon interessieren, warum wir das den Schülerinnen und Schülern eigentlich überhaupt zumuten,

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

gerade auch im Hinblick auf den vorherigen Tagesordnungspunkt „Kinder- und Jugendgesundheitsbericht“.

(Torsten Renz, CDU: Machen Sie eine Volksinitiative zu dem Thema!)