die Höchstgrenzen von zwei Stunden pro Tag werden häufig nicht eingehalten. Das sagen Schülerinnen und Schüler, das sagen Eltern und das sagt vor allem auch der aktuelle Bericht des Bürgerbeauftragten.
In einer der Studien werden Schüler von fünf Gymnasialstandorten in Vorpommern befragt, und zwar alle Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 7, 10 und 12. 50 Pro
zent von ihnen gaben an, zwischen fünf und sechs Uhr aufstehen zu müssen, manche sogar zwischen vier und fünf Uhr. Ich glaube, Sie wissen aus eigener Erfahrung, wie schwer es Jugendlichen fällt, zu dieser frühen Tageszeit aufstehen zu können.
Manche Schüler verzeichneten Wegezeiten von vier Stunden am Tag. Schon ein Fünftel der befragten Siebentklässler kommt mit Unterricht, Lernen und Schulwegezeiten auf eine 50-Stunden-Woche und mehr.
Ein hoher Prozentsatz der Schülerinnen und Schüler empfindet die Situation als belastend oder sogar sehr belastend. Am Gymnasium Bergen, der Schule mit den längsten Anfahrtswegen, gaben über 70 Prozent der befragten Lehrkräfte an, dass sie einen Zusammenhang zwischen der Wegelänge und der Konzentrationsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler bemerkten.
(Torsten Renz, CDU: Wir brauchen uns nicht mit den Folgen zu beschäftigen, wenn die Bestandsanalyse schon falsch ist.)
Den Jugendlichen fehlt die Zeit zur Regeneration, sie schlafen im Durchschnitt weniger, es fehlt Zeit für die Familie, Zeit für den Sport und es fehlt Zeit für das Ehrenamt. Deswegen müssen wir alle Maßnahmen ergreifen und Ansätze entwickeln, die diese schwierige Situation mit einem verhältnismäßigen Kostenaufwand verbessern. Die Senkung der Schülermindestzahlen auf Bundesniveau ist aus unserer Sicht verhältnismäßig.
Es gibt eine Reihe weiterer Möglichkeiten, hier schnell Verbesserungen zu erreichen. Zum Beispiel wäre es ein Leichtes und ohne große Zusatzkosten machbar, die kostenlose Beförderung zur nächstgelegenen Schule zu gewährleisten, denn in Mecklenburg-Vorpommern sind die örtlich zuständigen Schulen zum Teil eben nicht die nächstgelegenen. Es gibt Fälle, da müssen Schüler 70 Minuten bis zu ihrer örtlich zuständigen Schule fahren, obwohl die nächste Schule nur 20 Minuten entfernt ist. Die lange Fahrt ist kostenlos, die monatlich anfallenden 70 Euro für die nächstgelegene Schule müssen jedoch die Eltern übernehmen. Das versteht kein Mensch und solche Beispiele gibt es viele, insbesondere an den alten und auch an den immer noch aktuellen Kreisgrenzen.
Es darf nicht sein, dass Schülerinnen und Schüler sinnlos durch das Land kutschiert werden, weil es keine kreisübergreifenden Kooperationen im Schülerverkehr gibt
und weil das Schulgesetz solche Kooperationen auch noch untergräbt. Jeder Schüler muss das Recht haben, die nächstgelegene Schule zu besuchen, ohne die Fahrkosten bezahlen zu müssen. Damit wäre schon vielen im Land geholfen.
Sie sehen, es gibt viele bezahlbare Möglichkeiten, zur deutlichen Verkürzung der Schulwege zu kommen und vor allem die stetige Verlängerung der Wege zu stoppen: Erhalt der Schulstandorte, Senkung der Mindestschülerzahlen auf das Bundesniveau, Überarbeitung der Schul- einzugsbereiche, kostenlose Beförderung zur nächstgelegenen Schule, mehr kreisübergreifende Kooperationen,
Schulwege von zwei Stunden und mehr pro Tag im ländlichen Raum dürfen nicht der Normalfall in MecklenburgVorpommern sein.
(Marc Reinhardt, CDU: Hubschraubereinsatz! – Torsten Renz, CDU: Pilot Saalfeld dann. Pilot Saalfeld. – Zurufe von Wolf-Dieter Ringguth, CDU, und Johannes Saalfeld, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)
wäre Ihnen aufgefallen, dass es gerade an der Sicherheit der Schulwege im Bereich der Fuß- und Fahrradwege mangelt.
Im Ältestenrat ist eine Aussprache mit einer Dauer von bis zu 120 Minuten vereinbart worden. Ich sehe und höre dazu keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.
(Torsten Renz, CDU: Aber jetzt nicht so wissenschaftlich, dass wir es nicht verstehen! – Andreas Butzki, SPD: Einfache deutsche Sprache!)
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Warum gibt es diesen Antrag? Ich glaube, die Antwort fällt nicht schwer: Die GRÜNEN munitionieren sich auch für ihren Wahlkampf und sind hier in der Wahlkampfkurve schon mal relativ weit fortgeschritten.
(Beifall vonseiten der Fraktion der CDU und Andreas Butzki, SPD – Andreas Butzki, SPD: Ja, genau. – Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Genauso ist das.)
Frau Berger, wie viele Schulen sind denn in den letzten vier, fünf Jahren, in dieser Legislaturperiode, geschlossen worden?
wie viele Schulen sind in den letzten fünf Jahren geschlossen worden? Frau Berger hat sich vor der Antwort gedrückt. Ich kann auch nachvollziehen, warum. Ich persönlich kann mich nicht an eine erinnern,
(Johannes Saalfeld, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Klar, sind alle schon geschlossen. – Simone Oldenburg, DIE LINKE: Damshagen.)
Das finde ich wirklich absurd, Frau Berger, auch wenn es Ihnen vielleicht für den Wahlkampf nützt, die Menschen mit einer Debatte über die Schließung von Schulen zu verunsichern, wenn wir steigende Schülerzahlen haben und mit diesem Thema eigentlich in dieser Legislatur